Prof. Ulrike Guérot ist eine mutige Frau. Mit ihren unabhängigen Analysen in der Corona-Maßnahmenkritik und ihrer Position zum Ukrainekrieg hat es sich die Politikwissenschaftlerin und Publizistin nicht leicht gemacht und musste sich umfangreiche An- und Übergriffe gefallen lassen, bis hin zum Verlust ihrer Tätigkeit an der Universität Bonn.
Viele Altmedien nahmen die aktuelle Herpes-Geschichte auf, die Häme in den sozialen Netzwerke, insbesondere aus der linken Ecke, kannte keine Grenzen. T-Online titelte „Ulrike Guérot nach Lanz-Talk: Scheidenherpes durch ,männliche Brutalität'“. Selbstverständlich darf man darüber auch einen Moment lang schmunzeln, denn diese unerwartete Offenheit zu diesem Thema in Verbindung mit der Schuldzuweisung Richtung Markus Lanz ist speziell.
Aber dann sollte in unseren Breiten gerne wieder Ruhe einkehren und der Frage nachgegangen werden, um was es hier eigentlich geht, für was Prof. Ulrike Guérot hier vielfach verspottet wird. Was ist da näherliegend, als mit einem Frauenarzt darüber zu sprechen, anstatt sich nach Stammtischmanier noch bis morgen früh auf die Schenkel zu klopfen.
Alexander-wallasch.de spricht mit einem 55-jährigen Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, seit 2010 niedergelassen in eigener Praxis, Fachgutachter für Geburtshilfe, Dozent für OP- und Krankenpflege und funktionelle Medizin mit Schwerpunkt LC/PostVac.
Haben Sie mitbekommen, was aktuell über und von Ulrike Guérot berichtet wird?
Ja, natürlich, die Medien sind ja voll davon.
Ist sowas überhaupt möglich von einem Tag auf den anderen?
Ja, dass entwickelt sich innerhalb von Stunden.
Trägt man den Herpes grundsätzlich in sich und wird der dann von außen ausgelöst?
Der Mensch hatte irgendwann mal so eine primäre Infektion mit diesem sogenannten Herpes Simplex Virus. Den gibt es als Typ 1 und 2. Der Typ 1 wird den Lippen zugeordnet und der Typ 2 dem Genital. Ist er im Körper vorhanden, hält ihn das Immunsystem in Schach. Und je nachdem, welchen Zustand das Immunsystem hat, kann das jederzeit wieder ausbrechen.
Ist die Häufigkeit von Lippenherpes deutlich höher? Oder liegt es nur daran, dass man ihn deutlich häufiger sieht?
Man sieht ihn deutlich häufiger. Ich würde jetzt nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass das eine häufiger ist als das andere. Es kann durchaus gleichverteilt sein. Das müsste man in der Literatur nachgucken. Aber ich würde sagen, dass ist ungefähr gleich häufig.
Wie häufig ist das bei Ihnen in der Praxis? Ist die Feststellung eines Herpes auch für Sie ein Signal für eine besondere Hygienemaßnahme?
Nein, das ist kein Signal für gar nichts. Das ist grundsätzlich bei Geschlechtskrankheiten geboten.
Ist das die häufigste?
Nein, aber schon recht häufig. Und der Herpes wird unter Umständen auch durch Oralverkehr übertragen. Es kann auch eine Kreuzinfektion geben zwischen HSV eins und HSV zwei. Früher hat man das streng auseinander gehalten, aber es kann auch durchaus durch Oralverkehr von der einen in die andere Richtung übertragen werden. Bei Frau Guérot wird jetzt diskutiert, dass der Auslöser eine Aufregung bei Markus Lanz war.
Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Frauen in besonderen Stresssituationen dann zu Ihnen kommen mit Herpes?
Nein, das sagen die in der Regel nicht, wie das ihrer Meinung nach passiert ist. Die Frauen sagen einfach nur, sie haben Beschwerden. Und Herpes macht ganz fiese Beschwerden, der tut unglaublich weh, entwickelt sich innerhalb von Stunden und ist super penetrant. Den kriegt man auch so mit normalen Mittelchen nicht weg, da brauchen sie antivirale Medikamente.
Die Frauen berichten nicht von besonderen Ereignissen, wenn sie das haben. Die können sich auch selten daran erinnern, dass irgendwas Gravierendes vorgefallen ist. Sondern die stehen dann in der Praxis und sagen, das hat sich plötzlich entwickelt, ich habe hier ein Pickelchen gefühlt, hab hier Blasen usw. und man stellt dann eine Blickdiagnose.
Das heißt, Sie können gar keine Zuordnung machen, weil Sie gar nicht wissen, ob es durch Stress passiert ist oder durch Geschlechts- oder Oralverkehr, was ja letztlich auch keine Rolle spielt ...
Wir fragen da auch nicht nach. Ich persönlich finde es übergriffig, da nach dem Grund zu fragen. Aber ich weiß, es ist in der Branche nicht unüblich, dass da übergriffig durch die Gegend gefragt wird. Das machen manche Kollegen.
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Wie glaubwürdig ist die Geschichte von Ulrike Guérot?
Sehr glaubwürdig. Es gibt Zustände, in denen Frauen so etwas entwickeln können. Das ist jedenfalls nicht an den Haaren herbeigezogen. Ich kann es mir durchaus vorstellen. Das muss man sich mal überlegen, die Frau macht sich da nackig!
Aber wenn sie jetzt sagen, dass es besonders schmerzhaft ist, Frau Guérots Frauenärztin soll ja nun laut Frau Guérot gemeint haben, so etwas noch nie gesehen zu haben. Und sie soll dann Fotos fürs Lehrbuch gemacht haben. Haben Sie da auch immer eine Polaroidkamera liegen für die spannendsten Geschichten?
Ich habe mein Handy dabei, ich habe auch mit Sicherheit einige Vulvafotos und Vaginalfotos drauf. Aber ein Herpes gehört nun wirklich nicht zu den seltenen Aktionen. Es sei denn, das war ein Fall, wo diese Infektion explodiert ist, dass das über die Vulva hinausgegangen ist bis auf die Oberschenkel oder sonstiges. Aber dann ist es keine Sache, die sich innerhalb von Stunden entwickelt hat. dann wird sie schon länger damit rumgelaufen sein. Aber prinzipiell halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass das passieren kann, dass Frau Guérot da so unter Stress geraten ist, dass da ein Herpes explodiert ist.
Das heißt, dass man durchaus obenrum bei Lanz noch vernünftig seine Frau stehen kann, aber untenrum ist man schon auf dem Gang in die Katastrophe. Was ist denn die klassische Methode, dagegen vorzugehen?
Die Standardmethode ist erstmal die Diagnose, also die sollte schon feststehen. Da muss also ein Facharzt sehen, ob es tatsächlich ein Herpes ist.
Also kein Bluttest ...
Nein, das ist eine Blickdiagnose. Manche sichern das auch noch mit einem Abstrich ab. Auf jeden Fall würde man bei einem dringenden Verdacht mit antiviralen Mitteln arbeiten. Und damit fängt man erstmal oral an. Da gibt es ein bestimmtes Einnahmeschema, und bei richtigen Härtefällen, wenn das also oral versagt, dann muss man das intravenös geben, aber dann gehört die Frau in der Regel auch stationär untergebracht, aber das ist sehr, sehr selten.
Muss ich mir das vorstellen wie so eine offene Gürtelrose?
Ja, so kann man sich das vorstellen. Das ist auch genauso schmerzhaft.
Kommen die Frauen mit so etwas mehrfach, bis es wieder in Ordnung ist?
Ja. Und es besteht manchmal auch das Problem, dass sich daraus eine Superinfektion entwickelt. Sie haben dann einmal diesen Virenbefall, und dann setzt sich manchmal auch noch eine bakterielle Infektion obendrauf samt Ausflusserscheinung und solche Sachen.
Aber geht man damit an die Öffentlichkeit, wie es Frau Guérot getan hat?
Aus der Sicht, wie ich den Fall dieser Frau jetzt über die vergangenen Jahre verfolgt habe, würde ich sagen, war das ein Eigentor. Ich hätte das für mich behalten. Denn da fällt ja jetzt das feindliche Lager über die Frau her. Ich weiß nicht, was sie damit beabsichtigt hat, ob ihr da etwas rausgerutscht ist. Ulrike Guérot stellt sich da im Interview hin und meint allen Ernstes, wir können ja hier von Frau zu Frau reden ...
Ist das nicht auf eine gewisse Art auch entwaffnend für Kritik?
Ja, tatsächlich. Das ist schon total mutig.
Wo ist denn der Unterschied, wenn ich als Rudi Assauer offensiv mit meiner Alzheimererkrankung umgehe?
Gynäkologie ist ein Fach, für das es besondere Intimitätsregeln gibt. Da wird weniger darüber gesprochen, was da unten herum passiert.
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Kommentar von Hardy Neumann
Danke Her Wallasch, dass Sie das Thema aus ihrer Sicht auch mal beleuchten.
Ich bin erst durch Ihren Artikel aufmerksam geworden.
Er ist ein gutes Beispiel für unsere Reaktionen auf Situationen, die uns ungeheuer überfordern und nicht nur Symptome in der Psyche, sondern an gewissen Körperregionen hervorrufen können.
Frau Guérot hat sich mit der Veröffentlichung einen Gefallen getan - denn so macht sie Ihre Empfindung öffentlich. Es hat nichts mit ihr zu tun, wenn sich andere Menschen darüber lustig machen oder anderweitig abwertend benutzen.
Ich kann mir vorstellen, dass das Öffentlichmachen ihrer individuellen Geschichte ihr am meisten helfen wird damit besser zurechtzukommen.
Falls jemand Interesse an mehr Informationen zum Selbststudium hat:
google "Krankheit ist anders" oder nach "5 biologische Naturgesetze"
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Kommentar von Peter Löcke
Psychosomatische Reaktionen gibt es viele. Bei mir sind es Migräneanfälle. Der Körper reagiert nun mal auf seelischen Stress. Je sensibler ein Mensch, desto anfälliger ist er.
Ich glaube Frau Guérot auch als Nicht-Gynäkologe. Hat Sie sich mit Ihrem sprachlich sehr "eindeutigem" Outing einen Gefallen getan? Nein. Klüger wäre es gewesen, wenn Sie von körperlichen Reaktionen, Erkrankungen, ärztlich diagnostiszierten Hautreaktionen etc als Folge der Lanzschen Hexenverbrennung gesprochen hätte. Vermutlich war Sie sich des medialen Echos in einer Frau-zu-Frau-Gesprächssituation für einen kurzen Moment nicht bewusst. Kann man naiv nennen, ist aber auch menschlich.
Dass 99 % der Medien höhnisch drauf reagieren, ist schäbig, aber leider auch erwartbar.
Was mich wirklich wütend macht, ist diese Heuchelei und Doppelmoral der journalistischen Güllewerfer von Spiegel und Co. Es sind ausgerechnet Me2-Journalisten, die die weibliche Opferrolle als Geschäftsmodell bis zum geht nicht mehr ausreizen. Es sind ausgerechnet die Feminismus-Journalisten, die sonst hinter jeder noch so sachlichen Kritik an Baerbock, Ricarda Lang und Co toxische Männlichkeit sowie Neid und Hass von alten weißen Männern vermuten. Als Totschlagargument.
Manchmal denke ich, dass der Tagesablauf eines Spiegel-, taz- oder Zeit-Journalisten so aussieht. Er recherchiert von morgens bis abends nach irgendwelchen Formen von Misogynie. Das Wort kannte ich bis vor zwei Jahren gar nicht. Heute begegnet es mir täglich. Wenn ich Pech habe, ist es heute schon toxisch männlich, wenn ich einer Frau ein Kompliment mache oder ihr die Tür aufhalte. Alles schon von besagten Journalisten in durchgegenderter Sprache gelesen. Und dann sitzt ein solcher Femo-Journo-Porno-Moralist abends popelnd auf seiner Couch, liest die Guérot-Aussage und twittert: "Gröhl. Rofl. Die Olle hat Scheidenherpes gesagt. Hihi. Hihi. Emoji. Emoji."
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Kommentar von A. L.
Ich denke, Frau Guérot hat sich mit der Veröffentlichung solcher intimer Details/Krankheit keinen Gefallen getan. Schon mal abseits von jeder Meinung - egal welche Richtung - sollte man sich mit solchen Informationen zurückhalten, wer will denn wissen, welcher Mensch Scheidenherpes hat - ganz ehrlich mal.
Aber da sie auch noch als Gegner der allgemein gültigen Meinungen auftritt und damit sowieso schon im Fadenkreuz von unseriöser und tendenziöser Berichterstattung steht, hätte ich das an ihrer Stelle im Leben nicht veröffentlicht.
In sämtlichen Foren wird derzeit über sie hergezogen unter dem Tenor: da sieht man es mal wieder, Schwubler bleiben Schwurbler (nicht meine Meinung, nur zitiert).
Ich glaube nicht, dass sie sich zu irgendeinem ernsten Thema noch mal einladen lassen sollte, sie wird in den nächsten Jahren(zehnten) die Frau mit dem Scheidenherpes bleiben.
Sie hat nicht nur sich selbst, sondern auch allen Leuten, die alternativ berichten und unserer ganzen Gegenszene damit einen Bärendienst erwiesen.
Man könnte denken, sie ist/war ein U-Boot... Weil - so dumm kann man doch eigentlich nicht sein. Das Ganze ärgert mich dermaßen...
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Kommentar von Wolfgang Aust
Mal ganz ehrlich:
Ich kann die Geschichte dieser Dame sehr gut nachvollziehen. Mir rollen sich schon bei den kurzen Gesprächsausschnitten, die ich hin und wieder von Lanz sehe die Fußnägel auf. Gebongt.
Aber was soll das?
Männliche Brutalität gegen armes Weibchen? Könnte nicht auch ein widerlicher weiblicher Moderator bei einem sensiblen männlichen Gast ähnliches hervorrufen?
Vor allem: Die Dame ist ja nun wirklich nicht gezwungen worden bei Lanz Platz zu nehmen. Und sie wusste, worauf sie sich da einlässt. Ist es da zu viel verlangt, dass sie sich da vorher Gedanken macht, ob sie in der Lage und willens ist, sich das anzutun und heil durchzustehen? Und, wenn sie dies getan haben sollte, sich einzugestehen, dass sie sich eben verschätzt hat und unter „Lehrgeld“ abzubuchen?
Ich würde bei einer Frau, die als selbstbestimmt und rational wahrgenommen werden möchte, durchaus voraussetzen, dass sie ihre individuellen Grenzen, Stärken und Schwächen kennt und beachtet und nicht anderen die Schuld gibt.
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Kommentar von Carl Peter
Nun ergeht es ihr so, wie vielen Corona-Impfopfern - Schadenfreude gibt es da oft von Ungeimpften.
Ich hoffe natürlich, sie ist ungeimpft, dann ließe sich eine Diagnose noch besser abgrenzen, also von vielen damit zusammenhängenden Ungewissheiten.
Warum ist das sonst noch von öffentlichem Interesse?
Nun, ich halte seit Corona die ärztliche Schweigepflicht für so gut wie abgeschafft - der persönliche Impfstatus ist so öffentlich, wie das Politische.
Ich halte zudem die Möglichkeit gegeben, nicht nur von männlicher Brutalität zu sprechen, sondern auch von der weiblichen - nicht nur Herr Lanz könnte sich als Auslöser selbst in Betracht ziehen, sondern auch die damals gleichsam anwesende Frau Strack-Zimmermann.
Ich kann das Gelästere über Frau Guerots Probleme nicht wirklich verstehen, da schließlich doch bei Impfschäden meist die psychische Verfasstheit der Opfer in Verantwortung genommen wird.
Empfiehlt nicht die Stiko bei Impfschäden erstmal die Klappe zu halten?
Sei’s drum, Frau Guerot hat das Scheunentor aufgerissen und nicht nur meine Spekulationen eingeladen.
Frau Guerot will verteidigt werden, und das tue ich hiermit ausdrücklich, es geht ja um mehr als öffentliches Herpes.
Es geht auch um ihre öffentliche Arbeit, und ihre Gegner beziehen ihre Schadenfreude aus einem Virus.
Das ist gesellschaftlich bezeichnend wieviel Unverständnis über Viren herrscht, selbst die Ärzteschaft hat sich da bei ihrem eigenen Kenntnisstand gewaltig überhoben, und sich dann riesigen Impfalleen vorangestellt.
Auch da kann man nicht nur von männlicher Brutalität sprechen.
Und was die Kritiker von Frau Guerot betrifft, sie fühlen sich wohl verraten, weil sie sich aufgrund Guerots bisheriger Arbeit selbst kritisieren müssten, und das ist so ausgeschlossen, wie sich die Verantwortlichen für das Corona-Desaster nicht selbst anklagen werden.
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Kommentar von hans
… ja klar, können Stress und Ekel Herpesviren vermehren. Das ist im Übrigen ein Grund, warum ich die mit Zwangsgebühren 'finanzierten' 'BRD'-Staatsmedien meide wie die Pest.
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Kommentar von H. Jacobsen
Persönlich halte ich es auch für ein Eigentor, welches Frau Guerot geschossen hat. Schade, wenn so mutige Kämpfer für Werte sich so selbst aus dem Spiel nehmen.
Nichtsdestotrotz halte ich es für durchaus möglich, dass nach solchen Ereignissen wie dem Auftritt bei Lanz, ein derartiger Krankheitsverlauf eintritt. Es ist allgemein bekannt, dass Stress das Immunsystem schwächt und ein geschwächtes Immunsystem mehr Krankheiten zulässt.
Die Krankheit kann aber auch in Kombination mit der Impfung entstanden sein. Wir alle wissen, dass Gürtelrose und Herpes nach der Impfung besonders häufig aufgetreten sind. Ich habe in meinem persönlichen Umfeld auch einen Fall, wo der Gesichtsherpes nach der Impfung immer wieder und auch wesentlich stärker als vorher auftritt.