Heute bekam ich E-Mail-Post von der Universität in Jena (gleich im Anschluss im Original), wo eine junge Frau ihre Doktorarbeit schreibt. Antonia Wurm beschäftigt sich mit alternativen Medien. Und sie möchte mit mir ein Gespräch führen von 60 Minuten Länge. Alles sei anonym und die Auswertung lasse keine Rückschlüsse zu.
Ich frage zunächst zurück, was mein Vorteil an der Sache wäre. Aber es kommt mir anschließend zu schlüpfrig und missverständlich vor, also schaue ich mir näher an, wer Frau Wurm eigentlich ist. Und siehe da, es gibt so einiges im Netz. Allerdings bestätigt sich Seite für Seite mehr, dass auch hier die üblichen Diffamierungen, Diskreditierungen und Ausgrenzungen bedient und ein regierungsnaher Kurs in der Arbeit ernährt und gerechtfertigt wird.
Antonia Wurm ist auf X, schreibt aber selten. Drei Posts zurück, Ende 2024, steht Folgendes:
„Freue mich schon auf den Austausch bei unserem Workshop ‚Antidemokratische Akteure in der Öffentlichkeit‘ auf der #DGPuK25 in Berlin. Interesse dabei zu sein? See below.“
Ich mutmaße, dass man sich nicht über Georg Restle oder Katrin Göring-Eckardt austauschen will.
Ich schaue mir auch an, wem Frau Wurm auf X folgt. Die Liste von 79 Personen wird von der grünen Ex-Parteichefin Ricarda Lang angeführt, es folgen ein paar Uni-Professoren und eine Digital-Spiele-Konferenz. Frau Wurm ballert vielleicht nachts am PC, Elon Musk macht das auch. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie sich im Rahmen ihrer Arbeit näher damit beschäftigt hat. Auch dem „Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration“, einer Forschungseinrichtung der Uni Jena, folgt Antonia Wurm.
Nichts ist mehr richtig privat, aber das soll hier lediglich erwähnt werden, um klarzumachen, dass ich auch nicht anders vorgehe als jeder andere, der sich vorab informiert, bevor er eine Kontaktanfrage seriös beantwortet.
Wichtiger sind aber sowieso die fachspezifischen Fußabdrücke von Antonia Wurm. Zunächst schaue ich mir einen MDR-Beitrag an, der über die Arbeit von Frau Wurm berichtet. Nachdem ich das angesehen habe, antworte ich auf die Anfrage von Antonia Wurm mit einer zweiten E-Mail:
„Ich habe mir gerade Ihre 360-Grad-Sendung angeschaut, wo Sie auch zum Thema auftreten. Da ist so viel falsch und stereotyp klischeehaft, da fürchte ich, diese Mauer kann ich auch in 60 Minuten nicht durchbrechen. Es ist eigentlich auch sehr traurig, dass so etwas 2025 noch möglich ist.“
Der MDR-Beitrag mit dem Titel „Desinformationen und ihr Einfluss auf unser Wahlverhalten“ ist knapp sieben Minuten lang. Die Desinformationen werden – natürlich – von den neuen Medien verbreitet.
Zunächst wird auf die sogenannte „russische Doppelgänger-Kampagne“ hingewiesen, die auf einer Analyse des bayerischen Verfassungsschutzes beruht. Die Geheimdienstbehörde hatte neue Medien wie Alexander-Wallasch.de, aber auch die „Berliner Zeitung“ diffamiert und musste ihre veröffentlichte Analyse nach Protesten später dahingehend korrigieren, dass man uns von allen Vorwürfen freisprach. Dazu aber kein Wort im MDR-Beitrag. Die Erwähnung erfüllt hier schlicht die Funktion der Diskreditierung, und es ist nur ein Beispiel.
An einer Stelle sitzen Frau Wurm und ein Kollege vor einem Bildschirm. Die Off-Stimme hatte zuvor erklärt: „Gezielte Desinformationen finden sich auch in den selbst ernannten alternativen Medien.“ Antonia Wurm macht sich mit Blick auf die Seite „Tichys Einblick“ Gedanken über das Design der Seite und befindet, die Darstellung sei so, wie man es auf einer klassischen News-Seite auch sehen würde. Die Intention ist klar: Achtung, der Wolf im Schafspelz.
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Eine Professorin des Instituts ergänzt, es gebe halt solche Seiten, die ähnlich aussehen, die sich aber trotzdem nicht „an alle Qualitätsstandards und an alle Normen des Journalismus“ hielten. Dann gebe es Seiten, wo politische Informationen schon mehr für das eigene Weltbild zurechtgebogen werden. Belege dazu: null.
Nochmals zur Sicherheit: Hier ist nicht die Tagesschau gemeint. Die These eilt der Studie voraus, „ergebnisoffenes Arbeiten“ ist zum Fremdwort geworden. Wissenschaft fürchtet das Weihwasser der Wahrheit, wo immer die auch zu finden ist.
Die Grundaussage: Alternative Medienangebote sind grundsätzlich böse, journalistisch minderwertig und tendenziös. Aber es gibt eine Bandbreite bis hin zur ausschließlichen Verschwörungstheorie. Noch ein Satz bleibt hängen: „Die Nutzer alternativer Medien wählen oft extrem.“ Die AfD und die Linke werden hier genannt. Aber was, wenn man die etablierten Parteien entlang ihrer Politik mittlerweile als extremistisch empfindet? Da haben die Uni-Protagonisten aus Jena eine selbst verordnete Denkblockade.
Jetzt ist es müßig und doof, das alles noch weiter aufzurollen, nichts daran ist überraschend. Weitere Webseiten bestätigen das Bild. Welchen Sinn soll es also machen, 60 Minuten mit Antonia Wurm zu sprechen? Ich bin nicht der Therapeut der jungen Doktorandin. Ich habe diesen Ansatz nicht. Und selbst wenn, die Erfolgsaussichten wären gering und die Rückfallquote höher als bei Heroin – da bin ich sicher. Vergebliche Liebesmühe also. Frau Wurm schrieb:
Sehr geehrter Herr Wallasch,
Mein Name ist Antonia Wurm. Ich bin Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Jena und beschäftige mich in meiner Dissertation mit ergänzenden Angeboten zur Berichterstattung deutscher Leitmedien. Mich interessiert dabei besonders, in welcher Rolle sich Produzenten unabhängiger Nachrichtenangebote sehen. Unter anderem möchte ich wissen, wie Motivationen zu dieser Tätigkeit entstanden sind, welche Werte die journalistische Arbeit anleiten und wie der aktuelle Status deutscher Berichterstattung beurteilt wird. Birgit Kelle hat mir empfohlen, Sie anzusprechen. Da Sie einen eigenen Nachrichtenblog betreiben, wäre ein Gespräch mit Ihnen für meine Arbeit sehr wertvoll. Ich möchte daher fragen, ob Sie bereit wären, mir ein Interview zu geben? Das Gespräch würde online stattfinden und circa sechzig Minuten dauern. Selbstverständlich sind alle Aussagen im Gespräch anonym und werden auf eine Art und Weise ausgewertet, die Rückschlüsse auf einzelne Personen ausschließt.
Sollten Sie weitere Fragen zum Interview oder andere Themen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung! Ansonsten lassen Sie mich gerne wissen, wann es zeitlich gut für ein Gespräch bei Ihnen passen würde. Ich freue mich, von Ihnen zu hören.
Mit besten Grüßen
Antonia Wurm
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Kommentar von Alfonso Kerner
Frau Wurm ist Konsument von alexander-wallasch de?
Oh mein Gott, wohin habe ich mich denn hier verlaufen?
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Kommentar von HP
Also die Formulierung "(beschäftige mich in meiner Dissertation mit) 'ergänzenden Angeboten zur Berichterstattung deutscher Leitmedien'" klingt aber auch schon verdächtig bemüht, wie auch euphemistisch.
Ist bestimmt ein akademischer Code für das profane Label 'Rechte Fake-News-Schwurbler-Schleuder', wo selbst die Frage "Ist das Kunst oder kann das weg?" nicht mehr gestellt werden darf.
Fazit: Da ist offenbar gehörig der Wurm drin.
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Kommentar von akimo
Bekommt man für solchen Ideologiescheiss tatsächlich DOKTOTRITEL?
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Kommentar von Ulrich Viebahn
Hätten Sie die Geschichte auf einer Theaterbühne erzählt, hätte einer von hinter der Bühne gerufen: 'Glaub' ihr kein Wort!'
Danke aber sehr für die Bearbeitung dieses Vorfalls. Der ist wahrscheinlich ein Prototyp für neue Formen der Fallenstellung, um Material für Propaganda und Zersetzung zu bekommen. Frau Doktor Wurm? Stefan Weber sollte sich die Arbeit mal vormerken. Allerdings müßte er auch etwas von dem Merz'schen Sondervermögen bekommen.
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Kommentar von Kurt Engel
„wie Motivationen zu dieser Tätigkeit entstanden sind“
Bin ein einfacher praktisch denkender Mensch. Wer so fragt, der hat nix, aber auch gar nix verstanden, was in D abgeht. Die sollte mich fragen. Meine Antwort gleicht der des Ungarn
in Zuckmayers Schinderhannes:
„Voller Bauch, gute Politik, leerer Bauch, schlechte Politik. Das meine Politik.“
Recht hat er, denn genau diese Politik findet derzeit in D nicht statt.
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Kommentar von Eddy Nova
Die WALLASCH.de Frage 'Was ist mein Vorteil' war doch die bestmögliche ! Wobei ich zuallervorderst 'Im Sinn der eigenen Sache' meine ...
****
Eine weitere Frage wäre ob man ein '60 Minuten Gespräch' aufzeichnen kann und ggf. im Sinn der 'eigenen Sache' nutzen kann , was naturgemäß dann natürlich beide Seiten könnten.
****
Die Kommentare sehen es vielleicht etwas zu negativ - letztendlich gehört 'klappern' zum Handwerk ...und der point scheint mir 'Wer eine Aufzeichnung des 60 Minuten Gespräch hätte nutzen können' ...
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Kommentar von Juliane Merz
"Birgit Kelle hat mir empfohlen ... " - eine schrecklich nette Kollegin.
Antwort von Alexander Wallasch
hahaahaha
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Kommentar von Marco B.
Also diese pseudo-nachrichtendienstlichen Datenerhebungen gehen mir mittlerweile auch gegen den Strich. Hatte vor drei Jahren jemanden, dem man mit seinem Blog Marketingfirmen auf den Hals hetzte. Man wollte herausbekommen "wie gut besucht die Seite" ist.
Aktuell habe ich aber einen interessanteren Fall, bei dem sich mutmasslich alle Politiker:innen wegducken, jemanden der gegen Rassismus und Antisemitismus agiert zu helfen. Sollte dies so enden, und diese Politiker:innen schweigen, ist mein Vertrauen in die Presse- und Meinungsfreiheit endgültig zerstört.
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Kommentar von F. Lo
Also, Frau Wurms Dissertation lautet (laut Uni-Website) „‘Alternativ(los)? Einflussfaktoren auf die Populismuskonstruktion in alternativen politischen Online-Medien‘. Dissertation zu Selbstverständnis und Nachrichtenroutinen der Produzent:innen alternativer politischer Online-Medien.“
Nach meinem Verständnis deutet der Begriff „Populismuskonstruktion“ im Titel darauf hin, dass den gemeinten Medien nachgewiesen werden soll/könnte, Populismus zu fördern – der nicht nur für die linke Bertelsmann Stiftung etwas eher Unanständiges, Vorurteilsbehaftetes darstellt (siehe deren Populismusbarometer, usw.).
Laut DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) geht es im beantragten Projekt darum (Zitat), „wie hoch das Ausmaß und die Art von Populismus in APOM [den alternativen politischen Online-Medien] ist.“ Es ist dabei m. E. nicht ganz ersichtlich, was Populismus im Forschungskontext konkret sein soll. Na ja, das Erkenntnisinteresse klingt ja ganz nett: „Die Ergebnisse des Projekts sind wissenschaftlich relevant, um neuere APOM in Relation zu etablierten Medien zu verorten. Zudem können wir evaluieren, inwieweit sie zu einer demokratischen Erweiterung des Diskurses beitragen. Die Befunde geben Journalist:innen und politischen Akteuren Anhaltspunkte, wie APOM inhaltlich auftreten und welche Rolle Produzent:innen und Nutzer:innen dabei spielen“. Man kann sich aber kaum vorstellen, dass den untersuchten kleineren Medien zum Schluss eine demokratiefördernde Wirkung attestiert wird. Lassen wir uns überraschen.
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Kommentar von Mad Max
… ooops? Formatierungsfehler, daher noch einmal. ;-)
Frl. Wurm: 'Mich interessiert dabei besonders, in welcher Rolle sich Produzenten unabhängiger Nachrichtenangebote sehen. Unter anderem möchte ich wissen, wie Motivationen zu dieser Tätigkeit entstanden sind, welche Werte die journalistische Arbeit anleiten und wie der aktuelle Status deutscher Berichterstattung beurteilt wird.'
… das Frl. Wurm kann täglich hier im Blog Antworten finden. Da braucht es kein Interview. Soll sie doch hier Ihre Fragen stellen. Ganz sicher werden diese beantwortet. Ich freue mich darauf.
Eine Antwort vorab.
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Kommentar von Mad Max
Frl. Wurm: <i>'Mich interessiert dabei besonders, in welcher Rolle sich Produzenten unabhängiger Nachrichtenangebote sehen. Unter anderem möchte ich wissen, wie Motivationen zu dieser Tätigkeit entstanden sind, welche Werte die journalistische Arbeit anleiten und wie der aktuelle Status deutscher Berichterstattung beurteilt wird.'</i>
… das Frl. Wurm kann täglich hier im Blog Antworten finden. Da braucht es kein Interview. Soll sie doch hier Ihre Fragen stellen. Ganz sicher werden diese beantwortet. Ich freue mich darauf.
Eine Antwort vorab.
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Kommentar von Torsten Kandziora
Kein Fußbreit dem Wokismus!
Bringt nichts, mit denen zu reden. Gar nichts bringt das mehr. 2025. Obwohl. Der jungen Dame wird es den Doktortitel einbringen. Zudem. Einen "super-sexy-Job" im System. "Super-sexy Freund*innen". Sorgenfreiheit und sicherlich immer ein gut gefülltes Konto. Als Bonus. Die staatliche Lizenz zur Rechthaberei und Allwissenheit. Übrigens. Passender Nachname, den die junge Frau da hat. Passt schon.
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Kommentar von Max Meier
Sie haben richtig entschieden. Die gute Antonia möchte natürlich nur ihre vorgefasste Meinung bestätigt wissen; sie brauchte ein paar O-Töne, um Sie in den Dreck zu ziehen und den vermutlich bereits geschriebenen Beitrag über Sie zu garnieren. Das Interview wäre nur der Aufhänger, um Andeutungen zu platzieren, Halbsätze aus dem Zusammenhang einer Aussage zu reißen und die Glaubwürdigkeit des subjektiv bereits feststehenden negativen Urteils zu untermauern. In Schnellroda bei Antaios hatte man übrigens bis vor einiger Zeit auch immer darauf gehofft hatte, sich mit Interviewern von Spiegel & Co. fair und unvoreingenommen unterhalten zu können. Das ging natürlich immer in die Hose. Man muss bedenken, dass die staatsnahe Medienmeute schon ein klares Feindbild hat. Das Ziel solcher Interviews ist daher immer, Munition gegen den Feind zu sammeln, den Gesprächspartner zu diskreditieren und gleich als Steigbügel für die eigene Karriere zu benutzen, denn man ist ja dann quasi Expertin für alternative Medien ...
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Kommentar von Sara Stern
Zur Zeit scheint man das Regime das akademische Vorfeld und NGOs wieder im großen Stil damit zu beauftragen irgendwelche Schwurbeleien als Munition gegen den politischen Feind herbei zu dichten. Vermutlich hängt das mit den Sondervermögen und dem Erfolg der rotgrünen bei der Koalitionsbildung zusammen. Das Geld sitzt jetzt erstmal locker und jede NGO bekommt Aufträge solange sie irgendeinen nützlichen Text herbeischwurbelt.
In der Ecke der deutschen Manosphäre wurde letztens auch von der Clownsuni Berlin über clownsNGO (ISD) eine Kontaktaufnahme angestrebt um eine Studie darüber zu erstellen, wie schlimm doch Männer sind. Hat natürlich jeder sofort durchschaut, was das gewünscht Ergebnis sein soll und ist erst gar nicht drauf eingegangen.
Sollte es je zu einem Richtungswechsel der Politik kommen, dürfte sich herausstellen, dass die Geisteswissenschaften sich selbst delegitimiert haben und an universitäten keinerlei Daseinsberechtigung haben. In den USA wird das Studium dieser umstrittenen Pseudowissenschaften mittlerweile zurecht hoch bestraft.
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Kommentar von Schwar Zi
Vor vielen Jahren, also vor Corona, als auch die Zensur noch nicht so krass wie heute war, tummelten sich solche Anfragen zu Dutzenden in den Foren der Krisenvorsorger (auch bekannt als "die pöhsen Prieppers" )...und es waren ausschließlich solche Leute, echte Kämpfer für naja...das wissen wir alle, wofür diese Menschen kämpfen ;)