Was die Meinungsforscher um INSA-Chef Hermann Binkert da in einer zweiten Umfrage herausgefunden haben, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Die Zahl des Tages vorneweg: Zwölf Prozent der über 2000 repräsentativ von INSA Befragten gäben dem BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) ihre Stimme, wenn jetzt Bundestagswahlen wären.
Hermann Binkert hat die Analyse des INSA-Meinungstrends wie immer unterhaltsam und kurz und knackig zusammengefasst:
Mit Wagenknecht-Partei wird vieles anders! Was ist möglich? | INSA-Meinungstrend
INSA hat gefragt: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären?
Umfrage Nummer eins – noch ohne die neue Wagenknecht-Partei – ergab kaum nennenswerte Veränderungen gegenüber der Umfrage von vor einer Woche.
Ein Fazit: Die Parteien der aktuellen Bundesregierung kämen auf gerade einmal 35 Prozent Zustimmung. Nur jeder dritte deutsche Wähler wäre noch bereit, seine Stimme der Ampel-Koalition zu geben. Also keine Chance auf eine parlamentarische Mehrheit für Rot-Grün-Gelb. Es gäbe überhaupt nur zwei mögliche parlamentarische Mehrheiten:
CDU/CSU, SPD und Grüne versuchen es gemeinsam. Oder die CDU/CSU, die Grünen und die FDP.
Aber wie sieht das in der zweiten, für viele wesentlich spannenderen INSA-Umfrage inklusive „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) aus?
Wagenknecht kommt auf 12 Prozent, davon gehen etwa ein Viertel auf das Konto der AfD, die laut INSA bis zu 5 Prozent an Wagenknecht verlieren wird.
Noch ein Paukenschlag: Die Ampel käme mit Hilfe von Sahra Wagenknecht wieder auf eine parlamentarische Mehrheit und für eine Jamaica-Koalition gäbe es diese parlamentarische Mehrheit zum ersten Mal seit Monaten nicht mehr. Die AfD gemeinsam mit dem BSW überzeugen 30 Prozent der Wähler. Die Ampel ohne Wagenknecht käme auf ähnliche Werte.
Die neue Partei von Wagenknecht punktet dabei deutlicher im Osten als im Westen Deutschlands. In Ländern wie Thüringen und Sachsen kann es sogar zu einer parlamentarischen Mehrheit aus AfD und BSW kommen. Wagenknecht bzw. der Vorstand des BSW hatte sich allerdings in der Pressekonferenz am Montag bereits von einer Zusammenarbeit mit der AfD distanziert.
Ein spannender Blick noch auf die Wählerwanderung hin zur Wagenknecht-Partei. Woher kommen die 12 Prozent? 13 Prozent davon kommen von der Linkspartei zu Wagenknecht. 25 Prozent und damit der größte Anteil kommt von der AfD, 20 Prozent von den Nichtwählern und weitere 20 Prozent von jenen Parteien, die nicht über die 5-Prozenthürde kommen.
Nochmal in Zahlen: Jeder siebte Wähler der AfD ginge zu Wagenknecht, jeder dritte Wähler der Linken ebenfalls.
Das Ergebnis der INSA-Umfrage wird selbst Anhänger von Sahra Wagenknecht überrascht haben. Mit einem zweistelligen Ergebnis auf Augenhöhe mit den Grünen hätten die Wenigsten gerechnet. Interessant wäre hier zu wissen, ob Wagenknecht und Co so eine Umfrage im Vorfeld bereits beauftragt hatten.
Hält man die Anzahl der Fragen schmal, dann ist sie ein Auftrag an ein Meinungsforschungsinstitut durchaus bezahlbar. Hatte Sahra Wagenknecht im Vorfeld der Gründung bereits ein Umfrageergebnis im Ärmel, also eine berechtigte Hoffnung darüber, was sie erreichen kann?
Sollte dieses Ergebnis stabil bleiben, dann verändert diese neue Partei von Sahra Wagenknecht die politische Landschaft in Deutschland.
Und mal abgesehen von der AfD, die empfindlich Feder lassen müsste, wären die eigentlich Geschädigten CDU und CSU. Denn nun kann Friedrich Merz noch so engagiert den Eindruck erwecken, ihm sei an einer konservativen Politik gelegen. Eine neue linke parlamentarische Mehrheit im Parlament stände ihm im Weg. Wagenknecht hat wohl die Hoffnungen auf eine Alterskanzlerschaft für Merz am Montag beerdigt.
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung
Kommentare
melden
Kommentar von Miriam Rechner
Na da schau an: „BERLIN. Bevor sie ihre Partei überhaupt gegründet hat, bietet Sahra Wagenknecht bereits Koalitionen an, um an die Macht zu kommen. Gleichzeitig will sie die AfD damit von einer Regierungsbeteiligung weiter fernhalten. (...) Während Kretschmer auf die Frage, wie er zu dem Angebot stehe, nicht antworten wollte, lehnte es die CDU in Thüringen (21 Prozent), wo sie aktuell elf Punkte Rückstand auf die AfD (32 Prozent) hat, nicht rundweg ab (...) Auch von Brandenburgs CDU-Landeschef Jan Redmann kommt keine generelle Absage an die Marxistin..."
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2023/cdu-wagenknecht-koalition/
Die Zustimmung von der CDU Blockpartei dürfte der sozialistisch-kommunistischen Partei sicher sein.
melden
Kommentar von Johannes Schumann
Ich nehme diese Umfrage nicht ernst. Vermutlich ist das genau intendiert worden. Warum sollte jemand, von der AfD zur Wagenknecht wechseln? Die Wagenknecht hat vielleicht während Corona eine halbwegs gute Figur gemacht, wobei ich sie gewiss nicht zu jenen zählen kann, die inhaltlich fundierte und stringente Opposition gegen die Coronamaßnahmen und die Spritze gemacht hat. Hat sie sich nicht auch gefreut, als ihr Oskar geimpft wurde? Schelm ist, wer böses dabei denkt.
Wagenknecht hat nichts zu bieten, was einen bürgerlichen Wähler anlocken könnte. Ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen sind nach wie vor eine Katastrophe. Sie ist da für ein Weiter-so, wie auch auf fast allen anderen Politikfeldern.
Das Ding wird entgleisen wie der Schulz-Zug. Ich kann mich noch gut an die Dissonanz erinnern: Ich sah in Schulz einen rhetorisch schwachen, einen dummen und uncharismatischen Mann mit Halbglatze und Bart, der seine Prominenz nur Silvio Berlusconi zu verdanken hatte. Niemand in meinem Umfeld hatte ihm was abgewinnen können. Aber die Medien erzählten was vom Schulz-Zug, dass er bei den Menschen total gut ankomme. Hatte aber nicht geklappt. Ich halte die Geschichte mit dem Schulz-Zug nicht für zufälligen Fehler, sondern für einen sytemischen Fehler in unserem Medienbetrieb, oder gar für ein Propagandastrück.
melden
Kommentar von Karsten Maltinger
Bedauerlich ist, daß Sie Herr Wallasch sich nicht zu schade sind, auf diesen von den BILD-Chaoten initiierten INSA-Blödsinn überhaupt einzugehen.
melden
Kommentar von Karsten Maltinger
Wer zahlt in welcher Höhe Binkert für diese "Affekt-Umfrage" wenige Minuten(!) nach dem Berliner S.W.-Auftritt?
Von anderen Prognosen längst zurückgestutzt. Entscheidend aber ist, daß es dennoch genügend Blaue Einfaltspinsel-Wähler geben wird, die dem nachrennen.
Und das Chrupalla allenfalls die dritte Blaue Garnitur darstellt, zeigt sich wieder, wenn er davon schwafelt, daß BSW hätte das Blaue Programm kopiert. Erstens stimmt dies bei der linken BSW-Truppe hinten und vorne nicht und zweitens muß man sich fragen, wie jemand so dämlich sein kann, die schlichten Gemüter damit zur Wahl des BSW erst zu animieren.
melden
Kommentar von Danier Naroon
Tuts euch ned verarschen lassen.
Bei Umfragen : die Mehrheit der " berufenen" gibt bzw macht keinerlei Angaben mehr zu den sugestivfragen.
Deswegen waren alle wahlprognosen zuletzt falsch..
Weiters ist das manipulieren von Statistiken ein qelitensport geworden.
Allein DIRSE 2 Tatsachen zeigen auf welchem dünnen Eis dich die 12,23,33,oder 44% der sahra befinden.
Außerdem ist sahrsh verbrannt.
Sie ist zu lange im Geschäft. Verdammt klug und unterhaltsam aber doch zu gewohnt um noch etwas zu ändern.
Wenn wirklich gewählt wird schafft sie die 5% nicht.
In one year i will say ; " Told you !"
melden
Kommentar von Bernhard Rossi
Wahlergebnisse der BTW 2021 für Randgruppen: Tierschutzpartei: 1,5%; die Basis: 1,4%; Die PARTEI: 1,0%; DKP – Deutsche Kommunistische Partei: 0,0%, (Anmerkung: die Bundeswahlleiterin veröffentlicht nur die erste Stelle hinter dem Komma, mit 14.925 Zweitstimmen!). Wagenknechts Politikversuche in zeitlicher Abfolge: SED, PDS, KPF Kommunistische Plattform, Linke, Antikapitalistische Linke, gemeinsame Gruppierung aus Mitgliedern der WASG und Linkspartei, Bewegung Aufstehen und jetzt ein im Oktober 2023 neu gegründeter Verein.
Die Befragten dieser Umfrage scheinen die Geschichte in der Mitte Europas hinter dem Eisernen Vorhang vergessen zu haben?
melden
Kommentar von Palmström
Komisch. Es gibt die Partei noch nicht, kein Partei- und kein Wahlprogramm aber die Leute wissen schon mal wen sie ihre Stimmen geben.
Nur gut das es zu Zeit keinen mehrheitsfähigen Komiker gibt.
So wie die Grafik sortiert ist sieht man das der Block die Mehrheit hat. Nichtwähler werden nicht animiert zu wählen.
melden
Kommentar von Sandra Richter
Was hier in der Analyse noch fehlt, ist dass die "Sonstigen" Parteien an zweiter Stelle 3 Prozentpunkte an BSW verlieren würden. Und das dürften vor allem die "Freien Wähler" sein, denn die tauchen in der Umfrage gar nicht mehr auf, obwohl sie vor ein paar Tagen noch 4 Prozent bei der INSA-Umfrage erreichten.
Also wäre BSW auch der Todesstoss für die sich gerade ebenfalls formierende und aufstrebende Aiwanger-Partei, die sich in Teilen bürgerlich gibt, aber tatsächlich ein Wunderpaket ist. Gleiches trifft allerdings auch auf BSW zu, wenn man sich das Abstimmungsverhalten einzelner BSW-Vorkämpfer wie Amira Mohamed Ali im Bundestag genauer anschaut, das sich von der linksgrünen Agenda kaum unterscheidet:
https://pbs.twimg.com/media/F9Hdyp0WEAIVE_8?format=png&name=medium
Allerdings wird diese INSA-Umfrage nicht in die Sonntagsfrage-Statistik z.B. von Wahlrecht.de eingehen. Die war dort zwar für wenige Stunden gelistet, dann aber wieder entfernt worden. Vermutlich weil BSW ja noch gar nicht als Partei existiert, also noch eine Luftnummer ist, die man aber sehr ernst nehmen muss. Zudem ist das Potential von BSW unter den Umfrageinstituten umstritten.
SPD-Güllners Forsa sieht die Chancen für BSW nämlich deutlich geringer und meint, dass die Befragten gerne zu vorschnell ihre Zustimmung auf die Frage hin abgäben, ob sie eine Partei wählen würden. In seiner Umfrage gaben nur 3 Prozent an, dass sie BSW "auf jeden Fall" wählen würden und 17 Prozent "Vielleicht":
https://www.n-tv.de/politik/Fast-jeder-Fuenfte-kann-sich-Wagenknecht-Wahl-vorstellen-article24485448.html
Das widerspricht allerdings einer ebenfalls aktuellen Umfrage von Civey, nach der sich 12 Prozent vorstellen könnten eine Wagenknecht-Partei "auf jeden Fall" zu wählen und 8 Prozent "Eher ja":
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100265184/sahra-wagenknecht-afd-und-linke-waehler-sind-an-ihrer-partei-interessiert.html
Bzw. hier direkt im Online-Panel von Civey:
https://civey.com/umfragen/34463
Verglichen mit dem aktuellen Wählerpotential der AfD dürfte die Civey-Umfrage zum Potential von BSW aber eher an der Realität liegen, da dort 19 Prozent angeben, die AfD "Sehr wahrscheinlich" zu wählen, was dem aktuellen Ergebnis der AfD in der Sonntagsfrage sehr nahekommt:
https://civey.com/umfragen/1608
Möglicherweise ist es die in seiner Analyse im Podcast "The Pioneer Briefing" anklingende persönliche Abneigung SPD-Güllners gegenüber Wagenknecht, die ihn dazu bringt, in seiner Umfragenauswertung die Stellschrauben für das Potential von BSW nach unten zu drehen:
https://politik.watson.de/deutschland/politik/665912599-forsa-chef-faellt-vernichtendes-urteil-zu-wagenknecht-partei
melden
Kommentar von Miriam Rechner
So hat die BSW Vorsitzende Amira Mohamed Ali bei gewissen Themen abgestimmt:
https://twitter.com/AfD_News_/status/1716397521268859273/photo/1
Im ntv Frühstart sagte Ali, dass das Wagenknecht-Bündnis regieren will - auch mit der Linkspartei
https://www.n-tv.de/politik/Wagenknecht-Buendnis-will-regieren-auch-mit-der-Linkspartei-article24485241.html
Die würden also ebenfalls mit den Grünen regieren, über die Wagenknecht noch vor einigen Monaten sagte, dass sie die gefährlichste Partei Deutschlands sei. Jeder potentielle Wähler sollte sich klar machen, was ihn bei dieser Partei erwarten würde: Noch mehr linke Politik. Ich hoffe es wird ein Rohrkrepierer.
melden
Kommentar von Marcus Thiemann
Wenn die Linke dann doch noch die 5 % Hürde nimmt, hätten wir schon 8 Parteien. Erinnert mich an die Weimarer Republik. Sind viele Parteien wie viele Köche? Oder lohnt es sich gar Wolfgang Wordargs Vorschlag zu diskutieren: Die Parteien gänzlich abzuschaffen.
melden
Kommentar von Bernd Neumann
Lieber Herr Wallasch, Sie sind doch ein alter politischer Fahrensmann, daher: Warten Sie erst mal ab. Ich würde vorschlagen, denken Sie mal an die Piraten zurück. Auch so ein merkwürdiges linkes Spinn-off, damals von den Grünen hauptsächlich, hochgradig gehypt. Und dann? Gewiss, dieser komische Vorsitzende, den sie dann hatten, so barfuß in Sandalen, da macht Wagenknecht mehr her. Aber was wollten sie wirklich? Oder, auf BSW übertragen, kann man wirklich „links" und Sozialist sein, aber zugleich national? Und was bedeutet das, wenn man eigentlich in Rußland das eigene Übervaterland sieht?
Bis zu relevanten Wahlen ist noch ein halben Jahr und mehr. Und wählt man in Bautzen oder Demmin wirklich eine Politikerin, die Amira Mohamed Ali heißt? Fährt die dann wirklich nach Uphal und sichert den Einheimischen ihre Solidarität zu, während in den Wohncontainern etliche sitzen, die wie sie aus Vorderasien stammen? Warten wir es ab.