Der Ausschluss von Maximilian Krah hat eine lange Vorgeschichte

Tourette-Krah, die SS und ein Spritzer ethnisches Substrat

von Alexander Wallasch (Kommentare: 20)

Krah: „Kulturvorstellungen sind natürlich an ein Volk im ethnischen Sinne gebunden.“© Quelle: Youtube/ZDF Screenshot

Der Abgang von Maximilian Krah aus dem Parteivorstand der AfD ist auch eine empfindliche Schlappe für die eingeschworene Gruppe um Krah, Höcke, Kubitschek und Co.

Krah hatte einmal in einem langen Gespräch mit dem Antaois-Verleger Götz Kubitschek in etwa erklärt, er wäre nicht dort, wo er jetzt sei, ohne Kubitschek. Das bekommt jetzt allerdings unter den aktuellen Ereignissen eine neue Bedeutung für Maximilian Krah.

In den stundenlangen Gesprächsrunden in Schnellroda, aufgezeichnet in Schwarz-Weiß am Eichentisch der Kubitscheks, kam es dann zu Krah-Monologen wie dem Folgenden. Da hatte der AfD-Politiker sein Innerstes nach Außen gekrempelt, da floss sein „ethnisches Substrat“ einfach umstandslos über den Wohnzimmertisch:

„Diese Übereinstimmung an Werten, an Kultur, an Grundüberzeugungen, das, was man gesunden Menschenverstand nennt, eigentlich ist es seit den 68ern nicht mehr allgemein verbindlich. Aber mittlerweile ist es eben komplett erodiert. Es ist auch erodiert, weil das ethnische Substrat nicht mehr da ist. Denn diese Kulturvorstellungen sind natürlich an ein Volk im ethnischen Sinne gebunden. Das heißt, wir haben eine Zeit, wo es diese allgemein anerkannten Übereinstimmungen und Grundlagen nicht mehr gibt.“

Jetzt könnte man lange darüber diskutieren, was es tatsächlich mit Krahs SS-Bezug gegenüber einer italienischen Zeitung auf sich hatte, aber das ist nicht mehr notwendig. Auch die Erinnerung an die Debatte um SS-Mann und Nobelpreisträger Günther Grass ist hier nur ein Hinterherjammern.

Ein den verpassten Chancen Hinterherjammern von Krah, der einfach die Finger nicht von der verbotenen Dose lassen konnte. Ein disziplinloser Dandytyp, der immer so wirkt, als sei er bei seinen Großeltern aufgewachsen, die er einfach regelmäßig um den Finger wickeln konnte mit seiner zweifellos besonderen Begabung für Schlau- und Pfiffigsprech, die er zuletzt in einer sechseinhalbstündigen Sitzung beim regierungsnahen Blogger Thilo Jung unter Beweis stellen konnte. Krah hatte den Dauerjüngling tatsächlich in Grund und Boden gequatscht.

Aber was dem Mann tatsächlich zu fehlen scheint, ist eine Art emotionale Intelligenz – Empathie! – und ein Gefühl für die richtige Situation und die richtige Zeit. Oder die Fähigkeit, an der richtigen Stelle einfach mal still zu sein. Der Eindruck eines politischen Tourette-Syndroms ist hier nicht zufällig.

Maximilian Krah leidet auch an einem eklatanten Hang zu verhängnisvollen Fehleinschätzungen. Sein Auftrittsverbot im Wahlkampf und der Verlust der Stellung im Parteivorstand waren vorauszusehen. Es gibt eine Vorgeschichte. Es war im Wesentlichen Krahs Arbeit in Brüssel, welche Alice Weidel als Parteichefin der AfD immer wieder in unkomfortable Situationen brachte. Zuletzt, als sie sich in Paris von Marine Le Pen harsche Kritik an Krah anhören musste, wo es sicher Dringlicheres zu besprechen gegeben hätte.

Marine Le Pen hat jetzt das Tischtuch zerschnitten. Man kommt nicht umhin, festzustellen, dass Frau Le Pen Frau Weidel in Paris auch ein Stück weit vorgeführt hat. Es ging nur noch um den passenden Anlass und Tourette-Krah hat wieder zuverlässig geliefert.

Die Parteichefin der AfD war nach dem Treffen in Paris noch diplomatisch genug, den einschneidenden Vorfall mit Frau Le Pen nicht an die große Glocke zu hängen. Aber Alice Weidel macht auch nicht den Eindruck, als könne man mit ihr nach Belieben Huschebahn spielen. Wer es schafft, eine Partei mit so unterschiedlichen Charakteren, wie sie in der AfD zu finden sind, zusammenzuhalten, der muss über ein gerüttelt Maß an Menschenkenntnis verfügen, die Alice Weidel offenbar hat.

Aber der Reihe nach: Frau Weidel fuhr mit ihrem langjährigen persönlichen Sprecher Daniel Tapp und einer weiteren Person auf Einladung von Marine Le Pen nach Paris und traf sich dort mit der Grand Dame der französischen Rechten in einem Hinterzimmer eines guten italienischen Restaurants, wo man sich einige Stunden lang konstruktiv austauschte. Tapp sprach darüber ausführlich und exklusiv mit Alexander-Wallasch.de.

Hier war auch die Rede davon, dass Frau Le Pen recht resolut aufgetreten sei und das Zusammentreffen zunächst mit einem besonders ausführlichen kritischen Monolog Richtung AfD begonnen habe. Frau Weidel sprach auf Wunsch der Franzosen englisch, was wiederum für Frau Le Pen in ihre Landesprache übersetzte wurde, Frau Le Pens Worte wurden dann wiederum für Frau Weidel ins Englische übersetzt.

Was zunächst von deutscher Seite als Austausch und Annäherung verstanden wurde, entpuppte sich – ohne das Weidel oder Tapp es explizit so genannt hätten – als eine Art Rapport, allerdings mit Champagnerglas vorneweg, als Teil der begleitenden Verköstigung.

Das Gespräch endete, Frau Weidel landete wieder in Berlin. Ein Gegenbesuch war noch nicht fest verabredet. Dann allerdings wurde die AfD-Chefin zwei Tage später darum gebeten, ihre Sicht auf die Correctiv-Affäre noch einmal schriftlich für Frau Le Pen zusammenzufassen.

Alice Weidel willigte insbesondere aus einem Grunde ein: Sie wollte Marine Le Pen die Gelegenheit geben, in Frankreich Anwürfe gegen eine Annäherung der beiden Parteien mit den richtigen Argumenten abzuwehren, so hatte sie auch die Bitte aus Frankreich verstanden. Also schrieb Frau Weidel diesen Brief, den Alexander-Wallasch.de hier im Anhang in ungekürzter Fassung noch einmal veröffentlicht.

Der Brief wurde also geschrieben. Deutsche Zeitungen zitierten auszugsweise daraus. Das wiederum führte zu Befindlichkeiten bei Marine Le Pen, die gegenüber französischen Nachrichtenagenturen äußerte, es habe ihr nicht sonderlich gefallen, „den Inhalt des Schreibens aus der Presse zu erfahren, bevor ich es erhalte".

Das ist schon deshalb ein deutlicher Anklang einer Gutsherrinnen-Attitüde, weil Marine Le Pen zuvor Alice Weidel damit überrascht hatte, dass sie die Bitte um einem Brief ebenfalls öffentlich äußerte, bevor Frau Weidel Genaueres darüber erfuhr, was Frau Le Pen aufgeschrieben haben wollte.

Anschließend hieß es, Marine Le Pen hätte nicht überzeugt, was Alice Weidel ihr schriftlich nach Paris geschickt habe. Viele Fragen seien ungeklärt geblieben, hieß es. Im Vorfeld kein Nachfragen und keine Bitte um Ergänzung oder nähere Erläuterung. Diese Reaktion aus Frankreich kann man durchaus als Affront lesen.

Zur Erinnerung: Dem Treffen vorausgegangen war eine deutliche Distanzierung von Le Pen gegenüber der AfD, als die Details der Correctiv-Kampagne gegen die AfD auch in Frankreich Wellen schlugen.

Dazu muss man wissen, dass die AfD und Le Pens Partei Rassemblement National (RN) im EU-Parlament beide zur „Fraktion Identität und Demokratie“ gehören, der auch die österreichische FPÖ angehört. Und weiter muss man wissen, dass der EU-Spitzenkandidat der AfD, Maximilian Krah, bei der Rassemblement National kein Unbekannter ist.

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Marine Le Pen soll sich im Gespräch mit Alice Weidel ausführlich und explizit kritisch über Krah geäußert haben, hier insbesondere über dessen Annährungen zu Mitbewerbern der Le Pen Partei, die noch weiter rechts stehen. Le Pen ist hier in einer komfortableren Lage als ihre deutsche Kollegin, neben ihr gibt es politische Gruppierungen, die weiter rechts stehen als die Rassemblement National.

Zusammengefasst: Das Gebaren der Französin erweckt den dringenden Eindruck, als wäre die Begegnung mit der Deutschen vom Treffen über die Aufforderung zur schriftlichen Erläuterung bis hin zur Ablehnung des Briefes Teil einer politischen Strategie der Französin, versetzt mit Elementen einer Bestrafung des deutschen Unruhestifters Maximilian Krah.

Aber wie könnte die Strategie der Französin ausgesehen haben? Marine Le Pen gab sich beim gemeinsamen Treffen zunächst ergebnisoffen, wenn auch durchsetzt von klaren Dominanzallüren, welche Alice Weidel diplomatisch und geflissentlich zu übersehen bereit war. Im nächsten Stepp nötigte die Französin Frau Weidel dazu, besagten Brief zu schreiben.

Noch an der Stelle konnte die AfD-Chefin zugunsten von Le Pen annehmen, dass diese in einer schwierigen innenpolitischen Lage eine Hilfestellung gegenüber der Presse in Form dieses Briefes erbeten habe. Aber dieses Schreiben hätte sich Alice Weidel letztlich sparen können, möglicherweise sogar gleich das gesamte rückblickend aus deutscher Sicht unbefriedigende Risotto-Treffen in Paris.

Frau Le Pen geht ihren eigenen Weg, und sie meint offensichtlich, nicht auf eine europäische vereinte Rechte angewiesen zu sein. Und anstatt es nun dabei bewenden zu lassen, nutzt sie einen Austausch mit der ergebnisoffenen AfD-Chefin dazu, dieser öffentlich einen Korb zu geben.

Hier der Brief von Alice Weidel an Marine Le Pen in der ungekürzten Originalfassung:

Sehr geehrte Frau Le Pen,

ich bedanke mich herzlich für Ihre Gastfreundschaft bei meinem Besuch am 20.02.2024 und freue mich schon auf unser nächstes Treffen. Wie in unserem Gespräch bereits erörtert, sind journalistische Kampagnen gegen Parteien, die nicht der veröffentlichten Meinung der Hauptstadtpresse entsprechen auch Ihnen sicherlich nicht fremd. Im Zusammenhang mit einer privaten Veranstaltung am 25.11.2023 in Potsdam wurden und werden auch weiterhin falsche Tatsachen behauptet. Obwohl die Teilnehmer aktuell gerichtlich und öffentlichkeitswirksam erfolgreich dagegen vorgehen, gilt leider auch hier immer noch das Sprichwort: Audacter calumniare, semper aliquid haeret.

Ein von der Bundesregierung mit jährlichen Millionenbeträgen gefördertes linksextremes Medienunternehmen, Correctiv, veröffentlichte einen längeren Artikel am 10.01.2024 über dieses private Treffen von politisch interessierten Bürgern, Mitgliedern der CDU als auch vier AfD-Mitgliedern. Correctiv inszenierte diese Zusammenkunft als Geheimtreffen – auch wenn es keinen konspirativen Charakter hatte -, fotografierte die Teilnehmer und nahm die Inhalte über versteckte Mikrofone auf – dies ist übrigens in Deutschland eine Straftat. Der Bericht von Correctiv strotze jedoch nur so mit unterschwelligen Vergleichen, Dramatisierungen und Lügen. Diese wurden auch ungeprüft von fast allen Medien und vor allem von den staatlichen Sendern übernommen. Denn es war ein willkommener Anlass bei einer unbeliebten linken Regierung mit dem „Kampf gegen Rechts“ und die immer stärker werdende AfD von den eigentlichen Problemen im Land abzulenken: einer seit Jahrzehnten verfehlten Regierungspolitik, die Deutschland in den wirtschaftlichen Abgrund führt und auf allen Ebenen zu einem unzuverlässigen Partner in Europa macht.

Der Ablauf der Recherche, mehrmalige Treffen des Führungspersonals im Bundeskanzleramt, Zeitpunkt der Veröffentlichung, Inszenierung als absurdes Theaterstück durch Correctiv und angemeldeten Großdemonstrationen zeigt ein geplantes Vorgehen, um im Jahr der Europawahl sowie drei wichtiger Landtagswahlen, bei denen die AfD voraussichtlich stärkste Kraft wird und in Regierungsverantwortung kommen könnte, den öffentlichen Diskurs durch Manipulation und glatte Lüge zu beeinflussen.

Glücklicherweise fällt dieses Lügenkonstrukt nun wieder zusammen. Die Teilnehmer gehen juristisch erfolgreich gegen die Berichterstattung vor. Correctiv hat den Artikel nun selbst mehrmals geändert und gibt an, dass sie die verfänglichen Begriffe nie selbst benutzt hätte – was gelogen ist – sondern dies ausschließlich „die anderen Medien“ getan hätten. Leider ist der Schaden nun angerichtet und die Richtigstellungen werden aufgrund des geringen Nachrichtenwertes international nicht berichtet. Unterschiedliche Bedeutungen von Begriffen bzw. Übersetzungen in den jeweiligen Sprachen erschweren dabei die Erläuterungen für ausländische Journalisten. So ist z.B. das englische gebräuchliche Wort für Abschiebungen „deportation“ im Deutschen mit Gewalt und Zwang verbunden und könnte nie in diesem Zusammenhang benutzt werden. Ähnliches gilt für das deutsche Wort Remigration, was im Deutschen lediglich die Anwendung bestehender Gesetze meint und von uns mit auch mit einer Hilfe vor Ort in den Heimatländern verbunden wird.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Ausdauer für den Europawahlkampf. Es wird eine erfolgreiche Zwischenetappe für den großen Schritt hin zur ersten Präsidentin Frankreichs werden.

Hochachtungsvoll
Dr. Alice Weidel

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