Auf der eine Seite der Blogger und Journalist Henning Rosenbusch. Er soll in diesem Fall unser David sein. Und auf der anderen Seite Roland Tichy, der welt- und wortgewandte und über Jahrzehnte Mainstream-erprobte Gigant unter den „Neue Medien"-Machern – für ihn bleibt hier nur die Rolle des Goliaths.
Rosenbusch las heute einen Tweet von Tichy auf X, machte sich einen Screen und schrieb dazu empört, Tichy habe „eine unterirdische Antwort“ auf den Kommentar eines anderen geschrieben, „die mehr über ihn aussagt, als ihm lieb sein kann“.
Worum geht‘s?
Tichy kommentierte gestern kurz nach 20 Uhr per X den iranischen Raketenangriffen auf Israel:
„Die Bilder aus Israel sind entsetzlich. Aber offensichtlich hält Israels Iron Dome in den Ballungszentren. Iran bombardiert die Wüsten. Möge es so bleiben. Wir hoffen darauf, dass der schwarze Islam sein Ziel nicht erreicht.“
Das wiederum triggerte einen „Peter Bondau“, der hat 255 Follower und ein Zitat von Che Guevara als Profiltext, das meint, es gäbe nur eines, das größer sei als die Liebe zur Freiheit, nämlich den Hass auf die Person, die einem die Freiheit nehmen wolle. Bondau antwortet auf Tichys Kommentar:
„Schau dir einmal die Bilder aus Gaza an, dann weißt du was entsetzlich ist, nur darüber schweigt Tichy und seine Medien. Das zionistische Regime ist ein Mörder, Verbrecher und Apartheid Regime.“
Tichy antwortet kurz und knapp, indem er Peter Bondau einen Ziegenficker schimpft. Oder nein, Tichy macht es vornehmer, er fragt Bondau:
„Soll ich Dir eine Ziege leihen?“
Hier kann man sicher einwenden, dass man nur verleihen kann, was man selbst besitzt. Ergo will hier ein Ziegenbesitzer dem Ziegenlosen anreichen.
Aber dabei blieb es nicht. Es folgen weit über 150 Kommentare, die Tichys Bemerkung teils scharf und als niveaulos zurückweisen. Interessant am Rande: Als Jan Böhmermann den türkischen Präsidenten einen „Ziegenficker“ nannte, hieß es 2018 noch bei Tichys Einblick: „Gerade die, die besonders heftig austeilen („Ziegenficker“), sind manchmal die routiniertesten Despoten, pardon, Mimosen.“
Noch im Februar dieses Jahres verlieh Tichy einen Preis der Stiftung Meinung & Freiheit e.V. an Böhmermann. Der erhielt damit als Erster den „Karl-Eduard-von-Schnitzler-Preis“ für die schlechteste journalistische Leistung. Nun also ein Böhmermann-Zitat von Tichy.
Und Tichy schaltete sich bei Rosenbusch ein und schrieb wieder über X:
„Man darf anderer Meinung sein?“ Dank für die Gnade, dass man Raketenabschuß auch böse finden kann. Ihr Antisemitismus ist schon ganz besonders hübsch.“
Rosenbusch liest’s und erwidert:
„Antisemit, wer Ziegen-Rassismus nicht hübsch findet, Herr Tichy? Wie weit kommen Sie runter mit Ihrem Niveau-Limbo? Da geht doch bestimmt noch etwas?“
Dann wieder Tichy:
„Ich erlaube mir die Meinung, dass Ihre Relativierung des Bombenangriffs na was ist? Und bitte, was ist Ziegen-Rassismus? Ganz was Neues und hochgefährlich nehme ich an.“
Dann wieder Rosenbusch:
„Relativierung ist, wenn ich sage, dass man auch anderer Meinung sein darf? Ernsthaft? Da haben Sie mir beim Kontrafunk mal besser das Wort verdreht. Dann erklären Sie uns doch mal, wie Sie das mit Ihrer zu verleihenden Ziege gemeint haben? Ich bin sehr gespannt. Viele ihrer Leser unter ihrem Tweet müssen da auch etwas missverstanden haben, sonst stünde da nicht so viel Kritik. Klären Sie uns doch bitte auf.“
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Jetzt könnte man dieses kleine Wortgefecht schnell abhaken. Aber darf und kann man das angesichts dieses obszönen Leichenbergs aus zehntausend Kindern im Gaza? Nicht einmal die Israelis bestreiten die hohe Zahl an toten Kindern aus Gaza.
Der Bestseller-Nr.1-Autor Joachim Steinhöfel erklärte mal nach einem Besuch in Israel, er liebe den Klang der israelischen Artillerie, die Salven auf Gaza abfeuert. Das war freilich vor den zehntausend toten Gaza-Kindern geäußert und im direkten zeitlichen Zusammenhang mit dem Terroranschlag der Hamas, die über tausend Israelis auf grausame Art und Weise hinmetzelte. Wäre Steinhöfels Satz, heute geäußert, eine Wortmeldung aus der Hölle? Würde der Anwalt diesen Satz heute wiederholen? Alexander-Wallasch.de fragt Joachim Steinhöfel und der antwortet auch:
„Ja, würde ich. Und ich hoffe, dass Israel ein noch viel deutlicheres Zeichen gegen den Iran setzt. Und zwar so deutlich, dass den Islamofaschisten der Kaftan wegfliegt.“
Wer gegen Israel ist oder nicht bereit ist, über die Kinder von Gaza hinwegzusehen, der ist ein Ziegenficker. So steht es nun bei Tichy aufgeschrieben. Ende März dieses Jahres konnte man bei Tichys Einblick einen Kommentar über den Krieg im Gaza lesen. Schon damals waren tausende Kinder unter den Opfern des israelischen Antiterrorschlags.
Den Kommentar schrieb Godel Rosenberg, er ist Tichys Autor für Themen rund um Israel. Bei Tichys Einblick standen unter der Schlagzeile „Wer ist Zivilist, wer Terrorist in Gaza?“ folgende Sätze:
„Trotzdem behandelt Israel alle in Gaza als Zivilisten, außer diejenigen, die schießen und bomben. Israel wirft Flugblätter ab, warnt die Bevölkerung telefonisch. Vor den Bombardements organisiert Israel Fluchtwege von Nord nach Süd, verteilt Trinkwasser, lässt Lebensmittel-Transporte zu. Keine andere Armee der Welt handelt so rücksichtsvoll, schon gar nicht nach einem Massaker wie am 7. Oktober.“
Das sind Sätze, die an kirchliche Segnungen von Massakern erinnern, die es in der Kirchengeschichte reichlich gegeben hat. Das ist der Moment, wo sich Unverständnis in ein Gefühl großer Beklemmung verwandelt. Daneben ist eine Ziegenficker-Beschimpfung tatsächlich eine Kleinigkeit. Der Anwurf, ein Antisemit zu sein, ist es allerdings nicht. Und ihn mussten sich mehr als einmal auch Vertreter der Neuen Medien anhören, wenn sie etwa die Open Society Foundations von George Soros kritisierten.
Henning Rosenbusch ist kein Antisemit. Roland Tichy ist kein Antisemit. Und beide stehen nicht hinter Ziegen. Ich selbst war über viele Jahre Content-Geber bei Tichys Einblick. Ich schreibe es, falls jemand auf die Idee käme, mir jetzt vorzuwerfen, ich sei parteiisch. Natürlich bin ich das.
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Kommentar von Heinz Schattanek
“Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.”
Bevor jemand bei "X" einloggt, sollte er sich Nietzsches Zitat konzentriert in Erinnerung rufen.
"X" fördert ausnahmslos bei JEDEM das Ungeheuer zu Tage. Ob es von intellektueller Größe zeugt, sich der Böhmermannschen Metapher zu bedienen, mag jeder selbst beantworten.
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Kommentar von Perry Moppins
Was bedeuten die Silben Isis, Ra und El? Ja, das ist natürlich eine ganz ganz pöhse V-Theorie, gell!
Und, war es nicht Oliver Cromwell, der eine bestimmte Gruppe von Menschen aktiv nach England einlud?
Und, wann wurde die erste Zentralbank in England gegründet?
Und, wie heißt es immer so schön in den ganz ganz ganz pöhsen V-Theorien, wer die Banken und das Geld steuert, steuert Regierungen, Kriege, alles?
Und weshalb darf man das Konstrukt in der Wüste nicht kritisieren, weshalb jaulen immer alle auf? oh - oh - oh!
Fun Fact: obwohl bestimmte geldbeherrschende Kreise immer + überall den den Weltsozialismus voranpeitschen, ist da in der Wüste noch nie der Sand ausgegangen, na sowas!
Ich bin diese Schaukämpfe SO LEID.
Man kann wissen, wer im Hintergrund welche Strippen zieht. Strippen an denen heutztage fast jeder hängt der irgendwie 'Karriere' gemacht hat, denn darum geht es ja in dem System: alle Spielfiguren steuerbar zu machen. Und das läuft seit, mindestens tausend Jahren, um mal in der neueren Geschichte und Politik zu bleiben.
Da wo Piraten-Großbritannien aufhörte, fing WashingDoom dasselbe in neuen Tüchern an. Die Kräfte dahinter an den Strippen, immer dieselben. Weiß auch jeder.
Also, warum soll ich mich über Fassadentheater aufregen, das ganz andere Dirigenten hat?
Der Rosenbusch ist, würde ich sagen, ein Guter.
Roland Tichy hat viel Gutes erreicht, ob er ein wirklich freier Mensch ist und was seine Limits, ist allein seine Sache.
Aber: wer etwas Restverstand und Lebenserfahrung hat, weiß in etwa, wie das System funktioniert, und daß 'Demokratie' eben nur eine Fassade ist.
Und ein Roland Tichy muß uns nicht alle befreien und alles für uns lösen. Manchmal gibt es im echten Leben Zwänge.
so what.
Das mit den Ziegen ist natürlich lustig, da gibt es einen Pferdefuß... hihi.
Ach nein, ich mach nur Spaß.
Satire!
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Kommentar von .TS.
Tichy war mir schon von Anfang an immer suspekt, ebens wie Nius und andere die nie wirklich weit von ihrem früheren Dunstkreis weggekommen sind.
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Kommentar von Roman Grom
@Wolfgang Aust. Er übt sich im virtue signaling. Die Toten auf arabischer Seite werden als Opfer dargestellt, aber kein Wort über die Toten und Entführten auf israelischer Seite. Keine Aufforderung an die Terroristen, ihre schändlichen Taten zu unterlassen.
Hört der Terror auf, ist der Krieg zu Ende. Hört Israel auf, sich zu wehren, wird jeder einzelne Israeli umgebracht werden – oder etwa nicht?
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Kommentar von Wolfgang Aust
Rosenbusch ist nichts weiter als ein Troll, der es mit einem klassischen Whataboutismus geschafft hat, den Fokus vom gottlob weitgehend wirkungslos verpufften Terrorangriff Irans wegzurücken. Diese Raketen waren nämlich wirklich in der Absicht abgefeuert, wahllos möglichst viele Kinder umzubringen.
Und es ist Israel, das seit Jahren den Angriffen von Kindermördern ausgesetzt ist, für die die eigenen Kinder nichts weiter sind als lebende Schutzschilde, und später Kanonenfutter für irgendwelche Selbstmordbrigaden.
Was wäre denn eine Rosenbusch genehme Reaktion auf den Raketenangriff des Iran? Enttäuschung darüber, dass es so wenig Opfer gab? Oder einfach, dies und damit die vom Iran ausgehende Barbarei zu verschweigen?
Auf welche, nicht barbarischen Optionen verweist Rosenbusch also? Da hat er nichts zu bieten. Er ist eben ein Troll, der es lediglich drauf hat, Diskussionen zu vergiften.
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Kommentar von Farg Alucard
Und auf einmal sind wieder alle überrascht, wie sich bestimmte (alternativen) Medien und Personen positionieren. Dass die Achse des Guten und Tichy's Einblick bedingungslos hinter Israel stehen, muss doch jeder einigermaßen interessierter Mensch kapieren. Wie naiv ist Herr Rosenbusch, dass er auf solche Provokationen reagiert? Bei Tichy und der Achse gelten Springers Grundsätze. Wer Antisemit ist, bestimmen Broder, Tichy & Co. Vielleicht sollte man mal hinterfragen, wem dieses Abschießen von Raketen auf israelisches Gebiet wirklich nützt. Oh Oh, so darf man aber nicht denken! Ich bin mir sicher, dass die Broders, Friedmans, Wolffsohns, Graumanns, Prosors & Co ganz genau hinschauen werden, dass zumindest die wichtigsten "alternativen" Medien stabil bleiben. Solche Narzisten wie Steinhöffel sind da ganz nützlich, der immer wieder aufpassen muss, dass er nicht auf seiner eigenen Schleimspur ausrutscht, wenn er "seinen Freund" Henryk wieder zu einem Selfie nötigt...
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Kommentar von Claudia Reich
Manchmal ist das alles ein großer Kindergarten und unrühmlich.
Aber jeder redet und schreibt mal Mist oder lässt sich spontan zu einem unangemessenen Konter hinreissen.
Ich versuche das zu ignorieren und weiss, dass beide, Tichy und Rosenbusch, auch ganz anders können und großartige Journalisten sind.
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Kommentar von Mad Max
Golda Meir, israel. Ministerpräsidentin 1969/1974, anno Schnee: ‘Frieden wird es geben, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben, als sie uns hassen.’
Ich würde im Zitat ‘Araber’ durch ‘Mohammedaner’ ersetzen.