Boris Reitschuster und Dieter Stein muss man nicht extra vorstellen. Reitschuster hat sich überaus verdient gemacht mit seiner Corona-Maßnahmenkritik und Stein ist seit Jahrzehnten erfolgreicher Verleger eines der dienstältesten rechtskonservativen Magazine in Deutschland.
Was die beiden heute zusammenbringt, ist ihr scharfer Protest gegen den Protest der anderen. Gemeint ist damit das demonstrative Fernbleiben der Gruppe Wagenknecht und der AfD-Fraktion beim Auftritt des ukrainischen Präsidenten im Deutschen Bundestag.
Die Neuen Medien reagierten überraschenderweise bisher überwiegend gar nicht auf die Rede des ukrainischen Präsidenten. Dieses bewusste Nichtberichten des Ereignisses in den Neuen Medien kann man ebenso als Statement werten wie das Fernbleiben des BSW und der AfD. Es bleibt ungewöhnlich, über so ein herausragendes Tagesereignis nicht zu berichten. Die Idee liegt nahe, dass die Redaktionen hier mehrheitlich anderer Auffassung sind, als sie das von ihren Lesern annehmen können.
Reitschuster und Stein positionierten sich explizit per X. Und beide beziehen sich auf das Verhalten der AfD, das Fernbleiben des BSW wird von ihnen nicht kommentiert.
Stein schrieb folgenden Tweet auf X:
„Wenigstens vier Abgeordnete widersetzen sich dem unwürdigen Beschluss der Fraktion, den Auftritt des ukrainischen Präsidenten zu boykottieren. Die Pressemitteilung der AfD hat übrigens ,Radio Moskau'-Sound.“
Und Reitschuster schrieb dazu Folgendes:
„Genauso wie sich ein aufrechter Demokrat gegen die Verteufelung und Diffamierung der #AfD aussprechen muss, genauso muss er es scharf verurteilen, dass #Chrupalla #Selensky als ,Kriegs- und Bettelpräsidenten' diffamiert und seine Partei dessen Rede im Bundestag fernbleibt (genauso wie das Wagenknecht-Bündnis). Das ist demonstratives Männchen-Machen vor Putin.“
Das sind in der Stoßrichtung zwar ähnliche, im Klang allerdings unterschiedliche Herangehensweisen. Der Gründer der Jungen Freiheit diffamiert die Haltung der ferngebliebenen Abgeordneten der AfD als von Moskau gesteuert, nichts anderes meint er ja, wenn er von einem „Radio Moskau“-Sound spricht und damit direkt auf aktuelle Diffamierungsvorwürfe abhebt, die der AfD eine Fernsteuerung aus Moskau nachsagen – ebenso übrigens dem BSW.
Auch kann nicht von einem Boykott des Auftritts Selenskyjs die Rede sein, das demonstrative Fernbleiben hatte ja an keiner Stelle das Potenzial, den Auftritt Selenskyjs zu unterbinden. Wenn Dieter Stein die vier Abgeordneten der AfD erwähnt, die der Selenskyj-Rede beiwohnten, dann gehört zur Wahrheit auch dazu, dass auch ein BSW-Abgeordneter im Plenum gesichtet worden sein soll.
Reitschuster geht etwas anders vor als Stein. Er will AfD und BSW den Spiegel vorhalten, indem er die ferngebliebenen Abgeordneten daran erinnert, dass sie sich selbst sich doch immer wieder gegen Diffamierungen zur Wehr setzen müssen. Hier bezieht sich Boris Reitschuster allerdings mit seiner Kritik auf die schriftliche Begründung der AfD-Fraktion zur Empfehlung, der Rede Selenskyjs fernzubleiben.
Für Reitschuster ist nicht das Fernbleiben der AfD an sich eine Diffamierung von Selenskyj, sondern die schriftliche Begründung der Fraktionsspitze. Erst mit dem Satz „Das ist demonstratives Männchen-Machen vor Putin“ erfolgt eine direkte Bewertung des Fernbleibens der AfD. Reitschuster spielt hier wie Stein mit dem Vorwurf des polit-medialen Komplexes gegen die AfD, von Russland gesteuert zu sein.
Der Spiegel hatte 2019 das Logo der AfD auf dem Titelbild an Marionettenfäden hängend und titelte dazu in einer doch eher taz-üblichen Alliteration von „Putins Puppen“.
Interessant hierzu auch ein Gastartikel bei Reitschuster von Klaus Kelle, der dort Anfang April schrieb:
„Die AfD als die deutsche .Putin-Partei' zu schmähen, wie es Medien und politische Gegner gern tun, wird der Sache nicht gerecht. Aber, Sie kennen das alte deutsche Sprichwort: Wo Rauch ist, da ist auch Feuer.“
Und besagtes Feuer beschrieb Kelle bei Reitschuster dann wie folgt:
„Regelmäßig treten AfD-Politiker und -Politikerinnen, oft mit russischen Wurzeln, in Moskau im Fernsehen auf und schmähen dort unser parlamentarisches System. Ich bin vielleicht ein bisschen altmodisch, aber Patrioten sollten sich nicht zu Lakaien einer fremden Macht machen lassen, denke ich.“
Interessant dürfte hier der Blick über den großen Teich sein. Fordert der Autor bei Reitschuster diesen deutschen Patriotismus ebenso vehement ein, wenn er sich gegen die USA richtet oder richten müsste?
Kelles Fazit im April dieses Jahres bei Reitschuster.de soll versöhnlich klingen, wenn er meint: „Die AfD in der Gänze ist keine Putin-Partei.“ Aber ob die AfD sich hier wiedererkennt?
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Stein und Reitschuster kritisieren die AfD-Abgeordneten für ihr Fernbleiben bei der Rede von Selenskyj. Wenn Reitschuster von einem „demonstrativen Männchen-Machen vor Putin“ schreibt, dann bietet sich folgende Frage an: Ist es nicht auch ein demonstrativen Männchen-Machen des Plenums vor Selenskyj, dem sich AfD und BSW nur durch Fernbleiben entziehen wollen?
Dazu ein paar Fragen und Überlegungen: Die Rede von Selenskyj kann man im digitalen Zeitalter gar nicht mehr verpassen. Man darf also davon ausgehen, dass die nicht anwesenden Abgeordneten vom Inhalt erfahren haben, möglicherweise bereits auf einen übertragenden Monitor im Foyer außerhalb des Plenums.
Fragen stellt die Inszenierung selbst. Werden die Abgeordneten automatisch zur zustimmenden, zu Passivität verurteilten Kulisse, wenn sie eine ablehnende Haltung zu Selenskyjs Rede nicht erwidern können?
Aber wie soll jemand seine fehlende Zustimmung zu Selenskyjs Waffen- und Milliardenforderungen in den tosenden Applaus der Abgeordneten der etablierten Parteien hinein artikulieren? Anwesend sein, aber lautstark „Buh“ rufen? Der Bundestag ist der wichtigste Debattenraum der Deutschen. Hier debattieren gewählte Vertreter des Volkes über die Geschicke des Volkes.
Eine widerspruchslose Zustimmung zu den Forderungen von Selenskyj war bei dieser Veranstaltung tatsächlich am seriösesten zu verhindern durch Fernbleiben und demonstrativ leere Sitze. Der BSW konnte diesen erwünschten sichtbaren Effekt innerhalb der Fraktion der Linken übrigens gar nicht erzielen, weil die Linksfraktion die freigewordenen Sitze einfach nach vorne raus besetzte und so die leeren Sitze fast unsichtbar machte.
Es gab für die Abgeordneten überhaupt nur diese eine Möglichkeit, ein fremdes Staatsoberhaupt nicht zu beleidigen und gleichermaßen dessen Forderungen nicht passiv zuzustimmen.
Eine Opposition darf sich in so einer wichtigen Frage gar nicht instrumentalisieren lassen. Denn der Anlass der Rede von Selenskyj hatte ohne jeden Zweifel das Ziel, durch einen emotional und mit viel Pathos aufgeladenen Auftritt und via Tagesschau und Live-Übertragung die deutschen Zuschauer dafür zu gewinnen, dass die Deutschen noch mehr Milliarden Euro für Waffen für die Ukraine zustimmen. Ebenso, wie für den milliardenschweren imaginären Wiederaufbau. Es geht um wesentliche Geschicke des Deutschen Volkes – möglicherweise mit Auswirkungen auf Generationen!
Naheliegend ist, dass der Auftritt Selenskyjs eine Stimmung in der deutschen Bevölkerung dafür schaffen wollte, dass nur ein Siegfrieden diesen Krieg beenden könne. Damit war der Auftritt von Selenskyj im Bundestag ein lupenreines Politikum. Und die Reaktion der Abgeordneten nicht nur gestattet und legitim, sondern absolut angemessen und die richtige Wahl in Richtung Selenskyj und Bundesregierung und der ihr folgenden Unionsparteien.
Die Kultur der Abwesenheit im Debattenraum „Bundestag“ ist übrigens ganz sicher keine Erfindung der AfD. Wer einmal Reden im Bundestag live verfolgt hat oder per Übertragung miterlebt hat, der kann bestätigen, dass ganze Fraktionsteile der etablierten Parteien und auch Minister das Plenum verlassen, wenn ein AfD-Abgeordneter einen Debattenbeitrag hält.
Im Falle der Rede von Selenskyj ist zudem interessant, dass mehrere Abgeordnete auf Nachfrage nicht sicher sagen können, wer Selenskyj überhaupt eingeladen hatte. Die Bundestagspräsidentin? Der Bundeskanzler im Zusammenhang mit der Wiederaufbaukonferenz? Der Ältestenrat?
Während der Rede war der Deutsche Bundestag entgegen seiner ureigensten Rolle zur Passivität verurteilt. Das Signal war eindeutig: Applaus bedeutet Zustimmung. Fehlender Applaus wird aber kaum wahrgenommen. Leere Sitze bleiben hier eine gute Möglichkeit, Missfallen auszudrücken, ohne dem ukrainischen Präsidenten ins Wort zu fallen, was wiederum als Eklat gewertet worden wäre.
Das BSW und die AfD haben mit ihrer Abwesenheit ihr Missfallen ausgedrückt. Und sie taten es auf eine Weise, die ausreichend respektvoll dem Staatsgast gegenüber auszulegen ist. „Demonstratives Männchen-machen vor Putin “ oder „Radio Moskau“ ist es definitiv nicht.
Dieses ist ein Debattenbeitrag. Ich erlaube mir anderer Auffassung zu sein.
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Kommentar von Bernd Neumann
@ Ostdeutsche: Eine Einstellung deutscher (bzw. westlicher Waffenhilfe) brächte keinen „Frieden“ Tatsächlich würde einseitig nur die Ukraine geschwächt, da der Westen/Deutschland keine Möglichkeiten hat, die Kriegsfähigkeit Rußlands analog, oder überhaupt zu schwächen. Plötzlich in großem militärischen Vorteil, würde Rußland rasch militärische Fakten schaffen, das heißt große Teile der Ukraine einschl. Kiews zu besetzen, vermutlich bis zu einem Punkt, bis Washington glaubwürdig mit dem Einsatz amerikanischer Truppen drohte. Diese Logik steckt ja auch hinter der „Friedenspolitik“ von AfD und BSW - Beendigung des Krieges, indem man die Russen sättigt und gleichzeitig die westorientierte Ukraine beseitigt.
Das wird aber nicht zu Frieden führen und such nicht den Preis füg Deutschland senken. Weder bekämen wir mehr Handlungsfreiheit gegenüber den USA, noch würfe der Zustand ante-bellum mit Billiggas usw. wiederhergestellt. Dafür würden wig nit einen neuen Millionenwelle an Flüchtlingen geflutet, die nie wieder gingen und uns weitere 100te Milliarden Euro kosteten.
Stellen Sie dazu eine Überlegung an. Hätten die Amerikaner nicht ab 1942 ungeheure Mengen an Kriegsmaterial geliefert, hätten dir Sowjets den deutschen Vormarsch nicht stoppen und die Wehrmacht nicht wieder zurückwerfen können. Auf such alleingestellt, hätte Stalin (oder ein Nachfolger) mit Hitler Verhandlungen führen müssen oder die neh geschaffenen Realitäten anerkennen müssen. Hätten er oder die Sowjets das aber wirklich getan, Jekaterinburg zuf neudn Hauptstadt gemacht und mit Deutschland „in Frieden“ gelebt? Natürlich nicht. Sie hätten weitergekämpft und den Deutschen einen riesigen Partisanenkrieg aufgezwungen. Genau das würden die Ukrainer tun.
Wir dieser Krieg enden kann, weiß ich nicht. Solange aber nur eine Partei an den Sieg glaubt, geht er weiter.
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Kommentar von Homer Simpson
Tatsächlich vergessen die ganzen Ukraine-Fanboys, was es an Vorgeschichte zu diesem Krieg gibt. Da nimmt sich keine Seite was. Letztlich spielen die Amis auch und wieder eine tragische Rolle. Das wird alles ausgeblendet. Fakt ist: Wenn die NATO kleine Brötchen backt und wir akzeptieren, dass es NICHT unser Krieg (auch nicht stellvertretend!) ist, dann sind wir einen riesigen Schritt weiter. Und statt Waffen und Unsummen an Geld (was die Ukrainer zuhauf veruntreuen) darüber zu schicken, sollten wir Diplomaten schicken, nach Moskau, Kiew und Washington. Und dann war es das! Keine Flüchtlinge von dort nehmen und auch die ganzen Kriegstreiber nicht unterstützen. Und sollten deutsche Politiker der Meinung sein, dieser Konflikt tangiere sie persönlich, dann dürfen sie gerne an die Front in einem Krieg, der nicht meiner und auch kein deutscher ist. Darum haben BSW und AfD meine volle Zustimmung zu dem Boykott vor diesem Präsidenten-Darsteller und Warlord.
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Kommentar von Ostdeutsche
@Bernd Neumann: Eine in großen Teilen durchaus zutreffende Analyse. Nur verstehe ich nicht, warum wir der Ukraine Nibelungentreue schwören bis zum eigenen Untergang. Wenn man keine weiteren Waffen in die Ukraine schicken will, heißt das nicht, daß man Putin gut findet. Es ist doch so: Auf der Welt findet in vielen Ländern schreiendes Unrecht statt. Sollen wir da auch überall helfen, so daß für uns selbst nichts mehr übrig bleibt? Wieso ausgerechnet die Ukraine? Morgen vielleicht Somalia, Madagaskar, Mexiko, Kolumbien oder 100 weitere Länder? Außerdem sollte man die Gefahr für Deutschland nicht unterschätzen. Wir haben keinen Friedensvertrag! Rußland könnte uns des Bruches des 2+4-Vertrages bezichtigen. Frankreich und der Möchtegern-Napoleon werden nicht angegriffen, aber die dämlichen Deutschen, die meinen, mitmarschieren zu müssen, löffeln zum Schluß die Suppe aus.
Im übrigen halte ich die moralische Kompetenz eines Selenskyj, der sich mit heruntergelassenen Hosen einst als Pimmel-Pianist präsentierte, für doch recht fragwürdig.
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Kommentar von Bernd Neumann
Es gibt in Deutschland keine Mehrheit für eine Aufgabe der Westbindung und eine Art Lagerwechsel zum BRICS-Block. Abgesehen von der Selbstverortung der meisten Deutschen, die sich als Teil des „Westens“ empfinden, wären die Kollateralschäden enorm und überstiegen den möglichen Nutzen um ein vielfaches. Möglicherweise würden auch die „Westmächte“ in so einem Fall militärisch intervenieren – die Sprengung der NS2-Pipeline hatte u.a. ja auch diesen Warneffekt an die Regierung Scholz und andere russophile Kreise in Deutschland. Die ehemaligen Alliierten feiern nicht ohne Grund weiterhin jedes Jahr mit viel Aufwand die Landung in der Normandie im Juni 1944. Der „D-Day“ repräsentiert in bruchloser Kontinuität von Roosevelt bis Biden den Anspruch der USA auf ihr Interessengebiet in Europa, und das umfaßt ganz Deutschland und alles in Europa bis zum Bug, dem Bosporus und Finnland. Mindestens. Viele deutsche Russizisten verkennen, daß Rußland das auch vorbehaltlos anerkennt und unter dem Eindruck der Realität freiwillig auf vieles verzichtet hat, was ihm einst in Jalta zugestanden wurde. Sonst wären sie auch 1990 nicht aus Ostdeutschland und dem ganzen Ostblock wieder abgezogen. Der Streit heute und der Krieg in der Ukraine dreht sich nur um das Gebiet zwischen Bug und Dnjepr, das die Russen als ihr genuines Interessengebiet, wenn nicht sogar Hoheitsgebiet ansehen. Seit 1994 bestreiten die Amerikaner dies den Russen und sehen sie auf die Staatsgrenze von 1991 zurückgeworfen, die nach dem Zerfall der Sowjetunion. Daß Moskau und alle Russen das so wenig akzeptieren wie die Deutschen den Raub der Ostgebiete durch die Polen für lange Zeit, ist allem bekannt.
Diese Thematik spielt aber im Russizismus, wie ihn AfD und BSW heute am offensten zeigen, kaum eine Rolle. Eine kleine Minderheit mag die Russen tatsächlich lieben und als die Retter des Abendlandes vor Wokeismus und Islam sehen, zu diesem Thema hat einer wie Boris Reitschuster, der die Russen nun wirklich gut kennt, alles nötige gesagt, aber wie alle Illusionen halten sie sich hartnäckig. Denn wie gesagt, die Russen interessieren sich nicht für Deutschland und wollen es daher weder vor den Amerikanern noch dem Weltjudentum oder Kapitalismus retten.
Hinter der neuen Friedensbewegung oder den Hypertrophieren Rußlands steht er ein vulgärer, rein materieller Pazifismus eines alterndes Volkes, dem zuerst seine Ehre und Selbstwertgefühl, dann seine Zukunft (mangels Kindern) abhandenkam. Erkennbar wollen nur die Deutschen, bzw. ein Teil von ihnen, daß der Krieg sofort wieder aufhört, und unbestreitbar würde das derzeit nur durch eine ukrainische Niederlage oder Kapitulation zu bewerkstelligen sein. Davon erhoffen sie sich, daß teure Investitionen in nationale Sicherheit und die Bundeswehr unterbleiben können, da diese Gelder dann nicht für Renten und Sozialtransfers zur Verfügung stünden. Kontradiktorisch dazu steht der genauso merkwürdige neue Bellizismus eines einstmals links-pazifistischen Lagers, das zudem von einer engagierten Gegnerschaft zum Westen und den USA zu bedingungslosen Jüngern ebendieser Mächte konvertiert ist. Das merkwürdige an diesem Bellizismus ist vor allem, daß ihm ein frappierender Mangel Deutschlands an militärischen Fähigkeiten und Optionen gegenübersteht, den diese Kreise aber in den letzten 30 Jahren mutwillig und überzeugt herbeigeführt haben, indem sie die Bundeswehr abrüsteten, verkleinerten und ihrer Würde und Funktionsfähigkeit beraubten, so daß Deutschland heute außenpolitisch einflußlos und unbeachtlich ist.
Hier hat eine völlige Umkehr stattgefunden. AfD und BSW sind typische Arbeiter- und Kleinbürgerparteien, auch wenn sie in Wählerschaft und Funktionärskorps in die Mittelschicht ausgreifen. Im Deutschland des kalten Krieges, insbesondere im Westen, war die Kultivierung von Kriegs- und Verteidigungsunwilligkeit sowie die Verweigerung des Wehrdienstes insbesondere ein Mittelschichten- und Elitenthema. In diesen Kreisen und Milieus galt es als Normalfall, den Wehrdienst zu verweigern und eine pazifistische und internationalistisch-postnationale Haltung anzunehmen. Die Bundeswehr wurde zumindest bei den Mannschaften und Unteroffizieren fast ausschließlich von der Arbeiter- und Kleinbürgerschicht getragen, die sich auch Nationalbewußtsein und Verteidigungswillen bewahrte. Im Deutschland des 21. Jahrhunderts haben diese Lager offenbar die Rollen weitgehend getauscht.
Warum ist das so? Durch demographische Effekte und den „langen Marsch durch die Institutionen“ haben die Linken seit den 1980er Jahren den Staat und die Gesellschaft schrittweise unter ihre Kontrolle gebracht, ein Prozeß, der um die Jahrtausendwende abgeschlossen war. Begünstigt wurden sie dabei von einem phlegmatischen und auf Appeasement eingestellten Bürgertum, das sie daran nicht hinderte und endlich resignierend ins linke Lager wechselte. Einher geht dies mit einer sich beschleunigenden Umsetzung des Umbaus der Gesellschaft zugunsten der Interessen einer weltweiten Tech- und Finanzelite, die so ungehindert eine Art globalen Milliardärssozialismus etablieren kann. Dabei trachten sie, Nationalstaaten und Ethnien (die dem Nationalstaat konstituieren) aufzulösen und durch eine diffuse, „bunte“ also multiethnische und postsexuelle Gesellschaft zu ersetzen. Der Westen mit seiner geringen Geburtenrate und rapiden Vergreisung einerseits und hohem Ausplünderungspotential bietet sich dazu besonders an.
Dem ging bereits zuvor eine Schwächung und Marginalisierung der westlichen Arbeiterschichten voraus, als ab den 1970ern ihre Arbeitsplätze schrittweise nach Fernost verlagert wurden. Sie verloren dadurch nicht nur ihr Einkommen, sondern vor allem ihre Würde und Selbstwirksamkeit. Die sich als Ersatz entwickelnde Dienstleistungsgesellschaft ermöglichte in Wechselwirkung die Frauenemanzipation, da sie in großer Zahl Arbeitsplätze schuf, bei denen Männer nicht nur keine Vorteile mehr hatten, sondern gar nicht mehr benötigt wurden. Überall, wo dies stattfand, kollabierten die Geburtenraten, da sich eine ausreichende Geburtenrate und maximierte Frauenberufstätigkeit einander ausschließen. Als weitere Bedrohung stellten sich die großer Zahl als Ersatz für ungeborene eigene Kinder in die Länder geholten Zuwanderer aus den Armutsregionen des globalen Süden heraus, da sie unmittelbar mit den kleinbürgerlichen Schichten um Arbeit, Wohnraum und sozialstaatliche Ressourcen konkurrieren, aber jünger, vitaler und aggressiver sind. Diese Entwicklung – Diskreditierung des Männlichen, wirtschaftliche Marginalisierung, kulturelle und physische Verdrängung durch Einwanderer erzeugte insbesondere bei nichtakademischen Männern im Westen Verbitterung und zunächst Rückzug, dann aber auch eine Gegenbewegung. Sie manifestierte sich erstmals 2016 machtpolitisch wirksam mit dem Sieg von Donald Trump in den amerikanischen Präsidentschaftswahlen – denn er hatte mit „MAGA“ sich bewußt an diese Schichten gewandt und zu ihrem Anwalt gemacht. Daß das in Deutschland mit der AfD bisher nicht funktionierte, liegt an den Sonderwegen der deutschen Geschichte, die es einseitig auf Mitte-Links festlegt. Oder auch zum Beispiel auch auf Pazifismus.
Weil der Staat nun links oder grünlinks und im Besitz der linksliberalen akademischen Eliten war, gerieten die Arbeiter und Kleinbürger in Gegensatz zu ihm. Da nun jeder Mensch weltweit ein „Deutscher“ (oder Amerikaner oder Brite) sein konnte, inzwischen sogar ohne in Deutschland leben zu müssen, und er alles, was die Identität dieser Kleinbürger ausmachte, verhöhnte, abwertetet oder bekämpfte, gaben sie ihn innerlich auf und emigrierten aus ihm, ohne das physisch zu tun. Einige, nicht alle, haben sich dazu Surrogate gesucht, wie eben Rußland, in Leserforen diverser Medien. Andere ziehen sich nur eher still in verbliebene Nischen zurück, aus denen sie nur gelegentlich ausbrechen, so wie mit „Layla“ oder „l’armour toujours“ oder am Ballermann – und in der Wahlkabine, wo sie AfD oder BSW wählen. Konkludent ist ihre einst hohe Bereitschaft verschwunden, diesen Staat, in Uniform und mit der Waffe in der Hand und notfalls mit ihrem Leben zu verteidigen. Für was? Ferda Ataman oder Annalena Baerbock?
Das bedeutet aber nicht, daß sie völlig die Seiten gewechselt haben. Politisch sind sie so wenig wie vor 150 Jahren, eher unverwüstlich materialistisch und auch hedonistisch. Am Ende können sie mit Russizismus so wenig anfangen wie mit dem Atlantizismus heutiger Eliten. Sie interessiert nicht, wer in der Ukraine regiert, wer Victoria Nuland oder Hunter Biden oder Medwedjew oder Putin sind. Sie stört aber das Verbrennerverbot, Veganismus, teurer Strom, Lastenräder, Deindustriakliseirung und die kaputte Infrastruktur.
Insoweit meine ich, daß die AfD – mir fällt da kein deutsches Synonym ein, daher übersetze ich ein englisches wörtlich – den „falschen Baum anbellt“. Mit ihrem antiwestlichen Russizismus und Pazifismus bedient sie ein ostdeutsches Elitenthema, das mit der Lebensrealität der Masse ihrer Wähler – tatsächliche und potentielle – kaum etwas zu tun hat. Sie verkämpft sich an einer Front, die ein Verliererthema ist. Wollte sie tatsächlich die Dominanz der grünglobalistischen Eliten aufbrechen, müßte sie schichten- und lagerübergreifend sich an alle wenden, die die Verlierer des feministischen Linksliberalismus der letzten 40 Jahre sind. Mit Maximilian Krah oder Selenskyj-Boykotten kommt sie dem kaum näher. Aber vielleicht will sie es am Ende auch gar nicht.
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Kommentar von Carl Peter
Krieg ist immer eine große Sache, da kann man die kompromisslose Dummheit kollektiv ausleben - die Abspaltungen der Gescheiten sind da nur wie Krümel, die vom großen Tisch fallen.
Etwas erschreckend erscheint das wohl eher vorläufige Ende des Zweiten Weltkriegs - wer wird diesmal Deutschland durch Zerstörung befreien, oder versucht man die Selbstbefreiung durch Selbstzerstörung.
Sicher ist, aufgestanden wird erst wenn schon das Sofa brennt und die Wohnzimmergarnitur in Schutt und Asche liegt - die Selbstverschuldung wird aber dann einem anderen Urheber angelastet.
Hat diese finstere Echokammer Bundestag nicht schon jede Respektlosigkeit erlebt, warum der plötzliche Anspruch des respektvollen Umgangs gerade an diesem Ort?
Art 38 Absatz 1 Satz des Grundgesetzes ist da unmissverständlich: Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages sind “an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.”
So, und jetzt der große Aufschrei gegen die respektlose und gewissenlose Verbrecherbande die Deutschland ins Unglück stürzt?
Wider alle Vernunft sind die einen sowieso wie die anderen im Recht, weil das große Unrecht dahinter garnicht wahrgenommen wird.
Blöd ist, weil es egal ist, was ich tätlich denke - auch mein Sofa könnte im Herbst abbrennen.
Letzte Frage: Kinder, Oma, alle aus dem Haus?
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Kommentar von Hans Krüger
Der Ukrainische Präsident ist gelernter Schauspieler und ist zu seinem Amtsantritt für Frieden und Verständigung antreten.Ob das je sein Ziel war bleibt dahingestellt.
Der Krieg ist ein Stellvertreterkrieg der USA und Deutschland ist die Drehscheibe für Waffenlieferungen und Geld für die kurrupte ukrainische Marionetten Regierung.
Was mich ständig stört,ist das die uneingeschränkten Unterstützer dieses Ukraine Systems;immer wird Präsident Putin als bösen Aggressor darstellen der Ende Februar 2022 die Ukraine überfallen hat.
Die Vorgeschichte existiert bei diesen politischen und journalistischen Akteuren überhaupt nicht ab 2014 und früher , den sie sind in ihrem transatlantischen Weltbild gefangen.
Diesem Schauspiel im Bundestag fern zu bleiben ist legitim,meiner Meinung.
Der Artikel arbeitete die Empörung der Herren Kelle,Reitschuster und Stein gut auf .
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Kommentar von Bernhard Rossi
Ich sehe hier Fakten und Kenntnisreichtum aller Kommentartoren. Dafür danke ich Ihnen allen!
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Kommentar von Andreas aus E.
Auch mein Sitz wäre selbstverständlich leer geblieben. Zwischenzukrähen wäre nicht meine Art, Nichtapplaus, wie erwähnt, kaum auffallend, also besser ab in die Kantine und etwas Freizeit genießen.
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Kommentar von Peter Stanislaus Pertz
Ich sage es einmal so.
Ist dieser Selensky eigentlich noch präsident von der Ukraine?
Ich würde sagen Nein!
Ist Selensky demokratisch legitimiert?
Würde ich auch mit Nein beantworten.
Interresiert diese 2 Herren was das ukrainische Volk will und inwieweit dieses Selensky noch als seinen Präsidenten ansieht?
Ganz dickes Nein!!!!!!
Ich kenne Ukrainer. Meine Lebenspartnerin ist Ukrainerin.
Und diese bestätigen mir das ich mit meinen aussagen richtig liege.
Deshalb interresiert mich nicht was diese 2 Journalisten über die AFD sagen da diese in meinen Augen und in den Augen vieler Ukrainer welche ich kenn richtig gehandelt hat.
PS.:
Ich war im Oktober 2023 in Kiew und Umgebung für 2 Wochen.
Habe vor Ort mit vielen Ukrainern gesprochen, und eines ist sicher.
Die sehen inzwischen das ganze mit pro Putin Augen. Wenn diese 2 Herren das so sehen kann man die Meinung von den Ukrainern auch so bezeichnen.
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Kommentar von Charlotte Hinterhuber
Egal wer da fernblieb, es ist erschreckend, dass jemand da blieb. Man führte keine Umfrage aber ich bin mir sicher, dass die Leute in Deutschland keinen Krieg wollen und schon gar nicht für eine korrupte Regierung in der Ukraine und auch nicht zu dem Zweck, sich die Reichtümer der Ukraine einzuverleiben.
Reitschuster habe ich gelesen bis zu dem Augenblick, wo er von null auf hundert gegen Putin vorging, so als hätte er das Geschehen seit 2014 nicht bemerkt. Und besonders peinlich sind für ihn die Photos, auf denen er sich ganz devot als kleiner Journalist mit Putin fotografieren ließ, ganz verzückt ob der Ehre.
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Kommentar von Sigrid Leonhard
@.TS., " Daß Reitschuster durch seine Reichweite den eher weniger bekanntem strammen Transatlantik-Befürworter Kelle mit seiner außerordentlich scheuklappenhaften Darstellung zu größerer Wirkung verhilft hätte allerdings durchaus noch einen näheren Blick verdient."
Das bleibt Reitschuster unbenommen, wir haben Meinungsfreiheit.
Mir ist nur übel aufgestoßen, dass die Kommentarfunktion des Kelle-Artikels deaktiviert ist. Da hätte ich dann auch gerne Meinungsfreiheit.
Ich schreibe das nicht gerne.
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Kommentar von Micha
@Bernhard Rossi
Blöd nur, dass nur 299 Abgeordnete unmittelbar gewählt werden. Alle anderen werden nur mittelbar über Listen gewählt oder gar nicht (Ausgleichs- und Überhangmandate.
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Kommentar von Micha
Was haben ausländische Politiker in unserem Parlament zu reden? Die sollen da raus bleiben. Unsere gewählten Abgeordneten sollen ihre Arbeit machen, da haben ausländische Staats- und Regierungschefs nichts zu suchen und nicht zu reden. Er kann mit dem Bundespräsidenten sprechen, aber nicht in unserem Bundestag und vor unseren Abgeordneten. Ich sehe darin eine Beeinflussung deutscher Abgeordneter durch Ausländer.
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Kommentar von Eddy Nova
Ist Reitschuster nicht mit einer Ukrainerin liiert - ws Stein da von sich gibt entbehrt jeder Logik ...die AFD Begründung scheint mir allerdings auch ziemlich dämlich !
Ob PUTIN das freut oder nicht ist ebenfalls "Hose wie Jacke" !
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Aus wirtschaftlichen Gründen ist es völlig contraproduktiv Zelenskyy , den "Dieb im Gesetz" auch noch zu pussiern. Fakt ist doch , jeder Beifall der Parlamentstrottel kostet das Deutsche Volk Geld.
Ohne West Zustimmung wäre Zelenskyy komplett hinüber und müßte aufgeben - der billigste Weg.
*****
Es kann doch nicht sein das Zelensky weiter pussirt wird um den Systemlern der Altparteien etwas Gnadenfrist zu verschaffen um weiter Diäten abzugreifen. Zelenskyy ist aktuell illegal im Amt , nichts ,absolut gar nichts was für seinen Endsieg spricht.
*****
WALLASCH .de berichtete ja bereits - Kriegstreiber wie Kiesewetter befürworten Material für die Ukraine das tags drauf von Putinrussia pulverisiert wird ...und für das z.b. AHRTAL fehlt jede Mark oder Euro...
Gauner wie Zeklenskyy wissen meist instinktiv Bescheid - die Nichtanwesenheit etliche Sitzreihen in der Reichstagsquasselbude hat ihn sicher veranlasst eine Null an Forderungen wegzulassen ...
*****
NEIN , Ganneff Zelenskyy ...keinen Cent mehr für dieses Fass ohne Boden ...Sehe andernorts zu wie du klarkommst und vor allem lass dir einfallen wie du die Schulden der Ukraine gegenüber dem Deutschen Volk begleichst ...
*****
Oder die abgespeckte Variante : keine Kohle mehr da die zweckentfremdet von Ukrainern geraubt werden kann - Support für Russia wäre günstiger gekommen ...Indien war da cleverer ...zum 25 % Preis erstehen sie aktuell die Energie die kriegsfrei Deutschland bezogen hätte ...besser verhandelt und wir hätten sie augenscheinlich über Jahrzehnte noch günstiger gekommen ...
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Kommentar von Bernhard Rossi
Art 38
(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.
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Kommentar von .TS.
Ziemlich gute Zusammenfassung und Einschätzung. Daß Reitschuster durch seine Reichweite den eher weniger bekanntem strammen Transatlantik-Befürworter Kelle mit seiner außerordentlich scheuklappenhaften Darstellung zu größerer Wirkung verhilft hätte allerdings durchaus noch einen näheren Blick verdient.
Und ja, demonstratives Fernbleiben (den Inhalt bekommt man heutzutage dennoch mit) war durchaus eine gute Entscheidung, allemal sichtbarer als nur ein Verweigern des Applauses und würdevoller als ein deutlicheres Aufzeigen des Missfallens.
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Kommentar von Ostdeutsche
Wie mein Pseudonym schon sagt (es bezieht sich auf das "echte" Ostdeutschland, nicht auf Mitteldeutschland, das heute fälschlicherweise so genannt wird), bin ich nicht unbedingt eine Putin-Freundin, noch viel weniger der Sowjetunion, die Ostdeutschland den Polen geschenkt hat und deren Soldaten Teile meiner Familie ermordet haben. Allerdings sollte man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und Rußland komplett zum Land der Menschenfresser erklären. So ungerecht das Verhalten Putins/Rußlands sein mag: Ist das unser Krieg? Wieso eigentlich müssen wir in Nibelungentreue an der Seite der Ukraine stehen, so als wäre Thüringen angegriffen worden? Nicht genug, daß wir Ukrainer ziemlich generös unterstützen (so manche deutsche Rentnerin wäre vielleicht gerne Ukrainerin in Deutschland), sollen wir so peu à peu in einen Krieg hineingezogen werden. Ich teile Ihre Auffassung, Herr Wallasch. Sich um Friedensverhandlungen zu bemühen, heißt nicht, Putins Vorgehen gutzuheißen. Das Unrecht ist geschehen, um so mehr muß man versuchen, weiteres Sterben zu verhindern. Wenn man sich nicht darum bemüht, kann man nicht wissen, ob es wirklich nicht zum Erfolg führt.
Selensky und überhaupt die Ukrainer tun immer so, als ob es unsere verdammte Pflicht wäre, alles für die Ukraine zu geben (erinnert ja fast an einen inkriminierten Spruch, wenn man ihn auf unser Land bezieht), während ich bisher noch keine Worte des Dankes gehört habe. Oder habe ich da was verpaßt? Wenn Wagenknecht und Weidel hier ein "Zeichen gesetzt" haben - was doch sonst immer laut gefordert wird - ist es wenigstens eine abweichende Stimme in der großen Kriegsbegeisterung.
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Kommentar von Eugen Karl
Ich schließe mich Farg Alucard an. Das Fernbleiben ist ein unnötiger politischer Fehler. "Die Kultur der Abwesenheit im Debattenraum „Bundestag“ ist übrigens ganz sicher keine Erfindung der AfD", schreibt der Autor. Ja, gerade deswegen darf eine "Alternative" mutiger sein und dem Redner ihre Kritik ad oculos demonstrieren. Den politischen Gegner aber erst gar nicht anhören wollen - das ist Altparteiengehabe, das die AfD sich nicht zu eigen machen sollte.
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Kommentar von StephanU
Es wurde ja ganz richtig erwähnt, dass sich die Rede von Selenskyj eigentlich gar nicht an den Bundestag richtete. Den hat er mit Ausnahme von AfD und BSW sowieso in der Tasche.
Seine Ansprache war primär an das deutsche Volk gerichtet mit der Aufforderung, Wohlstand, Sicherheit und später vielleicht die eigenen Nachkommen bereitwillig zur Verfügung zu stellen. Er wird wissen, dass dieses Volk seine eigenen politischen Interessen gar nicht formulieren könnte, dafür umso stärker anfällig für pathetische Ansprachen ist.
Allerdings wird Deutschland auch ohne diese Ansprache ausgenommen werden. Daher ist es auch egal, ob alle anwesend waren. Selenskyj sollte es für die Deutschen nur netter machen.
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Kommentar von Palmström
Das Problem ist was hat der Herr im Parlament zu suchen? Der Mann im Pullover ist formell kein Repräsentant der Ukraine. Seine Amtszeit ist abgelaufen. Er amtiert per eigenen Kriegsdekret obwohl sich sein Land mit niemand im Krieg befindet. Falls ich falsch liege könnte mir das ja mal jemand erklären.
Wenn der Parlamentspräsident der Ukraine eine Rede zum Dank, hätte halten wollen wäre dies etwas anderes.
All das hat nichts mit den Herren im Kreml zu tun. Dort ist nicht nur einer, da sind mehrere Leute.
Zu tief suspekt ist diese Kriegs-Rhetorik. Für Deutschland gibt es nur eine Möglichkeit, alles zu tun gewalttätige Auseinandersetzungen mit Verhandeln beizukommen.
Aber es sieht so aus als gäbe es Deutschland erst seit 1949.
Dem ist nicht so. Und der deutsche Einfluß auf die russische Entwicklung war unter der Regentschaft Katharinas historisch. Unter anderen geht Neurussland auf ihre Initiative zurück. Verblüffend auf der damaligen Landkarte gibt es keine Ukraine. Also Beziehungen zu Russland sind älter als die Existenz der Ukraine und der Gründung von Radio Moskau.
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Kommentar von Torsten Kandziora
Reitschuster war mir ob seiner Schreibe gegen Russland und Putin schon immer suspekt.
Zwar nicht so sehr wie der Reichelt - aber, nun ja, ich sag mal, im verdächtig machenden Bereich gewinnbringender Interessenskala.
Aber was ich denke oder meine - das ist ein kühler Furz im heißgemachten Wind des kommenden Krieges.
Ach übrigens. Eben gerade von einem schreibenden Freund erfahren. Die A2 hinter Helmstedt soll voller Militärfahrzeuge sein.
Viel US, aber auch BUNDESWEHR. Gemeinsam in Richtung Osten. Gäbe es die Möglichkeit,
könnte ich jetzt hier ein paar interessante Fotos einfügen.
Nun. Wie auch immer es über uns kommen wird. Viele Wähler dürfen sich bald freuen. Haben sie doch das Kommende letzten Sonntag durch ihr Kreuz wieder bestätigt.
Das sie ihn wollen. Diesen letzten, großen Bums. Tja, und die wenigen Aufrechten, die sich für BSW und AFD entschieden haben, was soll ich sagen.
Zu wenige waren es lieber leben als für die Doofen sterben wollen.
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Kommentar von Marco B.
@Harald Hommel: Hier ist aber auch Deutschland, und die Deutschen machen "nur dem Gewissen verpflichtet" immer "Männchen".
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Kommentar von Marco B.
Bei dieser Veranstaltung hat sich der Hauptakteur des Schauspiels vorgestellt. Natürlich ist es eine Unverschämtheit, wenn man da nicht hingeht. George Clooney hatte für diese Rolle eben keine Zeit.
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Kommentar von andreas h
Das ist doch faul. Müssen die Abgeordneten Männchen machen?
Es war ein Männchen-Machen vor Selenskyj.
Auch Reitschuster als Putinfresser wird nicht glauben, dass eine Rede von Selenskyj die Rede von Putin 2001 übertreffen kann. Das ist wohl eher sein Problem.
Allerdings ist bestimmt auch das Publikum schwächer geworden.
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Kommentar von Harald Hommel
In Frankreich sind etwa die Hälfte der Parlamentarier der bei der Selenskij Rede in der Nationalversammlung ferngeblieben. Davon hört und liest an in den deutschen Medien nichts.
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Kommentar von Perry Moppins
Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, regt man sich nicht über den Elefanten im Raum auf, sondern über die Mücke.
Satire!
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Kommentar von Farg Alucard
Ich hätte eine Anwesenheit der Abegordneten für besser gehalten. Kein Applaus, sitzen bleiben und kein Spalier stehen bzw. keine stehenden Ovationen.