Bevor ich etwas über diese Zeit und Motivation erzählen will, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, sei gesagt, dass es auch viele akzeptable Argumente dafür gab, damals den Dienst an der Waffe angetreten zu haben. Allerdings jenseits der Behauptung, dass der Wehrdienst schon „einen Mann aus Dir macht“, wie die Großväter mit Kriegserfahrungen vielfach ihren Enkeln grinsend mit auf den Weg gaben.
Wie ich an einem schönen Sonntagmorgen Ende Februar 2023 darauf komme? Der nur wenige Jahre jüngere Kulturredakteur Tobias Rapp schrieb im "Spiegel" hinter der Bezahlschranke eine Kolumne, von der ich mich fast angewidert weggedreht habe. Die Schlagzeile von Rapp lautet: „Warum ich meine Kriegsdienstverweigerung zurückziehe“. Im Intro schreibt Rapp weiter:
„Bundeswehr, nein danke. So dachte ich vor über 30 Jahren, wie fast alle in meiner Klasse. Heute weiß ich, dass ich es mir zu einfach gemacht habe.“
Bevor ich dazu komme, was das für eine beschämender Gratismut ist, kurz noch zur Frage, wie das überhaupt geht, nach erfolgreicher Ableistung seines Zivildienstes, diesen wieder zurückzuziehen. Es ist nicht mehr als ein bürokratischer Akt, eine Unterschrift auf einem Bogen Papier.
Und es gibt einen noch viel prominenteren Fall, der aber mutmaßlich noch mehr mit Karrieretum zu tun hat als bei Rapp. Die Rede ist vom FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner. Und auch hier zunächst zur Einordnung ein Spiegel-Intro aus 2022:
„Er war Zivildienstleistender, später machte er Wehrübungen – jetzt organisiert Christian Lindner Milliarden für die Bundeswehr. Beim Truppenbesuch in der Slowakei gefällt sich der Finanzminister in seiner Rolle.“
Auch Justizminister Marco Buschmann hat seinen Zivildienst 2019 „zurückgezogen“.
Tobias Rapp ist also so etwas wie ein Nachfolger von Christian Lindner und Marco Buschmann. Nur dass Lindner tatsächlich niemals mit der Idee der Kriegsdienstverweigerung geliebäugelt hat, ihm ging es einzig um die Idee, dass er als Zivildienstleistender seine jungunternehmerische Tätigkeit besser aufrechterhalten konnte. Später bekannte er sich zur Bundeswehr. Darüber muss man keine Worte mehr verlieren.
Diese egozentriert-opportunistische Verhaltensweise brachte ihn an die Spitze des Finanzministeriums: Erst Jamaica aufkündigen, dann unter den Grünen in der Ampel den ersehnten Ministerposten angenommen und mit beiden Ellenbogen im Lebenstraum angekommen. Christian Lindner ist vom Verweigerer in die Uniform gewechselt, als es keinen Schweiß mehr kostete.
Ist das so ein FDP-Ding? Nein, es gibt auch unter den Grünen solche Fälle, wie den des Namensvetters des Finanzministers, der schon 2019 unbedingt mit Cem Özedemir auf Manöver das schicke Flecktarn tragen wollte (schauen Sie sich bitte die Bilder an).
Weitere Mitglieder der Bundesregierung, einschließlich des Bundeskanzlers selbst, sind Wehrdienstverweigerer oder Ausgemusterte.
Erst mit dem neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kam einer ins Kabinett Scholz, der noch auf dem Kasernenhof lernen musste, wie man stramm steht und salutiert. Der Bundeskanzler selbst amüsiert sich heute über seine Zivildienstverweigerung und besteht darauf, schon damals die Sache nicht ernsthaft betrieben zu haben, wie er in einem Podcast erzählte, so wie jemand einen Witz erzählt, über den nur er selbst lachen kann.
Er hätte sich, erzählt Scholz da, bei der damaligen Begründung seiner Verweigerung einen Scherz erlaubt. Neben den Kriegserfahrungen seiner Eltern und seiner Bewunderung für Martin Luther King hätte er auch behauptet, er habe alle Bücher von Karl May gelesen, und die jeweiligen Helden hätten niemals jemanden getötet. Das habe ihn moralisch sehr geprägt. „Irgendwie“, sagte er, „bin ich mit dem Witz durchgekommen“. Lindner und Scholz: Das ist alles schwer zu fassen und es erzählt vor allem viel über die frühe charakterliche Eignung dieser Spitzenpolitiker. Und Scholz ist noch mit viel mehr durchgekommen in seinem Leben, aber das ist eine andere Geschichte.
Robert Habeck (Grüne) hat übrigens ebenfalls verweigert und seinen Ersatzdienst beim Hamburger Spastiker Verband abgeleistet. Dafür uneingeschränkten Respekt. Denn wer heute über Personalengpässe im Pflegedienst jammert, der weiß längst, was Leute wie Habeck damals geleistet haben und dafür selten Dank bekamen und viel häufig noch beschimpft und lächerlich gemacht wurden.
Robert Habeck hat aus seinem Zivildienst nie ein Geheimnis gemacht. Olaf Scholz hat 16 Monate in einem staatlichen Pflegeheim Ersatzdienst geleistet. Als Bundeskanzler fehlte ihm das Rückgrat, dazu zu stehen. Der Karrierist Scholz dachte, es sei wohl klüger, diese Monate mit alten hilfsbedürftigen Menschen aus seinem Leben zu streichen. Erst nach Veröffentlichung der Medien ergänzte Scholz diesen weißen Fleck in seinen Bundeskanzler-Lebenslauf.
Aber zurück zum peinlichen Gratismut des Spiegel-Kulturschreibers, der seine Kriegsdienstverweigerung zurückgezogen hat. Hier muss man die nicht ganz ernst gemeinte Frage stellen: Warum geht Tobias Rapp nicht in die Ukraine und schließt sich einer der internationalen Brigaden an? Dort kann er dann beweisen, dass er kein Maulheld ist. Vorher soll er sich aber ein paar dieser Unmengen von Kriegshorror-Filmclips anschauen, welche vorwiegend auf „Telegram“ kursieren: Dieser Wahnsinn aus Blut, Tränen und Scheiße ist dort erschöpfend dokumentiert.
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Sie finden, das klingt wie damals, als Linksradikale gesagt bekamen: Dann geh doch rüber? Genauso ist es gemeint.
Aber nun schnell noch wie angekündigt zum Kriegsersatzdienst von Alexander Wallasch. Der Zivildienst dauerte immer ein paar Monate länger als der Wehrdienst. Das sollte wohl so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit sein. Ich hatte das Pech, zu einem Zeitpunkt Zivildienst zu machen, als es um 16 bzw. 20 Monate ging. Ich entschied mich für eine Stelle auf dem Sozialamt Helmstedt in der Sozial- und Asylantenbetreuung oder sie wurde mir aus einer vorher getroffenen Auswahl zugewiesen, ich weiß es nicht mehr genau.
Ohne ins Detail zu gehen, kann ich heute sagen, dass dieser Dienst am Menschen auch den Dienenden formt. Leute wie Habeck und Co werden mir das sicher bestätigen und das verbindet uns über alle politischen Gräben hinweg. Wenn ich nicht im Außendienst tätig sein musste, saß ich an einer Art Schalter und nahm die Anträge der vorsprechenden Sozialfälle und Asylbewerber zur Bearbeitung entgegen.
Die Antragsteller schauten dabei auf ein gegenüberliegendes Porträt des Bundespräsidenten Richard Weizäcker, das ich dort aufgehängt hatte, weil ich mir einbildete, dass die eine oder andere Respektlosigkeit hinter der Scheibe dadurch geringer ausfällt.
Ich könnte ein Buch über diese Zeit schreiben, auch über den alten Mann, der so lange im Wald in einem Erdloch gelebt und dann in die „rote Villa“ umgesiedelt wurde. Sein Energiebedarf war enorm, sein neues Zimmer auf Sauna-Temperatur geheizt, Getränke und Tabak wurden ihm auf Vorrat auf Paletten angeliefert, er hatte immer Angst, dass beides zur Neige geht.
Als man ihn aus dem Wald holte, waren seine Socken in den Schuhen quasi mit der Hornhaut seiner Füße verwachsen gewesen. Damals war ich froh, nicht mit dem Zivildienstleistenden im erstbehandelnden Krankenhaus tauschen zu müssen.
Was mich damals schwer emotional beschäftigte, sind nach den vielen Jahren Anekdoten geworden. Also wieder zur Frage, wie man überhaupt dazu kommt, sich dem Wehrdienst zu verweigern. Hier kommen eine idealistische und eine historische Sichtweise zusammen, was die Entscheidung für die Kriegsdienstverweigerung leider auch angreifbar für Hohn und Spott realpolitischer Erwägungen gemacht hat:
Zum einen die idealisierte Annahme, dass wenn niemand mehr eine Waffe in die Hand nimmt, auch keiner erschossen werden kann. Und zum anderen die deutsche Sonderrolle, die noch viel wirkmächtiger ist, die Erfahrungen zweier Weltkriege samt einer ungeheuerlichen Blutspur quer durch Europa. Mich erstaunt bis heute, dass junge deutsche Männer damals überhaupt eine Begründung dafür abliefern mussten, warum sie das G3-Sturmgewehr partout nicht in die Hand nehmen wollten.
Tobias Rapp hat jetzt hinter der Bezahlschranke seine „Kriegsdienstverweigerung“ zurückgezogen. Er verweigert den Krieg also nicht mehr. Er hätte korrekter "Wehrdienstverweigerung" schreiben müssen, aber „Krieg“ gefiel ihm vom Sound her besser, inhaltlich passender und dringlicher. Wehrdienst wäre zu sehr Bundeswehr gewesen, zu sehr Landesverteidigung, zu sehr dass Eigene und zu wenig von den vielbeschworenen europäischen Werten, die er in Charkow verteidigt sieht.
Mein Großvater Eddi Wallasch wurde in Charkow verwundet, ihn traf ein Granatsplitter an vorderster Front in den Allerwertesten.
Ein Twitter-User gibt Tobias Rapp folgenden Ratschlag:
„Einberufung sofort, dann Ausrüstung fassen und Flixbus Richtung Ukraine besteigen. Aber Flotto.“
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Kommentar von KK
Ich habe verweigert, aus Gewissensgründen. Mein Gewissen habe ich mir bis heute erhalten.
Schade, dass ausgerechnet so viele Politiker und Journalisten ihres offenbar auf der Karriereleiter abgegeben haben.
Wäre das anders, wäre dieses Land sicher nicht so sehr auf den Schweinehund gekommen.
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Kommentar von Günter Gerhardt
Ich habe 1980 verweigert, da gab es noch die "Gewissensprüfung".
Mein Vorsitzender war Presseoffizier der Bundeswehr. Die "zivilen" Beisitzer beide Unteroffiziere d.R.
Ich wurde angebrüllt und angefeindet und habe sachlich standgehalten und energisch kontra gegeben.
Darauf bin ich heute noch stolz. Die Kommission hat mich vermutlich anerkannt, weil sie so jemanden nicht in der Bundeswehr sehen wollte. Ein Schlüsselmoment in meinem Leben.
Diese Verweigerer-Rückzieher sind in meinen Augen Weicheier und Luschen(Bundeswehrdeutsch :))
Schrecklich, diese angebliche Zeitenwende, die Vereinheitlichung der Meinungen, die Verherrlichung von Waffen, der antirussische Rassismus. Um in Deutschland zu bleiben.
Ich dachte, wir alle wären weiter.
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Kommentar von Hans Krüger
Ich bezweifle das viele dieser auf einmal Kriegsdienst Willigen überhaupt wehrfähig sind. Diese Generation die was mit Medien macht, ewig studieren tut ohne Abschluss , sich auf die Straße klebt hat nicht das Fitness Level und mentale Kraft um eine militärische Ausbildung durchzustehen und im Gefecht lange zu überleben.
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Kommentar von Bernd Neumann
Ein Beitrag, den ich überhaupt nicht verstehe. Ich verstehe, daß das Individuum Alexander Wallasch Angst vor dem Krieg hat. Ich kenne die, ich hatte meine 20er in den 1980ern, in der hohen Zeit dieser German Kriegsangst, habe dort auch beim „Bund“ meine Wehrpflicht abgedient. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, zu verweigern. Schon allein deswegen nicht, weil ich – schon damals nicht links – nicht zur großen Gruppe derer gehören wollte, die aus Dekadenz und Bequemlichkeit – meist aber schlicht aus Gruppendruck – den Wehrdienst verweigerten. Denn in meiner Abiturklasse lag die Verweigerquote bei 80 (!) Prozent. Wir waren Babyboomer, also viele, da war das noch tragbar für den Staat.
Wehrdienstverweigerung ist immer persönlich, sie macht nichts besser, sorgt nicht für Frieden oder Wohlstand. Den Kommunismus hat, wenn überhaupt etwas aus dem Westen, die NATO-Nachrüstung niedergebracht, am Ende aber nur das bloße sein, also nicht sozialistisch sein. Ohnehin: Unsere German Feigheit konnten wir uns nur leisten, weil wir mit der damals hierzulande noch 260000 Mann starken US Army „echte“ Streitkräfte“ im Land hatten. Die, die im Kriegsfall wirklich gekämpft hätten, die das auch gekonnt hätten. Denn da sollte man sich nicht täuschen: Ja, die Bundeswehr des 21. Jahrhunderts ist lausig, heruntergekommen, ein Witz. Aber die der 1980er war auch keine kriegsfähige Truppe. Keine Moral, keine eigene Führung, Munition auch nur für ein paar Tage. Nach der Wende kannte ich Altersgenossen aus dem Osten, die in der NVA gewesen waren. So schlecht ihr Material gewesen war, das war eine kampffähige Truppe. Ob sie es getan hätte, sie konnten es selbst nicht sagen. Oder so herum: Auf Polen hätten sie geschossen, auf Westdeutsche eher nicht.
Zu was führt uns das? Wer damals die Teilnahme an der Landesverteidigung verweigerte, war weder ein Held noch moralisch höherwertiger. Kriegsgefahr, Ihr Helden, hat nie bestanden, der Krieg kam erst nach 1990 nach Europa zurück, zuerst auf dem Balkan, heute in Osteuropa. Zu Zeiten, wo Ihr auf der Love Parade getanzt und „Friede, Freude, Eierkuchen“ skandiert habt, ich erinnere mich noch. Derweil tobten schmutzige kleine Kriege wieder dort, wo es seit 200 Jahren immer wieder in Abständen rundgeht. Halten wir Deutschen uns da raus, sind wir auch nicht im Krieg. Aber wir verhindern damit auch nichts, weder mit Friedensgeschwätz noch Manifesten.
Um es einzuordnen, wie alle Deutschen habe ich auch Eltern und Großeltern mit Kriegserfahrung. Der Opa als 20jähriger haarscharf Verdun im 1. Weltkrieg überlebt, seine zwei Brüder fielen in Flandern. Mein Vater, im Schrank liegt sein Ritterkreuz mit dem „Demjansk-Schild“, wen’s interessiert, was das ist, kann es ja mal googlen. Er war bei der Luftwaffe, mit seiner Ju 52 flog er auch Verwundete aus Stalingrad raus. Soldaten wie ihn gibt es heutzutage vermutlich nicht mal mehr bei den KSK, die müssen ja nun auch divers und links sein. Wirklich in Lebensgefahr geriet er nur einmal, nach Kriegsende, als die Franzosen die Insassen des Kriegsgefangenlagers verhungern lassen wollten, in dem es saß. Keiner der französischen Wächter war übrigens Soldat vor der Kapitulation Frankreichs 1940 gewesen, laut seinen Erinnerungen.
Lassen wir also die moralische Großmannshuberei, den Wehrdienst verweigert zu haben. Ich bin mir sehr sicher, daß die 16 Monate in Büchel und Pferdsfeld den Frieden nicht sicherer gemacht haben als wenn ich im Altersheim Hintern abgewischt hätte. Aber ich war das meinem Volk schuldig. Wenn ich schon tiefenpsychologisch werde, dann gebe ich es insoweit zu, daß ich manchmal heimlich neidisch war, im langweiligen Frieden nach 1945 zu leben und nicht in Demjansk oder Tobruk mit dabeigewesen zu sein. Das wiederum konnte mein Vater nicht verstehen, wenn er an das Grauen dachte, das er gesehen hatte und doch wieder verstehen, denn die „Kameradschaft“ im Krieg hat er danach nie wieder gefunden, sagte er immer. Und so waren wir beide stolz, als mein Sohn und sein Enkel, einer der letzten Wehrpflichtigenjahrgänge, seinen Wehrdienst in Fritzlar antrat. In der gleichen Kaserne, in der auch einst sein Urgroßvater zum Barras eingezogen wurde.
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Kommentar von Konfuzius
Nun denn, ab an die Front!
Freiwillige hält niemand auf.
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Kommentar von A. Krautner
Ich habe meinen Zivildienst direkt nach dem Abi (wir waren in diesem Alter damals bedeutend reifer, als Abi-Kinderchen es heute sind) in einer Orthopädischen Rehaklinik abgeleistet. Ich hatte mich bewusst für diese Klinik entschieden und wusste also, was hier auf mich zukommt.
Hier versuchte man meist alten bis sehr alten Menschen nach Knochen-OPs eine, wenn auch meist äußerst bedingte Bewegungsfähigkeit beizubringen.
Po nach dem Stuhlgang abzuwischen, war eine der Aufgaben, die ich hier zu erledigen hatte. Es ging nebenbei auch sehr viel um psychische Betreuung der alten Leute.
Ich habe die Arbeiten hier, man kann es wirklich so sagen mit Begeisterung und hohen Engagement gemacht.
Ich habe diese Zivizeit nie bereut und hier sehr viel fürs Leben gelernt, sicher viel mehr, und vor allem sinnvolleres, als bei einer Wehrdienstzeit möglich gewesen wäre.
Die dort gesammelten Erfahrungen führten u.a. dazu, dass ich bei einem altersbedingten Pflegefall vor kurzem in meiner Familie die ganze Sache ruhig und professionell erledigen konnte.
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Kommentar von Michel
Nun ja. Ich habe 1983 meinen Wehrdienst abgeleistet - nicht eher so zufällig, sondern mit Überzeugung. Und um's vorwegzunehmen: In der damaligen Situation würde ich mich wieder so entscheiden. Warum? Ich war und bin der Überzeugung "si vis pacem para bellum". Oder weniger hochtrabend: Wenn ein Haus unbewacht ist, ist es leichter einzubrechen als wenn Dich einer da drin erwartet, der sich zu wehren weiß. Ich habe also meinen Wehrdienst damals in der Überzeugung geleistet, dass die Bundeswehr den Auftrag hat, unser Vaterland zu verteidigen - und nur diesen Auftrag. Vielleicht war das damals schon nicht so - allerdings wies die Struktur der Bundeswehr eindeutig auf einen Verteidigungsauftrag hin. Heute ist es aber komplett anders. Deswegen würde ich heute auch verweigern - koste es, was es wolle.
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Kommentar von Alfonso Nöhren
Rapp, Waldorfschule geprägt, wenn der an die ukrainische Front als Soldat zieht, braucht er vermutlich nicht mal eine Waffe. Er tanzt seinen Namen - und eiligst beenden dann die beiden Kriegsherren Putin und Seleskij den Krieg.
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"Bevor ich dazu komme, was das für eine beschämender Gratismut ist, kurz noch zur Frage, wie das überhaupt geht, nach erfolgreicher Ableistung seines Zivildienstes, diesen wieder zurückzuziehen. Es ist nicht mehr als ein bürokratischer Akt, eine Unterschrift auf einem Bogen Papier."
Wer glaubt denn so einen Unsinn?
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Kommentar von Lilly
"Robert Habeck (Grüne) hat übrigens ebenfalls verweigert und seinen Ersatzdienst beim Hamburger Spastiker Verband abgeleistet."
Merkt man kaum.
Antwort von Alexander Wallasch
hatte ich doch geschrieben oder?
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Kommentar von Seneca
Ich habe gedient, als die Bundeswehr noch wehrhaft war. Ich habe vollen Respekt vor allen Menschen, die sich aus Überzeugung anders entschieden. Vieles war ein honoriger Dienst an der Allgemeinheit.
Wieso fällt nun schon wieder ein gewisser Herr Scholz, künftiger Ex-Bundeskanzler, negativ auf? Weil er seine damalige Entscheidung als quasi ‚naja, ich finde das sowieso nicht so wichtig‘ tituliert.
Fazit: Ja, Herr Scholz, Sie betreiben Ihr Amt, das wichtigste der Bundesrepublik Deutschland, mit derselben Gleichgültigkeit, wie Sie damals Ihren ‚Irgendwas-Dienst‘ betrieben.
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Kommentar von Eugen Karl
Auf dem Speicher steht bei mir ein Karton mit Kriegsauzeichnungen meines Vaters, darunter das bronzene, silberne und goldene Verwundetenabzeichen. Insgesamt wurde er sieben mal verwundet, zuerst in der Schlacht um Moskau im Dezember 1941. Die Kriegsdienstverweigerung war für mich eine Selbstverstänlichkeit. Sie "zurückzunehmen" käme mir nicht in den Sinn. Mein Vater hat zwar nicht dazu geraten, meine Entscheidung dann aber unterstützt.
Es ist ganz einfach: Krieg machen alte Männer (und Frauen wie Strack-Zimmermann), die sich hassen, einander aber kaum zu Gesicht bekommen, indem sie junge Männer, die einander nicht hassen an ihrer statt aufeinander hetzen. Jeder Krieg ist so ein Stellvertreterkrieg. Das ist das entscheidende Argument. Ich bin niemandes Stellvertereter in diesen Dingen. Sollen sie sich doch selbst über den Haufen knallen, die "Masters of War": Selenskyj, Putin, Biden, Baerboch, Strack-Zimmermann - ich hätte nichts dagegen.
Das zweite wichtige Argument hatte ebenfalls mit Menschenwürde zu tun. ;-) Es hieß: Mir schneidet keiner die Haare. Niemals.
Antwort von Alexander Wallasch
Alles damit gesagt! Danke Ihnen sehr, herzlich!
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Kommentar von Dude
...und was diesen Satz angeht "da wird ein Mann aus Dir gemacht", so platt wie der auch ist, ist da wirklich etwas dran. Was ein Mann dann eigentlich ist, wird aber erst viel später klar. Wie man sich organisiert, wie man mit Krisensituationen umgeht und was wirklich zählt und wichtig ist...
An Tag 2 einer Durchschlage-Übung, ...man wird da die ganze Zeit beschossen und latscht Tag und Nacht mit irre viel Munition und Gerät durch den Wald... (mir hatte ein Ufz am Anfang erzählt, "ein Panzermann geht keinen Schritt zu Fuß", hahaha, ..haben die hier keine Panzer?) stolperte der Gefreite A. und knieend in einer Pfütze schrie er in höchster Not "Hilfe, Hilfe ich ertrinke...", wir sind vor Lachen fast zusammengebrochen und er dann auch...
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Kommentar von Peter Löcke
Tobias Rapp ist ein Schlachtenbummler. Ich meine nicht den Fußballfan, sondern den neugierigen Menschen, der von Schlacht zu Schlacht zieht. Vor 200 Jahren hätte er bei Tee und Gebäck auf einem Hügel gestanden, dabei aus sicherer Entfernung die Schlacht da unten auf dem Feld im Tal beobachtet. Natürlich hätte Rapp die richtige Mannschaft angefeuert. Das ist Schlachtenbummler-Usus.
200 Jahre später gibt es Kriegs-liveticker, Spiegel- und Bild-TV. Und der Tobi feuert immer noch die Guten an. Am liebsten würde er mitmachen. Aber zunächst noch eine zweite Tasse Tee. So viel Zeit muss sein.
Unfun fact: Direkt über der Überschrift "Warum ich meine Kriegsdienstverweigerung zurückziehe" steht in roten Lettern das Wort "Pazifismus".
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Kommentar von Hanna T.
Nur, falls Bill Gates Recht hat, mit seiner kritischen Einschätzung der Regierung in der Ukraine, hätten junge Männer dann nicht auch dort möglicherweise einen nachvollziehbaren Grund, den Kriegsdienst zuverweigern??
https://twitter.com/i/status/1627189990810583041
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Kommentar von Johannes Schumann
Ach ja, das wollte ich noch erwähnen: Ich finde es auch nicht so schlimm, wenn der Wehrdienst kürzer ist als der Ersatzdienst. Ein Wehrdienstleister wird ja später Reservist und kann zu Reservistenübungen eingezogen werden.
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Kommentar von Johannes Schumann
Ich habe meinen Wehrdienst geleistet. Das war 2002/3. Ich konnte mich mit der damaligen Bundesrepublik identifizieren und sehe auch keinen Malus darin, das Land mit der Waffe zu verteidigen. Wenn jemand anderes Zivildienst geleistet hat, sah ich das auch nicht als Malus.
Womit ich ein Problem: Für die heutige Führung wäre ich nicht bereit, meine Haut zu riskieren. Diese besteuert mich bis zum Alleräußersten, beschimpft mich öffentlich (nicht persönlich, aber abstrakt) und verschleudert das Geld in aller Herren Länder und versucht, irgendwelche schwachsinnigen Utopien umzusetzen. Ohne die Energiewende wäre vielleicht gar nicht zum Krieg in der Ukraine gekommen. Putin sah die steigende Abhängigkeit Deutschlands von seinem Gas mit strategischem Wohlwollen.
Diese Führung hat uns ja auch hunderttausende gewaltbereite Moslems ins Land gespült. Nun diskutieren die darüber, dass nun junge deutsche Staatsbürger Pflichtdienste erfüllen sollen. Was ist mit diesen Zuzöglingen? So weit kommt es noch: Deutschland wird angegriffen. Die wenigen deutschen Staatsbürger einer bestimmten Alterskohorte soll ihre Haut hinhalten und damit Menschen schützen, die uns nur auf der Tasche liegen, uns verachten und uns in den Rücken fallen werden, wenn uns ein islamischer Staat angreift.
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Kommentar von Torsten Kandziora
Ich habe Mitte der 80s meine fünfzehn Monate geleistet - wurde wegen meiner "großen Klappe" ähnlich wie "Herr Lehmann" im Buch NEUE VAHR SÜD von Sven Regener noch zum "Vertrauensmann" gewählt. Damals war Deutschland noch Deutschland. Nicht vergleichbar mit dem heutigen "Buntland" unter Rot-Grün-woker Knechtschaft. Hätte ich inzwischen nicht das Alter erreicht, in dem ich als Reservist nicht mehr "aktiviert" werden kann, dann hätte ich in den letzten drei Jahren mehrere Gründe für meine nachträgliche Verweigerung gehabt.
Sei es des Entzuges vieler Grundrechte, die mir in den letzten drei Jahren als ungeimpfte Person genommen wurden oder des eingeschlagenen Weges seitens der deutschen Regierung, Kriegsindustrie und ihrer Büttelmedien gegen Russland, den ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann.
Ich hätte spätestens nach Scholz roter Linien Überschreitung in Bezug zu deutschen Panzerlieferungen verweigert. Und stolz wäre ich darauf nicht gewesen. Denn noch immer gibt es Menschen im vergehenden Heimatland, für die zu kämpfen ich bereit wäre. Doch werden es Tag zu Tag weniger. Viele haben das Land inzwischen schon wegen der Mischpoke verlassen, die unser Land "besetzt" hält. Viele werden es demnächst noch verlassen. Wer bleibt, ist entweder zu alt oder hat die finanziellen Mittel nicht. Vielleicht hat er schon aufgegeben oder ist familiär verpflichtet.
Dem neuen Deutschland grüner Nation fühle ich mich nicht verpflichtet. "Sie" haben es mir genommen. Es abgeschafft. Was also verteidigen, was nicht mehr ist!?
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Kommentar von Dude
Aufgewachsen in den Wäldern und Feldern Norddeutschlands mit ersten Zivilisationskontakt über den Plattenbau der Städte, sah ich das ganz pragmatisch, wir haben in den 70' als Kinder ja sogar noch auf den Feldern und in den Gräben Munition und Stahlhelme gefunden...
"Es ist nicht verkehrt, wenn Du weißt wie man mit einer Waffe umgeht" dachte ich mir, so einfach ist das...
Habe dann aber nur 12 Monate abgerissen und mir irgendeinen einen Studienplatz (Bauing.?) gesucht bevor ich meine eigentliche wissenschaftliche Reise antrat. Die haben mir da zuviel geschrieen und das kann ich nun garnicht ab.
Bei den Kampftruppen habe ich gelernt wie man mit MG, Uzi, P1, G3... Hangranaten... und habe als Spezialausbildung Sprengtrupp TNT-Butterstücke hochgejagt und die Sprengschächte der Brücken inspiziert...
Und klar, ich hätte jedem der unberechtigterweise unsere Grenze überquert als Richt/Ladeschütze mit dem Leopard II eins vor dem Bug gegeben.
Die optische Einheit des Leopard II mit Laser und Wärmebild war die geilste Konsole und die Ballerei in Wales auf's Meer das geilste Spiel!!! ;-) Das meinen diese Berufsopportunisten doch eigentlich, oder..?
GENAU, soon Doofi vom Lande hätte euch rotgrüne verteidigt, jetzt, wo ich eure Spezies kenne, nicht mehr!
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Kommentar von Immo F.
Danke, Herr Wallasch, für die klaren Worte. Sie sprechen zurecht auch die deutsche "Sonderrolle" an, und mir macht es Mut , dass es doch noch ein paar Menschen gibt, die eine Eskalation des Krieges und immer mehr Waffenlieferungen ablehnen, die für Verhandlungen sind, und die aus den zwei von unserem Land ausgehenden Weltkriegen und den Erfahrungen ihrer beteiligten Familienmitglieder bzw. Vorfahren etwas gelernt haben. Es ist traurig zu sehen, dass (und wie) sich Geschichte wiederholt, dass es offenabr immer wieder möglich ist, Menschen ideologisch zu beeinflussen, zu manipulieren und gegeneinander aufzuhetzen. -Es gibt keinen "gerechten Krieg". Die Kräfte , die wenigen Menschen, die von Kriegen profitieren agieren im Hintergrund und bleiben weitestgehend unsichtbar.-