Was ich an Bestsellerautor Richard David Precht mag, ist, dass er um seine psychische Grundstruktur kein Geheimnis macht. Precht ist mein Jahrgang, wir wurden demnach grundsätzlich ähnlich sozialisiert.
Und ich kann mich gut an diese Typen erinnern, die ich immer dafür bewundert habe, dass sie so stringent und stur einen unsichtbaren Plan zu folgen schienen. Selbstkritik oder gar Selbstironie Fehlanzeige. Dann besser im Fall der Fälle noch eine Schippe mehr Pathos und Bedeutung reinlegen, damit bloß nicht diese banalen Unklarheiten aufkommen.
Precht und Co, das waren in den 1980er und 1990er Jahren jene Zeitgenossen, die auch bei den Weibern ganz vorn mitmischten. Die konnten Frauen so totquatschen, dass diese sich richtig verstanden fühlten. Das war damals tatsächlich so: Frauen wollten jenseits von Machoallüren erobert werden. Dann wurde halt gequatscht, was das Zeug hielt, und das führte noch präziser zum Ziel, wenn man es mit dieser beneidenswerten Inbrunst und mit überzeugender Ernsthaftigkeit so gnadenlos durchziehen konnte.
Ich will das ohne jede Häme und nicht ohne Bewunderung sagen: Ich glaube, Richard David Precht war so ein Typ, der wusste, wie man an die Honigtöpfe kommt, und der von Hause aus auch das Rüstzeug dafür mitbekommen hatte.
Aber darum soll es ein anderes Mal gehen. Bis hierher war das nur die Vorgeschichte. Aktuell saß Precht jetzt beim Youtube-Influencer Matze Hielscher und stand bei„Hotel Matze“ etwas mehr als zwei Stunden Rede und Antwort. Ausschnitte davon verbreiten sich gerade in den sozialen Medien vor allem deshalb, weil Precht an einer Stelle einen veritablen Linken- und Grünen-Diss hingelegt hat.
„Hotel Matze“ ist ein erfolgreiches Format, das zuletzt mit Til Schweiger als Gast von sich reden machte, der noch eine Stunde länger aushielt als Precht. Beide wiederum hielten nicht so lange durch wie Maximilian Krah, der saß aber nicht bei „Hotel Matze“ sondern weit über sechs Stunden bei Thilo Jung – genutzt hat es dem EU-Spitzenkandidaten am Ende nichts.
Was ist der Nutzen der Session mit Richard David Precht? Wenn seine Eltern ihn Richard Bodo Horst genannt hätten, wäre wahrscheinlich ein Autor „Richie Precht“ aus ihm geworden. Wie auch immer, hier zunächst mal zwei Minuten aus dem Matze-Precht-Gespräch, zusammengeschnitten auf X:
„Ich (fühle mich) nicht mehr zugehörig, weil sich aus meiner Sicht die Grünen so stark nach rechts bewegt haben. Ein Kennzeichen unserer heutigen Zeit, das beunruhigend ist, ist Identitätspolitik. Also es gibt zwei Pole: Das eine ist der moralische Universalismus, zu dem ich mich bekenne in der Tradition von Kant. Geschlechter werden gleichbehandelt, da wird niemand bevorzugt. Und wie man sonst irgendwie aussieht, ist völlig egal. Und das ist für mich links.
Wenn ich sage, es ist wichtig, dass diese Rolle, dieses Amt, von jemand mit dem und dem Geschlecht und der und der Hautfarbe gemacht wird – (dann denke ich:) Moment, ich mache die Identität eines Menschen an seinem Geschlecht fest, ich mache sie an seiner Hautfarbe fest, im Zweifelsfall noch an seinem Alter? Das haben immer nur die Rechten gemacht, das ist klassisches „rechts“. Das ist ein Erbe des Rassismus, Leute wegen der Hautfarbe zu identifizieren als das, was sie sind, oder jemand wegen seines Geschlechtes zu identifizieren. Wir waren nur gerade froh, dass wir das losgeworden sind.
Und diese Tendenz, die eben sehr stark ist bei den Grünen, dass man also ein ganz besonderes Auge auf usw. – und nicht wie bei meinen Geschwistern (Red.: Precht hat zwei adoptierte Geschwister aus Vietnam), es spielte keine Rolle, es ist egal – es ist ein Erbe des Rechtsseins. Ich weiß, dass die Leute, die das vertreten, sich für linke Avantgarde halten. Aber es ist nicht links. Man kann es jetzt hunderttausend Mal sagen, es ist nichts links daran.
Und das zweite ist, in Konfliktsituationen zu sagen, es helfen nur Waffen. In meiner Sozialisation: FÜR Bundeswehr, FÜR Aufrüstung, FÜR Waffen, das waren die Rechten. Die Friedensbewegung, damals noch die Grünen, als sie links waren, aber auch Teile der SPD, die gesagt haben, Frieden schaffen mit immer weniger Waffen statt mit immer mehr. Das ist links. Links ist der Universalismus.
Und was die Grünen vertreten, nur Aufrüstung hilft und noch mehr Panzer und noch mehr Waffen rein und was weiß ich, was ... Die klassische Position, die immer von rechts übernommen wurde. Und wenn in zwei so wichtigen Feldern, also in Feldern der Identitätspolitik, nur die Stärke zählt und nur Krieg und Kampf im Zweifelsfall und so weiter – darwinistisches Bild! – , es gibt keinen Ausweg, außer immer mehr und mehr und mehr. Das ist so rechts, dass ich Riesenabstand zu den Grünen habe.
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Nach dem kurzen Ausschnitt sollte die polemische Einleitung hier verständlicher sein. Denn wenn jemals jemand populistisch war, dann doch wohl Herr Precht. Auch das darf man übrigens positiv bewerten, muss es aber nicht.
Folgt man den Gesprächsfetzen von Precht, dann kann man zunächst dieses Links-Rechts-Denken bemängeln und man würde damit nicht einmal einen originellen Einwand üben. Was Precht hier fehlt, ist das nächste Quantum Mut und die Kühnheit der Fortsetzung des Gedankens. Ja, Sie merken es längst, dieser Precht-Sprech steckt an!
Aber weiter: Auf den ersten Gedanken folgt bei Precht nicht automatisch der zweite. Wenn nämlich links jetzt rechts ist, ist rechts dann nicht folgerichtig der Ort des neuen Precht-Universalismus? Da wehrt er sich mit Händen und Füßen und erklärt, rechts wäre traditionell ausgrenzend, rassistisch und identitär. Was wäre aber, wenn die AfD – denn um die geht es ja hier – der neue Hort eines Universalismus nach Prechts Gnaden ist? Dann wäre der Fernseh-Philosoph in echten Schwierigkeiten.
Prüfen wir es nach: Zunächst einmal werden im Universalismus Angebote an alle Menschen gleichermaßen gemacht, unabhängig von einer ethnischen Zugehörigkeit. Aber ist das – bezogen auf die westlichen Werte als Klammer – nicht exakt das Angebot der AfD?
Universalisten geben an, über politische und territoriale Grenzen hinauszudenken. Universalismus als Ersatzbegriff, wenn man nicht den „Weltenbürger“ aus dem den zwischenzeitlich arg angeranzten Hippie-Vokabular benutzen will.
Noch eine Küchenpsychologie: Precht ist jetzt in jenem fortgeschrittenen Alter, wo die Unsterblichkeitsblase längst geplatzt ist und wo man beginnt, darüber nachzudenken, was übrig bleibt. Wo man im Garten nach dem Umgraben eines Beetes den Notarzt rufen möchte, aber doch weiß, dass die Erschöpfung nur länger dauert, wo man in der Wiederholung beginnt den Charme des Lebens zu entdecken, einfach weil sich so vieles nur noch wiederholt und der Abzug nur jedes Mal blasser wird, wie die letzten Blätter des Grundschulmatrizendruckers.
Aber es kommt alles noch schlimmer: Zeitgleich mit den Aha-Erlebnissen nimmt auch das Testosteron ab. Wer sich jetzt wütend gegen den Verfall stemmt, der landet unweigerlich im Don-Quijote-Modus im Kampf gegen Windmühlen.
Noch etwas fällt auf an diesem kurzen Precht-Abschnitt zu den Grünen: Es fehlt die Erkenntnis, dass die Grünen nie anders waren. Es fehlt eine abschließende Antwort auf die berühmte Frage, die sich Eheleute nach der Trennung stellen: Wer der Andere schon immer so scheiße?
Richard David Precht steckt in der Twilight Zone fest, eingeklemmt zwischen den politischen Sortierungen „rechts“ und „links“. Aber wer sich nun Hoffnung macht, dass Precht endlich dort ankommt, wo die eisernen Kreuze wachsen, dem muss man reinen Wein einschenken. Und zwar direkt aus dem Regal der Küchenpsychologie:
Precht stammt genauso wie etwa der Journalist Jan Fleischhauer aus einem links-grünen Elternhaus. Das ist ihr Kinderglaube. Opposition gehört hier zur natürlichen Entwicklung selbstverständlich dazu. Aber wenn – Achtung, Küchenphilosophie! – das Leben eine Kreisbahn ist, dann kommen beide am Ende wieder zu Hause an, dann ist das Linke ihre unverrückbare Heimat. Und seine Heimat kann man sich nun mal nicht aussuchen.
Der Journalist und Autor Matthias Matussek, hat den Begriff des „Kinderglaubens“ einmal in „Das katholische Abenteuer“ passend und in einem wunderbaren Satz beschrieben:
„Dieser Kinderglaube hat ein Reservoir angelegt wie einen unterirdischen See. Der mochte im Laufe des Lebens teilweise verschüttet werden, doch er war stets da.“
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Kommentar von Delion Delos
Soll ich jetzt auch irgendetwas Großes in den Opportunisten Precht hin ein interpretieren? Nö.
Ich finde, so wie er verhält sich ein typischer Wendehals. Precht merkt instinktiv, dass sich die Zeiten ändern und dass er seine ganz persönliche Wende jetzt langsam einleiten muss, wenn es später noch glaubaft sein soll. Vermutlich läuft das bei ihm alles automatisch ab, also ohne Berechnung - ganz so, wie es eben typisch für Opportunisten ist.
Ich mache ihm das keineswegs zum Vorwurf. Die Welt ist ja voll von all den Prechts. Die einen reden, die anderen hören fasziniert zu. So groß ist der Unterschied zwischen den einen und den anderen nun auch wieder nicht.
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Kommentar von .TS.
@Bernhard Rossi: Besagter Hirschhausen profitiert kräftig bei ApoAsset mit, ein Investmentunternehmen das käftig im Pharmabereich aktiv ist was hervorragend zu dessen schundfunkschutzgeldalimentierter Spritzmittelpropaganda paßt. Interessenkonflikt? Ach was, eher betreutes Lachen bis der Arzt, respektive Abdecker, kommt.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Bestsellerautor dank der vom Gebührenzahler bezahlten Auftritte im Öffentlich-Rechtlichen! Erinnert an Hirschhausen, der anschließend Bücher, Ratgeber, Tourneen verkauft hat, nachdem er bekannt wurde. Auch ein Geschäftsmodell - Schwamm drüber!
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Kommentar von Carl Peter
Herr Precht steht dann wohl vor der berüchtigten Kehre auf dem Weg zum Olymp - einfach gradeaus weiterzugehen beleidigt die Intelligenz.
Er wird auch wissen, dass aus Intelligenz leicht Dummheit werden kann - eine Kehre gibt es dann nicht mehr.
Es ist vorallem die Beleidigung der eigenen Intelligenz, von der geglaubt wird, sie böte genug Abgrenzung gegen die Dummheit, oder was man dafür hält.
Eine beleidigte Leberwurst ist noch intelligent genug beleidigt zu sein, aber da ist die Pelle entscheidend - die dünnhäutigen reißt entzwei.
Kurz gesagt, Herr Precht hat länger durchgehalten, als es seine öffentlich vorgestellte Gestaltungshöhe eigentlich verneint hat.
Daran richtet man ja alles um sich aus - das Drumherum darf zwar von geistigen Minderleistern bevölkert sein, aber nicht verwüstet.
Dann hat man gar keine Auswahl eines Honigtopfes mehr, wenn man dafür die eigene Intelligenz noch selbst beleidigen muss.
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Kommentar von Marcus Thiemann
Precht ist von der gleichen Tragik wir Nuhr. Eine tiefsitzende Angst vor allem als "Rechts" gebrandmarkten verhindert logische Schlüsse aus ernstzunehmenden Erkenntnissen.
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Kommentar von .TS.
Ist ja schön wenn einer dieser Proletariatsintellektuellen erkennt daß sein gepriesenes Wolkenkuckucksheim nichts als Wunschdenken und hohle Phrasen sind. Aber am Ende sind all diese laberakademischen Ausflüsse doch nur eines: Nichtsnutziges Geschwurbel eines um sich selbst kreisenden Gesinnungsmöchtegernelite.
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Kommentar von Ulrich Viebahn
Herr Wallasch, schöner und kluger Essay.
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Kommentar von Perry Moppins
Nachtrag: die 'Schaffung des Neuen Sowjetmenschen', hatte ich vergessen noch mit zu erwähnen als ins Gesamtbild passendes Fundstück. Daß das schon direkt nach der Französischen Revolution versucht wurde, mit der Einführung eines komplett neuen Kalenders und einer Uhrzeit im 100er-System, also: Auslöschen des Traditionellen, Gehirnwäsche kurz gesagt, ist nur eine weitere Randnotiz, die auf dieselbe Agenda hinweist, von 1789 bis heute. Kurios, oder? Wie ist das möglich, alles nur Zufälle? zwinkersmiley
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Kommentar von Perry Moppins
Ach ja, die 'Linken'. Wir kennen doch den Ursprung des fabianischen Milliardärssozialismus (auch schön in Thierry Meyssans Blog zu lesen). Und die Verbindungen vieler Akteure und Parteien zu deren Wurzeln, absichtlich konstruierter Sozialismus und die Fabianer (Eugeniker) dahinter, eine trojanische Labour Party, eine trojanische SPD und so weiter, bis hin zu den trojanischen Grünen unserer Tage, all den verzweifelten angheuerten Kriegshetzer-Politdarstellern die wir aktuell beim täglichen Ausflippen beobachten können, hier schön zusammengefaßt:
DIE SCHILDKRÖTE UND DER WOLF IM SCHAFSPELZ
https://cato-magazin.de/die-schildkroete-und-der-wolf-im-schafspelz/
Sehen wir uns noch ein paar Fundstücke an, für den Neue Weltordnungs-Sozialismus, Marke Grüne, Linke und Klausi Schwab.
"4. An Stelle des Unterrichtes der Klassiker und der alten Geschichte, die mehr schlechte als gute Beispiele bietet, werden wir das Studium der Probleme der Zukunft setzen. Wir werden aus dem Gedächtnisse der Menschen alle Ereignisse der Vergangenheit streichen, die uns unangenehm sind, und nur diejenigen bewahren, welche die Fehler der (falschen) Regierungen aufzeigen. Fragen des praktischen Lebens, der Gesellschaftsordnung, der Beziehungen der Menschen untereinander, der
Bekämpfung der Selbstsucht, welche den Samen des Bösen sät, und ähnliche Fragen der Erziehung werden in unserem Lehrplan den ersten Platz einnehmen."
aus: Fleischhauer, Berner Gerichtsakten, 1935
Zerstörung durch progressive Erziehung
"Es ist unter Geopolitikern eine bereits seit langem anerkannte Tatsache, daß die wirksamste Methode zur Unterminierung einer Gesellschaft darin besteht,
die Wertvorstellungen ihrer Menschen zu verändern. Um dieses Ziel in den Vereinigten Staaten zu verwirklichen, mußten die(entsprechende Kräfte) Kontrolle über Amerikas Schulen und Universitäten erlangen. Diese Institutionen würden sich dann als machtvolle Instrumente in ihrem »Sanierungs«-Programm zur Zerstörung der »Alten Ordnung« in
den USA einsetzen sowie dazu verwenden lassen, nachfolgende Generationen von Amerikanern »neu zu erziehen«, damit sie eine widernatürliche Philosophie annehmen würden, die letztendlich ihren Abstieg in die Sklaverei zur Folge haben würde.
Das subversive System der «progressiven Erziehung«, von den Rockefellers und ihren Genossen finanziert und von John Dewey gelenkt, wurde zunächst dazu benutzt, um die Saat der Vernichtung für die traditionelle Schulausbildung auszusäen und großzuziehen.
(...)
Obwohl nur ein schmales Dokument, legte das »Humanistische Manifest« die Methoden dar, die dazu verwendet wurden, um die Jugend der amerikanischen Nation in den amtlichen Schulen subversiv zu infiltrieren. Barbara Morris zeigt in ihrem Buch »Chance Agents in the Schools«, wie die bestehenden öffentlichen Schulen Veränderungen propagieren: soziale Änderung, politische Änderung, religiöse Änderung, Änderung der Regierungsform: »Aber Änderung von was zu was genau? Änderung von einer christlichen
souveränen Nation in eine humanistisch/ sozialistische Nation- Staat-Abhängigkeit innerhalb einer Diktatur, die euphemistisch >Weltgemeinschaft< genannt wird, in der >Weltbürger< mit der Versklavung zufrieden sind.
Die Regierungsschulen sind insbesondere bemüht, den Status, die Struktur und die Stabilität der Familie zu zerstören. Starke Familien machen eine starke Nation und man muß sie beseitigen, wenn die vorgeschlagene Diktatur errichtet und beibehalten werden soll. Schauen Sie sich Ihre Familie an, und die Familien, die Sie kennen. Wie fest ruhen sie in sich? Das Auseinanderbrechen, das Sie beobachten, geschieht nicht einfach so< - das Chaos ist geplant.
Wir haben es heute mit nichts weniger als einer Revolution zu tun. Die Schulen haben sich den Agenten für soziale Änderung geöffnet, die stetig daran arbeiten, die >Glaubensartikel< der Religion (des) Humanismus durchzusetzen. Einstellungen, Wertvorstellungen und Verhaltensweisen müssen für die kommende >Neue Weltordnung< geändert werden, die gleichzeitig die Verehrung des Menschen und die Versklavung der Menschheit bedingt. Eine erschreckende Zukunftsvision, die bereits weitgehend bei uns verwirklicht ist.«
aus: Des Griffin, Wer regiert die Welt, 1976
Und nun, klingt das nicht wie Klaus Schwab und seine Adepten Fukuyama und Harari? Natürlich tut es das, es ist unverkennbar dieselbe alte Melodie von Rattenfängerei, mit der den Menschen ihre ihnen zustehenden Freiheitsrechte unter der Begründung eines "Guten Hirtentums" weggenommen werden sollen. Und es gilt die alte Regel: was weg ist, ist weg. Wie nach Wahlen. Wurde die Stimme abgegeben, ist der Einfluß der Normalbürger erloschen.
Um es mit Joan Baez zu sagen:
When will they ever learn?
When will they ever learn?
Wann werden die Menschen endlich kapieren, daß sie laufend mit einem Lügentheater verars--t werden?
Zitat Mausfeld aus seinem Buch 'Angst und Macht':
"Die jeweils Machtausübenden wollen jedoch auf das Wort »Demokratie« und die Vorteile einer geeignet gestalteten »Demokratie« nicht verzichten, weil sie eine besonders wirksame und vergleichsweise kostengünstige Form der Revolutionsprophylaxe darstellt. Wenn »die Kosten von Repression zu hoch sind und die Versprechen von Zugeständnissen nicht glaubwürdig sind, können Eliten gezwungen sein, Demokratie zu schaffen"
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Kommentar von andreas h
Eine schöne Einschätzung. Mit den Honigtöpfen ist schon alles gesagt.
Betonköpfe sind nicht sein Publikum. Und die tumben Rechten kennen doch keinen Kant.
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Kommentar von Eva-Marie
Für die Generation der Prechts gilt der normale politische Lebensweg wie folgt: Erst links, dann linker Dissident, dann Renegat, dann rechts.
Zwei Wege verunmöglichen diese Entwicklung. Entweder stirbt man vor Vollendung oder man narkotisiert seine Vernunft- und Verstandesfähigkeiten mit Hilfe ideologischem Denken.
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Kommentar von Matthias P.
Letztlich können die Begriffe links und rechts wohl keine Rolle mehr spielen, denn die damit überwiegend verbundenen Inhalte und Positionen haben sich im publizistischen (und politischen) Sprachgebrauch tatsächlich verändert.
Precht hat es ja angesprochen: Der Pazifismus ("Lieber rot als tot") und die damit verbundene bedingungslose Abrüstungspolitik, der Glaube, Wehrlosigkeit sei das beste, war ursprünglich links konnotiert und wurde zB von den Grünen, aber auch von außerparlamentarischen Kräften vertreten, nunmehr insbesondere von AfD und Linke.
Ganz stringent waren die Inhalte aber nie, jedenfalls nicht so, wie sie offenbar von Precht verstanden werden. So galt die Politik der SED in der Ostzone/DDR ja auch als links, wo aber eine Aufrüstungspolitik betrieben wurde. Der entscheidende Unterschied war wohl, dass diese Aufrüstung ja nicht zur Verteidigung D's, erfolgen sollte, sondern zur Verteidugung der Sowjetunion.
D.h. "rechts" waren Positionen zur Stärkung des eigenen Landes und der eigenen Lebensart, links waren Positionen zu deren Schwächung und zur Stärkung auswärtiger Interessen und Mächte und fremder Lebensarten.
So kann man auch die neue "Identitätspolitik", die darauf abzielt, den Einfluss der autochthonen Deutschen zu schwächen weiterhin als links bezeichnen, nur dass bisher eine konsequente Gleichbehandlungspolitik ausreichend war, nunmehr aber, nachdem die Gleichstellung erfolgt ist, eine Bevorzugungspolitikerfolgen muss. Demzufolge gibt es keine ganz klaren linken und rechten Parteien mehr, sondern nur noch jeweils unterschiedliche Mischungen