Selten war mir Amerika so fremd wie im Moment der Amtseinführung von Donald Trump inmitten dieser emotionalisierten, dem Ereignis entsprechend aufgedonnerten Gäste der Amtseinführung des 45. und jetzt auch 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Ich musste dabei spontan an drei Personen denken: An meine Großmutter, an Katrin Göring-Eckardt und an Mel Gibson. An letzteren als imaginären Regisseur dieser wahnsinnigen „Passion Trump“. An Göring-Eckardts Rede, als sie 2015 erklärte, das Land werden religiöser werden und sie freue sich drauf.
Und an meine Oma, als die sich auf dem Höhepunkt eines Emotions-Tsunamis ein Lady-Di-Porträt aus dem Goldenen Blatt ausschnitt, in einen Wechselrahmen legte und sich an die Wand ins weiße Esszimmer hängte.
Die Amtseinführung als Wechselbad der Gefühle, so als liefen gleich mehrere Hollywood-Glory-Glory-Filme gleichzeitig und bei voller Lautstärke, ohne die Möglichkeit, den Ton herunterzuregeln.
Herrje, spätestens als der dritte von drei Geistlichen den Dank auch noch an die verstorbenen Eltern von Donald Trump richtete, dass sie diese Lichtgestalt überhaupt geboren haben, und als Trump dazu noch tapfer die Lippen zusammenpresste – verdammt, wer soll da kein Wasser in die Augen bekommen, man ist ja auch nur ein Sohn, der seine Eltern stolz machen will.
Aber das Wasser stand sowieso schon tief in den Augen, rausgetrieben von diesem Martin-Luther-King-Darsteller – noch eine Anleihe einer Hollywood-Verfilmung –, der im perfektem Gangster-Rapper-Gestus seine große, überbordende Freude über Trumps Sieg hinausknurren durfte – Rap ist eben auch nur Gospel und Predigt und Warner Brothers.
Das war aber erst der unterhaltsame Teil. Wer ein Fan von „Auge um Auge“ und „Strafe muss ein“ ist, der erlebte heute Abend das Hochamt der Niederlage, wie man es in der Form allenfalls erinnert, als sich die verhasste böse Schwiegermutter vor dem Sarg der Schwiegertochter verbeugen musste – wir sind wieder bei Lady Di's Beerdigung, dem emotionalsten Ereignis in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wo ist eigentlich das Lady-Di -Porträt meiner Großmutter geblieben?
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Biden und Harris – Ich kann mich nicht erinnern, wann jemals das Versagen zweier Staatsführer in Gegenwart der „Versager“ so detailliert und so gnaden- und erbarmungslos über ihnen ausgeschüttet wurde. Immer wieder Standing Ovations, noch obendrauf auf die nächste Eisdusche über die Sitzenbleibenden.
Mutmaßlich wird dieser stoische Moment als die einzige Heldentat des scheidenden Präsidenten Joe Biden in die Geschichtsbücher eingehen. Spot für einen Geschlagenen wäre eine unzulässige Verharmlosung, die Niederlage hat wahrhaft epische Ausmaße.
Doch, einmal beteiligen sich auch Biden und Harris an den nicht enden wollenden Beifallsstürmen. Harris klatscht dann aber Richtung Biden, bald so, als wäre der noch verantwortlich dafür gewesen, dass seit gestern die israelischen Geiseln ausgetauscht werden.
Wechselnde Gänsehautschauer begleiten jede neue Ankündigung, welche weitere woke Errungenschaft von Trump den reinigenden Flammen übergeben wird: Es gibt nur noch Mann und Frau, die südliche Grenze wird zum Notstandsgebiet und der Golf von Mexiko heißt jetzt Golf von Amerika als Kirsche auf der Abrissbirne, der ganze woke Mist muss raus.
Für deutsche Zuschauer, die genauer hinhörten, fror die Gänsehaut allerdings spätestens dort wieder ein, wo Donald Trump das Goldene Zeitalter der Vereinigten Staaten auch mit Blick auf die deutschen Milliarden erklärte: Das Goldene Zeitalter soll finanziert werden mit dem Verkauf von Rohstoffen zur Energiegewinnung in die ganze Welt, die USA sitzen unmittelbar auf diesen Rohstoffen, so Trump.
Seit der Sabotage der deutsch-russischen Nord-Stream-2-Pipeline sind die Fracking-Gasgeschäfte angelaufen. Trump hat gerade deutlich gemacht, dass ein deutscher Wechsel zurück zum viel billigeren russischen Gas in weite Ferne gerückt ist. Der angekündigte Ukraine-Friedensdeal zwischen Trump und Putin wird selbstverständlich auch das endgültige Aus von Nord-Stream-2 beinhalten: Nicht nur Russland und die Ukraine, auch die Amerikaner haben ein paar gewichtige Forderungen mit zu den Friedensverhandlungen gebracht.
Trumps goldenes Zeitalter schließt auch die amerikanische Automobilindustrie mit ein. Nachdem die deutschen Autobauer über Dieselgate und die Elektrifizierung hinweg zertrümmert wurden, der deutsche Verbrenner in die Schmuddelecke zu den zerstörten Atomkraftwerken gestellt wurde, laufen in den USA die Bänder wieder an, jetzt wird verbrannt, was das Zeug hält, ein Revival der Heckflosse. Die Kamera verweilt in dem Moment nicht auf dem Gesicht von Elon Musk. Aber man ahnt, was der Chef von Tesla sich dabei gedacht haben mag.
Dachte sich wohl auch Trump und schob seinem neuen Kumpel Elon Musk zwei neue Spielzeuge hin: Wollt ihr die totale Meinungsfreiheit? Standing Ovations. Und Geschenk Nummer 2: Wir fliegen zum Mars! Standing Ovations. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Mars-Mission von Elon Musk jetzt zur nationalen Angelegenheit wird. Samt einer satten Co-Finanzierung, darf man vermuten.
Die deutschen Banken gekillt, die deutsche Chemie-Industrie mit Glyphosat vergiftet, die Energiewirtschaft zerstört und die Autoindustrie auf Carrera-Bahn-Niveau unwiderruflich zerschreddert.
Auf der neuen Website des Weißen Hauses sieht man Donald Trump und die unmissverständliche Ankündigung „Amercia is back“. Aber was wird aus Deutschland? Deutschland ist tief im Outback.
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Kommentar von Georg Bauer
Es war eine grandiose Antrittrede,präzise, klar unmißverständlich und durchdacht. Nur eben, daß die vermeintlich nachhaltige deutsche Politik darauf nicht vorbereitet ist, noch nicht einmal darauf reagieren kann. Ich vermute jedoch, daß der Transatlantiker Merz gehorsam alles umsetzen wird, was aus den USA kommt, als devotes Instrument eben. Keine eigene deutsche Politik, jetzt sowieso nicht und auch nicht in absehbarer Zukunft. Dabei ist D militärisch von den USA abhängig, jetzt und in Zukunft, da es auf absehbare Zeit keine verteidigungsbereite Bundeswehr gegebn wird.
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Kommentar von Floyd Muller
Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber wenn ich dieses dümmliche Modewort "Gänsehaut" höre/lese, wird mir schlecht.
Ist es eigentlich hip, wenn man heutzutage bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Ameisentitten hat?
Oder sagt man das nur so, wie z.B. cool, geil, boah, echt, Hammer, deal - passt, ... ?
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Kommentar von Bernd Neumann
Lieber Herr Wallasch, erinnern Sie sich noch an Ihre Jugend, damals, als die Senioren der 1970er leise sangen „wir wollen den alten Kaiser Wilhelm wiederhaben!"
Wie viel wahres daran ist, erkennen Sie bereits, wenn Sie das peinliche Anwanzen des deutschen Boulevard bei den britischen Royals miterleben, denken Sie mal an die Beerdigung von Lady Diana zurück, oder neulich die Krönung von Charles.
Und ja, ich stand auch schon mal in London auf der Pall Mall bei „Trooping the Color" oder habe miterlebt, wie halb Edinburgh die Straßen säumt, wenn nach dem Grand Tatoo die bärenfällbemützte Black Guard im Kilt mit ihren Dudelsäcken die Altstadt von der Burg heruntermarschiert und dabei „Scotland the Great" intoniert. Dann stehst Du als Deutscher daneben und spürst beinahe körperlich, woran uns und unserer Nation so gotteserbärmlich gebricht.
Und das nicht erst seit 1949, sondern schon 1919.
Die deutsche Republik hat es nie vermocht, von sich eine sinnstiftende Idee jenseits von Verfassung und Sozialstaat zu schaffen. Sogar die Nazis, als kleinbürgerliche Antibürgerliche, waren darin besser - ja, die Hysterie nach 1933 erklärte sich auch daraus, daß sie in eine riesige Leerstelle stießen.
Ich sage das nicht so dahin, denn ich bin keine Augenzeuge der 1930er. Meine Großeltern, beide vor 1890 geboren, haben es mir aber damals erzählt, als sie noch lebten. Warum sie eben gegen die Nazis weitgehend immun waren, warum sie dennoch die Weimarer Republik verachteten, einschließlich der Farben schwarz-rot-gold. Sie sind im Kaiserreich großgeworden, haben den Steckrübenwinter von 1916 durchgemacht, die Bombennächte von 1944.
Die linksliberalen Herrscher versuchen es seit 1990 ja ein bißchen. Aber was ist schon das Schloß Bellevue, wo nur Beamten-Präsidenten residieren, oder ein Kanzleramt, das wie ein Waschmaschine aussieht.
Erinnern Sie sich an die ungeheure Popularität von „Richie", von Richard von Weizsäcker? Bei nährem Blick war ein ferner Vorläufer des Merkelismus, ein Linksliberaler in adligem Gewand.
ABER: Genau das machte ihn bei den Westdeutschen so populär. Adlig, gebildet, elitär, silberhaarig - ein Ersatzkaiser. Vorher hatten wir bloß Beckenbauer.
Deutschland hat nach wie vor keine Identität, kein Gefühl von Nation und Ewigkeit. Es ist ein reiner Hotelstaat, eagl ob für „Biodeutsche" oder Zuwanderer.
Genau das haben Sie heute abend gespürt, als Sie die Szenen in Washington sahen. Wir haben gar nichts. Leere und immer weniger Geld, sie uns wegzusaufen.
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Kommentar von Eddy Nova
NEW GOLDEN AGE * Die großartigste Antrittsrede die ich je von einem Präsidenten gesehen & gehört habe - da stimmte ALLES und in diesen Momenten wäre ich gern ein Americano gewesen, tröstlich das in den Adern des Präsidenten TRUMPAMERICAS das Blut eines Deutschen fliesst.
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Ja , das hat mich berührt , ein bischen das Clint Eastwood America das mir in den 80s so gut gefallen hat. TRUMP ist ein Häuptling - Einer von uns , der BESTE von uns ...Biden ,Harris , What ever hatten nur Voter - TRUMP hat Loyalisten , das ist der point...
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Obwohl ich es nicht so mit Göttern habe -der Kommentar von"Mad Max" hat meine 99,99 % Zustimmung ! In ein paar Jahren wird hoffentlich ein jeder WAHRER DEUTSCHER sagen können : der 20 Januar 2025 war ein wirklicher Tag der Befreiung !
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Die Zweifel , Ängste von WALLASCH.de kann ich jedoch nachvollziehen - instinktiv weiss jeder gute Mensch das wir mit der AfD als Volksvertretung Teil des NEW GOLDEN AGE werden können - dazwischen stehen aber noch die TRUMPAMERICA hassenden Altparteien Banden die Deutschland schnurstracks in den Abgrund führen ...
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DEUTSCHLAND muss sich vom Bösen befreien ... rund um EL PASO beginnen in TRUMPAMERICA grade die ersten Deportationen ...und die deportierten sind nicht einmal Muslime !
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NEW GOLDEN AGE
TRUMPAMERICA
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Kommentar von winfried Claus
Wenn man meint, das es nur noch besser werden kann ... ? ...
An den Taten werden wir sie erkennen!
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Kommentar von Mad Max
Gott segne Amerika.
Gott schütze Donald Trump.
Die Befreiung Deutschlands und Europas, von sozialistischer Knechtschaft, begann am 20. Januar 2025 in Washington.