Seit der Watergate-Affäre und den Reportern Woodward und Bernstein hängt den Investigativ-Kollegen aus den USA schon ein Lorbeerkranz um den Hals, bevor sie überhaupt angefangen haben, ihre Google-Suchmaschine anzuschmeißen.
Julian Reichelts „Nius“ hat jetzt einen großen Aufmacher aus der Shellenberger-Story über das deutsche Linksaktivistenportal „Correctiv“ gemacht unter dem Titel:
„Brisanter Bericht des US-Journalisten Michael Shellenberger: Correctiv soll in den Wahlkampf eingreifen und die Opposition diskreditieren.“
Betonung hier auf „soll“, denn es steht nichts Neues im Bericht aus den USA. Und das bestätigt die Vermutung, dass Michael Shellenberger seinen mit Gregor Baszak geschriebenen Bericht überwiegend für den US-amerikanischen Markt geschrieben hat. Also weniger für interessierte Deutsche, die bereits von Neuen Medien wie Tichys Einblick, Nius und auch Alexander-Wallasch.de detailliert und fundiert recherchiert über die Machenschaften und Hintergründe der Linksaktivisten von Correctiv informiert wurden.
Oder muss man Shellenberger schon dafür feiern, dass er es als US-Amerikaner auf sich genommen hat, in Fleißarbeit ein paar deutsche teilweise investigative Artikel über Correctiv via Übersetzer-Funktion gelesen und für den amerikanischen Markt aufbereitet zu haben?
Der renommierte Rechtswissenschaftler Prof. Ulrich Vosgerau, der als ein Teilnehmer des „Geheimtreffens von Potsdam“ schon erfolgreich gegen den Correctiv-Bericht geklagt hatte, twitterte gestern über den Shellenberger-Bericht mit dem Nius-Zitat:
„Aus dem Bericht geht hervor, dass die Ampel-Regierung das Faktenchecker-Portal Correctiv beauftragt haben soll, Falschinformationen über deutsche Politiker und unliebsame Parteien zu verbreiten und negativ über Konservative und politische Opponenten zu berichten.“
Auch hier wieder das obligatorische „soll“. Aber was soll Prof. Vosgerau auch machen? Er liest den Nius-Artikel und kann hier nicht selbst zum Rechercheur werden, um den Shellenberger-Inhalt zu verifizieren. Vosgerau hat nichts falsch gemacht, er nennt ja Nius als Quelle. Die allerdings nennen zwar Shellenberger als Autor, aber liefern keine Verlinkung hin zum amerikanischen Text.
Aber auch Nius kann man hier überhaupt keinen Vorwurf machen, denn um den Shellenberger-Text zu lesen, muss man eine App anmelden und kommt erst über Umwege zum eigentlichen Text – eine direkte Verlinkung war gar nicht möglich.
Prof. Vosgerau zitiert via X weiter aus dem Nius-Artikel über den Shellenberger-Bericht:
„Der Journalist behauptet, dass Correctiv etwa mit der Berichterstattung über das Potsdam-Treffen gezielt desinformiert hatte, um das Wahlverhalten deutscher Bürger zu beeinflussen. Correctiv soll dabei womöglich sogar mit dem deutschen Inlandsgeheimdienst zusammengearbeitet haben, der im Voraus Kenntnis über das private Treffen in Potsdam gehabt hatte. Auch die Berichterstattung über die Bauernproteste der vergangenen Monate soll durch Correctiv beeinflusst worden sein.“
Soll, hätte, könnte, womöglich – Aber was ist die eigentliche Nachricht? Es gibt diese Nachricht nicht bei Shellenberger! Der einzig erkennbare Mehrwert hat den Ruch von Parteilichkeit. Denn was die Neuen Medien – Alexander-Wallasch.de eingeschlossen! – Correctiv (noch) nicht beweisen können, bekommt über Shellenberger einen willkommenen Verstärker frei nach dem Motto:
Wenn schon die Amerikaner darüber berichten – ihr wisst schon, diese legendären Watergate-Jungs, die alles herausbekommen, die so viele Pulitzerpreise um die Hälse hängen haben, dass sie schon ganz gebückt gehen – dann ist das der ganz heiße Shit. Ist es aber leider nicht.
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Wenn Shellenberger schreibt, „Correctiv“ sei eine „militärische und geheimdienstliche Tarnorganisation", dann liefert er dafür nicht mehr, als es die deutschen Neuen Medien bereits vorgelegt haben. Wenn Shellenberger erzählt, es gebe Beweise, dass „Correctiv“ Desinformationen über deutsche Landwirte und Politiker verbreite, was soll daran die Neuigkeit sein?
Aber gänzlich uninteressant ist der Shellenberger-Bericht deshalb zugegebenermaßen dennoch nicht. Denn er bringt neben „Correctiv“ einen weiteren angeblich besonders großen Desinformations-Player auf der deutschen Bühne ins Spiel, der bisher in den Neuen Medien keine so herausragende Beachtung gefunden hat: Das Institut für Strategischen Dialog (ISD) .
Diese Denkfabrik werde, so Shellenberger, regelmäßig von den großen deutschen Nachrichtenmedien zitiert, welche sich die vom ISD bereitgestellten Argumente zu eigenen machten. Darüber habe der ISD „einen großen Einfluss auf die öffentliche Debatte und die Wähler“, heißt es weiter.
Shellenberger schreibt (hier übersetzt):
„Wer sind die Autoren der ISD-Desinformationen, die die deutschen Landwirte angreifen? Bevor Paula Matlach zur ISD kam, arbeitete sie im 'Strategic Communications Centre of Excellence' der NATO. Ihre Kollegin Sara Bundtzen arbeitete zuvor als Mitarbeiterin in der Joint Intelligence and Security Division der NATO, bevor sie einen Job in der Europäischen Kommission annahm, um den 'Digital Services Act' (DSA) durchzusetzen.“
Fazit des Autors: „In Wirklichkeit verbreitet die ISD, wie auch Correctiv, lediglich Desinformationen, um die deutsche Politik zu beeinflussen.“
Aber das alles ist weder Fleisch noch Fisch. Es bleibt weiterhin Aufgabe investigativer deutscher Journalisten, Indizien und Beweise für die Behauptung zu sammeln, wenn man behaupten will, dass „Correctiv“ eng mit der Ampel-Regierung zusammenarbeitet, wenn es darum geht, die Opposition zu diffamieren.
Der Anfangsverdacht bestand schon lange vor dem Artikel von Shellenberger: „Correctiv“ wird staatlich co-subventioniert und „Correctiv“ traf sich mit Regierungsmitgliedern bis hoch zum Bundeskanzler. Aber was wurde da besprochen? Alexander Wendt berichtete für die Weltwoche von einem Treffen zwischen der Correctiv-Geschäftsführerin und Scholz noch vor der ominösen Zusammenkunft in Potsdam. Wendt beruft sich dabei auf eine kleine Anfrage der AfD an die Bundesregierung, die so ein Treffen bestätigt hatte.
Und Wendt fragt zu recht: „Was also wusste der Regierungschef?“ Dahinter steckt die Idee, dass „Correctiv“ mit dem Kanzler die Köpfe zusammensteckt und gemeinsam beschlossen wird, eine Wannsee-Konferenz 2.0 zu erfinden, um der AfD zu schaden. Aber wer so eine Arbeitsthese aufstellt, muss es beweisen können.
Was übrig bleibt, ist das Treffen an sich, über das man sich schon die Frage stellen darf: Warum trifft sich der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland mit einem linksradikalen Aktivistenportal, das in etwa angesiedelt ist auf dem Niveau eines hetzerischen „Volksverpetzer“, der nur in einer Sache Spezialist scheint: Im bestellten Diffamieren des politischen Gegners der amtierenden Bundesregierung.
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Kommentar von .TS.
Skandalöse Aufdeckungen so dünn wie man es vom heutigen "Investigativjournailismus" erwarten kann.
Aber immer noch besser als das correctivistische Geschichtenerzählen und die quantitätsjournaillischen RND-Abschreiberlinge der Lückenmedien.
Zumindest ist es schonmal gut daß dadurch wenigstens die Konsumentenschar außerhalb Neuschlands erfährt wie verkommen die hiesigen Verhältnisse und der Filz auf dem sie wuchern mittlerweile sind.