Deutsche Journalisten ausgezeichnet für die Hilfe bei Waffenlieferungen.

Nicht vergessen: Ulf Poschardt ist Träger des ukrainischen Verdienstordens für Propaganda.

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Die Vierte Gewalt drei Etagen unter dem Gully.© Quelle: Welt.de, Screenshot

Die Ukraine verlieh Ende 2022 den Verdienstorden dritter Klasse an Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt und zwei Kollegen bei Springer für ihre Propaganda zugunsten von Waffenlieferungen aus Deutschland. Das Einzige, was daran stimmt, ist die Drittklassigkeit.

Ende 2022 wurden der spätere Welt-Herausgeber Ulf Poschardt sowie die damals leitenden „Bild“-Mitarbeiter Paul Ronzheimer und Julian Röpcke – allesamt Springer-Journalisten – mit dem ukrainischen Verdienstorden dritter Klasse ausgezeichnet.

Ulf Poschardt bedankte sich damals per Twitter überschwänglich. Doch was bedeutet es, wenn Journalisten Orden für ihre Berichterstattung über einen fremden Staat erhalten und von diesem dafür ausgezeichnet werden?

Die Details, die hier im Folgenden erwähnt werden, sind auch aus journalistischer Perspektive empörend.
Voller Stolz berichtete Welt Online „in eigener Sache“ im Kulturteil über die erhaltenen Auszeichnungen. Die Schlagzeile der Zeitung lautete: „Ukraine ehrt deutsche Journalisten mit Verdienstorden.“

Was dort zu lesen war, hätte in normalen Zeiten das Potenzial gehabt, zum größten Medienskandal seit der Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher durch den Stern zu werden. Doch Ende 2022 passierte genau – nichts! Die Meldung lag auf dem Tisch, und die Sonne schien weiter über dem Springer-Verlag.

Warum drei Journalisten, inklusive Chefredakteur Ulf Poschardt, den Orden erhielten und ihn wie selbstverständlich annahmen, damit prahlt das Blatt gleich im Intro:
„Drei Journalisten des Axel-Springer-Verlags erhalten einen ukrainischen Verdienstorden. Darunter WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt. Er habe dazu beigetragen, die deutsche Regierung zu Waffenlieferungen an die Ukraine zu bewegen, schrieb Andrij Melnyk auf Twitter.“

Das muss man sich mehrfach durchlesen! Hier ist von Autoren die Rede, die als Journalisten die „Vierte Gewalt“ vertreten wollen. Die Schande ist geradezu zeitlos. Das Wehklagen der Hinterbliebenen Hunderttausender Soldaten, die vielfach elend an ihren schwersten Verletzungen starben, soll die Ausgezeichneten bis zur letzten Zeile verfolgen, die sie zu Papier bringen.

Die Verleihung ging mutmaßlich auf den mittlerweile in Rio als ukrainischer Botschafter tätigen Andrij Melnyk zurück – brasilianische Strände als Dankeschön für die Arbeit an Poschardt und Co.? – der danach im Auftrag des Präsidenten die Propaganda-Abteilung AO (Auslandsorganisation) der Ukraine auszeichnete.
Die Vierte Gewalt, per Grundgesetz in Deutschland mit einer ganzen Reihe von verbrieften Sonderechten ausgestattet, bekam einen Orden dafür, dass sie propagandistisch für Waffenlieferungen an die Ukraine tätig wurde.

Am 4. November 2022 wurden die Poschardt-Auszeichnungen von Präsident Selenskyj persönlich per Dekret genehmigt. Weitere Journalisten aus Polen, Lettland und den USA sollen den Orden ebenfalls erhalten haben.

Das linkspopulistische Portal Übermedien schrieb im April 2022 über Ronzheimer:

„Jetzt wird die Sache persönlich: Die Klitschkos brauchen Waffen, um in den Krieg gegen Russland ziehen zu können. Zum Glück kennen sie jemanden, der ihnen dabei helfen kann.“

Der bei der ukrainischen Armee eingebettete – embedded – Ronzheimer hat sich seitdem mit Splitterweste und Stahlhelm als Kriegsreporter präsentiert.
Stefan Niggemeier schreibt bei Übermedien über Poschardts Kumpel Ronzheimer:

„Manchmal scheint es, als wäre Paul Ronzheimer mehr Klitschko-Korrespondent als Ukraine-Reporter. Was in diesem Land passiert, sieht er zuallererst durch ihre Augen, liest es aus ihren Gesichtern, berichtet es über ihre Reaktionen.“

Julian Röpckes Haltung lässt sich hinreichend mit einem seiner Tweets zum Ukrainekrieg verdeutlichen, in dem er sich freut, dass die ukrainische Armee „Hunderte Russen zu Dünger gemacht“ hat.

Ulf Poschardt ist in der Hierarchie des Hauses verantwortlich für all das und mittlerweile zum Welt-Herausgeber aufgestiegen. Er hat es versäumt, hier einzugreifen. Der ehemalige ukrainische Botschafter Melnyk wandte sich per Twitter direkt an seinen Freund „Ulf“:

„Lieber Ulf, mein herzlicher Glückwunsch zu dieser Würdigung! Du persönlich und all deine Kollegen bei der @welt haben einen gewichtigen Beitrag geleistet, damit die #Ampel meine Heimat – auch mit Waffen – unterstützt. Danke für eure Empathie für meine Ukraine.“

Das liest sich fast so, als wollte der ehemalige Botschafter Melnyk noch einmal beweisen, wen er in Deutschland alles in der Hand hatte, wo er die Strippen gezogen hat und wie wenig Widerstand die tanzenden Püppchen an den Fäden geleistet haben.

Der mittlerweile legendäre Melnyk-Charakter offenbart sich hier auf besondere Weise: Der Mann konnte sich damals kaum noch zurückhalten, so sehr freute er sich über seinen gelungenen Coup. Da tritt einer nach, und Ulf Poschardt bückt sich gerne, um die Seife aufzuheben – vom Kakao, durch den man ihn gezogen hat, trinkt er noch einen Schluck.

Und Ulf Poschardt antwortet, wie von Melnyk getriggert:

„Eine große Ehre, über die ich mich im Namen des Teams, für @OhmTatjana, @S_Schwarzkopf, @IbraNaber, Alfred Hackensberger und alle anderen Kollegen sehr freue.“

Automatisch fragt man sich: Warum um Himmels willen kontaminierte der damalige Welt-Chefredakteur auch noch weitere Mitarbeiter, die von ukrainischer Seite gar nicht benannt wurden? Journalisten, die nun automatisch mitgehangen und mitgefangen sind, noch dazu angeschoben von ihrem eigenen Chefredakteur – das war übelstes Friendly Fire!

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Andrij Melnyk reagierte prompt auf den Artikel in der Welt über die Verleihung, ein Ping-Pong-Spiel zwischen Kumpel Ulf und Kumpel Andrij:

„Deutsche Medien & deutsche Journalisten haben eine ENTSCHEIDENDE Rolle gespielt, um den  @Bundeskanzler Scholz & die #Ampel zu motivieren, endlich Waffen an die Ukraine zu liefern. Dieser Verdienst bleibt bis in alle Ewigkeit. DANKE, liebe (Deutschlandflagge) Freunde (gefaltete Hände)“

Kann man den Einfluss der Medien auf die Politik noch genauer beschreiben? Die Welt hat laut Melnyk den Bundeskanzler „ENTSCHEIDEND“ zu den Waffenlieferungen hingetrieben, denen er anfangs durchaus kritisch gegenüberstand. Was ist das anderes als lupenreine Propaganda? Nein, keine Feindpropaganda, aber die Propaganda eines ausländischen Staates in Deutschland.

Und nimmt man nun noch die Merz-Propaganda von Ulf Poschardt hinzu, kann man nicht abstreiten, dass der „Welt“-Herausgeber auch dem nächsten Kanzler bei dessen Waffenlieferungen an die Ukraine sekundieren wollte. Poschardt hängt hier ganz tief mit drin!

Und so wie der „Nius“-Chef und ehemalige „Bild“-Chef Julian Reichelt sich nie für seine Refugees-Welcome-Propaganda für Merkel rechtfertigte, hat sich auch Poschardt nie zu diesem unfassbaren Skandal geäußert. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass alle drei Ordensträger auch beste Freunde von Reichelt sind.
Es muss jedoch noch andere Erklärungen dafür geben, was jemanden wie Ulf Poschardt zu einem solchen Skandal getrieben hat. Vor was hatte der Mann Angst? Ging es ihm nur schnöde um die Sorge um sein Einkommen? Kann man mit voller Kasse so tief sinken?

Wo bleiben hier die charakterlichen journalistischen Eignungen, ein solches Angebot brüsk zurückzuweisen, wie es noch vor zwanzig Jahren – so behaupte ich – für deutsche Journalisten selbstverständlich gewesen wäre?

Es bleibt bis heute unerklärlich. Es ist ein Skandal. Und er darf nicht vergessen werden. Schon gar nicht, wenn Poschardt heute als der Campino des Journalismus durch die Talkshows tourt und einen auf Journalisten-Punk macht, der schon immer dem Establishment und den „Shitbürgern“ skeptisch gegenübergestanden haben will.

Die größte Skepsis hat sich Ordensritter Poschardt allerdings selbst verdient. Auch das bisher unkommentierte Löschen seines kompletten X-Verlaufs lässt vermuten, dass dort ein paar echte Tretminen lagen – solange Poschardt hier keine einleuchtende und überzeugende Erklärung liefert. Man kann nur hoffen, dass jemand den Verlauf abgespeichert hat.

Mindestens ebenso skandalös ist, dass bis heute kein Journalist und keine Redaktion diese Waffenpropaganda angeprangert und entsprechend gebrandmarkt haben. Die Selbstkontrolle der Branche befindet sich auf einem absoluten Tiefpunkt. Eine Selbstbeschmutzung durch Duldung.

Hier kann es doch im Eigeninteresse nur noch darum gehen, die Vierte Gewalt von solchen Haltungen rein zu halten, sich zu distanzieren oder zumindest die schärfste Debatte mit Poschardt und Co. zu führen. Das alles hat mit Unabhängigkeit, Neutralität, journalistischer Moral und Ethik nichts mehr zu tun.

Stattdessen wird die Annahme dieser ukrainischen Verdienstorden für Propaganda als vollkommen normal hingenommen. Aber was hat die Vierte Gewalt in den letzten Jahren veranstaltet? Sie war ganz vorne dabei, wenn es darum ging, Regierungskritik zu diffamieren, Kritiker zu diskreditieren und Kollegen aufs Übelste zu denunzieren.

Ich korrigiere mich noch einmal: Diese Auszeichnung ist ein Skandal, der den Skandal um die läppischen Hitler-Tagebücher noch in den Schatten stellt.
Schon früher schrieb ich an Ulf Poschardt folgende Zeilen, die bis heute gelten:

Es ist gleichsam tragisch wie schäbig. Schämen Sie sich, Herr Poschardt. Sie tun damit aber auch der Ukraine keinen Gefallen. Denn selbstverständlich muss den Menschen geholfen werden, die dort in Furcht, Angst und Schrecken leben. Sie jedoch kontaminieren mit Ihrer Propaganda-Abteilung nicht nur das Haus Springer, sondern schieben auch das Leid dieser Menschen eitel beiseite. Sie nötigen andere Journalisten dazu, sich vom Grauen des Krieges für den Moment abzuwenden, sich von diesen leidenden Menschen abzuwenden und sich stattdessen diesem eigentlich so banalen Elend in Ihrer verkommenen Redaktion zuzuwenden. Was Sie da machen, ist journalistische Arbeit drei Etagen unter dem Gully.

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