Wer sich wie die AfD mittlerweile im Format einer Volkspartei präsentiert, der könnte auf die Idee kommen, sich radikalen Strömungen gegenüber stärker abzugrenzen zu müssen. Zwangsläufig mag dann bei dem einen oder anderen der Eindruck entstehen, der Mohr hätte seine Schuldigkeit getan.
Allgemein betrachtet ist das in allen gesellschaftlichen Bereichen so: Erfolg definiert oftmals neue Aufgaben, die Akteure müssen sich neu aufstellen und breiter vermitteln. Nach der kämpfenden Truppe kommt die Etappe zum Zug, das gewonnene Terrain zu vermessen und abzustecken.
Bei der AfD mag die Wahl von Maximilian Krah als einem der radikalen Vertreter der Partei zum EU-Spitzenkandidaten der Kipppunkt gewesen sein. Beginnt nach Krah jetzt das große Aufräumen, eine Neupositionierung im parlamentarischen Betrieb als klassische Volkspartei?
So ähnlich muss es Martin Sellner, der Gründer der Identitären Bewegung empfunden haben, der jetzt im Schnellroda-Magazin „Sezession“ von Götz Kubitschek diese Aufräumarbeiten der AfD-Parteispitze nicht nur scharf, sondern auch mit einem gerüttelt Maß an Enttäuschung reflektiert.
Unnötig, immer wieder zu erwähnen, dass Sellner wie Kubitschek vom Verfassungsschutz (VS) als „rechtsextrem“ geführt werden. Das werden beispielsweise Teile der Querdenken-Bewegung auch. Diese VS-Zuordnungen sind mittlerweile vielfach der konkrete Beweis eines politisch intakten Innenlebens.
Sellner ist konkret enttäuscht darüber, dass der AfD-Bundesvorstand, wie er schreibt, „in Vertretung von Tino Chrupalla, Roman Reusch, Marc Jongen, Peter Boehringer, Stephan Brandner und Carsten Hütter“, die „Revolte Rheinland“ auf die Unvereinbarkeitsliste gesetzt hat. Das war jene Truppe aus dem Sellner-Umfeld, die etwa im März 2023 ein arabisches Straßenschild in Düsseldorf mit „Remigration statt Unterwerfung!“ überklebt und damit insbesondere in den sozialen Netzwerken für große Heiterkeit gesorgt hatte.
Martin Sellner erwähnt im Sezession-Artikel, dass auch die Gegenstimme des EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah die Unvereinbarkeit nicht hätte verhindern können. Krah ist eng verbunden mit Schnellroda und dementsprechend auch mit Sellner.
Interessant ist im Artikel Sellners Begründung für die Enttäuschung:
„Die sonst positive strategische Jahresbilanz für das Verhältnis zwischen Partei und Vorfeld wird durch diese sinnlose Aktion getrübt. Der Schlag gegen die Aktionsgruppe könnte sogar der Auftakt zu einer größeren Kampagne sein. War der Burgfrieden nach dem Weggang Meuthens trügerisch? Droht im Jahr 2024 die ,Rache des Parlamentspatriotismus'?“
Da steckt alles drin. Die AfD will sich demnach ihrer radikalen Enden entledigen oder gegenüber bestimmten Gruppen klarstellen, dass die Definition als „Vorfeld der AfD" eine einseitige Einschätzung bleibt oder in Zukunft sein wird.
Wer sich die stundenlangen Schnellroda-Gespräche mit Maximilian Krah und den Kubitscheks genauer anhört, der kann dort recht präzise heraushören, wer sich da in welcher Intensität als Vorfeld versteht. Hier soll nun offenbar von Seiten der AfD-Führung eine deutlichere Trennschärfe vorgenommen werden. Noch sind die Abgrenzungsbewegungen nicht in Schnellroda angekommen, aber Martin Sellner befürchtet im Magazin von Kubitschek den „Auftakt zu einer größeren Kampagne“.
Abfällig ist da bei Sellner von einem „Parlamentspatriotismus“ die Rede. Sellner nutzt diesen Kampfbegriff gegen gemäßigtere Stimmen innerhalb der AfD nicht zum ersten Mal. Schon 2020 schrieb er in Sezessionen eine scharfe Kritik am „Parlamentspatriotismus“:
„Sein Geschäft wurde die politische Bespielung eines demographisch schrumpfenden Wählerblocks aus Wutbürgern. Aus wahltaktischen Gründen mied man jede radikale Kernfrage.“
Sellner sprach 2020 auch von einer „freiwillige(n) ideologische(n) Selbst-Lobotomie“. Er lachte sogar, man wäre auf die tragische Idee gekommen, man könne „Multikulti abwählen“.
Die Konfrontation ist hier eindeutig und hinlänglich bekannt aus den linken und grünen Bewegungen: Der Marsch durch die Institutionen versus Straßenkampf. In bald fünfzig Jahren haben sich etwa die Grünen so häufig ihre spitzen Kanten abgeschliffen, dass man heute bisweilen den echten Markenkern suchen muss.
Dieses Problem hat die AfD bisher nicht, aber das Großreinemachen bzw. der „Auftakt zu einer größeren Kampagne“ hat ja laut Sellner gerade erst begonnen. Interessant hier auch die Frage, wie sehr „Schnellroda“, „Sellner“, „Sezessionen“ und Co bei einer wachsenden Zahl neuer AfD-Wähler überhaupt ein Begriff ist.
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Sellner schrieb 2020:
„Die Strategie des Parlamentspatriotismus kann man wie folgt zusammenfassen: politische Macht findet sich nur in Parlamenten und Gremien.“
Und 2023 schreibt er über die Unvereinbarkeitserklärung:
„Daß einige AfD-Mitglieder die Gruppe schätzen und keine Scheu vor Kontakt mit den jungen Patrioten haben, will man nun parteirechtlich unterbinden und greift zum schärfsten Mittel, das zur Verfügung steht.“
Über das Zustandekommen der Unvereinbarkeitserklärung spekuliert Sellner in Sezession wie folgt:
„Gerüchten zufolge soll der Anlaß das Eintrittsgesuch einiger Aktivisten in die Junge Alternative gewesen sein. Andere Parteien würden sich über idealistischen, aktiven und kreativen Nachwuchs freuen. Die dortige AfD scheint sich jedoch auf andere Zielgruppen zu fokussieren.“
Und Sellner bemängelt, dass es keine Hintergrundgespräche gab, sprich einen stillschweigenden Ausschluss, sondern „ausgerechnet ein öffentlichkeitswirksames Unvereinbarkeitsverfahren, das naturgemäß nicht diskret ablaufen kann, muss es sein.“
Interessant ist in dem Kontext auch die neuerlich harsche Reaktion auf Kritik an Schnellroda. Journalisten, die berichten, werden diffamiert, wenn sie das Verhältnis der AfD zu jenen, die sich als ihr Vorfeld erstehen, kritisch beleuchten. Elen Kositza etwa, die Ehefrau von Götz Kubitschek, die auch die stundenlangen Krah-Gespräche moderierte, kommentiert einen kritischen Artikel von mir auf alexander-wallasch.de auf X gleich folgendermaßen:
„Um´s kurz zu machen: Meine bescheidene Stilanalyse hat ergeben, daß dieser Erguß eher nicht von AW stammt. Er pflegt eigentlich einen anderen Ton. Daß er Diener anderer Herren ist, ist ja lang offenkundig. Also: "Was schert´s die deutsche Eiche..." etc pp“
Das ist schmutziger Stil, hier liegen die Nerven blank, so agieren sonst Linksextremisten, wenn sie kritisiert werden. Die dreckige Unterstellung blieb auch nach Hinweis Richtung Schnellroda ungelöscht.
Die Nerven liegen also blank, was wiederum verdeutlichen mag, welche Hoffnungen da in die AfD gesetzt wurden. Aber in was? Wenn die parlamentarische Arbeit nach Sellner bei „Sezession“ nur die „politische Bespielung eines demographisch schrumpfenden Wählerblocks aus Wutbürgern“ ist, worum geht es dann? Um die Machtergreifung, die man von der Straße in die Parlamente tragen will?
Wählen Sellner und Kubitschek nun den offenen Kampf gegen die gemäßigten Kräfte der AfD, die sich zu einer Volkspartei speziell an den äußeren Rändern glattschmörgeln will? Und wird Maximilian Krah hier den Spaltkeil spielen?
Sellner schreibt dazu in Sezession:
„Die rechten Akteure in Bewegung, Gegenöffentlichkeit, Theoriebildung und Gegenkultur sollten als vereintes Vorfeld diesen ,unfreundlichen Akt' nicht schweigend hinnehmen. Sonst macht er Mode und die erwarteten Erfolge der AfD im ,Superwahljahr' wären vergiftet, bevor sie eingetreten sind.“
Ein Unvereinbarkeitsbeschluss der AfD gegenüber einer Identitären Bewegung wird als „unfreundlicher Akt“ beschrieben. Das ist eine Rhetorik, die die AfD jetzt genau zu analysieren hat, um adäquat darauf zu reagieren.
Das alles heißt nun nicht, dass Sellner und Kubitschek (Sezession) hier nicht zu Recht kritisieren, dass diese Truppe als unvereinbar erklärt wurde. Das müsste man viel tiefergehender analysieren, als das hier für den Moment möglich ist. Allemal interessant bleibt die Reaktion, hier sieht jemand seine Felle wegschwimmen, für andere ist es Popcorn-Zeit.
Und Sellner schriebt es ja selbst:
„Warum tun AfD-Politiker das? Ich will ihnen keine böse Absicht unterstellen. Vermutlich glauben sie tatsächlich, die Partei zu schützen, indem sie die ,Leiter hochziehen'. Durch die Preisgabe des aktivistischen Vorfelds und die Abgrenzung zu patriotischen Aktivisten will man sich selbst Spielraum und Salonfähigkeit erkaufen.“
Aber kann das möglicherweise auch daran liegen, dass viele oder einige AfD-Politiker eine ganz andere Vorstellung davon haben, wo ihr Vorfeld zu finden ist als Sellner, Kubitschek und Co? Oder ist das neue AfD-Vorfeld gar mittlerweile die Mitte der Gesellschaft, die nicht auf allen Ebenen dem grüne Wahnsinn folgen will?
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Kommentar von Eddy Nova
II * Schnitt 10 % nicht vertreten zu wollen. Ein No go - die eigentliche Frage wäre also wer vertritt im Parlament beispielsweise die Wähler der unter die 5 % geratenen Rechts -wie Linksparteien.
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Zur Mitte hin , aktuell zur CDU/CSU könnte und sollte sich die AfD wie auch die Linke zur SPD klar abgrenzen , da würde ja kein Vakkuum entstehen ...Die Logik liegt auf der Hand : Wähler der Rechten ,NPD,III Weg (alternativ DKP ,KPD ,What ever) wissen meist genau das ihre Volkes Vertreter Partei an der5 % Klausel scheitern werden - ergo wählen sie sofern sie wählen per Zweitstime die Partei die ihren Interessen von den Parlamentsparteien am nächsten kommt.
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Die AfD plant ergo diesen sumiuert 3 - 4 % die Vertretung auf derb rechten Seite klar zu verweigern ...im Gegensatz zum linken Pendant das sogar mit Ex RAF Terroristen kein Problem zu haben scheint. Man muss so etwas zuende denken ! Ohne 5 % Antidemokratie Klausel würden wahrscheinlich 7 oder 8 Mann rechts von der AfD im Parlament sitzen - würde die AfD bei Abstimmungen denen gegenüber auch mit einer Brandmauer begegnen ?
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Dessen sollte sich die selbsternannte Alternative immer bewußt sein bevor sie Bullshit von sich geben. Aktuell liegt die Quote für einen Parlamentssitz bei rd. 0,14 % - die Antidemokratieklausel liegt bei 5 % ...Darf sich die AfD (wie auch die Linke auf der anderen Seite) überhaupt von dem Rand abgrenzen der antidemokratisch von der Teilhabe ausgeschlossen wurde obwohl er über mehr als minimum 0,14% Volkszustimmung verfügt !
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Kommentar von Eddy Nova
Meine Überzeugung war schon immer : aktuell ist es längst noch nicht klar ob das A in AfD für ALTERNATIVE oder doch nur für ARSCHLÖCHER für Deutschland steht. Mitteilungen wie diese lassen mich wieder Richtung Option 2 tendieren. Verbunden mit der Annahme das die Brandmauer in Gefahr gerät , Klartext : sollte die AfD Führung wirklich auf Koalitionen mit Altparteien die für die aktuelle Misere verantwortlich zeichnen spekulieren war es das mit meiner AfD Sympathie. Hier Richtung Mitte links muss eine klare Unvereinbarkeit inpunczo Zusamenarbeit kundgetan werden.
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Was die Unvereinbarkeit mit patriotischen Bewegungen betrifft : blanker Irrsinn. Im Bundestag sitzen die "Verdiäteten" ja von Ultralinks bis Ultrarechts sortiert sollte man meinen und wenn diese Quasselbude das Volk vertritt sollte eigentlich jede Einstellung vertreten sein - alles was links wie rechts als nicht terroristisch gilt. Sogesehen sollten sich links wie rechts die "Waage" halten inpunkto Abgrenzung zum linken wie rechten Rand. Da rechts von der AfD niemand mehr im Bundestag sitzt sollte die Unvereinbarkeit erst da beginnen wo Politik zu rechtem Terror mutiert. Wahrscheinlich ist das in der Theorie vom "Verfassungspatriotismuskram" auch so vorgesehen - schlussendlich sollte ja jeder Deutsche per Volksvertreter im Parlament vertreten sein - nicht selektiv.
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Und solange weder NPD ,Rechte noch III Weg im Parlament sitzen müssen die Interessen deren Anhänger halt vonder AfD mitübernomen werden. Die LINKE und die AFD sind aktuell die Bundestagsparteiuen die gegen nicht terroristische Strömungen überhaupt keinen Abgrenzungsbeschluss ziehen dürften da sonst ein Vakkuum links wie rechts entstehen würde.
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Wird anders verfahren bedeutet das im Klartext das die 5 % Anti Freiheitliche Sperrklausel darauf abzielt rechts wie links einen nicht terroristischen Volksanteil von summiert bis im
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Kommentar von .TS.
@Alexander Wallasch:
Danke für die Rückmeldung!
Die Identitären zählen sicher nicht zum Kern der AfD, ebensowenig sind sie deren Jugendgruppe. Selbiges kann man über den Küchentischzirkel sagen. Aber es gibt einen relevanten Teil der Parteimitglieder die mit diesen durchaus Kontakt pflegen und diesen näher stehen als den Unvereinbarkeitsbefürwortern.
Und es hat sich in der Vergangenheit wiederholt gezeigt daß es nach ebensolchen von außen motivierten Konformitätsbekenntnisbemühungen zu inneren Spannungen und am Ende zu Abspaltungen und Austritten kam, das Ziel der Konkurrenz die neue tatsächliche Opposition zu schwächen somit gefruchtet hat.
Man muß klar sagen: Wenn die SPD und Linke ungeniert mit kompromißlosen (div. Gewerkschaften) bis gewalttätigen (Antifa) Sympathisanten kooperiert, oder die Grünen mit nötigenden und sachbeschädigenden Klimaklebern, dann muß ein Umgang mit friedlichen Neurechten erst recht legitim sein: Diese Butter sollte sich die AfD nicht vom Brot nehmen lassen, sonst kann sie sich besser gleich auflösen und in den längst existierenden scheinkonservativen Altparteien aufgehen.
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Kommentar von Ole M.
Komisch, immer wenn die AfD auf Erfolgskurs war und ist, zerlegt oder schädigt sie sich selbst. Egal ob mit irgendwelchen Personalien oder sonstigem an sich Banalen. Fehlt halt nur noch das das U-Boot auftaucht, daß für ein Verbotsverfahren ausreicht. Oder glaubt irgend jemand ernsthaft man läßt die AfD bei den nächsten Wahlen den gesamten Osten lawinenartig gewinnen und die sog. "Etablierten" praktisch überrollen und in die Bedeutungslosigkeit schleudern? In der kommenden BTW möglicherweise zweitstärkste Partei werden und Hunderte Parteisoldaten der Altparteien auf den Arbeitsmarkt schicken? Bekanntlich passiert in der Politik nichts zufällig.
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Kommentar von Erich K
@Carl Peter
Es ist hilfreich, den Begriff "rechts" immer wieder einmal geradezuruecken. Diese Weltanschauung ist etwas voellig Legitimes und weitgehend Normales. Das sind nicht Nazis welche den "zi"-Anteil nicht grundlos im Namen haben, das wird gern uebersehen.
Rechte sind mir zwar persoenlich zu staatsbezogen, aber sie sind halt nicht per se totalitaer. Die Massenseite wird real von anderen hemmungslos und historienvergessen immer weiter eskalierend bespielt. Und das sind genau die selbsternannten Menschenfreunde, die zum Erbrechen auf hohem Ross reiten. DIE Maske muss endlich mal weg.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Jede Partei lebt auch von den Meinungen Ihrer Ränder. Jede! Für mich machen die Alternativen, insbesondere die Mitglieder in der Bundestagsfraktion, einen hervorragenden Eindruck. Leute, die rechnen können, Berufe haben, sich schon andere Parteien von innen ansehen konnten und jetzt genau das sagen, was ist in diesem Lande. Ohne Scheuklappen, ohne Ideologie. Die Alternative ist nachkurzer Zeit wählbar für die Bürger und Steuerzahler geworden, muss sich aber in den Ländern, Landkreisen, Städten und Gemeinden noch besser aufstellen!
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Kommentar von Carl Peter
Hat die AfD ein neurechtes Geschichtsbild? Und woran will man das festmachen? An jugendlichem Aktivismus?
Auch die Nähe zu Schnellroda scheint mir zu konstruiert.
Ich halte unsere Bevölkerung ohne eine AfD für nicht regierbar, und regieren ist kein intellektuelles Geschäft, bei aller intellektuellen Wertschätzung der Köpfe in Schnellroda.
Die dortige Position einer Neuen Rechten ist aber nicht die Position der AfD - bei einer Wählerschaft von über zwanzig Prozent sollte das doch inzwischen klar sein.
Aber muss die die AfD vor einer gewissen fiskalischen Abfärbetheorie Angst haben, bei der selbst ein kleiner Rechtsstich die gesamte Partei ergreift?
Es wird allerdings gefährlich werden, wenn es gelingt, über ein Verbotskonstrukt die AfD in die Nähe der NPD zu rücken.
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Kommentar von Tommaso Targi
Die AfD "präsentiert" sich nicht als Volkspartei, sie *ist* eine. Genauer gesagt: Sie ist die einzige Volkspartei, nachdem der Rest der Parteienlandschaft zu einem braunen, stinkenden Einheitsbrei-Beutekartell zusammengematscht worden ist.
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Kommentar von Bernd Neumann
Ich würde Alexander Wallasch einmal raten, kurz einen Blick nach Polen, genau in die letzten 24 Stunden, zu werfen. Was passiert dort? Die Tusk-Regierung, die im Kabinett überwiegend aus Neulinken, Grünen und LGBTQ-Aktivisten besteht – brave Linksbürgerliche haben mit der Wahl ihre Schuldigkeit getan und wurden abserviert – hat im Stil eines mittelamerikanischen Putsches das Gebäude des polnischen ÖRR besetzen lassen, alle Mitarbeiter gefeuert, eine kurze Besetzung der Gebäude gewaltsam beendet und den Sendebetrieb einstellen lassen. Bis zum neuen Jahr sollen die Sender nun radikal auf woke gedreht werden. Die deutschen Mainstreammedien wissen davon, schweigen es aber noch tot, bis auf die Berliner Zeitung. Als nächstes wird er den von der PiS-Regierung ernannten Verfassungskonvent ins Gefängnis werfen lassen, die entlassenen linkskommunistischen Juristen wieder ins Amt hieven lassen, die PiS verbieten – und so weiter. Ein lupenreiner linker Staatsstreich. Die linken Eliten der EU stehen hinter ihm. Er soll für sie ein Fanal setzen und alle Osteuropäer wissen lassen, was ihnen blüht – vor allem die Ungarn. Würde er scheitern, kann man sich ja distanzieren.
Schlimm? Nur wenn man nicht links ist. „Richtig“ macht Tusk es auf jeden Fall, setzt damit aber auch ein Fanal, wie Machtwechsel in Europa zukünftig ablaufen werden – auch da holt Europa in den USA seit 2016 etablierte Entwicklungen nur nach. Linke betrachten Demokratie als Diktatur auf Zeit, und wie alle Diktatoren wollen sie dann die Macht nie wieder loslassen.
Machiavelli wäre stolz auf Tusk. Dabei ist es genau das, worum es in diesem Streit geht. Konservative verlieren immer gegen Linke, weil sie an den Rechtsstaat glauben. Es ist das, was Sellner abwertend „Parlamentspatriotismus“ nennt.
AfD und Sellner machen aber beide einen großen Denkfehler.
Die AfD handelt richtig, wenn sie den sozialnationalen, russizistischen und antiwestlichen Flügel, wenn nicht rauswirft, so doch marginalisiert. Für diese Ideologien findet sie in Westdeutschland, wo 80 % der Wähler sind, nur die drei Prozent von BüSo und K-Gruppen, zuzüglich alte NPD. Wenn sie regierungsfähig werden will – und zwar vor der Union – muss sie diesen Weg gehen und dafür notfalls auch Prozente im Osten riskieren, die sie aber ohnehin verlieren wird, wenn Wagenknecht auf dem Wahlzettel steht – Rußland oder Pazifismus kann eine Linke immer glaubwürdiger.
Sellner ist zu sehr in seiner rechtsaktionistischen Blase, als er erkennen würde, daß er nur eine kleine Minderheit erreichen kann – und vor allem keine, die als Avantgarde wahrgenommen würde. Die AfD wiederum wird irgendwann, so wie die Linken, so wie Tusk jetzt, eine Putztruppe fürs Grobe brauchen. Das können auf der Rechten nur Leute wie Sellner – Bürgerliche werden immer im Salon bleiben und zuschauen (wasn sie auch gerade in Polen tun). Die Linksliberalen haben dafür die Antifa, und sie passen auf sie auf. Hier müssen Sellner, Kubischeck und Co ein neues Verhältnis zur AfD finden. Sie wird rein parlamentarisch bleiben und arbeiten und Kompromisse machen. Wenn die Schnellrodaer Szene zu einer rechten Avantgarde werden will, muß sie ihre Verachtung vor Durchschnittlichkeit und Mehrheitskleinbürger aufgeben. Sonst mag sie sich mit dem Kuratieren von Inhalten für die Sezession begnügen.
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Kommentar von .TS.
Steht mal wieder eine Abspaltung bevor? Läßt man sich erneut wie ein gepawlowter Hund vom System vorführen?
Im Vergleich zu den roten Straßenschergen einer Antifäserin wirkt die nun als unvereinbar deklarierte Aktivistengruppe wie ein Musterknabenverein
Antwort von Alexander Wallasch
Um von Abspaltung zu reden, müssten die Dinge erst einmal zusammengehören. Tun sie das wirklich?
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Kommentar von Franz Zotter
Die allermeisten der sogenannten Mitte der Gesellschaft würden sich in einem Gesellschaftsmodell nach Vorstellung der im Artikel behandelten Personen wesentlich wohler fühlen als in dem aktuellen. Würde man eine anonyme Liste mit den Forderungen dieser angeblichen Extremisten den Menschen im Land vorlegen - ganz ohne Framing - wäre die Zustimmung wesentlich höher als die Zustimmung zur Afd bei Wahlumfragen. Die wird im übrigen bei erneuter Anbiederung an diese Mitte drastisch in der Zustimmung verlieren.
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Kommentar von Karsten Maltinger
Jegliche Abgrenzeritis ist schädlich!
Das gilt für die Blauen auch in Richtung ID, Sellner und Schnellroda!
Allerdings gibt es auch überhaupt keine Veranlassung, sich dieser Richtung verstärkt zuzuwenden.
Die AfD sollte jeglichen naiven Glauben, sie könne bzgl. ihrer Akzeptanz durch das vermeintliche oder tatsächliche Glattschleifen von Ecken und Kanten auch nur irgendetwas erreichen, fallenlassen.
Längst übertreffen übrigens die an Deutlichkeit nicht zu übertreffenden Äußerungen von Krall und auch Maaßen zum Thema Masseninvasion bzw. gebotener Remigration(!) die AfD, welche nur noch angstvoll Richtung Haldenwang und Konsorten blickt.
So gesehen ist die angekündigte "Neue Partei" (wirklich der Mitte?) aus dem Umfeld von Krall, Cotar und hoffentlich auch Maaßen schon heute beim dem wichtigsten Thema überhaupt erkennbar näher an den Identitären dran als die Blaue Alternative!
Antwort von Alexander Wallasch
Es geht nicht um Abspaltung sondern um einen Gegenwehr gegen Vereinnahmung und um eine möglicherweise sinnvolle Profilierung und Konturschärfung, bitte nicht solche alarmistischen Narrative übernehmen
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Kommentar von H. Jacobsen
In dem heutigen politischen Umfeld ist wohl ein permanentes taktieren darüber, „was lasse ich noch zu und was nicht“, erforderlich. Diese Abwägungen dürften wohl in jeder Partei vorgenommen werden. Das zweite ist die Machtfrage, welche sich wohl auch immer in den Parteien gestellt wird, denn keine Partei ist so homogen, dass es dort keine Machtfragen gibt. Sellner droht der Machtverlust und dagegen wehrt er sich. Mit Sellner und seinen Anhängern im Gepäck droht eine zunehmende Bespitzelung der AfD durch den Verfassungsschutz. Wer sucht der findet immer irgendwas und mit einer phantasievollen Interpretation, kann das die Partei viele Wählerstimmen kosten.
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Kommentar von Eugen Karl
Corrigendum: statt "ideiligienah" lies "ideologienah"
melden
Kommentar von Eugen Karl
Es gibt eine Alternative, und nun wollen alle, die eine Alternative suchten, diese für ihre Absichten beanspruchen. Gestern war es eine angeblich sozialdemokratische (Schmidt und Schiller) AfD, heute eine an Führungspersonen mit Schnellroda-Hintergrund wie Krah orientierte, dessen Vorbild Erdogan zu sein scheint. Beides hat mit den Wurzeln der AfD nichts zu tun. Die AfD ist entstanden nach dem Scheitern des FDP-Mitgliederentscheids zur Euro-Rettungspolitik. Ein wesentlicher Faktor ist also der klassische Liberalismus (nicht die Keynesianische Staatsschuldenideologie der alten SPD), hinzu kommen die seit Merkel in der CDU nach und nach abgewirtschafteten Themen des Konservativismus. Eine liberal-konservative Partei also. Kubitscheck kann Ideen haben, diese mitteilen, aber eine Neue Rechte, wie Krah sie sich ideiligienah wünscht, darf und wird die AfD nicht werden. Sollen sie doch eine eigene Partei gründen, die Keynesianer ebenso wie die Neuen Rechten! Die AfD darf jedenfalls keine Lumpensammlerpartei werden, die alles nimmt, was nicht Maistream ist.
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Kommentar von Corinne Henker
Die AfD hat definitiv ein Personalproblem. Ihr derzeitiger Erfolg zieht einerseits Karrieristen und Opportunisten an, die nur eine schnelle Karriere in der Politik suchen, ohne sich mit Zielen und Inhalten zu identifizieren. Teilweise haben sie schon mehrere Parteien "durch" ohne dieses Karriereziel zu erreichen. Auf der anderen Seite (insbesondere im Osten) gibt es die tatsächlich Rechtsradikalen, die nun ihre Stunde kommen sehen, die Wähler in der Mitte aber abschrecken. Und zu guter Letzt noch die V-Leute vom "Verfassungsschutz". Dieses wurde mir von einem AfD-Mitglied bestätigt, der für die Aufnahme von Neumitgliedern in der Region (NRW) zuständig ist und versucht, in persönlichen Aufnahmegesprächen die Spreu vom Weizen zu trennen - eine schwierige Aufgabe. Wir werden wohl spätestens nach den LTW im nächsten Jahr sehen, wie gut sie gelungen ist.