Ist gestattet, den Namen jener Person zu publizieren, welche der Süddeutschen Zeitung (SZ) das antisemitische Flugblatt im Zusammenhang mit Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zugespielt hat?
Die SZ nannte den Namen ihres Informanten nicht. Auch der Focus verzichtete auf Namensnennung. Das Blatt berichtete jetzt, dass sich ein ehemaliger Lehrer von Hubert Aiwanger und seinem Bruder gemeldet und sich als der Überbringer des Flugblattes bezeichnet hätte.
In gleich einer ganzen Reihe von Online-Blogs ist der volle Name des Lehrers Franz G. aufgetaucht, es braucht tatsächlich nicht viel Recherche, hier Treffer zu landen, zu kleinteilig ist die bayerische ländliche Region, zu sammelwütig das Internet.
Der Focus berichtet, dass Franz G. das Wissen um das Flugblatt zurückgehalten hätte. Aber nach der Rede Aiwangers in Erding habe er sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen. Daran gemessen, was diese Veröffentlichung ausgelöst hat, kann man hier schon von einem indirekten Faustpfand sprechen.
Der Focus berichtet außerdem, dass sich Söders Vize schon 2008, als die Freien Wähler in den Bayerischen Landtag einzogen, über eine Parteifreundin darüber informiert haben soll, „ob ihm noch Ärger drohe“ wegen des Flugblattes. Die Politikerin war für Aiwanger bei besagtem Lehrer aufgetaucht und der hätte wohl signalisiert, das Flugblatt bzw. die früheren disziplinarischen Maßnahmen zu diesem Zeitpunkt nicht offenzulegen.
Wurden hier unfreiwillig schlafende Hunde geweckt? Jedenfalls hat Lehrer Franz G. jetzt kurz vor den bayerischen Landtagswahlen sein Wissen öffentlich gemacht, er soll vor Jahrzehnten auch an der Durchführung eines Disziplinarverfahrens gegen Hubert Aiwanger beteiligt gewesen sein.
Hier ist es durchaus von Interesse, welche Motivation der Lehrer Franz G. hatte, jetzt diese Karte zu ziehen. War er privat im Besitz des Flugblattes oder einer Aktenlage dazu? Besaß er sie privat, hätte er sie privat besitzen und verbreiten dürfen. Hätte er überhaupt Informationen aus einem nicht öffentlichen jahrzehntealten schulischen Disziplinarverfahren öffentlich machen dürfen?
Vor knapp zwei Monaten erschien in einem Provinzblatt ein Bericht mit Franz G. im Mittelpunkt. Er wird von einem Redakteur zu Hause besucht. Der Anlass ist ein Hobby des Lehrers, das von dem Blatt so eingeleitet wird:
„Schätze statt Altpapier – Franz G. (...) aus Mallersdorf-Pfaffenberg rettet alte Dokumente. Für Franz G. (...) stecken in alten Dokumenten spannende Geschichten und seltene Einblicke. Diese gilt es zu bewahren – gerade, wenn die Akten eigentlich auf dem Müll landen sollten.“
Weiter heißt es da:
„Auf dem Gartentisch von Franz G. (...) liegt ein Karton voller alter Dokumente. Das Datum auf den vergilbten, aber gut erhaltenen Schriftstücken spricht für sich: angefangen von 1646 bis ins Jahr 1853. Abgesehen von ihrem Alter ist vor allem die Herkunft der Schreiben entscheidend, denn sie stammen allesamt aus der Verwaltung ...“
Das hat schon ein interessantes Aroma, wenn der Flugblatt-Whistleblower im Fall Aiwanger eine Obsession für alte Papiere hat, wenn er sich gegenüber einer Regionalzeitung als Retter alter Dokumente vorstellt.
Das „Blogmagazin“ machte heute darauf aufmerksam, dass Franz G. auch als Redner bei SPD-Veranstaltungen und Gedenkveranstaltungen auftritt, insbesondere bei Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus.
Da heißt es beispielsweise:
„Franz G. (...), Lehrer am Burkhart-Gymnasium, der sich persönlich und in Zusammenarbeit mit seinen Schülern für dieses Thema interessiert, ging dann detaillierter auf die Geschichte des 'Friedhofs der 67' ein. 'Die SPD ruft – und viele sind gekommen', so sein Einstieg in die Feier, die er mit dem kurzen Gedicht 'Jüdischer Friedhof' von Wolfgang Kunz bereicherte.“
Auch eine Wanderausstellung mit dem Thema „Weiße Rose“ soll Franz G. in seiner ehemaligen Schule veröffentlicht haben.
Abschließend schaut sich RA Dirk Schmitz den Fall aus der juristischen Perspektive an und befindet:
"Das ist zunächst mal ein Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz. Es handelt sich bei dem Flugblatt im Zusammenhang mit dem schulischen Disziplinarverfahren um personenbezogene Daten. Interessant auch die Frage, woher der Lehrer die Akte überhaupt hatte. Notwendig wäre eigentlich eine Anzeige von Aiwanger gegen Unbekannt, wenn hier vertrauliche Schulakten der Presse zugespielt werden. Und das auch noch namentlich von einem Ex-Lehrer. Der ist Beamter. Und als Beamter unterliegt er weiterhin den rechtlichen Vorschriften. Und damit auch dem amtlichen Geheimhaltungsvorschriften."
PS: Nachschlag: Hubert Aiwanger hat circa 16:30 Uhr ein Statement abgegeben: "Das bin nicht ich - das ist nicht Hubert Aiwanger", hier verlinkt auf X/vormals Twitter: https://twitter.com/enigmaderzeit/status/1697259488775176693?s=48&t=kl5z6yOGdUPDSoFmB3kf6g
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Kommentar von Enthor Grundbacken
Wenn ich von der ganzen Hetzjagd auf den „Stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten (!)“ nicht so angewidert wäre, würde ich ich mich hier noch viel deutlicher äußern.
Man merke auf: offensichtlich viele schändliche Subjekte vergehen sich an einem demokratisch gewählten Poltiker. Naja klar, dass die rot-grünen ‚Aktivisten‘ kein Interesse an der Demokratie zeigen.
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Kommentar von SuperlogenRegierenDieWelt
Deutschland entwickelt sich wieder zu einem Denunziantenstaat mit all den kleinen Wichtigtuern & Blockwarten - ermuntert von ganz oben für politische Säuberungsaktionen & Unterdrückung der Meinungsfreiheit (Stichwort: Hinweisgeberschutzgesetz oder Beispiel Ex-BSI-Chef & Mobbing-Opfer Arne Schönborm vs. Jan Böhmermann(ZDF)/Ministerin Nancy Faeser [lesenswert: tinyurl.com/yjejdd2t + tinyurl.com/yc3bxfvc ]).
Nichtsdestotrotz scheint Hubert Aiwanger lt. der neuesten compact-Magazin-Ausgabe 09-2023 im Artikel "Herr Södolf und sein Knecht Hubert" nicht ganz koscher zu sein, da er offenbar zur Schwächung der AfD das Spiel 'kontrollierte Opposition' spielt, bei der er nach außen Opposition mimt und den Bürgern zunächst nach dem Mund redet, aber dann das genaue Gegenteil unter Söder umsetzt. Beispiele:
- die von Söder & Aiwanger erfolgreich gekaperte Protestveranstaltung der Kabarettestitin Gruber gegen das Heizungsgesetz in früherer SED-Manier
- das mit den FreieWähler-Stimmen in Bayern verabschiedete & sogar noch lokal verschärfte Klimaschutzgesetz
- seine C-Impfverweigerung Aiwangers u.a. wg. erheblicher Impfnebenwirkungen, die zur Freude Söders dann doch in seiner Impfung vorgeblich zur 'Entlastung der Krankenhäuser' und sogar der Forderung via seines Fraktionsvorsitzenden nach einer Impfpflicht mündete
- erst Klage vor Verfassungsgerichtshof gegen lukrative Polit-Pöstchen durch die Hintertüre, dann zwei eigene FW-Beauftragten-Stellen als Bestechung
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Kommentar von Anja Pusch
@R.S.: CumEx und Habeck-Graichen geben zu viel her. Da sitzen andere Leute mit im Boot, Leute an denen dieses Staatswesen "hängt". Gucken Sie mal Richtung "wirecard - Aschheim b. München". Dies dauerte auch Jahre, und einer undichten klerikalen Stelle ;-). Ich kann nur so viel dazu schreiben, dass man sich den Vatikan besser nicht als Geschäftspartner für Geldgeschäfte sucht.
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Kommentar von Anja Pusch
Was soll man dazu sagen? Meiner bescheidenen Meinung nach nur, dass sich Aiwanger niemals in die Politik gehört hätte, und hier bestimmte Leute "ruhig gehalten hatten", bis zum passenden Zeitpunkt. Hatte das Pamphlet bereits für eine Erpressung gereicht, und wieviel wurde bei Politiker:innen anderer Parteien bislang unter den Teppich gekehrt????
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Kommentar von Werner
Ich zensiere hiermit meinen Kommentar selbst.
Für diese traurige Inkarnation kommen nur französische Revolutions-Maschinen in Betracht.
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Kommentar von Johannes Schumann
Die Lehrer muss der Prozess gemacht werden. Es wäre gut, wenn er seine Pensionsansprüche verlöre. Und vermutlich hat er noch mehr Zeug zu Hause rumliegen, als Hausdurchsuchung. Es geht eine moralische Verpflichtung gegenüber dem Steuerzahler, Kosten einzusparen.
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Kommentar von heinrich ben
man sollte erwähnen,dass Franz Graf,75 Jahre alt und früher Lehrer von Aiwanger
für die SPD als Kandidat für den Gemeinderat in Mallersdorf-Pfaffenberg aufgestellt wurde und zwar im Jahre 2020....Er wurde nicht in den Gemeinderat gewählt..
Er ist innerhalb der SPD aktiv und hat schon einige Veranstaltungen mit
Ruth Müller,Generalsekretärin der SPD zelebriert...
Und nun,kurz vor den Wahlen in Bayern wurde es von der linken SZ veröffentlicht..
Wenn dies kein politisches Kalkül war,was war es dann?
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Kommentar von Corinne Henker
Ich finde die Aiwanger-Geschichte spannend. Man sollte meine, sie verfängt am besten bei denen, die die FW ohnehin nicht wählen würden. Für die wirklich Konservativen dürfte sich Söder spätestens jetzt endgültig als Charakterschwein entlarvt haben. Logisch betrachtet müsste die Sache (insbesondere mit dem von Ihnen, Apollo-News u.a. beschriebenen Nachspiel) eigentlich die Wähler weg von der CSU und hin zu den FW treiben. Ich selbst bin kein Fan von Aiwanger und den FW: zu wenig konsequent, zu unkritisch bei Corona-Schikanen und Waldrodung für Windräder und Aiwangers Herumgeeier hat mich auch nicht überzeugt. Warum verklagt er den Denunziantenlehrer nicht? Aber wäre ich Bayer, würde ich aus taktischen Gründen mein Kreuz bei den FW machen: die beste und vielleicht einzige Chance, eine grüne Regierungsbeteiligung zu verhindern. Mal sehen, ob die Bayern sich von der Propaganda beeindrucken lassen oder nicht.
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Kommentar von Sebastian Adolph
Vorab bitte ich Herrn Wallasch schon mal um Entschuldigung das ich vielleicht mit meinem Kommentar gegen die Nettikette verstosse. Aber es ist wirklich schwer in diesen Zeiten die Fassung zu wahren. Ich rege mich ja oft und über viel zu viel auf, mir passen oft Dinge nicht die andere gar nicht besonders stören. Aber eines muss ich wirklich hier nochmal explizit sagen, sonst kann ich nicht mehr gut schlafen : Das Widerlichste was es an menschlicher Charakterschwäche gibt, das übelste und ekelhafteste Verhalten das ein Mensch an den Tag legen kann ( ausser Gewaltverbrechen natürlich, das ist klar ) ist das "hinhängen", das denunzieren von anderen Menschen. So wie es eben dieser ehemalige Lehrer von Aiwanger gemacht hat. Ich finde so ein Verhalten so dermassen ekelhaft, niederträchtig und schändlich ( immerhin waren Aiwanger und sein Bruder damals nicht volljährig und somit sogar noch SCHUTZBEFOHLENE!!!! dieses Denunzianten ), dass ich meine Hose gar nicht so weit herunter bringe wie mich solche Typen wie dieser "Lehrer" am A... lecken können. Dieser SPD-Heini, "Dokumente-Sammler" und "Vorzeigedemokrat", genau dieser Typ wäre mit seinem Charakter, den er uns offenbart hat, eben auch der Vorzeige-Blockwart im 3. Reich gewesen.....und es fällt ihm sicher nicht mal auf, weil er es ja "für die gute Sache " gemacht hat. Solche Leute drehen sich immer alles genau so zurecht, wie sie es brauchen. Fest steht aber, und da gibt es nichts daran zu rütteln : Der schlimmste Mann im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant ! Egal aus welchem "edlen Motiv" ( ich kann da allerdings nichts Edles erkennen, nur Hass, Hinterfotzigkeit und Niedertracht ).
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Kommentar von Karl Eduard
Komisch, dass der Datenschutz offenbar immer nur für die Denunzianten gilt, während es scheinbar völlig in Ordnung ist jeden Abweichler von der veröffentlichten Meinung gnadenlos an den Pranger zu stellen und gesellschaftlich und finanziell zu vernichten. Das sind reine Stasi Methoden die hier zur Anwendung kommen und das bei weitem nicht zum ersten Mal. Die neue Rechtsordnung der DDR 2.0 kann man mit "zweierlei Mass" überschreiben - die Grundsätze wie "vor dem Gesetz sind alle gleich" oder "gleiches Recht für alle" kann man getrost mitsamt der Demokratie beerdigen.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Persönlichkeitsrechte, die im Schulsekretariat und im Direktorat in verschlossenen Schränken verwahrt werden!
Und der ehemalige Deutschlehrer von Hubert Aiwanger prahlte damit, ein Flugblatt zu besitzen und es gegen Aiwanger einsetzen zu wollen. Nach meiner Recherche ist er SPD-Lokalpolitiker – daher nennen ich seinen Namen: Franz Graf
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Kommentar von R.S.
Man könnte sich doch mit gleicher Inbrunst auch der Cum Ex Geschichte widmen oder den Graichen Habeck Verstrickungen.Wieso tut man das nicht? Vielleicht durchsucht man mal die Schulakten aller in der Regierung und dann schaun mer mal,eventuell gibts noch Berichte aus dem Kindergarten irgendwo.