Es mag sein, dass man in Kriegszeiten andere Maßstäbe anlegen muss, aber dann gilt die Kritik umso schärfer auch für beide Seiten. Europäische Zungen haben Schwierigkeiten, Michail Afanasjew überhaupt korrekt auszusprechen, umso mehr sollte man sich den Namen des Journalisten-Kollegen und Online-Zeitungsmachers merken.
Michail Afanasjew hatte es gewagt, die Kriegspolitik des russischen Präsidenten zu kritisieren und muss dafür jetzt für 5 ½ Jahre in eine Strafkolonie/in ein Arbeitslager. Man mag sich kaum vorstellen, was das in Russland tatsächlich bedeutet. Der Deutschlandfunk hatte 2021 im Zusammenhang mit der Inhaftierung und Verurteilung des Politikers und Bloggers Alexej Nawalny einmal aufgeschrieben, was so eine Strafkolonie für die Insassen bedeutet:
„In der Regel gibt es dort zwei große Räume mit je 60 Schlafplätzen in Doppelstockbetten, ein Klo, einen Waschraum ohne Dusche und eine Ecke zum Teetrinken, mehr nicht“, erläutert Olga Romanowa, Leiterin der russischen Gefangenen-Hilfsorganisation „Rus Sidjashchaja“, „Sitzendes Russland“.“
Weiter heißt es da von Frau Romanowa:
„Wenn er in die Kolonie geschickt wird, ist sein Leben gefährdet, ernsthaft gefährdet. Es findet sich immer ein Gefangener, der mit der Verwaltung kooperiert und auch zu einem Mord bereit ist. Außerdem ist es dort sehr leicht, Todesursachen zu vertuschen. Da passieren Arbeitsunfälle, oder der Häftling ist von einer Treppe gefallen. In jeder zweiten Sterbeurkunde, die wir aus einer Kolonie bekommen, steht: ‚von der Treppe gefallen‘.“
Weshalb wurde der Journalist Michail Afanasjew zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt? Die Staatsanwaltschaft erteilt drüber detailliert Auskunft. Für Menschen mit einem Grundverständnis von Meinungsfreiheit klingt, was man da liest, als hätte die Sowjetunion nie aufgehört zu existieren. Afanasjew soll Falschinformationen über die russische Armee verbreitet haben.
Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre gefordert, es wurden fünfeinhalb daraus. Unter anderem auch deshalb, weil der Verurteilte Vater von fünf minderjährigen Kindern sei. Aber macht das einen Unterschied für den Chefredakteur von „Nowyj Fokus“? Afanasjew steht schon länger auf der schwarzen Liste der russischen Verfolgungsbehörden. Der Spiegel schreibt, 2020 zählte Afanasjew bereits 73 Anklagen und Strafverfahren wegen Verbreitung angeblicher Lügen gegen sich, mehrmals saß er deshalb schon im Arrest.
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Die Staatsanwaltschaft, die den Medienschaffenden verurteilte, bestätigt übrigens ausführlich, was die westlichen Medien als Grund für die Verurteilung angeben. Von westlicher Propaganda kann hier also keinesfalls die Rede sein. Im Zentrum des Urteils soll ein Bericht Afanasjews stehen, in welchem er behauptete, elf Mitglieder der russischen Bereitschaftspolizei hätten sich geweigert, am Krieg gegen die Ukraine teilzunehmen.
Mittte April 2022 hatte Russland die russische Version der Webseite der Moscow Times gesperrt, nachdem diese aus dem Bericht von Afanasjew zitiert hatte. Wer über Schwierigkeiten innerhalb der russischen Armee berichtet, lebt in Russland gefährlich. Die Neue Zürcher Zeitung fasste schon im April dieses Jahres zusammen, um was es hier auf der Meta-Ebene geht und welche Ausmaße Putins neuerlicher Angriff auf die Pressefreiheit haben:
„Inzwischen wurden in ganz Russland knapp zweihundert solcher Verfahren eingeleitet. Dabei können selbst kurze Kommentare in sozialen Netzwerken oder das Reposting fremder Beiträge zu 'Fakes' oder 'Lügen' erklärt werden und zu einem Verlust der Freiheit für mehrere Jahre führen.“
Und für alle, die hier leichtfertig Propaganda des Westens gegen Putins Russland behaupten wollen, denen sei gesagt: Es gibt nur eine Meinungsfreiheit und niemals ein Argument gegen diese. Eine Einschränkung der Vierten Gewalt bleibt zuverlässiges Wesensmerkmal totalitärer Regime. Und wer die Bundesregierung und die EU wegen totalitärer Tendenzen kritisiert, der hat unbedingt und noch einmal mehr die Pflicht, diese Kritik gegen den Autokraten Putin anzuwenden.
Der Autokratie steht die Demokratie in der Regel als idealtypisches Konzept gegenüber. Und ein Lackmustest einer funktionierenden Demokratie ist die freie Presse. Unnötig übrigens an dieser Stelle zu erwähnen, dass es auch in der Ukraine keine Pressefreiheit gibt, wie "Reporter ohne Grenzen" beschreibt.
Schon 2009 hatte Michail Afanasjew einmal einen Warnhinweis bekommen, nicht zu kritisch zu berichten, als er nach einer Regierungskritik im Zusammenhang mit einem Kraftwerksunglück bewusstlos geschlagen wurde und mit Verdacht auf Kieferbruch ins Krankenhaus kam. Afanasjew hat sich auch von dieser Warnung nicht einschüchtern lassen.
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Kommentar von Peter M3
Sehr geehrter Herr Wallasch,
dieser Artikel ist sehr dünn und besteht praktisch
nur aus Anschuldigungen gegen Russland (Putin).
Die richtigen Vergehen des Delinquenten wurden
nicht benannt.
Das gleiche ist mir schon beim Artikel über Stein-
meier aufgefallen. Sie haben gegen unseren BPr
starke Worte gewählt, die für die Vita "Frank-
Spalter" zutreffend sein mögen, sprich "Feine-
Sahne" und die 75 Jahre Grundgesetz. Die jetzige
Rede zum "Sommerfest" oder was auch immer
wurde nicht seziert. Es klafft also eine Lücke
zwischen der Wortwahl ihres Artikels und dem
Ereignis.
Und genauso dünn ist der Artikel zu dem ver-
urteilen "Journalisten" oder was der Mann auch
immer sein mag.
Dass Sie dafür auch noch Herrn Röper vom
"anti-spiegel" angehen, einen ausgewiesenen
Kenner der Geopolitik und glänzenden Ana-
lytiker, spricht nicht für Ihre Objektivität.
Ich hatte gehofft, auf Ihrer Seite mehr
Objektivität zu finden, als bei TE, JF, usw.,
wo Feierstimmung ausbricht, wenn die
ukrainischen Schergen ein nicht mehr
vorhandenes Dorf einnehmen.
Wünsche noch einen schönen Abend!
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Kommentar von Miriam Rechner
Antwort an Alexander Wallasch
„Ehrlich, Sie sollten sich schämen an der Stelle Putins Anti_Spiegel zu zitieren"
Für Anti-Spiegel gilt das gleiche wie für nius – Röper hat sehr viele Leser/Zuschauer. Da bringt es gar nichts gegen beide Portale (die in ihrern außenpolitischen Ansichten nicht unterschiedlicher sein dürften) in irgendeiner Form zu wettern und ihnen etwas zu unterstellen. Damit gewinnt man keinen Blumentopf, schon gar nicht als Journalist.
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Kommentar von SuperlogenRegierenDieWelt
Dem Journalisten-Kollegen gehört mein Mitgefühl und Respekt - auch wenn man m.E. ab einem bestimmten Zeitpunkt als Einzelner bei nicht oder kaum vorhandenem organisierten Widerstand besser auswandern oder - um nicht sein Leben bzw. seine Gesundheit zu riskieren - den Ball flach halten sollte. Allerdings können Viele nicht aus ihrer Haut - also gar nicht anders handeln.
Natürlich ist auch Putin ein eiskalter Psychopath, der jeden, der ihn direkt oder indirekt angreift oder kritisiert, als Verräter betrachtet und je nach persönlich empfundenen Schweregrad entweder in die Strafkolonie verschleppen oder sogar liquidieren lässt. So etwas hört man leider i.d.R. nicht von einem ansonsten sehr guten Thomas Röper vom Anti-Spiegel - Blog. (Das hatte ich schon vor-formuliert, bevor ich den Kommentar von 'thomas weber' gelesen hatte.)
Im Westen läuft es dagegen subtiler & geschickter ab: Die Leute sollen gar nicht merken, dass sie bereits in einem (geistigen) Gefängnis sitzen (tinyurl.com/4p8d4cfh).
Die eine altbekannte Methode ist die Gehirnwäsche durch Dauer-Propaganda, wo ich immer wieder entsetzt bin, wie selbst vermeintlich gebildete und gut ausgebildete Personen ohne zu hinterfragen bzw. nachzudenken alles einfach nur nachplappern. Da waren die Bürger der ehemaligen DDR weitaus intelligenter.
Die andere weitaus gefährlichere Methode ist lt. These des Arztes und Molekulargenetikers Dr. Michael Nehls (Buch „Das indoktrinierte Gehirn“) eine Art gentechnisch bewirkte Lobotomierung des Gehirns per mRNA-Spritze, sowie überlastend und auch neurotoxisch, also auf das Gehirn schädlich wirkender Stress. Der Hippocampus als Teil des Gehirns ist quasi ein begrenzter Speicherpuffer für die täglichen Erlebnisse, Gedanken, Zwischen-Gedanken etc., welche dann im Schlaf in den Neocortex hochgeladen werden. Die Adresssierung (vergleichbar einem Computer-Dateisystem) der gespeicherten Erinnerungen erfolgt per (adulter) Neurogenese immer wieder neu geschaffener Indexneuronen (Gehirnzellen), die im Hippocampus verortet sind. Kann die Indexneuronen-Produktion (also 'Neurogenese') jedoch nicht erfolgen, werden hilfsweise & zufällig alte Indexneuronen im Hippocampus überschrieben und damit der Zugriff und Abruf alter 'hochgeladener' Erinnerungen unmöglich. Diese Erinnerungen sind für immer verloren, da sie zwar noch im Neocortex vorhanden, aber nicht mehr abrufbar ('auffindbar') sind. Man wird im Grunde zum Zombie aufgrund zunehmend reduzierter Erinnerungen (Alzheimer/Demenz) und reduzierter Resilienz (BurnOut/Depression). Das (auch per mRNA-Spritze massenhaft erzeugte) Spike-Protein führt jedoch wissenschaftlich nachgewiesen zu entzündungsförderlichen Zytokinen, die letzlich die Neurogenese stark hemmen, da der Körper dann den Fokus auf die Bekämpfung der Entzündung setzt und nicht mehr auf die Neuerzeungung von Zellen, wie u.a. auch der Indexneuronen per Neurogenese.
Die Verimpfung ohne Aspirieren zur Verhinderung einer Injektion in ein Blutgefäß und damit in die Blutbahn und die durch die Nanolipidhülle erst gehirngängige mRNA zur längerfristigen Produktion der toxisch wirkenden Spike-Proteine (die man, wie Prof. Winfried Stöcker, zumindest direkt und nicht als RNA-Bauanleitung injizieren könnte) sind lt. Dr. Nehls Puzzlestücke zum Bild eines gezielten Angriffes auf unser Gehirn und damit unsere kreative Individualität und unser autobiografisches Gedächtnis.
Video 01: PUNKT.PRERADOVIC: https://odysee.com/@Punkt.PRERADOVIC:f/230901_Nehls:e (Kurzlink: tinyurl.com/mrxad4rt)
Video 02: "Der Mensch im Zombiemodus" auf https://michael-nehls.de/ oder www.youtube.com/watch?v=r9gErLYYoWc
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Kommentar von thomas weber
Der estnische Politiker Ivo Peterson hat im Februar den Donbass besucht, auch ich habe ihn kennengelernt. Bei seiner Rückkehr in seine Heimat wurde er an der Grenze verhaftet. Nun wurde Anklage wegen Hochverrats erhoben und ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
Ganz aktuell beim Antispiegel.
Antwort von Alexander Wallasch
Ehrlich, Sie sollten sich schämen an der Stelle Putins Anti_Spiegel zu zitieren
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Kommentar von StephanU
Respekt für diesen Artikel, der schon fast ein Alleinstellungsmerkmal unter den alternativen Medien begründet.
Üblicherweise wird in den Alternativmedien - weil Abgrenzung zum Mainstream einfach Pflicht ist - alle rhetorischen Finessen aufgeboten, um russische Politik zu rechtfertigen und zu verteidigen. Wenn nicht gar Russland als das himmlische Jerusalem und Putin als Heilsbringer im Kampf gegen finstere Globalisten aufgeblasen werden. Russische Landesfahnen werden im Alternativlager gerne geschwungen, genauso wie der Mainstream mit der ukrainischen Fahne wedelt.
Die deutsche Landesfahne wird meist eher verschämt gehißt. Das ist jetzt nicht verwunderlich. Der Deutsche hat wenig Nationalbewusstsein, denkt grundsätzlich in Freund-Feind-Kategorien und verbindet sich emotional mit der für ihn "richtigen" Seite. Hier kann er dann seinen Ersatz-Patriotismus austoben. Auf die Idee, dass sowohl Russland als auch die USA jeweils ihre ureigenen Macht- und Geopolitik verfolgen, kommt er gar nicht. Das wäre seiner romantischen Weltsicht abträglich, in der immer das Gute gegen das Böse kämpft. Also will er selbst auch gut sein und das Gute unterstützen. Eigene politische Interessen zu entwickeln ist ihm vollkommen wesensfremd. So bleibt er Spielball der größeren Mächte und jeder Manipulation ausgeliefert - von welcher Seite auch immer.
Am Ende kann er sich sagen: Hab's doch gut gemeint. Na denn, Friede deiner Asche.
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Kommentar von Dr. Florian Knopf
Wenn Putin kein Autokrat wäre, wäre Russland wie der Westen. Mit Regenbogen, Geschlechtsumwandlungen, Genderklo und dem ganzen westautokratischem Chichi. Die Frage ist, welche Gesellschaft ist besser, wo lebt man glücklicher.
Ich bin gerade von Berlin in die Prignitz gezogen, hier lebt man zumindest besser als in Berlin. Es fühlt sich tatsächlich nach Deutscher Heimat an...he Brandenburg Allwege sei unser Losungswort, der Heimat die Treue in allen Zeiten fort...
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Kommentar von hans
… nun, Russlands Bolschewisten haben sich nach Gorbatschow sicher nicht in Luft aufgelöst. Einer heißt Putin … meine Heimat ist Deutschland. Nicht die 'BRD', nicht die EU, nicht die USA, nicht Russland. Und mit Stäbchen möchte ich auch nicht essen müssen … gern widerhole ich Bismarck, anno Schnee, 'aktualisiert'; … dass die Ukraine und andere – Bismarck meinte den Balkan - 'nicht die Knochen eines einzigen gesunden pommerschen Grenadiers wert' sind und die deutsche Regierung 'nicht eines Richteramtes zu walten, sondern deutsche Politik zu treiben habe'
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Kommentar von Marcus Thiemann
Richtig, wir halten die Idee Kernkraftwerke wieder anzuschalten nicht gerade für clever. Und wer jetzt denkt die Antwort geht am Thema vorbei hat vollkommen recht oder nicht um die Ecke gedacht.
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Kommentar von Marcus Thiemann
Das dieser Putin ernst macht, daran gibt es doch schon lange keine Zweifel. Ernst zu nehmen ist deshalb auch die Atomare Drohung. Aber was machen wir jetzt damit?
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Kommentar von .TS.
Sieh einer an, nicht nur die Fenster sondern auch die Treppen sind im einstigen Zarenreich gefährlich.
Wirklich bedenklich wird es wenn rustikale Vorgehensweisen wie in Rußland mit den subtileren psychologischen nd technologischen Methoden des Westens kombiniert wird - dann kommt ein Regime heraus wie es in China schon weit fortgeschritten ist, und die Anzeichen sind mehr als deutlich daß das weltweit voranschreitet.