Experte vertuscht Verantwortung

Medien und Politik leugnen und verharmlosen systematisch Zuwanderungs-Kriminalität

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

Was diese Experten konkret umtreibt, ist nicht bekannt© Quelle: Pixabay / Twillightzone

Stellen Sie sich heute, wenige Tage nach dem islamistischen Terrorattentat von Mannheim folgende Headline vor: „Experte: Wir haben ein Messerproblem - aber Fokus auf Migranten greift zu kurz“. Irrsinn?

Sicherlich, aber leider keine Erfindung, sondern am gestrigen Montag um 21:19 Uhr vom Magazin „Focus“ tatsächlich so online gestellt.

Worum geht’s? Ein als „Kriminologe“ vorgestellter Dirk Baier wird vom „Focus“ zu Messerattentaten und Angriffen befragt. Der „Focus“ stellt eine Eingangsfrage, von der man hofft, sie sei allenfalls rhetorisch gemeint: „Gibt es einen Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und Kriminalität?“ Dafür bedarf es kaum weiterer Erhebungen. Die Nachrichtenlage und die Meldungen der Polizei (inklusive der Polizeilichen Kriminalstatistik „PKS“) zeichnen Fallzahlen und Täter seit einem Jahrzehnt hinreichend nach.

Und wem das immer noch nicht reicht, der kann beispielsweise zurückschauen zu einem Spiegel-Artikel von Anfang 2018 , in welchem der ebenfalls als „Kriminologe“ vorgestellte Christian Pfeiffer über eine Studie zu Flüchtlingskriminalität erklärt hatte: „Mehr Gewaltkriminalität durch mehr Zuwanderer.“ Sehr präzise heißt es da, „dass Asylsuchende, die keine Chance auf ein Bleiberecht haben, eher straffällig werden“.

Die Zahl solcher abgelehnten Asylbewerber hat in den vergangenen Jahren noch weiter zugenommen. Und damit rein rechnerisch auch die Zahl der Gewaltdelikte. Diesen Sachverhalt – explizit bezogen auf Messerangriffe – kleinzureden oder zu verneinen, ist demnach kaum möglich.

Die Motivation, warum der Experte des Focus versucht, hier Zweifel zu säen, ist nicht bekannt. Aber man weiß, wer ein Interesse daran hat, Ausländerkriminalität zu verleugnen oder zu verharmlosen: Nämlich jene, die für die illegale Massenzuwanderung von Millionen verantwortlich sind.

Der Focus fragt Dirk Baier: „Haben wir ein Problem mit Messergewalt?“ Und der antwortet nicht etwa wahrheitsgemäß mit „Ja“, sondern erklärt, wir seien in jedem Fall sensibilisiert für diese Form von Gewalt, „vielleicht auch, weil es Messerattacken so schnell in die Nachrichten schaffen“. Ein besorgter Stuhlkreis in der Kirchengemeinde nebenan könnte es sicher kaum besser beschreiben.

Das ist auf eine Weise perfide den Opfern solcher Attacken gegenüber, dass es einem den Atem verschlagen kann. Schuld, dass wir dieses Problem haben, sind die Nachrichten, die darüber berichten, was auf der Straße mittlerweile alles passiert?

Natürlich weiß auch Baier, dass er sich unglaubwürdig macht, wenn er die Zunahme von Messerangriffen abstreiten will. Also erklärt er zunächst: „Ich würde sagen, dass die Messerkriminalität in Deutschland tatsächlich zugenommen hat.“

Und natürlich ahnt man aus vergleichbaren Aussagen der letzten Jahre von vergleichbaren „Experten“, was jetzt kommt: Die Verschleierung der Tätergruppe des abgelehnten Asylbewerbers hin zum grundsätzlich zu Messergewalttaten und Messermorden neigendem Mann:

„Wir haben in Befragungsstudien herausgefunden, dass Männer immer häufiger Messer mit sich führen.“

Aber welche Männer? Baier erklärt es den Lesern des Focus:

„Medien und Politik versuchen, Gemeinsamkeiten festzustellen. Dabei läuft es meistens auf die ausländische Herkunft des Täters heraus. Man könnte aber auch auf eine andere Übereinstimmung kommen: Nämlich, dass wir es in beiden Fällen mit Männern zu tun haben.“

Weiter meint Baier, er habe bei keiner seiner Analysen herausgefunden, dass es ethnische oder religiöse Gruppen gäbe, „bei der die Mehrheit kriminell wäre oder bei der das Messer quasi zur Standardausrüstung zählt“.

Bei der die Mehrheit kriminell wäre? Konkret heißt das, nimmt man Baier beim Wort: Wenn von einer Million Afghanen und Syrer 499.999 ein Messer bei sich trugen und damit kriminell würden, dann sieht Baier darin noch keinen Grund zur Sorge, denn 500.001 wären ja gänzlich messerlos.

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Baier gesteht gegenüber dem Focus zwar ein, dass die Kriminalitätsbelastung von Ausländern etwa doppelt so hoch sei wie von Deutschen, ergänzt aber, dass hier eine Differenzierung unbedingt notwendig sei.

Und dann ist die Katze aus dem Sack: Wenn ich überproportionale Ausländerkriminalität nicht mehr leugnen kann, dann muss ich den Blickwinkel ändern, meint Focus-Experte Baier:

„Die sehr pauschale Aussage, Gewaltkriminalität sei etwas Importiertes, bringt uns nicht weiter. Wie gesagt spielen Faktoren wie Erziehung, Milieu und Geschlecht bei der Entstehung von Kriminalität eine Rolle. Wenn wir differenzieren, sehen wir: Zentral ist nicht der Ausländerstatus. Es sind eigentlich immer Sozialisationserfahrungen, die mit Kriminalität einhergehen.“

Da ist grundsätzlich etwas Wahres dran. Aber es ändert eben auch nichts daran, dass Zuwanderer überwiegend aus solchen Gewalt- und Messerkriminalität begünstigenden Verhältnissen stammen. Und wer die deutsche Gesellschaft schützen will, wer für die Sicherheitsarchitektur in Deutschland verantwortlich ist, der ist beauftragt, eine Gefahrenlage zu beheben und nicht, um Verständnis dafür zu werben, dass diese existiert.

Was diesen Experten konkret umtreibt, ist nicht bekannt, aber sein Versuch einer Umdichtung einer realen Gefahr für die Bevölkerung zu einer eingebildeten Gefahr ist genau das: sehr gefährlich. Baier behauptet ernsthaft, dass die Häufigkeit von Messern bei Jugendlichen nur deshalb mit der Massenzuwanderung zusammen gedacht werde, weil es im selben Zeitraum passierte:

„Solche Informationen werden nun miteinander verknüpft, gerade von rechten Parteien. Sie pflanzen ein bestimmtes Bild in die Köpfe der Bürger.“

Nachfrage vom Focus: „Hat beides denn wirklich rein gar nichts miteinander zu tun?“

Antwort von Baier:

„Das lässt sich am Ende wohl nicht eindeutig klären. Da aber Kriminalitätsphänomene nie nur eine einzige Ursache haben, kann man auch mit Blick auf die Messerthematik nicht einfach behaupten, dass allein Zuwanderung schuld wäre.“

Baier meint zudem, es sei interessant, dass die meisten ängstlichen Deutschen persönlich gar keine Erfahrung mit schwerer Gewaltkriminalität gemacht hätten. „Mord, Totschlag, schwerer Raub – das kennen viele Menschen in der Regel nur aus dem ,Tatort' oder den Nachrichten.“ Persönlich ganz sicher, denn wer ermordet wurde, der kann diese Erfahrung schlecht in den nächsten Tag retten, der ist nämlich dafür nicht mehr lebendig genug.

Aber irgendwie ist Baier dann offensichtlich ob seines hochgefährlichen Verharmlosungsunsinns doch mulmig geworden. Also bietet er Lösungsvorschläge für ein Problem an, das sich die meisten Deutschen doch angeblich nur einbilden würden.

Kriminologe Dirk Baier schlägt vor: „Wir könnten Bildungsangebote, psychologische Hilfe und die sprachliche Integration von Flüchtlingen und anderen Zuwanderern verbessern.“ Täuscht der Eindruck, dass davon nicht automatisch jeder beruhigt ist, der vorher beunruhigt war?

Wer die Debatten rund um die vielfach illegale Massenmigration seit bald zehn Jahren mitverfolgt, der erlebt mit Dirk Baier sicher nicht den ersten Experten, der sich auf diese sträflich verharmlosende Art und Weise zu Wort meldet. Und der den für diese Massenzuwanderung samt ihrer Folgen Verantwortlichen das Wort redet. Schockierend bleibt dieses Verhalten deswegen nicht weniger.

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