Beiden, sowohl Krall wie auch Otte, war schon länger klar, dass sie in einer Werteunion mit einem Hans-Georg Maaßen in der Mitte keine zentrale Rolle spielen werden. Otte sowieso nicht und Krall hatte es in den letzten Wochen verstehen müssen.
Was war gestern Abend die beinahe auf die Minute (das ist wichtig zu wissen!) synchronisierte Reaktion der beiden? Mit großem Getöse zogen sie sich aus einer Unternehmung zurück, von der sie längst wussten, dass dieser Zug ohne sie weiterfährt.
Exakt an dieser Stelle zeigt sich, wem es tatsächlich um Deutschland geht und wem um die eigene Stellung. Lassen wir Otte mal beiseite, denn hier war sowieso klar, dass er in einer Partei „Werteunion“ mit Maaßen an der Spitze keine Rolle spielen würde. Er wird in diesem seltsamen letzten Akt zu einer Art Adjutant von Markus Krall. Was an Kralls finaler Zündelei am meisten überrascht hat, war der Erfolg, den er mit seiner Kampagne in eigener Sache erzielt hat.
Diejenigen die diese „Trennung“ heute in den sozialen Medien wortstark bejammerten und von einem Ende der Werteunion fabulierten, haben offenbar vergessen, dass Markus Krall Mitte Januar bereits begriffen hatte, dass Maaßen nicht mehr mit ihm rechnet! Krall schrieb am 13. Januar:
„Zunächst die Frage meiner Rolle in der WerteUnion und damit verbunden die Frage, ob ich in den Vorstand der neuen Partei eintreten sollte. Hans-Georg hat das verneint, aber nicht, weil er es so entschieden hat, sondern weil wir beide uns darüber unterhalten haben und er meinen Wunsch respektiert, dass ich zwar einflussreich mitwirken will, aber eben nicht als Mitglied des Vorstandes.
Das war meine Entscheidung. Der Grund ist meine nicht ausreichende zeitliche Verfügbarkeit angesichts der bereits bestehenden Mehrfachbelastung durch den Aufbau des Unternehmens GoldRevolution, die Führung der Atlas-Initiative, meine umfangreiche publizistische Tätigkeit und meine politische Arbeit in Vorträgen, sozialen Medien und auch in der WerteUnion. Hans-Georg Maaßen hat insofern nur wiedergegeben, was zwischen uns lange besprochen und vereinbart war und was ich auch schon in einigen öffentlichen Statements auf X vorher verkündet hatte.“
Krall ist Unternehmer, er weiß, wie man solche prominenten Trennungen ohne Gesichtsverlust regelt. In diesem Fall wurde die Absage von Maaßen an Krall („Markus Krall schießt manchmal über das Ziel hinaus.“) für Krall dahingehend abgemildert, wie man es in seinen Kreisen seriös regelt, ohne das Gesicht zu verlieren.
Das Problem „Krall“ war Mitte Januar aber offenbar nicht gänzlich vom Tisch geräumt worden, der Bruch nicht endgültig und offen vollzogen. Markus Krall – das weiß man heute – ging weiter mit der Idee schwanger, dass er alleine den Wirtschaftsteil des Programms der Werteunion bestimmen könne. Er dachte wirklich, er habe Prokura, bis er leidvoll erkennen musste, dass andere sich durchgesetzt haben und seine Vorstellungen nicht umgesetzt wurden.
Und weil Krall und Otte jetzt mehrfach von „Sex mit der Ex“ sprachen, bezogen auf Maaßens Ambitionen Richtung CDU/CSU, kann man folgendermaßen im Bild bleiben: Markus Krall hatte sich auf dem Sofa bequem gemacht, als man ihm das Ehebett verweigerte, und musste jetzt erkennen, dass nicht einmal mehr sein Namensschild an der Tür hing.
Und exakt an der Stelle wird es höchste Zeit, einmal zurück zu schauen und sich zu fragen: Wo habe ich die Situation falsch eingeschätzt?
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Es war Markus Krall, der unentwegt von einer Parteigründung twitterte, und nicht Hans-Georg Maaßen. Erfolgreich hatte Krall diese vermeintliche Partnerschaft immer wieder annonciert, aber dabei verpasst, hier eine öffentliche Bestätigung von Maaßen einzuholen. Der sah wohl keine Veranlassung hier, die Ambitionen von Krall immer wieder neu zu dementieren.
Zugegeben: Dafür hatte sich Krall auch nicht eindeutig genug positioniert, seine X-Beiträge hatten durchgehend etwas Raunendes und ein Hauptziel: Nämlich anzeigen, dass Markus Krall im Mittelpunkt kommender Ereignisse stehen würde.
Damit war Krall gegenüber seinen zahlreichen Followern tatsächlich erfolgreich. Das war marketingtechnisch und psychologisch eine reife Leistung von Krall. Er suggerierte eine Ehe, die nicht bestand, um dann ein Fremdgehen zu melden und die Scheidung einzureichen. Aber so etwas gehört auf die Bühne des Berliner Ensembles und kann nicht der letzte Akt sein zur Rettung des Landes vor einem rot-grünen Ausverkauf.
Woher kamen die Ambitionen von Krall, in die Politik zu gehen? Unbestätigt ist, dass Krall selbst eine Parteigründung plante, die zunächst mit der Werteunion nicht unmittelbar zu tun hatte. Sogar prominentere AfD-Aussteiger sollen hier in die engere Wahl gekommen sein. Hans-Georg Maaßen soll ebenfalls zur Teilnahme aufgefordert und umworben worden sein. Inwieweit Maaßen hier Signale setzte oder falsch verstanden wurde, ist nicht bekannt.
Aber Dr. Maaßen trug sich da schon mit dem Gedanken, die Werteunion zur Partei zu machen. An der Stelle muss sich bei Krall die Idee festgefressen haben, dass Maaßen irgendwie an ihn und seine exzellente Expertise in Wirtschaftsfragen gebunden sei. Krall schuf damit unfreiwillig eine verhängnisvolle Schröder-Lafontaine-Situation.
Den Reaktionen der Werteunion und der von Hans-Georg Maaßen kann man die Erleichterung anmerken. Was man Krall ohne weiteres zugestehen muss: Seine Kampagne in eigener Sache war zumindest insofern erfolgreich, dass vielfach davon die Rede ist, dass die Partei „Werteunion“ nun Geschichte sei bzw. es jetzt große Streitereien und Trennungen gäbe.
Markus Krall nimmt hier bewusst in Kauf, dass die etablierten Medien diese Mär einer gewichtigen Rolle von Krall in der Werteunion, die nun geplatzt sei, verbreiten, aber diese Rolle gab es insbesondere in der Vorstellung von Markus Krall.
Maaßen muss schon sehr früh klar gewesen zu sein, dass er besser ohne Markus Krall Partei werden will. Der Rest ist bekannt: Der so Weggestoßene kam gestern Abend mit dem Benzinkanister zurück und hatte noch einen Kumpel im Gepäck, der als Verstärker diente, aber niemals eine ernsthafte Chance hatte, auch nur die Fähnchen auf den Tischen der neuen Partei aufstellen zu dürfen.
PS: Das Fatale an der Geschichte – Markus Krall ist ein sympathischer, ein freundlicher und kluger Mensch. Wie konnte er sich selbst in so eine Situation bringen?
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Kommentar von Eugen Karl
Es ist doch eigentlich nicht so schwer: Die Werteunion sollte zur Partei gemacht werden. Zwei ihrer Mitglieder haben das vornehmlich in die Hand genommen und sind dazu gemeinsam auch öffentlich aufgetreten: Maaßen, Krall. Beim eigentlichen Gründungsakt war dann der eine nicht eingeladen, dafür aber einige andere, die bis dato gar nicht in der Werteunion Mitglied waren. Das ist klassisches Parteienentern, eine Intrige wie sie bei solchen Gelegenheiten leider immer wieder mal vorkommt. Über die charakterliche Eignung der Beteiligten, unser Land zu regieren und aus der Krise zu helfen, will ich weiter lieber gar nichts sagen.
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Kommentar von Tobias Ulbrich
Erstmals nach dem Hype ein ausgewogener Beitrag, der einmal eine andere Perspektive in die Betrachtung einführt. Herzlichen Dank dafür. Markus Krall bleibt wichtig auch für die WU - das ist meine Prognose. Denn bei Lichte betrachtet, sind die Schnittmengen größer als bei jeder anderen Partei. Das Parteiprogramm wird zudem erst aufgesetzt und von der Mitgliederversammlung verabschiedet. Die Mitglieder der Atlas Initiative wollen einen Politikwechsel, sonst würden sie nicht Markus Krall derart fördern. Die Mitglieder der Atlas Initiative werden aber sicher nicht wegen persönlicher Animositäten die Chance an sich vorüber ziehen lassen, tatsächlich etwas ändern zu können, aber nur deshalb nicht zu tun, weil es Harmoniestörungen im Persönlichkeitsbereich gab und gibt. Das Alpha - Männchen - Gehabe steht dem sachlichen Anliegen leider entgegen. Mein Vorschlag wäre es, einen Repräsentanten der Atlas-Initiative in den Vorstand der WerteUnion zu wählen, die das Wirtschaftsprogramm der Atlas Initiative vertritt. Dazu hätte ich mindestens zwei kluge Köpfe, die das hervorragend aus der Atlas Initiative übernehmen könnten. Markus Krall kann dann in seiner Art losgelöst seine Gedanken frei äußern und wird nicht über die WerteUnion - da nicht alles Auffassung der Partei - gebremst, da er der WU nicht angehört, bestimmt aber dennoch über die Repräsentanten der Atlas Initiative die Wirtschaftspolitik im Kern mit. Die persönlichen Anfeindungen unterbleiben und jeder behält seine eigenen Kompetenzen ohne sich dabei personell in die Quere zu kommen. Das wäre mein vermittelnder Vorschlag.
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Kommentar von Karl Georg Lempenheimer
Markus Krall hatte ein Projekt im Kopf und meinte, die WerteUnion dafür benutzen zu können. Er hätte sie zu seinem Instrument machen wollen. Im Nachhinein lässt sich sagen, er war im Grunde nie „WerteUnion“. Warum gründet er keine eigene Partei?
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Kommentar von StephanU
@Bernd Neumann
Interessante Gedankenspiele zur Wählerpsyche (soweit dies in unserer fragmentierten Bevölkerung überhaupt noch möglich ist).
"Westdeutsch, über 50, konformistisch, politisch nur mäßig interessiert" ist auf jeden Fall ein verbreitetes Profil. Problem ist nur, dass sich dieses Wählerpotenzial - eben weil es sich selbst kaum aktiv informiert - von den Negativ-Kampagnen der Leitmedien gegen (echte) Oppositionsparteien abschrecken lässt.
Dieses Wählerpotenzial neigt m.E. am nächsten Wahltag eher den Nichtwählern zu ("Wählen ändert ja doch nix") oder sie wählen im Zweifel die Union ("ist das kleinere Übel").
Sollte der defensive Retro-Look der WU-Frontleute nicht bloß an deren Typus liegen, sondern womöglich Strategie sein, wird er wahrscheinlich trotzdem nichts daran ändern.
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Kommentar von Tanja
@Bernd Neumann
Interessanter Gedanke. Ich hatte allerdings schon den Eindruck, dass viele den "Veränderungswillen" haben, aber die Schmuddelkinder AFD nicht wählen wollen. Eine repräsentative Umfrage potentieller Wähler wäre hilfreich an dieser Stelle.
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Kommentar von Alfonso Kerner
Bei allen Personen, die nach politischen Ämter streben, geht es stets in erster Linie ums Finanzielle, es geht darum einen Job zu erhaschen, um damit Einkommen zu erzielen.
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Kommentar von Bernd Neumann
@ Tanja
Welchen „Veränderungswillen" haben die Wähler? Warum wählen weiterhin 30 % unverdrossen die Union? Antwort: Weil sie genau KEINE Veränderungen wollen - weder die der Grünlinken noch die der AfD. Sie glauben, alles könne bleiben wie es ist.
Wer das genau nicht glaubt, ist, wenn er links ist, bei den Grünen, der SPD, der Linken oder BSW. Wer nicht links ist, wählt je nach sozialem Hintergrund CDU, CSU oder FDP. Ist er nicht links, und will Veränderung, wählt er AfD.
Schauen Sie auf die Wahlergenisse. Das ist das, womit sie als Politiker arbeiten müssen, denn ein anderes Volk können Sie sich nicht wählen. Westdeutsch, über 50, konformistisch, politisch nur mäßig interessiert. An diese Leute müssen Sie ran, wenn Sie Bewegung ins Parteiensystem bringen wollen.
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Kommentar von Tanja
Wenn ich die letzten Artikel über diesen Sachverhalt lese, habe ich ständig das Gefühl, dass hier ein wesentlicher Baustein fehlt. Markus Krall redet "einfach so" von einer gemeinsamen Partei mit Dr. Maaßen. Und Dr. Maaßen lässt es schweigend einfach zu? Die beiden Männer haben sich doch persönlich gesehen, es wurden Infos ausgetauscht. Ich kann mir gut vorstellen, dass da Zusagen gemacht worden. Ich kann nur sagen, da ist was extrem schief in der Kommunikation schief gelaufen und zu der Kommunikation gehören immer zwei: Sender und Empfänger.
Abschließend kann ich nur sagen: ich persönlich vertraue eher dem hitzigen und manchmal unbedachten, aber aufrechtem und durchaus sehr klugem Krall, als Dr. Maaßen und seinen neuen/alten "Kollegen". Für mich ist die WU jetzt schon eine "Schnarchveranstaltung ohne Mut, Vision und großen Veränderungswillen
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Kommentar von Karl Kallisto
Ich denke, gute Politik sollte die meiste Zeit unspektakulär sein. Einfach nur gut - das reicht aus.
Diesbezüglich sehe ich die WerteUnion auf einem plausiblen Weg.
Ob das genügend Wählerzuspruch erhalten kann, bleibt spannend.
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Kommentar von Roberto Conte
Ja, liebe Freunde der Demokratie nun ist das eingetreten was ich befürchtet habe! Die WerteUnion steht vor dem Aus bevor es richtig begonnen hat. In einer Partei sollte ein gewisses Streitpotential tolerierbar sein, doch wenn sich eine neue Partei aufstellt muss ausgelotet werden wer mit wem und es sollten sich Leute finden die die vorgegebene Richtung kennen und auch bereit sind diese Schritte mitzugehen, auch wenn manchmal Funken fliegen! Jedoch was keiner Partei guttut und auch keinem Unternehmen wenn Leute mitspielen wollen die nur Sesselhalter sind und dies war der Knackpunkt! Ich bin überzeugt wenn Dr. Maassen und die Herren Dr. Krall und Otte den bevorstehenden Weg mit den zugehörigen Kompetenzen und dem Austausch an Erfahrungen richtig aufgegliedert hätten ein konstruktiver Weg hätte begangen werden können und die jetzige Ampelregierung in den Schatten gestellt hätten. Leider müssen wir davon Abstand nehmen, kann nur sagen Schade!
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Kommentar von Bernd Neumann
Die hier in diesem Thread und anderen Artikeln auf AW eingestellten Kommentare behandeln den „Rauswurf“ bzw. Rückzug von Krall weitgehend nur unter parteipolitischer Sicht, oder mit ihrer eigenen Erwartungshaltung, die WU solle sozusagen eine stubenreinere AfD sein. Beides halte ich für legitim, geht aber doch an der Sache vorbei. Parteien mögen dem Antrieb ihrer Mitglieder entspringen, politisch etwas zu bewegen, ihre Wirkungsmacht erhalten sie von oder durch ihre Wähler. Am Ende sind sie also ein Angebot, ein Produkt am politischen Markt. Und da stellt sich schon die Frage, gibt es tatsächlich an diesem Markt in Deutschland eine Nachfrage nach einer Partei der Art von Markus Krall?
Ich glaube nicht, daß AfD-Wähler in nennenswerter Anzahl zur WU wechseln werden. Aufgrund des enormen Druckes des linken Sektors stellen Partei und Wähler eine verschworene Gemeinschaft dar, was die Wählerschaft der AfD stabil hält (obwohl sie letztlich in diesem Setup nichts bewegen kann) sie aber auch vom Rest ausschließt – das ist ja auch die Absicht des bestehenden Machtkartells. Eine weitere Partei „links“ der AfD (rechts von ihr wäre dann tatsächlich der rechtsradikale Sektor, und eine Partei, die das gleiche Feld wie die AfD beackert, braucht niemand), die das aufbrechen sollte/könnte, muß notwendigerweise Wähler ansprechen, die WEDER wirklich die Blockparteien NOCH die AfD wählen wollen. Sie suchen keine „bürgerliche Revolution“ (Krall), keine Kapitalismuskritik von rechts (AfD-Sozialpatrioten, Kubitschek), keinen Pazifismus von rechts oder keine Rußland-Partei (Chrupalla) und auch nichts wie den Dexit oder eine Politik gegen Amerika. Gleichwohl werden es Wähler sein, die den gesamten Linksliberalismus ablehnen. Die kalte Absage der CDU an diese Wähler dürfte final sein – aber wer sonst hat ihnen bisher ein Angebot gemacht? Manche von ihnen wählen zeitlebens die CDU nur mit der Faust in der Tasche – aber sie wählen sie. Wie kommt man an die ran? Nichtwähler jedenfalls kann eine konservative Partei nicht ansprechen, dazu fehlt ihr das Moment des Anti-Establishments. Das will die WU nicht sein – Krall wollte das ganz sicher.
Parteien wie die Allianz für Deutschland oder die LKR und so weiter sind versandet, weil sie nicht die Fähigkeit zum Skandal – also zur Erzeugung von Aufmerksamkeit – besaßen. Da ist die WU schon mal besser. Ich halte sie für die letzte Möglichkeit, der CDU so viele Stimmen wegzunehmen, daß am Ende ihre strategische Partnerschaft mit den linken Parteien keine Mehrheit mehr ergibt. Denn auch wenn Maaßen mit der CDU koalieren würden – mit allem ab SPD nicht mehr. Das ist der wesentliche Unterschied der WU zu CDU und FDP. Tritt das ein, wird die Union, ähnlich wie in anderen europäischen Nationen, zerfallen, da sie innerlich völlig hohl ist und nur durch die Aussicht ihre Funktionäre auf Macht erhalten wird.
Wer die WU jetzt abschreibt, muß beantworten, wie man diese eher konformistisch und risikoscheu eingestellten Wählerkohorten erreichen will. Die AfD kann es nachweislich nicht, Sachsen akllein ist nicht Deutschland und für Hochmut oder Besserwisserei hat der rechtskonservative Sektor keine Zeit mehr. Es gibt keine linke Mehrheit in diesem Land, aber eben auch keine rechte. Ohne die Mitte wird es nicht gehen. Egal, wie man dazu steht.
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Kommentar von Andreas Baur
Meine persönliche Antwort zu Ihrer persönlichen Einschätzung, sehr geehrter Herr Wallasch: seit Monaten zähle ich zu denen, die die Parteigründung der WU intensiv verfolgt und ebenso intensiv herbeigesehnt haben, da der öffentliche Auftritt die Möglichkeit einräumte, dass hier eine Kraft der Vernunft und des Sachverstandes, gepaart mit dem Mut, eine tatsächliche Wende, weg von der Ideologie-Republik, anzustreben, entsteht. Das hat Dr. Krall in den Medien sehr gut vertreten. Wenn der Vorstand der neuen Partei jetzt erleichtert ist, dass Dr. Krall nicht mehr dabei ist, dann reicht das aus, die dort bestehende Hilflosigkeit zu verdeutlichen. Sie kennen sicherlich den Hesse-Spruch, das Unmögliche anzustreben, um das Mögliche zu erreichen. Wenn man jetzt schon Angst hat, ein Mitglied könnte zu forsch sein, wie will man dann gegen die bestehende politische Macht ankämpfen und grundsätzliche Veränderungen herbeiführen? Frau Faeser, der VS, eine große Zahl der Medien werden politischen Konkurrenten das Leben schwer machen und dagegen anzuhalten, das ist das nahezu Unmögliche, aber dennoch das Notwendige! Der neue Vorstand hat in Sekundenbruchteilen den Beweis geliefert, dass die alten Parteisoldaten keinen Mumm haben für solche großen Taten. Das sind im Laufe der Jahre "Büroklammern" geworden und das bleiben Sie auch. Und jeder, der von Außen dazustößt und mit Recht sagt, dass mit der Faust auf den Tisch gehauen werden muss, wenn man Veränderungen herbeiführen will, der ist denen letztendlich suspekt. Dr. Krall blieb gar nichts anderes übrig, als eine solche Entscheidung zu treffen. Dass er jetzt als Kleingeist oder beleidigte Leberwurst dargestellt wird, das wird er verkraften. Er hat seine Selbstachtung und seine Klarheit bewahrt. Hr. Maaßen scheint über diese Klarheit nicht zu verfügen, wie man an seinen verwirrenden Äußerungen der letzten Tage ersehen kann. Und von den anderen Vorstandmitgliedern habe ich bisher nichts gehört, was auch nur im Entferntesten auf Angriffslust schließen lässt. Und das alles nicht einmal eine Woche nach dem Beginn! Das war kein Fehlstart, denn bei diesem wird man im Sport durch die Jury disqualifiziert. Das hat die WU ohne Schiedsrichter, Zeitlupe und Videobeweis ganz allein hinbekommen. Wir Enttäuschten können nur noch zusehen, wie sich all unsere Hoffnungen in Luft auflösen, weil die Büroklammern an ihrer eigenen Angst unmittelbar mit dem Startschuss gescheitert sind. Und der (offenbar) einzig Mutige wird jetzt ans Kreuz genagelt. Es scheint zu stimmen: dieser ganze alte Apparat ist von innen heraus nicht mehr zu verändern.
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Kommentar von Libkon
Was die meisten ( M .und K. und O wahrscheinlich auch) nicht verstehen ist das man drei braucht um eine neue Partei erfolgreich zu machen.
Zugpferde ( die ihr Ego mal verbergen müssen) , Funktionäre - die Funktionieren ( Struktur Aufbau, Sponsoring, Mitgliederwerbung) und
Begeisterung beim Fußvolk. Letztere müssen Unterschriften sammeln und die Begeisterung weiter tragen.
Aus leidvoller ex Pro DM über Kappler bis LKR Erfahrung sei das allen klugen Menschen hier gesagt....
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Kommentar von Schwar Zi
Ich kann mich nur den Worten von Herrn Eugen Karl ansschließen. Ich bin fest davon überzeugt, Markus Krall geht es (genau wie Dr. Maaßen) um die Sache. Den Apparatschiks jedoch um ihre Person. Krall ist ein idealistischer Kämpfer für Freiheit. Dieser Idealismus wirkt auf viele Menschen befremdlich, doch Apparatschiks schreckt er regelrecht ab. Sie erkennen, dieser Idealist hat etwas womit sie selbst nichts anfangen können. Von daher war die Entscheidung von Dr. Krall richtig. Gleichzeitig offenbart er die größte Schwäche der neuen Partei, die Kommunikation. Denn (davon bin ich überzeugt) so ganz glücklich dürfte Dr. Maaßen über die Art wie wie seine Sekundanten mit Krall umgegangen sind.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Sich auf seine freiheitliche Programmarbeit in der Atlas-Initiative zu konzentrieren und auf seine publizistischen Tätigkeit steht Krall zu. Er kann sich die Unabhängigkeit leisten! Otte hat auch seinen tollen Job. Es sind erfolgreiche Vertreter aus der Wirtschaft. Was sollen sie in einer Kleinstpartei bewirken?
Im Gegensatz zu manchen ungelernten Parteisoldaten, die sich fest an die Parteikarriere klammern müssen, weil sie sonst nix anderes haben!
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Kommentar von StefanH
Eine Werteunion mit dem wirtschaftspolitischen Programm der "alten" CDU ist für mich gänzlich uninteressant. Und eine Partei zu wählen, deren Mitglieder 16 Jahre lang geschwiegen und der Merkel die ... ups ... wäre gänzlich undenkbar. Wäre, weil ich inzwischen nicht mehr in Deutschland wählen darf.
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Kommentar von Eugen Karl
Markus Krall und Hans-Georg Maaßen kannten sich gut, auch privat. Das war der Grund, warum sie es gemeinsam politisch versuchen willten, obwihl die politischen Auffassungen im Grunde nur schwer vereinbar waren. Gerade dadurch und nur dadurch wäre die Partei aber interessant geworden.
Ich glaube nicht, daß das Problem ursprünglich zwischen diesen beiden Personen bestand. Freundschaften geraten in Gefahr, wenn andere dazukommen. Die sehr aufrichtige Erklärung Kralls zeigt ja, daß hier genau das der Fall war. Der Druck von Seiten der alten ausgemusterten CDU-Apparatischicks (man schaue sich z.B. mal das Interview mit Kay-Achim Schönbach an) wurde so groß, daß der gutmütige Maaßen nicht mehr vermitteln konnte, was er bis dahin wohl getan hat. Die Nichteinladung an Krall und die Exklusivität des Gründungsgrüppchens waren Fehler, die Maaßen unter diesem Druck geschehen ließ. Das ist die Situation, in die Maaßen sich gebracht hat. Krall zog die Konsequenz. Seine Fehler sind anderer Natur. Ich habe dazu heute einen langen Text geschrieben, den will ich hier nicht wiederholen.
Nochmals: das Hauptproblem der Werteunion sind nicht Maaßen oder Krall, sondern diese Apparatschicks im Hintergrund, die Krall von Anfang an nicht wollten und gegen ihn intrigierten. Maaßen ist kein alter Hase im Parteienbusiness, und so hat er hier nicht entsprechend reagieren können. Kralls Reaktion war konsequent. Damit ist viel zerstört, sehr viel. Die Werteunion wird bei der Wahl so wenig Chancen haben, für unser Land ist das eine Katastrophe.
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Kommentar von Karl Kallisto
Ich könnte mir vorstellen, dass das Verhältnis zwischen Maaßen und Krall ursprünglich anders (besser) war. Krall ist ein kluger Kopf, der wirtschaftliche Zusammenhänge insbesondere, aber nicht nur die der Banken präzise und pointiert analysieren kann.
Seine Schwäche liegt zum Teil in den Schlussfolgerungen. Er hat in den letzten Jahren einige tiefgreifende Fehlprognosen abgegeben. Und das, obwohl seine Analysen höchst interessante Informationen hervorbringen. (Ich höre Krall sehr gerne zu. Mache mir aber zusätzlich meine eigenen Gedanken.)
Ein anderes Manko von Krall ist sein teilweise unbeherrscht wirkendes und bisweilen proletenhaftes Verhalten, das er gerade auf X zeigt. Das taugt nicht dauerhaft zu einem (guten) Politiker.
Maaßen ist eher ein Denker. Jemand, der vor dem Reden _immer_ den Kopf einschaltet.
Ich gehe davon aus, dass sich Maaßen mit der Zeit von Krall abgewandt ist - zumindest in politischer Hinsicht. Und Krall hat es zu spät gemerkt.