Abgrundtiefe Naivität trifft dreckigen Zynismus

Mamas grüner Liebling zieht in den Krieg – Die neue Sehnsucht nach Eisernen Kreuzen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 17)

Kein Anstand, kein Mut, kein Gewissen.© Quelle: Pixabay/hucky

Ein ehemaliger linker Parteiennomade (Grüne, Piratenpartei, SPD) schreibt im Spiegel auf eine Weise über seine Sehnsucht nach Schützengraben, dass einem schlecht wird. Wer hat diese Generation der 30- bis 40-Jährigen eigentlich auf dem Gewissen?

Der Spiegel lässt einen Gastautor einen Hurra-Krieg-Artikel in einfacher Sprache schreiben. Aber bevor wir zum desaströsen Inhalt dieses Textes kommen, ein paar Sätze zum Autor selbst:

Christopher Lauer tingelte eine Weile als ADHS-Erkrankter durch Talkshows und zog dann als Partei-Nomade von der Piratenpartei über die Grünen bis hin zur SPD, immer auf der Suche nach seinem Sprungbrett in die große Politik. Allein für seine Erkrankung kann er nichts.

Lauer war Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus, dann verkündete er seinen Rückzug aus der Politik um später erneut – aber dieses Mal erfolglos – zu kandidieren. In 2015 machte Axel Springer Lauer zum „Leiter Strategische Innovationen". Wenige Monate später war Lauer dort nicht mehr beschäftigt.

Der Spiegel-Plus-Artikel startet mit folgender Schlagzeile:

„Ich finde Krieg eher uncool. Aber im Ernstfall würde ich eine Waffe in die Hand nehmen“.

Was soll das? Will der Autor lässig klingen? Aber wie viel Lässigkeit ist gestattet angesichts eines seit Jahren andauernden Schlachtens und Mordens und einer offensichtlichen Verweigerung des Westens, diesem Rückfall in die Barbarei endlich mit allen möglichen und unmöglichen Diplomatie-Versuchen Einhalt zu gebieten?

Die heute 30- bis 45-Jährigen, zu denen auch Lauer gehört, sind erschreckend oft auf eine Weise naiv und besserwisserisch, dass man sich die Frage stellen kann, wie eine ganze Generation potentiell so den Bach hinunterrauschen konnte.

Es sind die Erstgeborenen oder Einzelkinder jener Frauen der geburtenstarken Jahrgänge, die ihre Kinder oft mehr oder weniger allein erzogen haben. Beseelte Mütter, ganz geprägt von einer rührenden bis schockierenden politischen Naivität ihrer Jugendjahre, die ihren Nachwuchs offenbar um den Verstand gebracht hat.

Kleine Egomanen, Söhne, die lernen mussten, sich zwischen den wechselnden Partnern ihrer Mutter zu behaupten. Söhne, die zu Hause in der Küche von einem Stuhlkreis in den anderen stolperten. Und Söhne, die vor allem eines gelernt haben: sich wie Chamäleons den wechselnden Bedingungen anzupassen und sich immer wieder um ihre wachsenden Probleme herum in nicht enden wollenden Gesprächskreisen freizusprechen von jeder drohenden Verantwortung für was auch immer.

Möglicherweise war das bei Lauer alles ganz anders oder ganz genauso. Sicher ist nur eines: Er ist Teil dieser Generation, perfekt feinjustiert zwischen Opferrolle und Täterschaft.

Lauer schreibt in seinem Intro: „Vor 20 Jahren war ich Zivi. Aber seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist vieles anders.“ Oder anders ausgedrückt: Ich habe doch nur gespielt. Ich meine nichts ernst, meine Verweigerung war nur so lange gut, bis sie mal ernsthaft auf die Probe gestellt wird.

Lauer schreibt:

„Es ist eine Frage von Generationengerechtigkeit, sich im Fall der Fälle an der Landesverteidigung beteiligen zu wollen – und das nicht jenen zu überlassen, die das Pech hatten, später geboren zu werden.“

Und dann meint Lauer noch, dass sich – wieder „im Fall der Fälle“ – jene aufzuopfern sollen, die bereits einen guten Teil ihres Lebens hinter sich haben. Von einer verlorenen Generation ohne Bundeswehrausbildung spricht Lauer. Und er erzählt auch, warum er jetzt aber unbedingt Krieg spielen will: Durch die Bilder von Butscha sei seine Friedensbewegtheit mit einem Wisch vom Tisch gefegt worden.

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Oder mit den Worten von Lauer im Spiegel:

„...und obwohl ich verweigert hatte, dachte ich mir nach den Bildern von Butscha, dass ich im Ernstfall lieber ein Gewehr in die Hand nehmen möchte, als mich ohne Widerstand abschlachten zu lassen.“

Tagesschau und Co haben es also geschafft, Christopher Lauer von der Idee abzubringen, es gäbe keinen Krieg, wenn keiner mehr hingeht.

Lauer meldet sich bei der Bundeswehr und bekommt von einem Soldaten erklärt, was es für Möglichkeiten gibt vom Heimatschutz bis zum freiwilligen Wehrdienst. Der Soldat, der sich mit Anrufer Lauer befasst, war schon im Auslandseinsatz, weiß Lauer. Und man ist an der Stelle dankbar, dass es nur ein Text ist und kein Podcast, die zitterige Stimme wäre wohl schwer zu ertragen gewesen.

Christopher Lauer will in den Krieg. Und da wägt er mal alle Möglichkeiten ab. Man kann sich aussuchen, ob man zum Heer, zur Luftwaffe oder zur Marine will, begeistert sich der Ex-Grüne, Ex-Pirat und Ex -oder Noch-SPDler.

Aber wer Bock hat, die Panzerhaubitze 2000 zu fahren, der muss sich länger verpflichten, weiß Lauer aus dem Gespräch mit seinem Auslandseinsatzsoldaten zu berichten: Die einfache Sprache und die Naivität des Vortrags werden hier Satz für Satz unerträglicher.

Wer sich in den letzten Jahrzehnten ernsthaft – sprich mit der nötigen Distanz zu linken Ideologien – mit der Friedensbewegung befasst hat, der muss an der Stelle verzweifeln und denken: Es war alles umsonst.

Lauer räumt im Vorübergehen mit der Idee auf, dass „Nie wieder“ auch „Nie wieder“ Krieg meint. Lauers verkümmertes „Nie wieder“ taugt nur dazu, eine AfD-Parteitag zu sabotieren – wenn überhaupt.

Keine Angst, es wird haarsträubender: Der sich von Russland oder einem anderen unsichtbaren Angreifer bedroht fühlende Lauer möchte trotzdem nicht auf seine komfortablen Lebensumstände verzichten: Der Soldatenlohn sei recht niedrig, es müsste da für ihn schon ein „Wehrdienstgeld“ analog zum Elterngeld geben. Besser, als er sich selbst beschreibt, kann man Hippie-Mamas Sofa-Liebling wirklich nicht nacherzählen.

„Angesichts der mittlerweile bedrohlichen Lage für Deutschland“, beginnt Lauer einen weiteren an Naivität kaum zu übertreffenden Rechtfertigungssatz dafür, sich kriegsfähig zu machen gegen Russland in einem Krieg, der Deutschland nichts angeht, den Amerika schon aufgegeben hat, aber von einem NATO-Hauptquartier in Deutschland aus eskalieren lassen will.

So vollgestopft mit dem woken Verhaltenskodex gegenüber Transen, Schwulen, Farbigen und nicht zuletzt der launischen Mutter, der Freundin oder dem Freund als Ersatzmutter oder wem gegenüber auch immer, ist Lauers Kopf so vollgestopft, dass da kein Platz mehr ist, mal eine Minute darüber nachzudenken, was Krieg überhaupt bedeutet.

Was Kriegsdienstverweigerung bedeutet oder was es bedeutet, sich zuerst monatelang im eisigen Schützengraben den Arsch abzufrieren, sich einzuscheißen vor Angst, um dann irgendwoher noch die Kraft zu nehmen, sich ohne Beine und mit weggeschossenen Kiefer das Gewehr in das blutige Loch oberhalb des Halses zu schieben, um diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen, nachdem die summende Drohne das Bündel Granaten über dem Fußsoldaten abgeworfen hat … Bumm, bumm, bumm.

Aber am allerliebsten will Soldat Lauer in der Panzerhaubitze 2000 verrecken, da verbrennt und explodiert man nämlich in Gesellschaft.

Lauer schreibt im Spiegel, Krieg sei „salopp gesagt eher uncool“. Ist das abgrundtiefe Naivität oder findet Lauer das tatsächlich lässig?

Der Kriegsnaivling endet im Spiegel mit einer Analogie zum Corona-Regime: „Wir stecken“, schreibt er, „wie bei der Coronapandemie“ in einem „Präventionsparadox“.

Wer viel ausgibt, wird nicht angegriffen und fragt sich dann, warum er überhaupt etwas ausgegeben habe, „wenn nichts passiert“.

Kein Anstand, kein Mut, kein Gewissen. Spätestens da weiß man, wen man mit Christopher Lauer vor sich hat. Es ist lächerlich. Beängstigend daran ist allein die Vorstellung, dass es wider Erwarten doch einmal zum Ernstfall kommt und man müsste im Schützengraben jemandem wie Christopher Lauer vertrauen.

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