Reichelt: „Man darf sich nicht einschüchtern lassen“

Mahnender Finger: Strafanzeige gegen Reichelt von Nationalspieler Rüdiger und dem DFB

von Alexander Wallasch (Kommentare: 17)

Ein politischer oder ein religiöser Fingerzeig?© Quelle: X / Antonio Rüdiger, Screenshot

Nachdem der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger zu Beginn des Ramadans ein religiöses Foto mit ihm als Motiv und seinem zur Decke zeigenden Zeigefinger teilte, teilt sich auch die Lesart dieses Bildes. Das führte jetzt zu einer Anzeige gegen den Journalisten Julian Reichelt.

Der in Berlin geborene Fußballnationalspieler Antonio Rüdiger, der aktuell für Real Madrid spielt, ist praktizierender Muslim. Seine ihn alleinerziehende Mutter stammt aus dem mehrheitlich muslimisch geprägten afrikanischen Sierra Leone.

Rüdiger machte zuletzt nicht auf dem Platz Schlagzeilen, sondern durch ein Foto, dass er selbst in den sozialen Medien (X) verbreitete und das ihn zu Beginn des Fastenmonats Ramadan in einem weißen religiösen Gewand mit erhobenem rechten Zeigefinger zeigt.

An diesem Finger erhitzen sich die Gemüter. Die alles entscheidende Frage: Ist dieser Finger in Deutschland eher als Zeichen des Islamischen Staates bekannt oder als religiöses Zeichen und Bekenntnis gläubiger Muslime zu Allah?

Dazu gibt es keine Umfragen, das muss jeder Betrachter aus seiner Wahrnehmung heraus selbst entscheiden. Eine besondere Rolle mag hier auch der zeitliche Zusammenhang zur Fußball-Europameisterschaft (EM) in Deutschland in wenigen Monaten spielen.

Der ehemalige „Bild“ Chef Julian Reichelt – jetzt „Nius“ – hatte sich schnell und gleich mehrfach kritisch zur von Rüdiger geposteten Geste geäußert. Reichelt twitterte etwa zum Spiel Frankreich gegen Deutschland (0:2) am vergangenen Samstag:

„Islamismus heute Abend in der deutschen Start-Elf. Das ist die Ideologie, die alles mit Regenbogen-Farben vom Dach wirft und Frauen steinigt. Antonio Rüdiger sollte uns mehr besorgen als ein Nike-Trikot.“

In den vergangenen Tagen wurde nun viel darüber diskutiert, für was dieser Finger tatsächlich steht. Diese Diskussion erinnert ein Stück weit auch an die Debatte um den Ex-Nationalspieler Mezut Özil, der mittlerweile das Zeichen der rechtsradikalen Grauen Wölfe auf seiner Brust tätowiert trägt. Hier hatte allerdings bisher niemand versucht, zu erklären, dass es doch nur eine Liebe zu Wölfen und Halbmonden sei, die Özil da demonstriert, denn die Symbolik ist unbestritten.

Am Fall Rüdiger/Reichelt auch wieder aufgewärmt wird hier die Debatte, ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht. Und womöglich ist das sogar der eigentliche Kern dieser Diskussion. Denn ob Reichelts Einordnung des Fingers nun die richtigere ist oder die von Rüdiger behauptete Intention wahrer:

Der Nationalspieler hat mit seiner Geste im Vorfeld der EM ein klares Zeichen gesetzt, dahingehend, dass der Islam selbstverständlicher Teil von Deutschland ist. Ein Politikum? Und man muss hier auch die Frage zulassen, warum Rüdiger am freien Arm nicht gleich noch jene Regenbogen-Binde trägt, die Nancy Faeser bei der WM in Katar zum Politikum gemacht hat.

Heute früh wurde bekannt, dass der Deutsche Fußballbund und Antonio Rüdiger gegen Julian Reichelt juristisch vorgehen. Etwa die „Zeit“ schreibt:

„Das Management von Rüdiger und der DFB bestätigten die Anzeigen. Dabei geht es um Beleidigung beziehungsweise Verleumdung, verhetzende Beleidigung und Volksverhetzung.“

Auch Julian Reichelt meldete sich ganz früh morgens schon via X zu Wort. Seine Wortmeldung hier in der ungekürzten Wiedergabe:

„Soeben habe ich aus den Medien erfahren, dass Antonio Rüdiger und der DFB mich angezeigt haben, weil ich hier darauf aufmerksam gemacht habe, dass Rüdiger auf einem Instagram-Post den Gruß der Islamisten zeigt. Diese Geste ist in den letzten zwei Jahrzehnten von Terroristen vollständig vereinnahmt worden. Er ist unstrittig zum Gruß von ISIS und islamistischen Mördern in aller Welt geworden, von Menschen, die auch in Berlin gemordet haben und Unheil und unermessliches Leid über die Welt bringen. Wer als erwachsener Mensch diesen Gruß zeigt und in der Vergangenheit mindestens einmal Posts von Islamisten geliked hat, weiß das sehr genau. Der deutsche Verfassungsschutz und seine Landesämter werten den erhobenen Finger als Zeichen islamistischer Radikalisierung. Die Innenministerin nennt die Geste "inakzeptabel". Wer öffentlich so posiert, zeigt ganz bewusst den Gruß von Fanatikern und nicht eine unschuldige, spirituelle Geste. Es ist eine Normalisierung einer schrecklichen Ideologie, die in diesem Land schon viel zu viel Raum erobert hat. Auch und gerade weil es um einen beliebten Nationalspieler geht, darf man sich nicht einschüchtern lassen. Man muss darauf hinweisen, dass diese politische Ideologie gegen alles steht, was unsere Werte sind. Was Antonio Rüdiger und der DFB hier anwenden, sind Einschüchterungsmethoden. Niemand soll es mehr wagen, Kritik daran zu äußern, wenn der Islamismus und seine Symbole voran marschieren. Man darf sich dem niemals unterwerfen. Der erhobene Zeigefinger des Islamismus, mit dem Terroristen auf der ganzen Welt ihre Morde feiern, gehört nicht zu Deutschland. Ich werde mir niemals verbieten lassen, das zu sagen.“

Auch RA Dirk Schmitz hat die Causa „Der Finger des Antonio Rüdiger" kommentiert:

„Was sagt eigentlich der Islam über dieses Verhalten, d.h. wenn ein gläubiger Muslim ostentativ im weissen Gewand für Social Media ein solches Affentheater veranstaltet? ‎Dieses Verhalten wird im Islam als ,Riya' bezeichnet.

Riya, oder Angeberei, ist ein Konzept im Islam, das sich auf die Ausführung guter Taten oder religiöser Praktiken mit der Absicht bezieht, andere zu beeindrucken oder ihre Anerkennung zu suchen, anstatt Allah (Gott) allein zu gefallen.

‎Eine andere aber sehr ähnliche Definition: ‎Riyā' (arabisch رياء, DMG riyāʾ ‚Gesehenwerdenwollen‘) ist ein missbilligender Begriff der islamischen Ethik für ostentativ zur Schau gestellte Frömmigkeit und religiöse Scheinheiligkeit, bei der gottesdienstliche Handlungen nicht für Gott und wegen ihres jenseitigen Werts ausgeführt werden, sondern um andere Menschen zu beeindrucken."

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