Was ist bloß mit dieser Buchmesse geschehen?

Leipziger Buchmesse: Die ideologiegetriebene Einheitsfront der Schaffenden 2.0

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Sie kriegen einfach alles kaputt, nicht nur die AKW und die Wirtschaft, auch die Freude an Literatur.© Quelle: ARD / Tagesthemen , Screenshot

War es nach der sogenannten Wende ein Muss, die Leipziger Buchmesse zu besuchen, um das Neueste und Beste in der Branche nicht zu verpassen, so schüttelt man heutzutage nur noch mit dem Kopf.

Von L. Schuckert

Man kann es nicht fassen, was aus dem einst so intellektuellen, feinen „Who is who“ des Literaturgeschäftes geworden ist.

Selbst zu DDR-Zeiten konnte man sicher sein, dass unsere Staatslenker sich bei dieser Messe von ihrer besten Seite präsentieren wollten. Und das hieß, zu zeigen, was die Verlage bei uns anbieten. Natürlich gab es ideologische Hürden, aber bei der Messe selbst ging man subtiler vor, nach Außen gab man sich weltoffen.

Von den aussortierten Autoren – das war die sehr unschöne Seite – bekamen nur sehr wenige mit. Aber den Insidern war klar, man musste sich zum Sozialismus bekennen, sozusagen Haltung zeigen. So wie wir es jetzt wieder beigebracht bekommen, z.B. mit der Häschenschule, wo der Fuchs Veganer sein soll.

Viele Verlage gab es zweimal im geteilten Deutschland, wie Reclam oder Rütten und Loening, oder den Inselverlag. Wir hatten auch kleine, sehr kleine Anbieter, wie den St. Benno Verlag.

Diese ideologiegetriebene Einheitsfront der Schaffenden im heutigen Kulturbetrieb ist einfach nur zum Abgewöhnen. Man möchte da nicht einmal mehr hin, weil alles so vorhersehbar ist. So bleiben diese Leute unter sich und jubeln sich gegenseitig zu.

Leipzig war immer ein Ort der Kultur. Aber, was da jetzt gerade abgeht, sie kriegen einfach alles kaputt, nicht nur die AKW und die Wirtschaft, nein das Lesen wird einem bei dieser linksgrünen Mischpoke auch noch ausgetrieben. Sie versehen alles mit Kommentaren oder schreiben es um, damit sie darüber die Kontrolle haben. Das ist auch ihr Hauptanliegen, die Kontrolle.

Entgegen kommt den Ideologen dabei natürlich, dass die Mehrheit der Bürger, so mein persönlicher Eindruck, lieber mit dem Handy spielt, als sich in ein Buch zu vertiefen, oder eben einfach desinteressiert wegschaut. Auch das erinnert an die DDR. Da war es der Garten oder andere Hobbys. Doch auch diese Rückzugsorte waren durchsetzt von Informanten.

Ich erinnere mich, wie mein Chef mich zur Buchmesse mitnahm, um bei einigen Verlagen vorzusprechen und Bücher zu bestellen, was man sonst über den Börsenverein machte. Ich war selig und genoss es, z.B. am Diogenes Verlag vorbeizugehen und einen kleinen Blick auf das Angebot dort zu werfen. Ich hatte mein neuestes Minikleidchen an, das viel zu dünn war im Frühling, aber wer schön sein will, muss leiden. Und ich litt heftig, aber ging tapfer mit.

Die Branche ist unter wirtschaftlichem Druck, wer heute eine Buchhandlung führt oder eventuell noch einen Verlag, der nicht öffentlich-rechtlich gefördert wird, dem wird das Leben mit Bürokratie und Vorschriften schwer gemacht.Thalia ist für mich keine Buchhandlung, nur ein Abbild dessen, was jetzt abgeht. Und so sucht man auf der Buchmesse vergebens nach Literatur aus dem Buchhaus Loschwitz oder eventuell nach kritischen Autoren.

Nein, da will man nicht mehr dabei sein. Es ist traurig, aber wahr, es geht mit der Geschichte nicht immer nur vorwärts im Sinne eines Fortschritts. So schlafwandeln wir dahin, wo wir eigentlich glaubten, es überwunden zu haben.

Die Woken wollen kein Erwachen: Also müssen wir wie einst Dornröschen warten, bis uns ein Prinz wachküsst. Bei Dornröschen hat es einhundert Jahre gedauert. Dann ist alles digitalisiert und autonome Systeme ,,erleichtern" uns das Leben und besagter Prinz kommt dann wahrscheinlich aus Frankensteins Labor.

Oder wir besinnen uns wieder auf jene Dinge im Leben, die es wert sind. Positiv ist doch, dass freie Autoren die Bestsellerliste anführen und die neuen Medien weiter wachsen.

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