Es steht aktuell in allen Zeitungen: Wer sich interessiert, kann die Details der Ansiedlung einer Intel-Chipfabrik bei Magdeburg bald rauf und runter beten. Heute dann die Vertragsunterzeichnung. Magdeburg bekommt seine Intel-Fabrik. Nach einem zähen Ringen haben sich Konzernchef Gelsinger und die Bundesregierung über die Fördersumme von fast zehn Milliarden geeinigt.
Viel interessanter aber ist ein Skandal, der schon vor Wochen auf einem Nebengleis daherkam, präsentiert vom öffentlich-rechtlichen MDR. Die haben nämlich das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle zu Intel und den Chancen einer neuen Produktionsstätte in Sachsen-Anhalt befragt und zur Antwort bekommen, dass aufgrund der im Osten verbreiteten Ausländerfeindlichkeit nur wenige Zuwanderer kommen würden.
Die aber werden für den Betrieb der geplanten Großproduktion zwingend gebraucht. Der stellvertretende Präsident des Instituts, Oliver Holtemöller, meinte gegenüber dem „Spiegel“, die involvierten Ministerpräsidenten würden diesen Standortnachteil "ignorieren und leugnen". Sie sind demnach ostdeutsche Ausländerfeindlichkeitsleugner.
Das Institut wird zur Hälfte vom Bund und vom Land finanziert. Es handelt sich entsprechend um eine zu einhundert Prozent subventionierte Einrichtung, auch, wenn sie wie hier als Verein eingetragen ist. Das IWH ist regelmäßig an der jeweils im Frühjahr und im Herbst im Auftrag von Robert Habecks Wirtschaftsministerium durchgeführten „Gemeinschaftsdiagnose“ beteiligt.
Der Gesamtetat des Leibniz-Instituts liegt bei knapp zehn Millionen Euro.
Und es gibt eine enge Verbindung zum MDR. Der Präsident des Instituts hatte zwei Jahre lang bis Februar 2023 einen Wirtschafts-Podcast für den Sender gemacht. Der MDR setzt auch pflichtschuldig einen Transparenzhinweis unter den Artikel. Aber welchen Unterschied macht so ein Hinweis eigentlich hinsichtlich einer an die aktuellen Aussagen angepassten Einschätzung so einer Zusammenarbeit?
Soweit zu den Hintergründen des Absenders der Kritik. Die Aussagen des Instituts zur Intel-Ansiedlung sind nun mehr als nur Frechheit, sondern strenggenommen und gemessen am möglichen Schaden, den so etwas anrichten kann, ein ausgewachsener Skandal. Da den Bewohnern Ostdeutschlands hier pauschal eine Ausländerfeindlichkeit unterstellt wird, die so definitiv nicht existiert.
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Und es besteht der dringende Verdacht, dass hier Vorsatz im Spiel ist bei der Institutsleitung. Denn man muss davon ausgehen, dass die Mitarbeiter des für das Habeck-Ministerium tätigen Instituts unterscheiden können zwischen Kritik an einer millionenfachen illegalen Massenzuwanderung – und damit an der Politik der Ampelregierung – und einer von den meisten akzeptierten oder sogar gewünschten Zuwanderung von ausgebildeten Fachleuten in neue freie Arbeitsstellen in der Region.
Vom Institut wird aber der gegenteilige Eindruck geweckt, bald so, als wolle man die Ostdeutschen hier – noch dazu auf ziemlich durchsichtige Art und Weise – pauschal dafür abstrafen, dass sie sich vielfach kritisch gegenüber illegaler Zuwanderung und falschen Asylanten aufstellen.
Und noch ein Grund liegt auf der Hand: In den Wahlprognosen ist die AfD in Sachsen-Anhalt mit 26 Prozent mehr als doppelt so stark wie eine SPD mit gerade noch 12 Prozent. Die Grünen kommen hier mit vier Prozent nicht einmal über die Fünf-Prozent-Hürde.
Letzteres ist deshalb hochinteressant, weil der Leiter des Instituts gegenüber dem Spiegel erklärt hatte: Statt in die Produktion von „Produkten, die am Ende wahrscheinlich woanders billiger hergestellt werden können“, solle mehr in Technologien für die Energiewende investiert werden.
Damit ist die Katze aus dem Sack: Im Osten sollen gar keine blühenden Intel-Landschaften entstehen – ob nun mit oder ohne Milliardenförderung –, das sei womöglich das falsche Signal für die „Energiewende“, die hier im Osten allerdings mindestens so viele Kritiker haben dürfte wie die Politik der offenen Grenzen der Ampelregierung.
Hier wird das Institut zur Synchronstimme der Bundesregierung: Man wollte lieber eine gigantische Chance für einen Standort versauen, der Hilfe gebrauchen kann, als womöglich zu riskieren, dass in dieser ostdeutschen Region noch so etwas wie Wohlstand jenseits von Windrad und Lastenfahrad ausbrechen könnte.
Denn Wohlstand, das weiß hier jeder in der Region, ist der Feind der Energiewende – und andersherum sowieso.
So eine dreist und offen vorgetragene Beihilfe zur Ampel-Energiewende als Brandbeschleuniger einer Standortvernichtung im Osten empörte auch den Ministerpräsidenten Haseloff, der sich im Landtag gleich mal über die Forschungsleistung des Instituts kritisch äußerte.
Lutz Trümper, der frühere Oberbürgermeister und derzeitige Intel-Berater von Magdeburg, also jemand, der den Deal für diese gigantische Produktionsstätte mit eingetütet hat, wies die Vorwürfe, unter anderem der Ausländerfeindlichkeit, empört zurück, das sei „absurd“ und hätte auch nichts mit einer wissenschaftlichen Expertise zu tun.
Und oh Wunder, kaum war heute die Tinte trocken, lobte Minister Habeck den Deal ausdrücklich.
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Kommentar von renz
Nun ja; egal wo man solch eine Chip-Fabrik hinstellt; diese Milliarden können über Nacht zu Ruinen a la Nokia werden. Das Argument die Produktion sei zu teuer stimmt schon jetzt. Wir haben den weltweit teuersten Strom, extrem teure Arbeitnehmer mit einer fast nicht mehr zu akzeptierenden Work-Freizeit-Balance und die industriefeindlichste Regierung aller Zeiten. Was will INTEL eigentlich hier? INTEL kann das billiger in jedem anderen Land östlich von uns haben. Sogar junge hochgebildete und arbeitsaffine Arbeitnehmer. Hier gibbet doch nur noch Rentner, Beamte und Harzer. Ach ja - Quote für Frauen, Faule, Fette und Unfähige sowie Migwurzler, Transen, Queere....
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Kommentar von Uwe
Der Präsident von Kenia verkündet, dass Scholz ihm Arbeitsplatzgarantien für 250 000 Kenianer gegeben habe. Diese würden in Deutschland dringend gebraucht. Davon erfährt man nur in der Auslandspresse. Sind das die künftigen Intel-Mitarbeiter?
Statt in die Produktion von „Produkten, die am Ende wahrscheinlich woanders billiger hergestellt werden können“, .... Mit diesem Argument könnte man den Streit um umweltschädliche LNG-Terminals beenden und wieder billiges Gas aus Russland beziehen.
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Kommentar von Politikus
Sorry, der Nachteil von schnellen Systemen. Eine falsche Bewegung, schon veröffentlicht.
Die Frage lautet natürlich, Haben wir keine eigenen Halbleiterhersteller?
AMD ist natürlich kein deutscher Hersteller, aber da früher mal Robotron in Dresden war, gibt es da Fachkräfte.
Es gab aber auch schon amerikanische Chip-Fabriken in Deutschland, sogar in Bayern, die wieder zugemacht haben.
Interressant wäre auch zu erfahren, wer die Maschinen liefert und die ganze Vernetzung liefert.
Also welcher qualitative Sprung in der Fertigung durch Industrie 4.0 hier vollzogen wird und welche tatsächlichen Arbeitskräfte mut welchen Anforderugen zum Einsatz kommen. Das Führungspersonal wird wohl kaum aus Deutschland rekrutiert werden.
Dass Habecks Leute bereit sind, Deutschland zu deindustrialisieren, das ist natürlich das noch größere Problem.
Ein Kanzler mit Führungsqualitäten hätte längst mit eiserenen Besen das Ministerium gesäubert.
Ein Helmut Schmidt hatte mal noch Führungsqualitäten, das ist bei der SPD im Familiensumpf verloren gegangen.
Aber Scholz ist ja mit seiner unreinen Weste in Finanzfragen fest an der Leine von Biden und der NSA.
Da muss es gar keine Kanzler-Akte mehr geben.
Aber Scholz suggeriert den Aufstieg Deutschlands zur führenden Nation in grüner Technologie.
Also 2 Drähte in einen grünen Apfel und der Strom muss dann reichen ;-)
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Kommentar von .TS.
"Statt in die Produktion von „Produkten, die am Ende wahrscheinlich woanders billiger hergestellt werden können“, solle mehr in Technologien für die Energiewende investiert werden."
Also z.B. Solarzellen? Die längst mit deutschen Produktionsmitteln aus dem Reich der Mitte stammen?
Oder Windrädchen? Die mittlerweile auch aus Fernost kommen?
Wärmepumpen? Frisch nach VsVA verkauft?
Bleibt wohl nur Biomasse übrig, stinkenden Mist gibt es hier zu genüge.
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Kommentar von Politikus
Haben wir eine Halbleiter-Hersteller?
Bosch, Infinion?
Brauchen wir Chips mit eingebautem Zugang für die NSA?
Wie war das mit Spectre?
Sollten wir nicht mal anfangen, Wertschöpfung im egenen Land zum Wohle des eigenen Volkes zu generieren?
In Dresden produziert AMD schon Chips für den PC. Und ein Rycen ist kein schlechter Prozessor.
Wir müssen wieder mehr eigene Fähigkeiten aufbauen, das ist das Gebot der Stunde.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Interessant, wie hier seit Jahrzehnten im Lande von Millionen Arbeitnehmern verdientes Steuergeld regelmäßig über den Großen Teich geschmissen wird. Philosoph Dr. Robert Habeck tut es jetzt auch!
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Kommentar von Palmström
Und warum arbeitet und lebt der Herr Prof. In Halle und nicht in Itzehoe, seiner Heimatstadt? Warum überhaupt will Intel in Magdeburg eine IC Produktion bauen und nicht zu Hause in den USA? Gibt es dort keine Fabrik für umsonst hingestellt für 10 Mrd€ Steuergeld? Warum versucht man nicht Firmen aus Taiwan anzusiedeln? Wieso arbeiten eigentlich Ausländer am Institut in Halle? Ich hätte viele Fragen wenn ich ein Journalist wäre.
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Kommentar von hans
… was soll 's. Möge das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung seine 'Meinung' über Ausländerfeindlichkeit im 'Osten' unbedingt in Mohammedanien und Afrika verbreiten. Mitteldeutschlands wird 's freuen.