Vatertag, das Stiefkind des Muttertages: Denn diese Sausen mit Bollerwagen zelebrieren ja traditionell mehrheitlich jene Männer, die noch kinderlos sind. Die mit Anhang müssen oder wollen sogar diesen ihnen zu Ehren initiierten Tag ihren Familien opfern. Oft genug ist der Vatertag sogar ein erweiterter Muttertag, denn Papi muss mit dem Nachwuchs nach draußen, während sich Mutti selbstbewusst eine Auszeit nimmt.
Besäufnisse an Christi Himmelfahrt, das hat natürlich ein Geschmäckle, noch dazu, wenn es statistisch an so einem Tag dreimal mehr Verkehrsunfälle durch Trunkenheit am Steuer gibt als an normalen Tagen. So ereigneten sich vor ein paar Jahren an diesem Tag 232 Alkoholunfälle – mehr waren es nur an Neujahr (273 Unfälle). Wobei ehrlicherweise bei dieser Statistik nicht berücksichtigt wurde, welches Geschlecht am Steuer saß. Hier kann es natürlich ebenso sein, das Muttis Auszeit-Prosecco-Nachmittag ausuferte, während der Rad fahrende Vati am Fluss bei Saft und Brötchen mit den Kindern gemütlich die Angel auswirft.
Aber Vatertag ist nicht überall auf der Welt eine Kompromittierung der Platznahme Jesu zur Rechten Gottes, wie die Christen es verstehen. So haben die US-Amerikaner einen anrührenden Grund für ihren „Father’s Day“, der dort traditionell am dritten Sonntag im Juni gefeiert wird: Die Idee zum Vatertag in den USA ersann eine Sonora Smart Dodd, die damit ihren Vater William Jackson Smart ehren wollte, einen Bürgerkriegsveteranen, dessen Frau bei der Geburt des sechsten Kindes verstarb. Aber anders als es zu der Zeit gemeinhin üblich war, wurden die Kinder nicht auf andere Familien oder Heime verteilt, auch wurde keine neue Frau eilends angetraut, Mr. Smart zog das Neugeborene sowie die anderen fünf Kinder alleine auf seiner Farm auf.
Aber gehen wir noch mal zurück nach Deutschland. Wenn man es genau bedenkt, eigentlich ein trauriger Tag. Zumindest könnte man das so sehen, wenn man die Vaterschaft an die Elternschaft, an die Ehe und die intakte Familie knüpft. Die Ehe, ob nun mit oder ohne Kind, hat gerade noch eine „Fifty-fifty-Chance auf dauerhaften Bestand“.
Niemand würde jetzt behaupten, dass Paare das geschäftsmäßig mit einkalkulieren würden. So eine Ehe ist ja kein Deal auf Zeit und die Romantik erfährt im 21. Jahrhundert sogar eine Renaissance. Vertraut man jetzt diversen Umfragen, ist auch die bessere Steuerklasse weiterhin nur ein Pro-Argument unter ferner liefen.
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So gesehen scheitern also die Hälfte der Familien an ihren guten Vorsätzen. Und die Kinder bleiben dabei natürlich ebenfalls auf der Strecke, denn in der Hälfte aller Scheidungsfälle sind heute Kinder betroffen. Dass die Mehrheit dieser Scheidungen heute von Frauen ausgeht, ist dabei nur eine weitere Tatsache, über die man stundenlang debattieren könnte. Da geht es nach wie vor um so eine plötzlich einschießende Selbstverwirklichung, um Torschlusspanik und um die Erkenntnis, dass dieser Typ da auf dem Sofa auch nicht mehr Barschaft nach Hause schleppt, als Hartz IV auf den Tisch käme, wenn er nicht mehr an selbigen sitzen würde – also um es mal politisch völlig unkorrekt zu beantworten.
Mein Ältester schenkte mir einmal, als er noch sehr klein war, zum Vatertag einen Schraubenzieher. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich besitze ihn noch heute. Ich weiß nicht, ob das ein Wink mit dem Zaunpfahl war, mal wieder ein bisschen im Haus rumzuschrauben, ein Zaunpfahl also, den Mutti dem Kleinen souffliert hat, aber das glaub ich nicht. Viel eher war es wohl so, dass Sohn damit konsequent ein Klischee bedient hat, so wie meine Kinder an jedem Vortag zum Vatertag immer hektisch um Muttis Portemonnaie oder ihre Spardosen herumhuschen, um dann noch schnell zum Penny-Markt zu eilen und weitere Vater-stereotype Einkäufe zu machen: frische Rasierer, eine Flasche Bier oder alles, was irgendwie männlich besetzt ist wie Herrenschokolade Zartbitter, ein Glas Würstchen oder Grillkohle und Grillanzünder.
Wobei bei Letzterem auch eine Portion Eigeninteresse mitspielt. Ich mag das sehr. Noch mehr, weil mir ein Journalistenkollege, der bekennender Feminist ist, jüngst schrieb, er grille nie, weil ihm das immer so männlich vorkäme. Ich mag das also schon deshalb, weil es mir die eigene Aufgabe so leicht macht. Und weil all diese Stereotype so eine bequeme Beständigkeit haben.
Und beim Stichwort Beständigkeit landet man dann schnell auf dem Sofa vor dem TV. Und da muss man dann allerdings aufpassen, dass man wieder runterkommt. Als Vater hat man nämlich noch eine weitere wichtige Aufgabe, die eher neuzeitlicher Natur ist: Man ist Familienentertainer. Und wenn man die Rolle vernünftig spielt, wenn man immer wieder neue Ideen entwickelt, wie man die Freizeit mit Frau und Kindern zu einem spannenden Abenteuer macht, dann entscheidet man auch dauerhaft diesen Fitfty-fifty-Deal für sich.
Dann müssen die Kinder auch weiterhin immer nur ein Geschenk aus dem Penny-Markt holen. Für die echten Väter heißt es dann aber am Vatertag: Bloß nichts trinken! Alles unter Kontrolle halten. Wachsam bleiben. Und wer für gute Unterhaltung sorgt, der sorgt auch dafür, dass alles beim Alten bleibt. So wie früher. Also eine Beständigkeit über Umwege.
Also: Alles Gute Männer, ohne Euch wird’s dunkel. Die Kinder brauchen Euch als Leitstern in dieser zunehmend dekonstruierten Zeit des ideologischen Irrsinns.
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Kommentar von Bernhard Rossi
"An die Dinge glauben heißt: etwas bestehen lassen nach dem eigenen Tode, und im Leben die Befriedigung haben, in Berührung zu kommen mit dem, was noch nach uns bestehen wird." Cesare Pavese (1908 - 1950)
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Kommentar von StefanH
"Mr. Smart zog das Neugeborene sowie die anderen fünf Kinder alleine auf seiner Farm auf."
Huch! Ich hab nur zwei geschafft und nicht auf der Farm und Müddi nicht tot, sondern nur bei den Zwergen hinter den sieben Bergen. Respekt!
"Für die echten Väter heißt es dann aber am Vatertag: bloß nichts trinken!"
Neee, ich geh mir noch ein Bier holen 😊 Das müssen die Müddis schon abkönnen!
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Kommentar von Alte Schrauberweisheit
Schraubenzieher nie unbaufsichtigt irgendwo rumliegen lassen. Sonst kommt das Eichörnchen und macht fette Beute.
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Kommentar von Eugen Karl
Vatertag gehört dahin, wo die Jesus-Erzählung des Neuen Testaments vom Heimgang das Sohnes zum Vater handelt. Wann denn sonst? Den Muttertag mußte Man erfinden, den Vatertag gab es so schon immer.
Zum Vatertag findet man die Väter natürlich nicht hinterm Bollerwagen - das sind tatsächlich meinst Kindelose -, sondern in den deutschen Zoos. Wer es nicht weiß, probiere es aus. Der traditionelle Ausflug mit den Kleinen führt sehr häufig dorthin. Jedenfalls habe ich das all die Jahre so erlebt, als ich noch selbst mit dem Sohne dort war. Väter und Kinder soweit das Auge reicht, hin und wieder kommen die Mütter mit. Warum auch nicht? Heute war wieder das beste Wetter dafür.
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Kommentar von dgu
Eigentlich gehöre ich ja zu denen, die sich gegen die Vereinnahmung von Himmelfahrt als Vatertag wehren, zumindest dann, wenn es in erster Linie um Sauferei mit bissel Lauferei getarnt hat :-)
Aber ihr Beitrag dazu hat mir trotzdem gut gefallen und ich stimme ihnen im Kern zu.
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Kommentar von Carl Peter
Ich wünsche allen Müttern zum Vatertag eine Wurst - und kein Würstchen.
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Kommentar von Antonius Baßendowski
Toller Artikel, Danke Herr Wallasch. Bodenständigkeit ist die beste Medizin.
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Kommentar von Seneca
Guter Beitrag1 Meine (erwachsenen) Kinder haben mir zum Vatertag gratuliert. Ich bin glücklich und gehöre zu den erfolgreichen 50% des ‚Ehe-Roulettes‘. Familie ist das Wichtigste im Privatleben. Sie gibt Kraft und Rückendeckung. Es ist so wichtig, seine Wurzeln zu kennen: Familie, Heimat und Vater(!)land.
Haben Sie mal darauf geachtet, welche Menschen genau dieses ‚Weltbild‘ attackieren? Genau, es sind entwurzelte Menschen, die keinen anderen Sinn im Leben erkennen können, als in woke Ideologien oder andere Untiefen abzugleiten.
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Kommentar von peter struwwel
Der Vater und die Taube auf dem Dach.
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Kommentar von Richtigdenker24
Danke für diesen herzhaften Lacher :-), verbunden mit Augen rollen und Kopfschütteln.
"Noch mehr, weil mir ein Journalistenkollege, der bekennender Feminist ist, jüngst schrieb, er grille nie, weil ihm das immer so männlich vorkäme."
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Kommentar von hans
ERLKÖNIG zum Vatertag
Wer reitet so spät durch Nacht, wos ist kalt
Mit Kind auf Rücken durch buschiges Wald?
Ist sich Vater Klopotka, kommt her aus weitiges Weite,
Wo seiniges Freund hat eigenes Kneipe.
Er hat sich gesoffen eins über den Durscht,
Nun ist ihm freilich alles ganz wurscht.
Er hat sich gesteckt noch volliges Flasche
Freund seiniges in Rückentasche.
Sein Kind, was heeßt Antek, noch rotzig und kleen,
Hat sich die Flasche in Tasche gesehn.
Und wie sie so reiten durch buschiges Wald,
Da säuft sich aus Pulle ganz emsig der Balg.
Und wie sie nun reiten durch Weidengestrauch,
Da kratzt sich ein Ast an Antek sein Bauch.
Vor Angst, da schreit er ganz fürchterlich:
Vater, siehst du den Erlkönig nicht?
Klopotka im Dusel brüllt: Puronnje, halt's Maul,
Das ist sich Schwanz von meiniges Gaul!
Er schlägt sich dem Pferde, was springt in die Höh,
Weil Schläge sich tun ganz fürchterlich weh.
Da wird sich ganz schwindlig dem Antek auf Pferde,
Er kotzt sich auf Anzug, er kotzt sich auf Erde.
Er kotzt sich ganz langsam herunter vom Pferde.
Und wieder schreit er ganz fürchterlich:
Vater, siehst du den Erlkönig nicht?
Und als sie nun sind auf Hof eingetroffen,
Ist Klopotka nüchtern und Antek besoffen. ;-)
… aaaber ernsthaft; Christi Himmelfahrt
LK 24; 50,51 Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben;
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Kommentar von Charly Möller
Jordan Peterson lesen zb bei achgut.
Peterson erklärt wie der woke Giftfeminismus die heranwachsenden Jungen zernagt und weshalb Söhne ihre Väter brauchen. Söhne die dem feministischen Hassgift schutzlos mit alleinätzenden Müttern ausgeliefert sind haben höhere Suizidgefährdung als Mädchen und das will was heissen.
Die Zivilgesellschaft zerstört die Jungen und Männer und beklagt sich darüber während sie den extrem rigiden patriarschaischen Machismo nichtwoker Kulturen als exotisch und edel den Frauen anpreist. Schumpetersche kreative Zerstörung der ursprünglichen Bevölkerung geht so. Der linke Mainstream sieht Peterson als Hassobjekt, Grund genug ihn intensiver zu lesen wenn man nicht untergehen will.
Jordan Peterson über junge Männer und Feminismus - Rote Pille Blog
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Kommentar von Ronald
Fabelhaft. Prost!