„Die demokratische Bombe“

Joschka Fischer oder: Wie er lernte, die Atombombe zu lieben

von Alexander Wallasch (Kommentare: 8)

Farbbeutel-Attentat gegen den grünen Kriegstreiber© Quelle: Youtube RTL Screenshot

Joschka Fischer will die EU-deutsche Atombombe. Was Hitlers Schergen gegen Russland nicht schafften, will der erste grüne Außenminister aus seiner verstaubten Villa Grunewald heraus endlich erleben: Den Doppel-Wumms der Kernspaltung.

Soll das ausgleichende Gerechtigkeit sein? Nachdem Deutschland jahrzehntelang einen Joschka Fischer ertragen musste, erklärt Fischer jetzt gegenüber der Zeit: „Ich schäme mich für unser Land.“ Hier darf man hüsteln, denn wer sich für etwas schämt, der muss es idealerweise zuvor auch geliebt haben. Ansonsten wäre es mir schnuppe.

Aber es kommt noch besser: Der Mann, der Deutschland Ende der 1990er Jahre wieder in einen Krieg trieb, war kein Konservativer, sondern der grüne Außenminister Fischer, der sich für einen deutschen Kriegseinsatz im Kosovo aussprach und dafür auf dem grünen Parteitag prompt die rote Karte als Farbbeutel direkt aufs rechte Ohr geschmissen bekam.

Wer heute über grüne Kriegsminister schimpft, explizit, weil es Grüne sind, der vergisst, dass für die grüne Kriegstreiberei von 2023 viel früher schon von Joschka Fischer eine Tradition angelegt wurde. Der 75-Jährige ist aber nicht friedfertiger geworden. Der ehemalige Anführer einer linksradikalen Frankfurter Schlägertruppe (Gruppe: „Revolutionärer Kampf“) meldet sich Ende 2023 mit einer grotesk anmutenden Forderung zurück: Die EU, also auch Deutschland, brauche „eine eigene atomare Abschreckung“.

Von der „Zeit“ auf die Atomwaffen-Arsenale von Frankreich und Großbritannien angesprochen, erwiderte Fischer, dass sei „als Antwort auf die veränderte Lage (...) zu einfach und zu kurz gedacht“.

Aber Fischer geht noch viel weiter:

Im Falle einer Wiederwahl von Trump müsse Europa auch gegenüber den USA atomar aufrüsten.

Und als wäre dieser Wunsch nach einer deutsch-europäischen Atommacht nicht genug, wirft Fischer die grüne Zuwanderungsagenda gleich in einem Abwasch mit über Bord:

„Unser Land war immer offen für Flüchtlinge, aber wir haben einen Fehler gemacht: Wir haben nicht definiert, was es heißt, hier leben zu wollen“.

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Das ist in dem Zusammenhang deshalb erwähnenswert, weil Fischer seinen Kosovo-Kriegsausflug mit Auschwitz begründete, eine Karte, die er 25 Jahre später gegenüber der „Zeit“ auch zum Thema Zuwanderung zieht:

„Offen zu sein heißt eben nicht, dass wir für alles zu haben sind. Wir sind das Land, das Auschwitz möglich gemacht hat.“

Das habe Konsequenzen für alle Bürger und Bürgerinnen.

„Wer das nicht begreift, hat die falsche Adresse gewählt.“

Hinzu kommt hier, dass die Idee „Frieden schaffen mit Atomwaffen“ alles andere als eine neue Erfindung von Joschka Fischer ist. Möglicherweise hat Fischer ja in seiner Villa „Oppenheimer“ gestreamt. Einen Hollywood-Film, in welchem der Erfinder der Atombombe das Grauen von Hiroshima und Nagasaki als notwendige Demonstration einer Vernichtungskraft gelesen haben will, die dafür sorgt, dass niemals wieder jemand diese Bombe abwirft. Quasi der Sieg der Abschreckung, das Ende aller Kriege.

Die Grünen waren davon entlang ihres Gründungsmythos allerdings wenig überzeugt. Die in ein Palästinensertuch eingewickelte Anti-AKW-Bewegung war selbstverständlich auch eine Anti-Atombomben-Bewegung. Das galt bis heute, die Atomkraftwerke wurden – mutmaßlich nur noch aus Glaubwürdigkeitsgründen – abgeschaltet. Joschka Fischer entsorgt jetzt auch die Idee, dass Atomwaffen prinzipiell etwas Böses seien.

Aber auch hier kommt Fischer fast zwei Jahrzehnte zu spät. Der Berliner Künstler, Autor und Philosoph Ingo Niermann hatte 2006 bei Suhrkamp bereits den Vordenker dieser Idee gegeben. In „Umbauland – zehn deutsche Visionen“, lautete eine davon, „Die demokratische Bombe“. Dort heißt es bei Niermann:

„Um sich militärisch zu behaupten, genügt es nicht, daß sich die Europäer verbünden und konventionell stärken. Sie brauchen mehr und weiter reichende Atomwaffen. Sie müssen - so wie diese Europa - Rußland und die USA vernichtend treffen können. (...) (D)ie atomare Aufrüstung Deutschlands könnte einen Präzedenzfall schaffen. Es würde schwerfallen, eine undemokratische Konspiration oder geheime Angriffspläne zu unterstellen.“

Ingo Niermann würde wahrscheinlich nicht sagen, dass Joschka Fischer als Joschka Fischer wahnsinnig geworden ist. Aber er ist ganz sicher wahnsinnig geworden als Grüner.

Nachtrag: Eine Kollegin hatte einmal die Aufgabe, für ein Magazin einen Unternehmer zu besuchen, der in einer grünen und hochmodernen Vorzeigevilla für umweltgerechtes Wohnen in Berlin lebte. Ja, auch so etwas gibt es. Aber kurioser war noch etwas anders: In direkter Nachbarschaft wohnte der grüne Joschka Fischer in einer denkmalgeschützten düsteren, millionenschweren Protzvilla, die alles andere war als irgendwie ein grünes Vorzeigemodell umweltbewussten Wohnens.

Fischer hatte damals über mehrere Instanzen hinweg gegen Berichterstattungen über seine Villa geklagt und verloren. Ein einsamer Mann in fünfter Ehe in einem alten zugigen Klotz eines deutschen Berlins, dass 1945 untergegangen ist. „Mein Führer, ich kann wieder gehen!“

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