Der Vice President der USA auf der Sicherheitskonferenz

JD Vance in München: Trumps rechte Hand Gottes verteilt Ohrfeigen satt

von Alexander Wallasch (Kommentare: 13)

Was Europa hier veranstalte, sei „die beste Art, die Demokratie zu zerstören“.© Quelle: Youtube/BR24, Screenshot

Die mit Spannung erwartete Rede von JD Vance, Vizepräident der USA, auf der Münchner Sicherheitskonferenz folgte am frühen Nachmittag auf einen Affront des deutschen Bundespräsidenten. Steinmeier hatte Trump und Team den Fehdehandschuh hingeworfen.

Wie würde der junge charismatische Vance auf diese diplomatische Katastrophe reagieren? Als der Vice President kurz nach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ans Mikrofon trat, war eine mächtige Retourkutsche erwartbar. Aber der zweite Mann der USA ließ Steinmeiers diplomatischen Totalausfall einfach links liegen.

Ist JD Vance der nächste Kennedy? Oder drängt nur die dynamische Ausstrahlung und das selbstsichere Auftreten des Vierzigjährigen in diese Richtung? Der Vize-Präsident der USA spricht in München frei und ohne Manuskript.

Und gleich vorweggenommen: Nein, inhaltlich macht er schnell Schluss mit der Idee, dass hier ein neuer Kennedy aus Ohio auf der Weltbühne erschienen ist. Vance ist sogar so etwas wie ein Art Gegenentwurf zu Kennedy: Vance ist Anführer einer gigantischen politischen Restauration in den USA.

In München macht JD Vance zudem kein Geheimnis daraus, wie tief christlich-religiös ausgerichtet diese Restauration geschehen soll. Das muss man erst einmal hinbekommen: Auf einer Münchner Sicherheitskonferenz die Geschichte eines gläubigen – möglicherweise fanatischen – englischen Abtreibungsgegners als Fallbeispiel für staatliche Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Europa zu berichten, weil dieser festgenommen und wohl zu hohen Geldstrafen verurteilt wurde dafür, dass er vor Abtreibungskliniken gebetet habe. Hat er nur gebetet?

In diesem Moment wirkt Vance mehr wie der Anführer von Gilead in „The Handmaid’s Tale“ als die rechte Hand des Führers der Freien Welt. Aber das bleibt nur eine von vielen Facetten seines selbstbewussten Auftritts.

Eine weitere ist – und wir beginnen hier absichtsvoll kritisch – eine Erinnerung daran, dass die US-Amerikaner vielfach sehr klischeehafte Vorstellungen von Europa und Deutschland haben. Eine Erklärung dafür: Vance war schon einmal mit seiner Frau in München, berichtet er. Nun ist explizit München prädestiniert dafür, ein falsches Bild von Deutschland zu vermitteln. Da wünschte man JD Vance ein Wochenende Braunschweig, Bochum oder Bielefeld, um zu verstehen, wie die deutsche Seele tickt und was das Deutschland 2025 jenseits des Oktoberfestes wirklich ausmacht.

Aber Vance bleibt nicht dabei. Er hat sich vorgenommen, Europa mächtig auf die Füße treten: Die Bedrohung, die er am meisten sehe, was ihm die meisten Sorgen mache, sei nicht Russland oder China oder irgendwelche anderen externen Akteure, die Bedrohung käme aus dem Inneren heraus, mitten aus Europa!

Die woken grün-roten Ideologen schlimmer als Putin? Die erste von einer Salve von Vance-Ohrfeigen an die versammelten Vertreter eines freien Europas, das JD Vance als ideologisches Gefängnis erzählt.

Europa habe die gemeinsamen westlichen Werte verraten. Mehrfach erinnert der Vize-Präsident der USA an die annullierte Wahl in Rumänien, er habe von einem europäischen Ratsmitglied gehört, dass das bei den kommenden Wahlen auch in Deutschland passieren könne. Klatsch, die nächste Ohrfeige.

Und die Hand bleibt erhoben: Als Nächstes bekommen die Anwesenden die digitale Zensur um die Ohren gehauen, Elon Musk lässt grüßen. Weiter geht es mit einer Kritik der Gerichtshöfe in Europa. Klatsch, klatsch. Europa habe es offenbar aufgegeben, „Verteidiger der Demokratie gegen die Tyrannei“ zu sein: „Man kann Menschen nicht einfach dazu verdonnern, etwas zu glauben oder zu spüren“, das gehe so nicht.

Nächstes Fallbeispiel: In Schweden sei ein christlicher Aktivist verurteilt worden, weil er an einer Koranverbrennung teilgenommen habe, empört sich JD Vance. Auch in Schottland wären Christen in ihrer Religionsfreiheit behindert worden, weiß JD Vance. Freie christliche Religionsausübung ist bei Vance offenbar das stärkste Synonym für Meinungsfreiheit. Über die USA sagt der Vize-Präsident bedauernd, die lauteste Stimmen für Zensur wären zuletzt aus seinem eigenen Land gekommen.

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Als Fallbeispiel nimmt er die Covid-19-Laborthese, hier sei versucht worden, Menschen einzuschüchtern, die daran glauben. Und wieder kommt Vance darauf zurück, dass die Situation in Europa besonders schlimm geworden sei.

JD Vance nimmt Bezug auf den Vorwurf, dass sich Russland Einfluss erkauft habe. Und er fragt die anwesenden europäischen Staatenlenker: „Wenn ihre Demokratie zerstört werden kann mit nur wenigen Werbedollar aus einem fremden Land, war das dann vielleicht von Anfang an gar keine so starke Demokratie?“ Klatsch, klatsch.

Und JD Vance fragt weiter, ob es in Europa noch möglich sei, dass eine alternative Meinung eine Wahl gewinnen könne. Für Vance ist es sonnenklar: Man kann den Verteidigungsetat erhöhen. Aber man müsse wissen, was man verteidigen und schützen will:

„Ich glaube, es gibt keine Sicherheit, wenn man Angst hat vor der Meinungsfreiheit des eigenen Volkes.“

Wer Angst vor seinen eigenen Wählern habe, für den gebe es nichts, was die Vereinigten Staaten für ihn tun können. Klatsch, klatsch. Und gleich die nächsten roten Wangen rechts und links:

„Man braucht ein demokratisches Mandat, wenn man überhaupt irgendwas von Wert in den kommenden Jahren schaffen möchte. (…) Man kann natürlich kein demokratisches Mandat gewinnen, wenn man die Gegner zensiert oder sie in ein Gefängnis steckt. Man kann das auch nicht gewinnen, wenn man die Grundfragen ihrer Wählerschaft nicht achtet.“

Klatsch, klatsch.

An der Stelle kommt JD Vance auf die illegale Massenmigration zu sprechen und dazu, dass mittlerweile jeder fünfte Deutsche aus dem Ausland komme. Klatsch, klatsch für die Freunde der Buntheit. Diese Massenmigration sei Ergebnis „einer Serie von bewussten Entscheidungen von Politikern in diesem Land und auf diesem Kontinent und in den letzten zehn Jahren.“ Vance erinnert an der Stelle explizit an das gestrige Attentat in München, dass ein Ergebnis dieser Politik sei.

Was immer mal wieder in Abrede gestellt wird, JD Vance stellt auch das klar: England ist nicht mehr in der EU, weil seine Bürger diese Massenmigration nicht wollten:

„Menschen haben ihre eigenen Träume, sie interessieren sich für ihre Heimat, ihre Sicherheit, ihre Möglichkeit, für sich selbst und für die Zukunft ihrer Kinder einen Lebensunterhalt zu verdienen.“

Dann zeigt JD Vance mit dem ausgestreckten Finger nach Davos zum World Economic Forum: „Einige Berge entfernt von hier liegt Davos.“ Die Menschen seien aber nicht nur austauschbare Teile innerhalb eines großen Rädchens der globalen Wirtschaft, erinnert der Vize-Präsident der USA die europäischen politischen Eliten. Klatsch, klatsch, klatsch.
Was Europa hier veranstalte, sei „die beste Art, die Demokratie zu zerstören.“

Und direkt auf die deutsche Brandmauer-Politik des wahrscheinlichen zukünftigen Kanzlers Friedrich Merz gezielt: „Es gibt keinen Platz für Schutzmauer.“

Die Magie der Demokratie sei es, sich immer dessen bewusst zu sein, dass jeder unserer Bürger seine Weisheit und seine Stimme habe.

Wenn wir dem nicht zuhören, so schließt Vice-President JD Vance sein Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dann nützten uns auch unsere siegreichsten Kämpfe nichts.

Im Schlusssatz macht JD Vance dann auch seine große religiöse Klammer zu und erinnert an Papst Johannes Paul der für ihn einer der größten Demokratieverfechter gewesen sei, die Europa je produziert habe. In diesem Sinne bittet er darum, nicht ängstlich zu sein.

(Die Zitate basieren auf der deutschen Live-Synchronisation der Rede.)

Nachtrag: JD Vance soll wohl doch phasenweise von zwei Teleprompter abgelesen haben - aber das besonders routiniert.

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