Mehr Zuspruch kann man sich ja kaum wünschen. Wenn Sahra Wagenknecht heute am frühen Mittag auf der Berliner Straße des 17. Juni mit ihren Mitstreitern antritt, alle diplomatischen Hebel zu bewegen für sofortige Friedensgespräche, um dieses Gemetzel endlich zu beenden, dann hat ihr das Meinungsinstitut „Insa“ die Vesperdose gepackt mit einer Mehrheit für ihr Vorhaben.
Hier muss man bedenken, dass Sahra Wagenknecht einer Partei angehört, die es gerade so in den deutschen Bundestag geschafft hat, der kaum mehr als fünf Prozent der Wähler zugeneigt sind. „Insa“ hat jetzt ermittelt, dass eine Mehrheit der Deutschen das Friedensmanifest von Wagenknecht und Schwarzer befürworten.
Frauen sind hier noch häufiger für Friedensverhandlungen – diese sind Kern des Friedensmanifests – als Männer. Das erstaunt, denn es sind Männer auf beiden Seiten, die elend in ihren kalten Schützengräben kauernd von Granaten, abgeworfen von Drohnen, zerfetzt werden. Es gibt auf Telegram mittlerweile unzählige Filme, die vornehmlich russische Soldaten zeigen, die zu martialischer deutscher Rammstein-Musik noch ein paar letzte Bewegungen machen, bevor sie ausgeblutet sind, wenn sie nicht sofort tot sind.
Wenn heute um 14 Uhr die große Friedensdemo durch die Hauptstadt zieht – alexander-wallasch.de ist mit einem Team vor Ort –, dann hat diese von einer Linken und einer feministischen Publizistin organisierte Demonstration die Mehrheit der Deutschen hinter sich. Diesen Komfort hat eine Oppositionsbewegung in Deutschland schon lange nicht mehr für sich verbuchen können.
Und bedenkt man dazu, dass die regierungsnahen privaten und öffentlichen ehemals „Qualitätsmedien“ genannten Publikationen und Online-Portale alles dafür getan haben, den Kriegskurs der Bundesregierung zu verteidigen, müsste die tatsächliche Zustimmung für Wagenknecht und Co noch viel größer sein.
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Diese „Insa“-Umfrage zeigt keine Spaltung der deutschen Gesellschaft, sondern gemessen am hohen Zuspruch für eine Vertreterin einer Kleinpartei, eine erstaunlich breit aufgestellte Mehrheitsbewegung für Friedensverhandlungen. Denn darum geht es ja.
Wer hier behauptet, es könne anhand der „Insa“-Umfrage kein klares Stimmungsbild abgegeben werden, der ist mit demokratischen Prozessen sehr wenig vertraut, der ist hier deutlich eher ein Putin-Versteher im Sinne antidemokratischer Gepflogenheiten, als man es von Seiten der Regierungsmedien den neuen Friedensbewegten immer wieder unterstellen will.
Die „Insa“-Ergebnisse sind knapp aber eindeutig: 39 Prozent befürworten das Manifest, 38 Prozent tun das nicht, der Rest hat keine Meinung. Bei den Frauen sind es noch viel mehr: Hier sind es 45 Prozent, die für das Friedensmanifest sind gegen nur noch 29 Prozent, welche die Initiative der Linkspolitikerin ablehnen. Der Rest enthält sich.
Erstaunlich ist auch, dass sich 89 Prozent der Befragten, die sich eher der Mitte oder den Konservativen zuordnen würden, dem Manifest zustimmen. Damit ist 2023 klar: Die Friedensbewegung ist keine linke oder grüne Bewegung mehr. Erstaunlich hier beispielsweise der Zuspruch aus dem Lager der Union zum Friedensmanifest, wo 39 Prozent zustimmen. Und selbst bei der Strack-Zimmermann-FDP sind es noch 37 Prozent, die heute um 14 Uhr jedenfalls von der inneren Haltung her, in Berlin mit dabei sein werden.
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Kommentar von BKBrackel
Jeder auch nur halbwegs normale Mensch möchte, dass dieser Krieg besser heute als morgen aufhört. Die Realität paßt leider nicht zu dieser normalen Emotion. Es gibt die ominösen, diplomatischen Hebel, oder offenen Türen zu Putin, nicht, die von irgend jemandem in Bewegung gesetzt werden könnten, um eine Waffenruhe und Verhandlungen zu erzwingen.
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Kommentar von Antonius Baßendowski
Nachtrag 2:
Diesen russisch/ukrainischen Konflikt verfolge ich seit dem Maidan (2014) mit in der russischen und ukrainischen Nachbarschaft in meiner kleinen Straße sehr genau und lese Literatur darüber. Dieser Bruderkrieg - von einer fremden Macht initiiert - bewegt mich und uns sehr (hängt vielleicht mit meinen väterlichen slawischen Wurzeln zusammen).
Gestern Abend hatte ich ein kurzes Gespräch mit meiner russischen Freundin. Sie war mit ihrer ebenfals russischen Freundin aus Woltersdorf, beide >60J. in Deutschland lebend, Putinfreundlich bei der gestrigen Friedens-Demo in Berlin.
Russische Putinversteher neben Deutschen bei einer Friedensdemo? Stellt Euch vor, das geht im wirklichen Leben!
Bei den Sprechern auf dieser Demo hätte ich mir gewünscht, dass auch der Blutzoll der Russischstämmigen in der Ukraine seit dem Maidan und seit dem Februar 2022 auch der russischen Soldaten gewürdigt würde.
Vermutlich wollte man aber die kriegslüsterne Staatsmacht nicht unnötig provozieren, was verständlich erscheint. Es wurde aber immerhin ein deutliches Signal an das auf allen Ebenen versagende deutsche Parlament gesendet.
Viel mehr Sorgen bereitet mir, dass in Russland nach Putin (als Taube) die jungen wilden Falken die Macht übernehmen (mehrfach gelesen in alternativen Medien).
Da wünsche ich aus egoistischen deutschen Interessen dem rational agierenden Wladimir Putin ein langes Leben.
Allerdings will oder kann die gesamte westliche Welt mit ihrer "Wertebasierten Ordnung" von oben herab die Russen nicht verstehen. Die hatten mehrfach sich gegen westliche Angreifer verteidigen müssen. Allein im 2. WK hatte jede russische Familie mindestens einen toten Zivilisten oder Soldaten zu beklagen.
So etwas steckt keiner einfach so weg. Nach Jelzins hinterlassener Ramschmasse Russland hat Wladimir Putin seit dem 20.01.2000 in relativ kurzer Zeit Russland zum Co-Player im Weltgeschehen gemacht. Das werden alle US-Administrationen ihm nie verzeihen.
Als alter toxischer weiser Rollator-Mann wünsche ich Wladimir Putin und seinem Land und der Ukraine ohne Selensky ein versöhnliches Ende aus diesem von den USA diktierten Bruderkrieg.
Jetzt muss ich endlich schlafen, wenn ich kann.
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Kommentar von Antonius Baßendowski
Nachtrag:
Der fluchtartige Rückzug des US-Militärs aus Afghanistan hängt direkt mit dem Ukraine-Konflikt zusammen.
Ein hochrangiger politischer Entscheidungsträger äußerte sich: Nun können wir uns mehr um Europa kümmern.
Auch der kriegerische Akt gegen Deutschland und Europa durch die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines, den der US-Journalist Seymour Hersh analysierte, zeigt auf, dass die US-Regierung Europa gegeneinander aufhetzt. Sie selbst lehnen sich zurück und bereichern sich.
Das wird aber nichts daran ändern, dass das Imperium seinen Zenit überschritten hat. Es vernichtet sich mittelfristig selbst.
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Kommentar von Matthias P.
Es stimmt eine ebenso starke Minderheit der Erklärung zu (39 %), wie eine jene diese ablehnt (38 %). Der Rest ist unentschieden. Wie kann man daraus eine zustimmende Mehrheit machen?
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Kommentar von Antonius Baßendowski
Auch ich bin unbedingt für einen Waffenstillstand mit anschließenden Friedensverhandlungen, bei denen beide Seiten sich gesichtswahrend und gleichberechtigt im Völkerrecht wiederfinden können.
Allerdings bin ich der Meinung, dass die eigentlichen Kriegstreiber die USA, GB und die NATO seit Beginn der 90-er Jahre gegen Russland sind. Sie torpedierten und intrigierten alle diplomatischen Bemühungen Putins um gleichberechtigte Partnerschaft und schnürten den Strick um Russlands Kehle immer fester zu.
Seit 2014 beginnend mit dem Maidan haben US-Militärs der Ukraine aktiv geholfen, sich militärisch aufzurüsten und massive Stellungen entlang der Region zum DonBass zu installieren. Seit dieser Zeit befeuerte die USA aktiv den blutigen Bürgerkrieg im DonBass in derem Verlauf viele tausende russischstämmige Zivilisten getötet wurden.
Die US-Regierung mit der NATO und der EU provozierte Russland unverblümt, auch mit dem manipulativen Versprechen, die Ukraine in die EU und die NATO aufzunehmen. Das bedeutete für Russland, dass es im Fall eines (atomaren) Raketenschlags keine Chance zur Gegenwehr hätte.
Genau dieses Verhalten bedeutete für Russland die "Rote Linie", die es mehrfach betont und angemahnt hatte.
Die USA wusste genau, wie Russland reagieren würde - nämlich mit dem ursprünglich begrenzten Militärschlag gegen die ukrainische Staats- und Militärmacht, nicht gegen das Volk. Die Eskalation begann mit der offenen Waffenunterstützung der gesamten westlichen Welt und auch staatlichen terroristischen Anschlägen auf russische Infrastruktur auf der Krim, ganz zu schweigen von massiver kriegstreiberischer medialer Hetze gegen den russischen Barbaren, Untermenschen, Mörder und Frauenschänder. Welche Seite in diesem Krieg mehr Verbrechen begannen hat und haben wird, werden wir wohl nie erfahren.
Die USA trieb Russland und die Ukraine somit in einen blutigen Stellvertreterkrieg. Wohlwissend, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann. Das wichtigste Ziel war ohnehin Russland militärisch und wirtschaftlich stark zu schwächen. Genauso wichtig ist die wirtschaftliche Isolierung Russlands von Europa. Dass dadurch Europa auch geschwächt wird, war durchaus gewollt. Dadurch wird Europa tiefer in die Abhängigkeit der USA getrieben.
Siehe auch die Rede von George Friedman beim Chicago Council (https://youtu.be/krWiNBzcMto) und Beiträge der RAND-Corporation in diversen Beiträgen des "Anti-Spiegel von Thomas Röper, sauber übersetzt (https://www.anti-spiegel.ru/). Der Google-Übersetzer ist eine gute Hilfe für z.B. englische und russische Texte -mühselig, aber brauchbar.
Interessant ist, dass sogar die RAND-Corporation der US-Regierung rät, den Krieg "ausschleichen" zu lassen. Wenn das kein Indiz für den wirklichen Kriegstreiber ist!
Also können nur die USA und Russland Friedensverhandlungen führen und den Krieg beenden.
Weltweite Friedensbemühungen könnten aber Druck insbesondere auf die US-Administration ausüben.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Die Mehrheit der Bürger in unserem seit 1945 friedlichen Land will in guter Nachbarschaft, auch mit unserem wichtigsten Rohstofflieferanten von Gas, Kohle, Erdöl u.v.m., und seinen fleißigen Bürgern im größten Land der Erde, leben.
Da ist es doch völlig egal, ob die öffentlich-rechtlichen Anstalten und ihr Personal gegen eine Salon-Sozialistin und gegen eine alternde Frauenrechtlerin Druck machen! Frieden ist eine tägliche Hausaufgabe, die jeder in seiner Nachbarschaft organisieren muss. Vielen Dank an Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer!
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Kommentar von Antonio R.
Wer sehen möchte, wie diese Friedensdemonstration von den ÖRR diffamiert und sabotiert wer schaue sich die "Übertragung" bei Phoenix an (25.2. 14:00)
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Kommentar von Live und in Farbe
Livestream von der Demo, ich hab gerade nur den hier gefunden, vom "digitalen Chronisten", keine Ahnung ob der gut ist, scheint leider ne ziemliche Labertasche zu sein
https://youtu.be/ZfKx9vOFlPw
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Kommentar von Nina L.
... viel spannender wäre doch evtl. mal ein Livestream von der Demo ?? Nur so ein gedanke! ... ich bin allen Menschen, die heute in berlinb sind, und für Frieden und Verständigung demonstrieren , zutiefst dankbar! (Kann leider aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen)
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Kommentar von Alfonso Nöhren
Aus einer russischen Zeitung:
В Петербурге пять человек задержали за антивоенный митинг недельной давности
(In Petersburg wurden vor einer Woche fünf Personen wegen einer Antikriegskundgebung festgenommen)
(Quelle: dp.ru)
Wetten, dass wir heute Abend so etwas auch von der Friedens-Demo in Berlin lesen werden?
Die Sache in St. Petersburg wird von deutschen Medien kritisiert, während Festnahmen bei der Berliner Friedens-Demo dann von den deutschen Staatspropagandamedien bejubelt werden.
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Kommentar von Alfonso Kerner
Interessant beim Ergebnis der INSA Umfrage ist es auch - wie man erwarten kann -zu sehen, dass insbesondere die ältere Generation gegen dieses Friedensmanifest ist.
Das ist Bürgergruppe, die sich durch ihren unbegrenzte und unkritischen rund um die Uhr-Konsum von TV und und tägliches Lesen ihrer beliebten Tageszeitung meinungsmäßig manipulieren und prägen lassen.
Es ist schockierend zu erkennen, dass Menschen, die eigentlich von Lebenserfahrung geprägt sein müssten, es aufgegeben haben (oder es doch nie gelernt haben) selber zu denken.
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Kommentar von Aro61
Auch hier widerspricht eine Umfrage meiner persönlichen Erfahrung. Ich weiss zwar nicht, wie solche Umfragen durchgeführt werden, aber z.B. bei einer telefonischen Befragung sich gegen ein „Manifest für Frieden“ zu positionieren, empfinde ich eher problematisch. Wir werden nun auch wieder heute sehen, wieviele der 600 Tsd. Unterzeichner es schaffen, bei schlechtem Wetter ihren Platz auf der Couch zu räumen. Meine Erfahrung der letzten 3 Jahre lässt mich eher pessimistisch sein.
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Kommentar von Barbara Nack
Das stimmt hoffnungsvoll. Als Studentin und auch später noch marschierte ich bei vielen Friedensdemos mit. Wäre ich jünger, ich wäre auch heute in Berlin dabei. So kann ich nur in Gedanken dabei sein und hoffen, daß diese Demo zu einem Riesenerfolg wird. Frieden hat nichts mit "Parteien" (Links, Rechts, Mitte) zu tun. Es ist m.E. eine Frage des Verstandes.
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Kommentar von Peter Löcke
Es wird spannend werden. Vor allem die Berichterstattung der Leit(d)medien.
Entdeckt man AfD-, Russland- oder Reichsbürgerflaggen unter den Demonstranten? Werden die dann in Großaufnahme gefilmt/fotografiert zusammen mit mit ein paar unvorteilhaft aussehenden Menschen? Anschließend Methode pars pro toto - seht her, liebe ARD-Gucker: so schaut er aus, der typische Friedensschwurbler und Putinfreund!
Gibt es einen vollkommen überraschenden Sturm auf den Reichstag, das Herzstück der Demokratie, und ist das Drehbuch dafür dieses Mal etwas geschickter geschrieben worden?
Gibt es "friedliche" Gegen-Demos von vermummten, bewaffneten Antifa-Kids, die zwar die Eckdaten des zweiten Weltkriges nicht kennen, aber irgendwie voll gegen Nazi sind?
Was sagen die Faktenchecker? Ich vermute, dass sie weniger als 5000 Teilnehmer zählen werden.
Danke für Ihr Tun und ihre Schreibe, Herr Wallasch. Passen Sie auf sich und ihr Team vor Ort auf. Bis auf wenige Ausnahmen sind die "Qualitätsmedien" nicht in Berlin, sondern daheim im home office. Ihre fertig geschriebenen Artikel liegen bereits in der Schublade.