Alexander-Wallasch.de im Gespräch mit Anwohnern vor Ort

Hart aber Fähre: Was wirklich mit Habeck in Schlüttsiel geschah

von Alexander Wallasch (Kommentare: 19)

Der Hafenmeister bekam den Aufruf per WhatsApp und ging damit zum Ordnungsamt.© Quelle: Google Maps, Screenshot

Waren es Nazis, fragt T-Online über die Landwirte von Schlüttsiel, welche den Wirtschaftsminister nicht von der Fähre lassen wollten. Alexander-Wallasch.de wollte es vom Hafenmeister und den Menschen vor Ort genauer wissen.

Der Bundeswirtschaftsminister macht Jahreswechselurlaub auf einer Hallig in einem Bundesland, in dem er selbst lange Landwirtschaftsminister war. Hier kennt man sich, hier sagen sich Möwe und Dorsch guten Tag, hier legen Kleinfähren in Orten an, von denen im übrigen Deutschland noch kaum je einer gehört hat.

Die Rede ist vom Fährhafen Schlüttsiel, von wo aus zur Hallig Hooge übergesetzt wird. Und da gab es gestern eine Art Matrosenaufstand gegen Robert Habeck, der von der Hallig kommend an Land übersetzen wollte und von wütenden Landwirten daran gehindert wurde.

In den Boulevard-Medien tauchten Bilder von Habeck auf, uniformiert im Norweger-Pullover mit Rucksack und schrabbeliger schwarzer Jeans. Brockdorf 1979 lässt grüßen. Oder es ist einfach die Standardbekleidung, wenn man so eine vergessene Hallig besucht.

Darf man einem Minister auf privater Mission auf die Nerven fallen? Das wird in den Medien und sozialen Netzwerken gerade umfangreich diskutiert. Vornweg Lars Wienand von T-Online. Der hat Witterung aufgenommen, er will unbedingt den Nazi-Landwirt entdecken oder die Nazis, die Landwirte unterwandert haben, um den Minister in Schlüttsiel zu kidnappen oder was auch immer.

Wienand schreibt per Twitter. Und wer von ihm noch nicht blockiert wurde, kann es auch frei lesen:

„Frühestes Posting, das ich zu #Habeck in #Schlüttsiel entdeckt habe, war von 14:29 Uhr auf Telegram. Kennt jemand früheres? Der Typ, der es um 14:29 Uhr gepostet hat, postet einem Analyset(o)ol zufolge übrigens sonst am häufigsten bei Martin Sellner (Gruppe/Zahl seiner Postings)“

Alexander-wallasch.de fragt den Parkplatzwächter des Fähranlegers in Schlüttsiel, der deutlich macht, dass es sich seines Wissens nach nicht um Rechte, nicht um Nazis oder Zugereiste handelt, die dem Minister da am Fähranleger Ärger gemacht haben. Es seien Bauern, Fuhrunternehmer und Lohnunternehmer aus der Region gewesen. Mit Nazis habe man dort nichts zu tun.

Alexander-wallasch.de spricht ausführlicher mit dem Hafenmeister von Schlüttsiel. Denn der muss es ja wissen, der Fall Habeck fällt quasi in seinem Zuständigkeitsbereich.

Auch er bestätigt den Parkplatzwächter, es seien ganz normale Landwirte gewesen. Natürlich sei diese eine Situation ziemlich unklug gewesen, als die Landwirte meinten, sie müssten sich alle auf die Rampe der Fähre „raufwühlen“, wie es der Hafenmeister nennt.

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Er kritisiert auch, dass Robert Habeck da bei seinem Privatvergnügen, bei seiner Heimreise gestört wurde, das sei verkehrt gewesen, das hätten die Landwirte definitiv nicht machen dürfen.

Zum Ablauf des besagten Tages erzählt der Hafenmeister, dass er den Aufruf per WhatsApp bekommen habe. Damit sei er beim Ordnungsamt gewesen und habe gefragt, was damit zu machen sei. Gemeinsam sei dann entschieden worden, der Polizei die Info zu geben, dass die zumindest vor Ort sind, und das sei ja im Nachhinein auch nicht verkehrt gewesen.

Der Hafenmeister kenne auch nur diesen Aufruf über WhatsApp, wo der Ursprung herkommt, könne er nicht sagen. Aber er kann alexander-wallasch.de sagen, woher man wusste, welche Fähre Habeck wann nehmen würde: Ihm sei erzählt worden, dass Habeck in einer Kneipe auf Hooge zum Essen war und da habe ihn jemand ihn in ein Gespräch verwickelt und rausgekitzelt, wann der mit der Fähre wieder nach Hause fährt. So sei das entstanden, dass die Landwirte wussten, wann Habeck nach Schlüttsiel kommt.

Der Hafenmeister weiß auch etwas über die generellen Beziehungen der Menschen in der Region zu Habeck zu berichten: Man kenne den Minister recht gut. Er sei ja „unser“ Landwirtschaftsminister gewesen, lacht der Hafenmeister im Gespräch mit Alexander-wallasch.de. Begegnungen habe es schon genug mit ihm gegeben.

Die Landwirtschaftskammer habe auch schon klar gesagt, dass die Aktion nicht von denen gekommen sei. Die seien auch der Meinung, das könne man nicht machen. Man könne einen Politiker in seinem privaten Umfeld nicht so belästigen.

Eigentlich sollte es ja so sein, erzählt er weiter: Habeck sollte rauskommen und mit denen reden, aber das sei von seiner „Leibgarde“ verneint worden. Die haben das als zu riskant angesehen.

Habeck sei öfter auf den Halligen. Er mache dort gerne Urlaub. Mit der Politik der Bundesregierung seien in der Region fast alle unzufrieden. Wo früher 30 landwirtschaftliche Betriebe gewesen seien, habe man jetzt noch drei.

Alexander-Wallasch.de fragte auch noch bei Martin Sellner nach, ob seine Leute etwas damit zu tun hätten, Sellner verneint deutlich. Diese Aussage ist schon deshalb glaubwürdig, weil die Identitären sicher stolz berichtet hätten, wenn sie diese Schlagzeilen für sich hätten verbuchen können.

AfD-Chefin Alice Weidel twitterte heute auf X zum nächtlichen Habeck-Foto im Norweger-Pullover, der Minister hätte „Fährenflucht“ begangen.

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