40 Mann auf dem Rhein – Der Weise und der Samurai

Hans-Georg Maaßen hat jetzt seine eigene Partei

von Alexander Wallasch (Kommentare: 15)

Dr. Maaßen will die Büchse der Pandora schließen.© Quelle: Hans-Georg Maaßen / X, Screenshot

Gestern hat sich die Werteunion von Hans-Georg Maaßen gegründet. Ein kleiner Ausflugsdampfer fuhr mit vierzig ausgewählten Vertretern der Werteunion bei Bonn den Rhein herunter und beschloss ein Programm, welches man zuvor wochenlang im Verborgenen verhandelt hatte.

Und obwohl die Medien gestern über dieses Programm berichteten, blieb beim Leser nicht viel davon hängen. Denn was Maaßen und seine Leute sich da ins Arbeitsbüchlein geschrieben haben, ist alles andere als spektakulär. Die gute Nachricht dahinter:

Die Werteunion stellt keine Forderungen, gespeist aus irgendeiner neuen Ideologie, hier wird keine Apokalypse gemalt, die dann diese oder jene Brachialmaßnahme rechtfertigen soll. Das Programm der Werteunion pocht im Wesentlichen darauf, die Gesetze der Bundesrepublik einzuhalten und die verfassungsmäßigen Rechte und Freiheiten zu achten und diese wiederherzustellen.

So dröge es klingen mag, ist es keine kleine Aufgabe: Die Restaurierung der Bundesrepublik Deutschland kann zur Mammutherausforderung werden.

Eine Fotografie machte die Runde, welche Maaßen und zwei seiner Mitstreiter am Bug des Ausflugsdampfers nach getaner Arbeit zeigen. Dunkelblaue Anzüge, Krawatten – das hätte durchaus auch der Ausflug der Führungsriege eines erfolgreichen mittelständischen Unternehmens sein können. Etwas irritierend hier die schmutzigen Schuhe, aber das klärte später die Tagesschau auf: Beim Ausweichen vor den Demonstranten musste man eine schlammige Wiese durchwaten.

Die öffentlichen-rechtlichen Nachrichten erinnern ihre braven Zuschauer auch daran, dass Dr. Maaßen Freunde habe, die Freunde haben, die jemanden kennen, der schon einmal mit einem Reichsbürger gesehen wurde oder so ähnlich. Das verheißt nichts Gutes für die kommenden Monate bis zu den Landtagswahlen in den neuen Bundesländern. Die regierungsnahen Schmutzkampagnen gegen Maaßen haben noch gar nicht richtig begonnen. Und noch sind auch die Mitstreiter in der Werteunion noch nicht durchleuchtet und kontaminiert worden, der Angriff hat also gerade erst begonnen.

Nicht unterschätzen darf man, was die Correctiv-Fata-Morgana von Potsdam losgetreten hat. Die Mär von den Deportationen hat sich bei Millionen Deutschen tief eingegraben. Und diese Mitbürger sind resistent gegen jene Fakten, die erzählen, was tatsächlich und von wem in Potsdam besprochen wurde. Die Information, dass die Bundesregierung – namentlich Scholz und Faeser – in den Monaten zuvor nichts wesentlich Anderes gefordert hatten, als diese kleine spleenige Versammlung plus Sellner besprach, geht vollkommen unter und passt nicht zur Diffamierungskampagne.

Es ist der von Merkel begonnene und andauernde Rechtsbruch, der dieses Land an den Rand der Klippe geführt und die Gesellschaft so entzweit hat. Merkel hat die Büchse der Pandora geöffnet. Und Maaßen will jetzt der Siegfried sein, der den Drachen tötet?

Die Werteunion – so kann man es lesen – will Recht und Ordnung wiederherstellen, während sich die Ampelregierung und ihre mit hunderten von Millionen Euro quersubventionierte Entourage weiter auf Merkels humanitären Imperativ und etwa auf eine Reihe von Apokalypse-Erzählungen zum Klimawandel beruft, welche die Beugung des Rechts legitimiert.

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Was die neue Partei will, ist demnach schnell erzählt. Aber deswegen nicht weniger eine Mammutaufgabe. Aber kommen wir zu den Chancen dieser neuen Partei. Hier fällt die Analyse schon weniger deutlich aus. Ein großer Erfolg wäre der Einzug der Partei in die Landtage von Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Dieser Einzug ist ebenso wie die Bundestagswahl von der Fünfprozentklausel abhängig, also alles andere als eine leichte Aufgabe.

Und hier muss man sich dann auch die Frage stellen, wie klug es war, sich in Bonn auf dem Rhein zur Parteigründung zu treffen, wenn man in Sachsen, Brandenburg und Thüringen punkten will.

Die Werteunion hatte sich zuletzt in Erfurt getroffen, wäre das die bessere Wahl gewesen? Man kann daran entlang annehmen, dass Maaßen bereits nach Berlin schaut. Er selbst will erst dort antreten. Es kommt also darauf an, mit welcher Besatzung die Werteunion in den drei neuen Bundesländern antritt. Darüber ist bisher kaum etwas bekannt.

Zum Schluss noch ein etwas wackliger Vergleich, der aber hilfreich für eine Einschätzung sein könnte: Wer sich noch an die vergangene Bundestagswahl erinnert, der erinnert sich daran, dass sich auch eine grüne Kanzlerkandidatin Chancen auf das Kanzleramt ausmalte und die Umfragen diese Möglichkeit nicht einmal vollkommen ausschlossen. Wer sich an die SPD und Olaf Scholz in diesem Wahlkampf erinnert, der weiß um die geringen Chancen, die man dem Sozialdemokraten ursprünglich gegeben hatte.

Der Grund ist einfach: Scholz war gegenüber den Mitbewerbern der Unauffälligste, der Stillste von allen. Und er ist am Ende doch ins Kanzleramt eingezogen.

Nun wäre es ein Stück weit grotesk anzunehmen, Hans-Georg Maaßen folge der Strategie eines Olaf Scholz, was das Überspringen der Fünfprozenthürde angeht. Aber Maaßen wählt den asiatischen Weg. Er will gleichsam der Weise und der Samurai sein. Hier wird es darauf ankommen, welche Rolle er zu welchem Zeitpunkt einnimmt. Und ob er es selbst noch in der Hand hat oder in den kommenden Monaten auf Angriffe nur immerfort reagieren muss.

Bei der Werteunion gibt es aktuell noch die meisten Unbekannten. Und es kommt auch darauf an, wie sich andere verhalten. Sahra Wagenknecht kommt hier eine besondere Rolle zu. Zu befürchten ist, dass sie im Orchester der Diffamierungen der Werteunion erst noch ihre Rolle einnehmen wird.

Wagenknecht ist im Osten aufgewachsen, sie ist hier verwurzelt, sie kann auf die früher hohen Zustimmungswerte für die PDS zurückgreifen, sie hat es erfolgreich geschafft, eine Erneuerung der Partei „Die Linke“ einzuleiten.

So ein Erneuerer möchte auch Hans-Georg Maaßen mit Blick auf die CDU sein. Aber die steht aktuell in Umfragen alles andere als schlecht da. Und die CDU ist nicht an der Regierung beteiligt. Der CDU vorzuwerfen, sie mache keine gute Oppositionsarbeit, ist naheliegend, muss man den Wählern der CDU aber erst einmal vermitteln.

Und Stammwähler sind hartnäckig, sie haben diese Partei vielfach schon seit Jahrzehnten ihre Stimme gegeben. Der Deutsche ist eine treue Seele. Marmor, Stein und Eisen bricht, aber seine Liebe nicht. Ein Überbleibsel einer möglicherweise verhängnisvollen Nibelungentreue? Ein langer Weg jedenfalls für die Werteunion, dieses fünfprozentige Rheingold erfolgreich zu heben.

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