Ein Tagesthemen-Kommentar zur Energiebeschaffung stellt die Doppelmoral dieser Bundesregierung auf eine Weise bloß, wie es allenfalls zur besten Sendezeit bei Alternativen Medien vorstellbar wäre. Vorausgesetzt natürlich, die hätten so einen reichweitenstarken, üppig finanzierten Sender. Haben Sie aber nicht.
Es ist müßig zu grübeln, ob es sich bei dieser Ausstrahlung um ein Versehen, einen Coup des Kommentators oder um eine Alibifunktion handelt, frei nach dem Motto: „Da waren wir doch mal kritisch!“
Auf jeden Fall ist der Kommentar von Holger Ohmstedt vom NDR eine positive Überraschung und Grund genug, ihn hier nochmal in der schriftlichen Version abzubilden.
Holger Ohmstedt kommentiert bei Tagesthemen für den NDR die deutsche Energiepolitik:
„Will man während der WM einen Fußballvergleich bemühen, dann ist die deutsche Bundesregierung mit ihrer Energiepolitik in die Abseitsfalle geraten. Vor einer Woche protestiert die deutsche Innenministerin putzig mit einem Stück Stoff am Arm gegen die Zustände in Katar. In der nächsten Woche verpflichtet sich die Bundesregierung, bis zum Jahr 2041 für Milliarden Euro Gas aus eben diesem Wüstenland einzukaufen. In der Golfregion wird dieses Verhalten als Doppelmoral kritisiert. Einerseits den Wirtschaftsminister den Bückling vor dem Emir machen zu lassen, andererseits die Katarer bei jeder Gelegenheit zu maßregeln. Ich fürchte, wir haben uns an solche Widersprüche nach einem Amtsjahr dieser Koalition längst gewöhnt.
Wir schalten unsere Kernkraftwerke ab und kaufen Atomstrom dann teuer in Frankreich ein. Fracken wollen wir in Deutschland nicht, importieren aber begierig Frackinggas aus den USA. Neueste Kohlekraftwerke mit höchsten Umweltstandards werden wenige Jahre nach Betriebsstart stillgelegt, um deren Leistung mit Kohlestrom auch aus Ländern zu ersetzen, die Umweltschutz gar nicht im Blick haben. Die Energiebeschaffung kann nicht schmutzig genug sein, Hauptsache, der Dreck fällt nicht im eigenen Land an. In vier Jahren werden jetzt also in Brunsbüttel nach tausenden von Seemeilen die mit Schweröl betriebenen LNG-Tanker aus Katar einlaufen. Sollte diese – im Zeichensetzen so mutige – Koalition dann noch im Amt sein, kann sie an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe zur Begrüßung Regenbogenflaggen hissen.“
Hier der Kommentar zum Nachschauen bei Youtube
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Kommentar von Miriam
Es ist bezeichnend, dass ein Kommentar von den ÖR so gelobt wird. Er findet nicht nur hier Erwähnung, sondern auch bei anderen Portalen und in den sozialen Netzwerken. Eine derartige Kritik sollte eigentlich selbstverständlich sein – eigentlich.
Wurde inzwischen schon seine Entlassung gefordert?
Im August 2021 nahm er in einem Kommentar, der auch bei twitter veröffentlicht wurde, die grünen Wahlkampfziele auseinander und bezeichnete die Fehler von Baerbock als „Hochstapeleien“.
Der Münchner Grünen-Stadtrat Schreyer hatte den Kommentar wegen angeblicher Verleumdung bei twitter gemeldet. Ein Paradebeispiel dafür, was diese Partei unter Meinungsfreiheit versteht. Welch ein Glück für sie, dass mediale Kritik an ihnen zu 99% nicht stattfindet, und die Grünen keine „Ratten“ sind, die „man zurück prügeln müsste“
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Kommentar von Gunter Dringenberg
Den Kommentar würde ich nicht zu hoch bewerten. Nach dem Motto: "Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn".
Den Eindruck werde ich trotzdem nicht los, dass sich die Mafia von Sizilien nach Berlin verlagert hat und da kennen sich diese Leute aus der ehemaligen "Deutschen Diktatorischen Republik" ja wirklich aus.
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Kommentar von Hildegard Hardt
Endlich mal ein Kommentar, der der Wahrheit entspricht. Man soll sich aber nicht der Illusion hingeben, daß der NDR davon nichts wußte.
Vor jeder Sendung wird die Sparte "Meinung" in schriftlicher Form der Chefredaktion vorgelegt. Der Kommentator hat sich an den genehmigten Text zu halten, sonst wird er nie mehr zugelassen. (Insiderinformation vom WDR)
Der Kommentator stellt sich also für eine Alibiaussage zur Verfügung, die der Sender dringend braucht. Er benötigt sie, weil ihm die Zuschauer wegbleiben und damit die Werbeeinnahmen, mit denen er die üppigen Gehälter bezahlt und die Pensionskassen füllt.