Das Versagen der Stadt soll jetzt nicht „Anlass für Hetze und Verschwörungstheorien“ sein

Geschliffenes Gedenken: Dresdens OB entschuldigt sich für „unglückliche Kommunikation“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

Inschrift der neuen Stele wird publiziert© Quelle: YouTube/ ZDF Terra X, Screenshot

Die Stadt Dresden braucht fast zwei Tage, um den Bürgern zu erklären, warum sie eine Inschrift einer zentralen Gedenkstätte für die Opfer des Bombenangriffs geschliffen hat. Jetzt liegt die Pressemeldung vor, die wir unkommentiert hier dokumentieren.

Sehr geehrter Herr Wallasch, anbei sende ich Ihnen die heute verschickte PM zu diesem Thema.

Mit freundlichen Grüßen Redakteur Contentmanagement/CVD

Erinnerungsort Altmarkt

Umgestaltung im Zuge der Sanierung des Platzes

Die Erinnerungsstelle auf dem Altmarkt markiert bis heute den Ort der Verbrennung von Toten der Luftangriffe auf Dresden und erhielt durch verschiedene Ergänzungen eine adäquate Aufwertung. Aus Anlass der Bombardierung im Februar 1945 erinnern die Dresdnerinnen und Dresdner jedes Jahr am 13. Februar an die Opfer von Nationalsozialismus und Krieg, Hass und Zerstörung. Im Zuge der planmäßigen Bauarbeiten auf dem Altmarkt wurde eine Inschrift auf dem Bauwerk der Tiefgarage entfernt, die zum Erinnerungsort gehört. Das wurde vorab nicht kommuniziert und sorgte so berechtigterweise für viele Fragen in der Bevölkerung dazu.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert:

„Die Kritik in dieser Angelegenheit ist berechtigt, da wir aus kommunikativer Sicht äußerst unglücklich agiert haben. Bei Veränderungen an einem so sensiblen Erinnerungsort ist eine proaktive Kommunikation dringend erforderlich. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir durch unser gesellschaftliches Engagement immer wieder unterstrichen, wie wichtig uns die Erinnerungskultur ist, da sie ein unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte unserer Stadt ist. Daher wäre in diesem Fall eine rechtzeitige Information über das geplante Vorgehen unerlässlich gewesen. Trotz aller Kritik bin ich den Bürgerinnen und Bürgern dankbar für ihr konstruktives Einmischen. Das verdeutlicht, wie bedeutend dieser Ort im Herzen unserer Stadt ist. Wir werden es jedoch nicht akzeptieren, dass dieser Anlass für Hetze und Verschwörungstheorien genutzt wird."

Im Rahmen des Umbaus des Altmarkts wurde bereits 2019 in Absprachen zwischen dem Amt für Stadtplanung und Mobilität, dem Amt für Kultur und Denkmalschutz, der AG 13. Februar und dem Amt für Wirtschaftsförderung entschieden, die Mahnmale zur Erinnerung umzugestalten. Ergebnis dieser Absprachen war, dass die Gravur in der Lehne der Sitzbank, die gleichzeitig Umfassung des Abgangs zur Tiefgarage ist, entfernt wird. Dies war Bestandteil des Bauvertrages für den Platz. Wiederholt war der Platz der Inschrift an einer Bank in die Kritik geraten, nicht würdig zu sein, weil Menschen vor dem Text sitzen. Außerdem gab es Beschädigungen und wiederholt Graffiti. 2020 war ergänzend zum Text an der Bank und dem Einlass im Boden eine Stele errichtet worden, die über den Ort informiert. Diese Stele wurde im Zuge der Bauarbeiten auf dem Platz 2023 beschädigt und nun erneuert. Abhängig von der Witterung wird sie bis spätestens nächste Woche auf dem Altmarkt wieder platziert.

Die Inschrift der neuen Stele lautet:

An dieser Stelle wurden von Ende Februar bis Anfang März 1945 die Leichen von 6.865 Menschen verbrannt. Ihre Asche wurde auf dem Heidefriedhof in einem Massengrab beigesetzt. Sie waren Opfer der Bombenangriffe auf Dresden vom 13. bis zum 15. Februar 1945, bei denen 25.000 Menschen ihr Leben verloren. Der Künstler Einhart Grotegut hat 2005 – zum 60. Jahrestag des Gedenkens – eine metallene Erinnerungsspur im Pflaster des Platzes eingebracht. Außerdem ist der Altmarkt durch ein „Mahndepot“ gekennzeichnet, das den Ort als Teil der Erinnerungsgeschichte des Zweiten Weltkrieges markiert. Seit 1945 ist der 13. Februar einer der wichtigsten Gedenktage in der Landeshauptstadt Dresden. Seitdem wurde der Gedenktag wiederholt politisch instrumentalisiert und umgedeutet. Am 13. Februar wird der Opfer der Bombardierung infolge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieges und der Millionen Toten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht.

Dresden ist sich der historischen Verantwortung für diese Menschheitsverbrechen bewusst. Dieses Gedenken mahnt dazu, den Frieden in Europa und weltweit zu erhalten und zu fördern. Neue Diskussionen über den Gedenkort auf dem Dresdner Altmarkt sind im sich zu konstituierenden Beirat für Erinnerungskulturen denkbar.

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