Ein Vorschlag für Restles Abschiedsrede

Georg Restle pöbelt sich dem Ende entgegen: Ein Gesinnungsjournalist sucht den Notausgang

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Hin zu einem besseren, attraktiveren und letztlich siegreichen Sozialismus.© Quelle: Youtube/ Monitor/ Schwarzer Kanal MDR, Montage: Wallasch

Georg Restle, Monitor-Moderator über hunderte von Sendungen hinweg, ist offenbar auf dem Absprung. Anders lässt es sich kaum erklären, in welcher Art und Weise sich Georg Restle zuletzt auf der Plattform X öffentlich geäußert hat.

Restle kommentierte das Weltgeschehen und das politische Geschehen in Deutschland auf eine Weise, die sich nicht mehr weiter eskalieren lässt. So kommuniziert jemand, der anschließend alle Brücken hinter sich abbrechen will:

„Shut up, Elon Musk! We don‘t want your fascism in Europe!“
(Halt die Klappe, Elon Musk! Wir wollen deinen Faschismus nicht in Europa!)

Man kann noch etliche weitere Kommentare von Georg Restle heranziehen, die dokumentieren, dass Restle einen Ausweg aus seiner Misere sucht. Vielleicht so, wie jemand seinen Partner übel beleidigt in der Hoffnung auf eine endgültige Trennung, weil derjenige nicht allein vom anderen loskommt.

So nennt Restle die Debatte um Vergewaltigungen ein „Vergewaltigungspalaver“. Moral und Ethik sind ihm vollständig abhandengekommen.

Dabei sah sich Restle selbst schon auf dem Gipfel der evolutionären Entwicklung der Demokratie und Meinungsfreiheit, im Besitz jener magischen Wahrheit, die jede Debatte überflüssig macht, das Ende der Demokratie im Paradies des Wissens, ganz nah am heiligen Gral.

Für Restle war in jeder Minute seines Wirkens Haltung wichtiger als Wahrhaftigkeit. Das ist seine stählerne Leitplanke. Einmal hatte er sogar versucht, in einem längeren schriftlichen Traktat eine Rechtfertigung für seine Form der Berichterstattung zu finden, kam aber über die Idee eines konstruktiven Journalismus nicht hinaus.

Georg Restle ist ein lupenreiner Gesinnungsjournalist. Er möchte sich einer Wahrheit nicht mühsam annähern, sondern sucht den bequemen Weg entlang einer sich in ihm längst verfestigten Ideologie. Und dabei verliert er immer mehr an berufsnotwendiger Distanz und Unvoreingenommenheit.

Man kann sogar den Eindruck haben, dass sich Georg Restle selbst nicht mehr hören und sehen mag. Gegenüber dem MDR hat Restle Anfang 2023 einen Satz gesagt, der das System Restle gut erklärt. Auf die Frage nach dem Rundfunkstaatsvertrag und einer dort verpflichtend festgelegten Ausgewogenheit befand der Monitor-Moderator:

„Wenn ich mir die Talkshows und auch die Magazine anschaue; wenn ich schaue, wer kommentiert in den Tagesthemen: Da muss ich sagen, ist das schon ziemlich ausgewogen, wenn man mal die AfD außen vorlässt. Aber das ist ein anderes Thema.“

Ausgewogen ist demnach, wenn jene Stimmen nicht mehr zu Wort kommen, die nicht der eigenen Haltung entsprechen, die widersprechen.

Georg Restle schimpft Elon Musk jetzt einen Faschisten. Und er klingt dabei schon wie auf seiner Abschiedstournee.

Am 30. Oktober 1989 hatte schon einmal ein Staatsfunk-Moderator Abschied von seinen Zuschauern genommen und ein letztes Mal demonstriert, was echter Gesinnungsjournalismus ist. So einen Abschied muss einer wie Georg Restle erst noch hinbekommen. Allerdings: Jenseits seines immer hysterischer werdenden Veitstanzes auf der Plattform X könnte das schwierig werden.

Ein Karl-Eduard von Schnitzler machte das im Herbst 1989 hingegen vorbildlich. Vergleichend, aber nicht gleichsetzend soll Schnitzlers Abschiedsrede hier als Anregung dienen. Georg Restle darf gern einzelne Satzpassagen kopieren, wenn er das Handtusch schmeißt. Seine letzten Zuschauer werden es ihm nicht mehr krummnehmen.

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Karl-Eduard von Schnitzler:

„Guten Abend, meine Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen. Diese Sendung heute wird nach fast 30 Jahren die kürzeste sein, nämlich die letzte.
Eben hat sich noch einmal im Vorspann der Bundesadler wie 1518 mal zuvor auf unsere Fernsehantennen gesetzt. Und statt der im Arrangement meines Genossen Martin Hartwich verfremdeten Vorspann-Melodie ‘Von der Maas bis an die Memel‘ wird dieser großdeutsche Anspruch nur noch auf Staatsakten und den Schulen der BRD und bei der Bundeswehrmacht erklingen. So ernst wie von Männern wie Weigel und Dregger und Damen wie Süssmuth und Wilms gemeint.

Will heißen: Der Revanchismus bleibt uns erhalten. Der Klassenkampf geht weiter. Also auch die aktuelle streitbare Polemik.

Der Sozialismus auf deutschem Boden, die Deutsche Demokratische Republik sie sollen beseitigt werden. Deshalb ist das Vordringliche, Erstrangige, Wichtigste der Frieden, die friedliche Koexistenz und die Erneuerung und Kontinuität unseres Vaterlandes, des ersten deutschen Friedensstaates.

Kontinuität. (und) das in Gründung, Existenz und Leistungen unserer Republik in wenigen Jahrzehnten. Früher sagte man für 40 Jahre: ein Menschenalter plus zehn Jahre.
In einem guten Menschenalter also haben wir soziale und politische Ergebnisse erarbeitet und erkämpft wie noch kein deutscher Staat zuvor. Auf Neuland wohlgemerkt. Also auch mit Irrtümern und Fehlern. Die jedoch unsere Erfolge nicht ungeschehen machen, nicht verblassen lassen dürfen.

Erneuerung, das bedeutet nicht zurück, sondern vorwärts zu einem besseren, attraktiveren, noch mehr erlebbaren und letztlich siegreichen Sozialismus. Dem muss unsere ganze Kraft gelten. Nichts darf uns dabei behindern, nichts die Politik der Wende beeinträchtigen.

Zu viel Gereimtes und Ungereimtes, Geglücktes und Missglücktes, Richtiges und Falsches müssen in Wort und Tat, im freimütigen Dialog und in unverzüglichem gemeinsamen Handeln ausgewogen werden.

Das erfordert Maß und Geduld, Gründlichkeit und Ehrlichkeit, Eingeständnis und Standhaftigkeit und viel Vernunft. Die verständlichen Emotionen unter Kontrolle hält.
Mein Feld ist die Außenpolitik im Allgemeinen, die ideologische Klassenauseinandersetzung, Sozialismus, Kapitalismus am Beispiel des Fernsehens der BRD im Besonderen.
Einige mögen jubeln, wenn ich diese Fernseharbeit nun auf andere Weise fortsetze. Nicht, dass ich etwas zu bereuen hätte. Der Umgang mit der oft unbequemen Wahrheit ist schwer, aber er befriedigt.

In meiner Lebensbeschreibung steht der Satz: Für oder gegen den Menschen, für seine Freiheit, sein Recht, sein Leben oder gegen sie. Das ist das Kriterium für mein Freund und Feindbild.

Aber an anderer Stelle steht auch: Wenn das Sein das Bewusstsein bestimmt, dürfen wir nicht die Umkehrung zulassen. Das Sein verstimmt das Bewusstsein. Es bedarf also der Kunst, das Richtige richtig und schnell und glaubhaft zu machen.

In diesem Sinne werde ich meine Arbeit als Kommunist und Journalist für die einzige Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus fortsetzen als Waffe im Klassenkampf zur Förderung und Verteidigung meines sozialistischen Vaterlandes.

Und in diesem Sinne meine Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen, auf Wiederschauen!“


Die letzte Sendung in Bild und Ton

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare