Der NDR scheut sich hier nicht, sich lustig zu machen über den Anspruch des Geburtshauses, mit „Zurückhaltung, Achtsamkeit und Demut“ das werdende Leben begrüßen zu wollen. Das könne ja laut NDR gar nicht stimmen, eine Frau sei ja abgewiesen worden.
Wer Schwangere, die sich gegen eine Corona-Impfung entschieden haben, überreden will, es doch zu tun, der übernimmt große Verantwortung. Die Bundesregierung hat das mit Impfkampagnen speziell für diese Zielgruppe getan.
Ihre Unterstützung zählt
Auch Hebammen geben Impfempfehlungen ab. Dann jedenfalls, wenn sie der Überzeugung sind, dass die Corona-Impfung Mutter und Kind davor schützt, schwer zu erkranken. Von Frühgeburten im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion ist die Rede und sogar von Fehlgeburten.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) will zudem studienbasiert herausgefunden haben, dass SARS-CoV-2-infizierte schwangere Frauen häufiger Komplikationen erleiden als Nicht-Schwangere.
Eine Übertragung der Antikörper der Mutter über die Plazenta auf das ungeborene Kind wurde nachgewiesen. Die Stiko kann aber nicht sicher sagen, ob mit der Impfung der Mutter auch ein relevanter Schutz für das Neugeborene erzielt werden kann.
Das es noch gar keine Zulassung für Kinder unter fünf Jahren gibt, scheint hier offensichtlich keine Rolle zu spielen.
Tatsächlich beunruhigt viele Schwangere eine mögliche negative Wirkung der mRNA-Impfstoffe auf ihr Ungeborenes. Schwangere sind immer noch häufiger ungeimpft als nicht schwangere Frauen.
Der Südwestrundfunk (SWR) schrieb Ende 2021, dass immer mehr Schwangere in Kliniken abgewiesen werden müssen, weil so viele Ungeimpfte infiziert seien. Das allerdings auch geimpfte Schwangere Corona bekommen und dann ebenfalls entsprechend zeit- und personalaufwendig isoliert werden, sagt der Sender nicht. Stattdessen zitierte der SWR Hebammen am Klinikum Esslingen, die sich wünschen „dass sich alle Schwangeren impfen lassen - damit Babys bald wieder unbeschwert zu Welt kommen können.“
Sechs Hebammen sind im Göttinger Geburtshaus tätig, dass jetzt in die Schlagzeilen geriet. Freundlich lächeln sie den Besuchern auf ihrer Webseite entgegen. Und diese Hebammen sollen auf einmal böse Frauen sein, die geimpfte Schwangere vor der Tür stehen lassen? Wir bitten um einen Rückruf.
Zunächst einmal - das kann man einem Bericht des NDR entnehmen - ist die Schwangere, die den Stein ins Rollen brachte, aber gar nicht abgewiesen worden. Sie sei um die Abgabe einer Blutprobe gebeten worden, um das Risiko einer Thrombose im Zusammenhang mit der Impfung auszuschließen, so erzählt es jedenfalls die Betroffene. Die Hebammen wollten angeblich den Gerinnungsfaktor ermitteln, die werdende Mutter hatte sich als nicht geimpft aufnehmen lassen und später berichtet, dass sie sich nun doch habe impfen lassen.
Der NDR befragt dazu Fachärzte, die darauf hinweisen, dass die Gefahr einer Thrombose bei Schwangerschaften generell erhöht wäre. Und dann erzählt die werdende Mutter noch, dass auch die Hygienemaßnahmen im Geburtshaus nicht eingehalten wurden, dass Personal hätte teilweise keine Masken getragen.
Und „auch so Bücher“ hätten im Geburtshaus in Göttingen rumgestanden. Komische Bücher mit einer „parallelen Corona-Erzählung“. Es ginge da um eine „alternative Wahrheit“, erzählt die Frau, das sei ihr „komisch aufgestoßen“. Sie selbst wurde vom Geburtshaus Göttingen nicht wegen ihrer Impfung abgewiesen, sie entschied sich selbst, ihr Kind nicht mit Hilfe der Göttinger Hebammen zur Welt zu bringen.
Eine weitere Frau wurde vom Sender gefunden und berichtet, vom Geburtshaus wegen ihrer Impfung nicht aufgenommen worden zu sein. Das Geburtshaus Göttingen beantwortet keine Anfragen des NDR.
Aber kann eine Impfung die Geburt tatsächlich gefährden? Das ist doch die Kernfrage, um die es hier geht.
Der Sender äußert sich dazu merkwürdig verhalten: „Geburtskomplikationen die allein auf die Impfung zurückzuführen seien, könnten durch die aktuelle Studienlage nicht belegt werden, sagen Mediziner.“ Ein Satz, der wenig geeignet sein dürfte, Schwangeren vor einer Impfentscheidung eine Hilfestellung zu geben. Was meint beispielsweise „allein auf die Impfung“?
Ihre Unterstützung zählt
Und tatsächlich ist der Vorteil einer Impfung für Schwangere weiter umstritten vor allem deshalb, weil es keine ausreichenden Daten gibt. Aufschlussreich ist hier beispielsweise eine Infosendung im Format „Abenteuer leben“ auf Kabeleins, wo es mit Beginn der Impfungen gegen Corona Anfang 2021 noch über das Impfen von Schwangeren hieß:
„Doch nicht jeder kommt in Frage. Unter anderem Frauen, die ein Kind erwarten. Der Grund: Es liegen noch nicht genügend aussagekräftige Daten zur Corona-Impfung von Schwangeren vor.“
Claire-Ann Siegrist, Leiterin für Impffragen bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte Anfang 2021 zudem, dass Schwangere zunächst in klinischen Studien gar nicht berücksichtigt werden. Allerdings wären einige Frauen während der Studie schwanger geworden, diese Fälle hätte man sich dann genauer angeschaut, „um zu sehen, dass alles gut geht.“ Besser wären aber zusätzliche klinische Studien, welche die Unbedenklichkeit zeigen, so Siegrist.
Die WHO-Leiterin weiter: „Um guten Gewissens eine Impffreigabe auch für Schwangere zu geben, muss also weiter speziell auf diesem Gebiet geforscht werden. Wann genügend Daten vorliegen, ist (…) noch unklar.“ Bisher aber gebe es keinen Hinweis, dass die Impfung eine Gefahr für werdende Mütter darstellt.
Aber woher sollten diese Hinweise auch kommen ohne aussagekräftige Studie?
Was man schon Ende Juni 2020 wusste ist, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems in Pandemien zu einem Anstieg der Zahl von Frauen und Neugeborenen führen kann, „die während Schwangerschaft und Entbindung sowie danach Komplikationen erleiden oder sterben.“ Wohlgemerkt unabhängig von einem Infektionsgeschehen!
Erstaunlich bleibt weiterhin die Geschwindigkeit einer Impfempfehlung für Schwangere durch die Ständige Impfkommission (Stiko). Denn der Zeitraum vom Beginn der Impfungen bis zur Impfempfehlung erscheint mehr als knapp, bedenkt man, dass die Leiterin für Impffragen bei der WHO extra darauf hingewiesen hatte, dass Schwangere zunächst nicht an Studien teilnahmen. Und das auf diesem Gebiet noch speziell geforscht werden müsse.
Zugespitzt könnte man sagen, die Stiko entschied hier schneller, als eine Frau ein Kind bekommen kann.
Die Ständige Impfkommission gab am 23. September 2021,- also keine neun Monate nach Beginn einzelner Studien an Schwangeren - ihre Impfempfehlung ab. Dort heißt es unter anderem: „Die Impfung erzeugt in gleichem Maße bei Schwangeren wie bei Nicht-Schwangeren eine sehr gute Schutzwirkung vor Infektion und schweren COVID-19-Verläufen.“
Und um diese Empfehlung zu unterstützen, nimmt die Regierung viel Geld in die Hand und lässt Werbespots drehen mit – kein Witz - geläuterten ungeimpften Schwangeren, die sich doch noch für eine Impfung entschieden haben. Gesucht wurden schwangere Impfskeptikerinnen (20-40) als Laiendarsteller, „die sich dann doch haben impfen lassen für Werbespot (1.400 EUR).“
Interessant ist in diesem Zusammenhang noch eine Stellungnahme des Robert Koch-Instituts (RKI), die vom als Faktenchecker auftretenden privaten Portal Correctiv.org veröffentlicht wurde. Da nämlich hat man im Sinne einer Impfkampagne tief in die Trickkiste gegriffen. Das RKI schreibt:
„Im ersten Drittel der Schwangerschaft sollten nur dringend indizierte Impfungen durchgeführt werden, um zu verhindern, dass die in der Frühschwangerschaft häufigen Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Zusammenhang gebracht werden und so im Einzelfall für die Betroffenen zu einer besonderen psychischen Belastung werden.“
Das muss man sich mehrfach vorlesen: Eine Impfempfehlung in den ersten Schwangerschaftsmonaten wird nicht ausgesprochen, weil Frauen in diesen Monaten grundsätzlich eine bestimmte Anzahl an Fehlgeburten hätten. Und Geimpfte könnten hier einen Zusammenhang mit der Impfung vermuten? Und dieser falsch gedachte Zusammenhang könne die psychische Belastung nach der Fehlgeburt erhöhen?
Angesichts solcher manipulativen nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden Empfehlungen des RKI, bleibt man sprachlos zurück.
Erstaunlich ist die Wucht der medialen Berichterstattung zum Göttinger Geburtshaus. Konkret kann hier allerdings nicht einmal gesagt werden, ob tatsächlich Geimpfte abgewiesen wurden. Unstrittig dürfte sein, dass diese Hebammen aus Göttingen kritisch auf Impfungen schauen. Aber darf, nein, muss das nicht sogar jede Frau von jeder guten Hebamme erwarten dürfen?
Das Geburtshaus in Göttingen hat schon fast 1.300 gesunde Babys auf die Welt geholfen. Und weit mehr als 10.000 Frauen und Männer haben geburtsbegleitende Kurse besucht. Das Geburtshaus Göttingen hat als eines der ersten in Deutschland ein Qualitätsmanagement eingeführt.
Ein exklusives Interview mit der Leiterin des Geburtshauses Göttingen wird hier im Laufe des Tages nachgereicht.
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung