Die Fluglinie gab im Rahmen einer Entschuldigung die Zahlen der an ihrer Weiterreise gehinderten Passagiere bekannt: Rund 120 orthodoxen Juden wurde der Weiterflug von Frankfurt nach Budapest verweigert.
Mal unabhängig von der Durchsetzung irgendwelcher anderswo längst anachronistischer privater Maskenverordnungen: Was für ein Signal in die Welt ist das eigentlich, wenn irgendwo in Deutschland wieder Juden separiert werden?
Das Unternehmen erklärte: „Lufthansa entschuldigt sich ausdrücklich bei den Gästen. Die Ereignisse stehen nicht im Einklang mit unseren Werten.“ Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker forderte die Führungsspitze der Lufthansa auf, klar Stellung zu beziehen.
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Die Separierung von Juden im Zusammenhang mit einer Flugreise erinnert übrigens fatal an die Flugzeug-Entführung von Entebbe, als 1976 israelische Spezialkräfte über hundert Geiseln befreiten. Bei der Entführung der Maschine der Air France wurden jüdische von nichtjüdischen Geiseln getrennt. Unter den Entführern waren zwei palästinensische und zwei deutsche Terroristen der revolutionären Zelle. Einer der bei der Befreiung erschossenen deutschen Terroristen war zeitweilig Teil der Frankfurter linksextremistischen Szene. Der spätere Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) bezeichnete die „Selektion“ von Entebbe später als eine Art Weckruf:
„Wir erkannten allmählich, dass diejenigen, die mit der Abkehr von der Elterngeneration als Antifaschisten begonnen hatten, bei den Taten und der Sprache des Nationalsozialismus gelandet waren.“
Über vierzig Jahre später, wir bleiben in Frankfurt: Aus New York kommende orthodoxe Juden werden auf dem Frankfurter Flughafen festgehalten.
Original-Video: Passengers paged by name to board Lufthansa 1334
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Ihnen wird als Gruppe der Weiterflug verwehrt. Einige Orthodoxe hatten sich der privaten Maskenpflicht der Lufthansa verweigert. Bis zu diesem Punkt wäre nach Hausrecht und auf der Suche nach einer Lösung eine zunächst abweisende Reaktion des Unternehmens möglicherweise diskutabel gewesen.
Dann allerdings soll das Unternehmen damit begonnen haben, orthodoxe Juden pauschal selektiert und an der Weiterreise gehindert zu haben – lediglich aufgrund ihrer äußeren Erscheinung. Also eine Art Sippenhaft?
Laut Bildzeitung begründete Lufthansa die Verweigerung des Boardings für alle jüdischen Passagiere des Fluges LH 1334 damit, dass einige jüdische Passagiere auf dem vorangegangenen Flug von New York nach Frankfurt keine Maske getragen hätten. So berichtete es einer der Betroffenen, der auch in den die Vorfälle dokumentierenden Videos zu sehen ist.
Orthodoxe Juden werden in Frankfurt mittels einer Art Kontaktschuldquarantäne selektiert, während solche nicht als Juden erkennbare, aus New York kommende Passagiere problemlos weiterfliegen durften.
In einer späteren Mitteilung bedauert Lufthansa die Kollektivstrafe. Das Unternehmen bekundet, mit jedem der Betroffenen in Kontakt treten zu wollen, um sich zu entschuldigen „und offen zu diskutieren, wie wir unsere Abläufe in solchen Situationen verbessern können“.
Der Frankfurter Flughafen handhabt es übrigens anders als die Lufthansa. Dort heißt es:
„Seit dem 2. April 2022 gilt in den Terminals am Flughafen Frankfurt keine Maskentragepflicht mehr. Grundlage hierfür ist die geänderte Corona-Schutzverordnung des Landes Hessen. Trotz des Wegfalls der Tragepflicht weisen wir auf die Eigenverantwortung von Fluggästen sowie Besucherinnen und Besuchern des Airports hin und empfehlen weiterhin eine Maske zu tragen.“
Die Lufthansa besteht weiter auf das Tragen von Masken. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie das Unternehmen mitteilt: „Ausgenommen von der Verpflichtung sind lediglich Kinder unter sechs Jahren und Personen, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen dürfen.“
Weit mehr als einhundert orthodoxe Juden, die von New York kommend auf ihrer Reise nach Budapest in Frankfurt Zwischenstopp einlegen mussten, haben jetzt einmal live einen Eindruck davon gewonnen, was passiert, wenn Deutsche Regeln einhalten und bereit sind, diese durchzusetzen. Corona-Maßnahmen, die von der hessischen Landesregierung längst nicht mehr aufrechterhalten werden.
Und zum Schluss dann noch eine aktuelle Meldung, die dieses mehr als abstoßende deutschbürokratische Theater noch weiter ad absurdum führt: Die zuständigen EU-Behörden haben jetzt beschlossen, im Flugzeug die Masken fallen zu lassen. Das bedeutet zum einen, dass sich die Lufthansa mit dieser Maskerade bisher hinter EU-Recht verstecken konnte. Und zum anderen, dass diese Kasperade nun zu Ende und wirklich keine Ausreden mehr möglich sind.
Weitere Videos zeigen die Situation auf:
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Kommentar von Detlev Heil-Wulf
Das Unternehmen erklärte: „Lufthansa entschuldigt sich ausdrücklich bei den Gästen. Die Ereignisse stehen nicht im Einklang mit unseren Werten.“
Ja, wenn dieses Benehmen tatsächlich nicht im Einklang mit den Werten der Lufthansa steht, dann muß die Lufthansa sich schon fragen lassen, wie es 1. dann überhaupt dazu kommen konnte, 2. wie die Lufthansa mit den Verantwortlichen Bediensteten weiter verfährt und 3. wie man gedenkt, einen möglichen Wiederholungsfall zu vermeiden.
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Kommentar von Arno Nühm
Wenn jemand gerechtfertigte Kritik an Israel äußert, schreien die Medien sofort Antisemitismus.
Wenn jemand tatsächlich alle orthodoxen Juden ausgrenzt und damit ganz offensichtlich antisemitisch handelt, ist es den Medien egal, es ging ja um Covid-1984, da muss man alles andere vergessen.
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Kommentar von Bertram Axmann
Ich empfinde das Handeln der Lufthansa in diesem Fall als unerträglich. Und damit muss ich noch nicht einmal soweit gehen, dass ich die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber den jüdischen Gläubigen bemühe.
Nein, so etwas darf niemals geschehen! Es ist unanständig und unprofessionell. Ich kann nur sehr hoffen, dass sich die Airline einer internen ‚Radikalkur‘ unterzieht und sich sehr kritisch selbst reflektiert.
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Kommentar von A. Rolfs
„Wir erkannten allmählich, dass diejenigen, die mit der Abkehr von der Elterngeneration als Antifaschisten begonnen hatten, bei den Taten und der Sprache des Nationalsozialismus gelandet waren.“
Aktuell, wie eh und je.
Zur Maskenkasperei verbietet sich jeder Kommentar. Hat aber vielleicht auch etwas mit obiger Aussage zu tun.