Journalist Philippe Debionne via X

Essen, die AfD und Straßenmilizen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 10)

„Demonstranten hier meinen, dass sie als Straßenmiliz Ausweise kontrollieren dürfen"© Quelle: Philippe Debionne

Was heute in Essen zum Parteitag der AfD passiert, geschieht nicht zum ersten Mal im Umfeld von AfD-Veranstaltungen. Neu daran ist, dass ein Bündnis von CDU bis Linkspartei diesen Terror linksextremistischer Übergriffe nicht nur billigt, sondern dazu auffordert bzw. diese sogar organisiert hat.

Die sozialen Medien überschlagen sich während die etablierten noch daran arbeiten, eine AfD-feindliche Formulierung für die Übergriffe gegen die AfD-Abgeordneten zu formulieren.

Der als Berlin-Korrespondent für den Nordkurier und die Schwäbische Zeitung tätige Journalist Philippe Debionne meldete sich heute via X, was ihm heute in Essen beim Versuch, zu berichten, widerfahren ist. Mit seiner Erlaubnis veröffentlichen wir seinen X-Kommentar:


"Demonstranten hier meinen, dass sie als Straßenmiliz Ausweise kontrollieren dürfen"

Bin in Essen. Die Stimmung hier ist - erwartungsgemäß - recht angespannt. AfD-ler auf dem Weg zur Grugahalle sind teils massiv angegangen worden und mussten sich unter Polizeischutz etwa in Backshops verschanzen.

Und es ist zudem bemerkenswert, mit welcher Selbstgerechtigkeit die Demonstranten hier und heute auftreten und meinen, dass sie als Straßenmiliz Ausweise kontrollieren und auch mit Hilfe unverhohlener Drohungen darüber entscheiden dürfen, welcher Journalist arbeiten darf und welcher nicht, das ist schon arg daneben.

Das hat mit Demokratieverständnis nichts mehr zu tun.

Ein Presseausweis ist: Ein Dokument, das mich als Pressevertreter gegenüber Behörden bzw. Behördenvertretern wie etwa Polizisten ausweist, damit mich die jeweiligen Behördenvertreter nicht an meiner Arbeit hindern.

Ein Presseausweis ist NICHT: Ein Dokument, dass ich jedem dahergelaufenen Aktivisten/ Demonstranten/Straßenmilizionär zeigen muss, um arbeiten und mich frei bewegen zu dürfen.

Davon ab: Niemand außer mir entscheidet, ob und wann und wie und worüber ich berichte. Kein Demonstrant, kein Polizist, kein Politiker, kein Mob, kein Nazi, kein Linksfaschist. Niemand. Außer mir.

Auf dem weiteren Weg zur Halle wurde ich viele Male angesprochen/aufgehalten. Mir wurde erklärt, ich sei ein getarnter AfD-Abgeordneter, da ich ein blaues Hemd anhabe, mir wurde gesagt, ich sei kein Journalist, weil ich keine Kamera dabei habe, und außerdem sei ich vermutlich eh ,ein Lügner'. (Als ich den Mann, der mein blaues Hemd als Beweis für meine AfD-Mitgliedschaft einordnete, im Gegenzug fragte, weshalb er ein weißes Shirt anhabe und ob das nicht rassistisch sei, hat er mich übrigens nur verständnislos angeschaut, aber das nur am Rande).

An der letzten Straßenblockade wollte man dann sogar meine Tattoos kontrollieren (!) und mir wurde schließlich von einer Wortführerin noch erklärt, dass man schließlich auch nicht wissen könne, ob ,Du für uns oder gegen uns schreibst'. Also könne ich leider nicht durchgelassen werden.

Der Fairness halber sei gesagt, dass es auch einige wenige vernünftige Menschen bei den Demonstranten gab (die ich allerdings fast eine Stunde suchen musste) und wie's halt immer so ist, am Ende findet man als Journalist auch immer einen Weg.

Auch wenn das vielen der aufgeregten Demonstranten hier in Essen offenbar nicht passt.😉"

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