Interview mit Michael Ballweg

Es geht schon wieder los: Querdenken demonstriert am 3. August in Berlin

von Alexander Wallasch (Kommentare: 4)

2020 war der Regenbogen noch gegen das Corona-Regime© Quelle: Gregor Leip

Viele die dabei waren, schwärmen bis heute von den großen Ballweg/Querdenken-Demonstrationen gegen das Corona-Regime im August 2020. Hier fanden Irritierte aber auch Verzweifelte Halt und holten sich Energie für die drei folgenden Jahre der Diffamierung, der Ausgrenzung und Diskreditierung.

Funktioniert das? Sex mit dem oder der Ex? Jedenfalls organisiert Michael Ballweg vier Jahre nach seinem gigantischen Erfolg mit seinen Querdenken-Demonstrationen erneut eine große Zusammenkunft „für Frieden und Freiheit“. Dieses Mal in der Berliner Hofjägerallee am großen Stern. Dazwischen lagen bittere Erfahrungen inklusive neun Monate Haft für Ballweg.

Im Interview: Querdenken-Gründer Michael Ballweg:

Sie planen wieder eine große Demonstration am 3. August 2024 in Berlin auf der Straße des 17. Juni. Das ist nur noch wenige Tage hin. Machen Sie sich keine Sorgen, dass Sie am Ende alleine dastehen?

Ich habe eine ganz gegenteilige Wahrnehmung. Es läuft gerade eine wunderbare Mobilisierung. Es fahren auch schon wieder Busse, wo die Leute sich dezentral organisieren. Und es gibt auch ganz viele Menschen, die zu den Demos aufrufen. Da gibt's noch einen großen Stau. Aber unser Social Media Team arbeitet das Stück für Stück ab. Also es ist wirklich eine riesige Mobilisierung. Und es gibt ja auch ganz viele Themen, für die man auf die Straße gehen kann.

Auf den großen Querdenken-Demonstrationen August 2020 gab es einen klaren Gegner und etwas für das sie eingetreten sind. Ich habe vier Jahre später den Eindruck, dass es sehr viel mehr einzelne Feindbilder gibt, dass sich der Adressat des Protestes deutlich diffuser darstellt als noch 2020. Ich würde jetzt nicht sagen, es gab einen Feind 2020. Sondern das Regime hat sich offenbart, wie es ist, und das existiert ja nach wie vor. Wir sind ja weiterhin eine Grundrechte-Bewegung. Querdenken ist ja eine Bürgerbewegung für die Grundrechte und für die Menschenrechte.

Und das hat vor 2020 schon angefangen. Da war es mir eben nicht bewusst, oder ich hatte es nicht erlebt. Beziehungsweise wenn man in diesem Mainstream-Tunnel ist, dann bekommt man nichts davon mit. Das sieht man aktuell schön an den RKI-Files oder generell, wie die Aufarbeitung der Corona-Zeit abläuft.

Aber in Wirklichkeit geht es um die große Finanzkrise und um die vierte industrielle Revolution, in der die Gesellschaft umgebaut werden soll. Und das zeigt sich jetzt in vielen Themen. Wer 1984 gelesen hat, der weiß, dass Kriege nur dazu da sind, Produktivmittel zu vernichten, um die Bevölkerung davon abzuhalten, noch bewusster zu werden und dass die Menschen nicht merken, dass Freiheit auch anders funktionieren kann, beziehungsweise, dass man keine Regierung braucht, die einem sagt, wie man sein Leben zu gestalten hat.

Um da jetzt den Bogen zu spannen. Das Thema Frieden ist natürlich ein ganz wichtiges Thema. Die Freiheits- und Grundrechte sind nach wie vor massiv beschränkt, so stark, dass jetzt das erste Presseorgan verboten wurde, und dann haben wir nach wie vor die Aufarbeitung der Corona-Zeit.

Ich habe mich im Gefängnis viel damit beschäftigt, wie Freiheitsbewegungen funktionieren und welche Freiheitsbewegungen eigentlich erfolgreich waren. Da habe ich im Gefängnis nur eine gefunden und das war die Charta 77. Das war Václav Havel in der Tschechoslowakei, die haben Parallelgesellschaften aufgebaut und dem bestehenden System einfach ihre Energie entzogen, nicht mehr mitgemacht.

Das ist auch, was wir jetzt gerade erleben. Deshalb wird ein großer Teil des Programms auch darin bestehen, konkrete Parallelangebote zu machen, wie man aus dem System aussteigen oder im bestehenden System einfach nicht mehr mitmachen muss. Das haben wir ja gelernt bei Corona. Wir waren bei diesen wahnsinnigen Corona-Maßnahmen nicht mehr mit dabei, und jetzt geht es darum, dass weiterzuführen. So wäre etwa die digitale Zentralbank-Währung das nächste Thema ...

Aber Sie wären jetzt auch nicht überrascht, wenn jemand sagt, er sei 2020 bei einer großen Anti-Corona-Maßnahmen-Demo gewesen. Ich hatte den Eindruck, dass das auch für die meisten Leute so war und von Querdenken auch so gelabelt wurde ...

Ich lese auf Demoplakaten immer viel Kritik gegen die Leitmedien. Natürlich auch zum Thema Corona. Aber es gab auch viel Regierungskritik im Sinne von: Ich bin kein Untertan. Und deshalb wurde die Querdenken-Bewegung von der Regierung auch so angegriffen. Es war eine bunte Mischung von Hippies bis hin zu Bürgerlichen, Linken und Menschen mit anarchistischem Hintergrund, also von Leuten, die herrschaftsfrei leben wollen. Aber natürlich bin ich nicht böse, wenn jemand sagt: Mein Startpunkt – und das war ja auch mein Startpunkt – waren die Corona-Maßnahmen, auf die ich reagiert habe und aktiv geworden bin.

Aber man merkt halt ganz schnell, wenn man dann hinter das Ganze schaut, dass es um etwas Größeres ging und geht. Corona ist nur das Symptom. Und das haben ganz viele Menschen verstanden an diesem Punkt, weil einfach das System oder die Regierung auch so irrational gehandelt hat.

Es gibt viele Menschen, die besorgt sind und nicht einverstanden sind mit etwas, was die Regierung macht. Und dann wäre ja die richtige Reaktion einer Regierung, der es wirklich um die Menschen geht, ein Dialog. Aber was passiert ist, waren Polizeigewalt, Beschimpfung, und mentale Zerstörung.

Kurz gefragt, warum tun Sie sich das alles noch an? Wo soll für Sie die Steigerung noch herkommen?

Tatsächlich ist meine Motivation diejenige, dass wir Veränderungen begleiten. So eine große Demonstration – da schreiben mir heute noch die Leute, wie viel Energie ihnen das damals gab und dass sie wussten, dass sie nicht alleine sind.

Aber natürlich haben diese Zersetzungsmaßnahmen, die von der staatlichen Seite eingeleitet werden, Wirkung gezeigt. Viele Menschen sind auch bis ans Existenzminimum ruiniert worden. Das geht ja nicht nur mir so, sondern es gibt ja ganz viele Ärzte, aber auch ganz viele Aktivisten, die mit Gerichtsprozessen überzogen werden, die mit einer Hausdurchsuchung belohnt wurden und so weiter.

Und die Demonstration soll ein Energieanker sein, wo die Menschen sich wieder Kraft holen können für die nächsten Jahre. Es kommen große Aufgaben auf uns zu. Und dafür muss man in seiner eigenen Mitte sein. Dafür muss man mutig sein. Und dazu braucht man gute Energie.

Und diese gute Energie gibt es auf der Demo. Dort kann man viele tolle Menschen kennenlernen, die ähnlich denken, und kann sich austauschen und kann sich vernetzen. Man darf das bitte nicht vergessen: Wir haben 2020 angefangen. Ich treffe jetzt noch Leute, die sagen, sie waren erst Ende 2021 das erste Mal auf einer Demo. Die haben davon gar nichts mitbekommen. Die saßen daheim und haben gedacht, es gäbe einfach niemanden, der sich gegen diesen Wahnsinn zur Wehr setzt.

Schon 2020 konnte man sich während der Demo fragen, warum ist denn das so breit gefächert? Warum wirkt das so zerrissen? Nachher hatte es sich als Erfolgsrezept herausgestellt ...

Das sind einfach Individualisten und Menschen, die ihr Leben frei gestalten möchten. Hier könnte man jetzt über den Freiheitsbegriff sprechen. Es gibt natürlich ganz viele unterschiedliche Lebensmodelle. Aber alle eint der Wunsch nach einem Leben in Freiheit. Und deshalb ist es doch schön, dass alle diese Lebenskonzepte nebeneinander sein dürfen. Und das ist genau der Gegenentwurf zu dem, was die EU möchte. Die möchte nämlich alle gleich machen, und dann gibt nur noch ein Lebensmodell. Und dieses Lebensmodell heißt: Wir beugen uns dem Klimadiktat. Wir beugen uns dem Diktat der Zentralbankwährung. Und wir machen alles, was die Regierung sagt.

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Denen sage ich ganz einfach: Kommt und lernt und erfahrt alles darüber, welche Veränderungsangebote in den letzten vier Jahren entstanden sind, was bei euch in der Region dann läuft. Vernetzt euch, bringt eure Veränderungsangebote auch mit, stellt sie vor und holt euch gute Energie.

Und was erwartet die Interessierten direkt auf der Demo?

Wir haben um zwölf Uhr einen Aufzug, der startet in der Hardenbergstraße. Um 15:30 Uhr startet die Hauptkundgebung. Vorher gibt es wieder eine Meditation ab 15 Uhr. Und dann werden wir ein tolles Programm haben, wo auch wieder viele Künstler involviert sind, aber auch hochkarätige Redner, wer genau, werden wir vorher nicht veröffentlichen. Es soll nicht darum gehen, zu der Demo zu fahren, weil irgendjemand wichtiges auf der Bühne ist, sondern die Menschen sollen für sich nach Berlin.

Wie wollen Sie verhindern, dass das so eine Art Nostalgietreffen wird?

Ich kann schon mal versprechen, wir haben lauter Redner auf der Bühne, die noch nie bei Querdenken bei einer Großveranstaltung auf der Bühne waren. Also alleine von diesem Bühnenprogramm her wird's schon kein Nostalgietreffen. Die Themen haben sich ja auch geändert.

Nostalgie wird aber nicht verboten ...

Der Tod des Glücks ist der Vergleich. Und wäre genau das Gleiche erwartet wie 2020, der wird enttäuscht werden. (lacht) Nein, wir haben uns natürlich auch als Bewegung weiterentwickelt. Wir sind professioneller und organisierter geworden. Das zeigt sich auch darin, wie gut wir jetzt vernetzt sind.

Das ist ja der Unterschied zu 2020. Damals waren wir ein zusammengesprengter Haufen. Wir kannten uns noch gar nicht. Man wusste gar nicht, wer für was steht. Und inzwischen haben wir uns so gut vernetzt, dass wir auch super professionell zusammenarbeiten können. Und das zeigt sich dann auch in der Außenwirkung. Das ist auch die Idee, jetzt aus der Demo heraus die Menschen zu ermutigen zu sehen: Okay, Querdenken, schafft es!

Sie schaffen es trotz aller Spaltungsversuche und aller Zersetzungsmaßnahmen, die da von der anderen Seite durchgeführt werden. Durch diese Tiefs auch der Diffamierung zu gehen, sich davon nicht ablenken zu lassen und einfach für das einzustehen, was die Zielsetzung ist, nämlich in einer besseren und freieren Welt zu leben.

Und das sollen auch alle auf der Demo, die jetzt kommen – oder das wäre eine weitere Motivation – sich einfach mal anzuschauen, wie arbeiten denn andere zusammen und wie gehen die damit um? Wie lassen wir uns davon nicht irritieren?

Das hat mir tatsächlich auch während meiner Zeit im Gefängnis geholfen. Es gab ja immer auch diese Empörung innerhalb unserer Friedensbewegung. Und davon kann man sich ablenken lassen, oder man kann das einfach ignorieren. Ich bin ja immer derjenige gewesen, der die lauten Schreihälse ignoriert hat und eher die ruhigen Stimme anschlägt und eben in die Umsetzung bewegt.

Das große Love & Peace Festival Woodstock war in seiner Wiederholung ein Desaster ...

Wir können ja ein Festival nicht vergleichen mit einer politischen Demonstration. Natürlich weiß ich, dass Woodstock auch einen politischen Charakter hatte ...

Aber wenn eine moderne politische Demonstration Festival-Charakter hatte, dann doch wohl die vom 29. August 2020.

Es sind ja auch Festivals für den Frieden, für die Freiheit. Aber die Woodstock-Festivals hatten ja nicht diesen politischen Widerstand. Die wurden womöglich politisch noch gefördert irgendwie. Es geht doch darum, dass in der Realität, im Außen, in dem, was die Regierung tut, Dinge stattfinden, die sich gegenüber 2020 noch verschärft haben. Wir haben das ganze Kriegsthema, die Waffenlieferungen, wo Milliarden verpulvert werden. Wer hat gesagt: „Der beste Kaufmann ist der Krieg. Er macht aus Eisen Gold?“

Blackrock oder Anton Hofreiter?

(Lacht) Nein, das war Schiller. Und da steckt viel Wahrheit drin. Für mich gäbe es heute hundert Themen mehr, auf die Straße zu gehen als 2020.

Und ich glaube, das wird sich auch auf der Straße abbilden. Diese Dezentralität, die habe ich ja immer gefördert und gefordert, dass die Menschen in Eigenverantwortung gehen. Ich habe mal dreißig Bälle von der Bühne geworfen und habe gesagt, jeder, der einen Ball fängt, soll jetzt auch eine eigene Demo anmelden oder selbst aktiv werden. Da sind ganz viele Dinge daraus entstanden ...

Ich hätte jetzt gedacht, als die Bälle kamen, seien plötzlich alle Arme nach unten gefallen und die Bälle nur so über die Köpfe geflogen ...

(Lacht) Nein, die haben ganz viele Menschen gefangen, und tatsächlich auch das Team, das die Demonstration vor der JVA gemacht hat, danke auch dafür!

Die haben einen Ball gefangen und haben dann gesagt: Okay, jetzt ist die Zeit, jetzt wissen wir, warum wir den Ball gefangen haben. Jetzt fangen wir an, die Demos vor der JVA zu organisieren.

Danke für das Gespräch!

Links zur Demo

- https://querdenken-711.de/b0308-warum
- https://querdenken-711.de/b0308-anfahrt
- https://querdenken-711.de/b0308-ansprechpartner

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