Auch auf die Gefahr hin, dass Sie befürchten, der Wallasch ist jetzt endgültig senil oder sentimental geworden, möchte ich Ihnen von etwas Rührendem berichten, das ich auf Youtube entdeckt habe.
Einen Kanal mit Millionen von Zuschauern, die sich für eine Idee begeistern lassen, die so simpel ist, dass man zunächst gar nicht wahrhaben will, dass man mit ihr einen solchen durchschlagenden Erfolg erzielen kann.
Ein junger Mann, der sich „Brittocwb“ nennt, macht keine großen Worte, um was es geht. Die Beschreibung seines Youtube-Kanals ist denkbar kurz: „Conta oficial do Britto. Entregando presentes e ganhando sorrisos…” Übersetzt heißt das in etwa: „Offizieller Account von Britto. Geschenke ausliefern und ein Lächeln ernten …“
Und nichts anderes macht „Brittocwb“. Aber wie er es macht, ist offenbar entscheidend für den Erfolg des Kanals:
Meistens in belebten Fußgängerzonen streckt „Brittocwb“ Mädchen und Frauen die Ghetto-Faust entgegen, so wie man sie sonst Kumpels entgegenstreckt. Man erkennt zunächst die Überraschung und das Zögern der so unvermitteltl Angesprochenen. Aber viele entscheiden sich doch, eine sonst übliche Distanz zum Fremden zu überwinden und halten ihre Faust kumpelhaft dagegen.
Und sie werden belohnt. Denn die so angestupste Faust öffnet sich und eine verpackte Süßigkeit kommt als Geschenk zum Vorschein, die gern lächelnd entgegengenommen wird.
Ich finde diese kurzen stillen Momente der belohnten Kontaktaufnahme zauberhaft, auch deshalb, weil man das Ende von drei Jahren Corona-Regime wohl kaum besser abbilden könnte als hier:
Die zuerst vorsichtige Berührung, noch gelernt aus der Ellenbogen-, Faust- und Maskenzeit, dann die geöffnete Hand und der beherzte Zugriff zum Geschenk, begleitet vom Lächeln der vielen Beschenkten.
Als Youtube-Zuschauer kann man sich an den immer gleichen Szenen mit wechselnden Beschenkten kaum sattsehen. Und es gibt längst viele ähnliche Formate, beispielsweise der junge Mann, der in Einkaufspassagen anderen Bälle zuspielt und den Rückpass herausfordert. Auch hier der gleiche Effekt: Fast immer ist ein Lächeln die Belohnung.
Die zunächst oft sehr verbissen, in sich gekehrt und nachdenklich vorbei laufenen Menschen sind sehr gerne bereit, zu kommunizieren. Sie sind sogar erfreut. Was „Brittocwb“ da macht, ist kein Hexenwerk. Er versüßt ihnen den Alltag, bereitet anderen eine kleine Freude. Und seine Zuschauerzahlen beweisen eindrucksvoll, wie entspannend eine freundliche Geste und ein erwidertes Lächeln sein können.
Schauen Sie doch mal ein paar Minuten bei „Brittocwb“ vorbei oder probieren Sie es sogar selbst mal in Ihrer eigenen Fußgängerzone.
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Kommentare
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Kommentar von .TS.
@Herbert Priess: Die Ghettofaust ist mri auch fremd und zuwider.
Ansonsten: Man ist nie zu alt um sich zu ändern wenn man will, und einen Gefallen oder ein Geschenk macht man doch nicht um Anerkennung zu ernten sondern der Akt des achtenden Gebens ist bereits Erfüllung genug.
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Kommentar von Johann Thiel
Lieber Herr Wallasch, danke für diesen schönen Beitrag. Ihr in gewisser Weise unerschütterlicher Glaube an die Menschen ist schon ein wenig beneidenswert. Manches kann man eben nur mit dem Herzen sehen, Sentimentalität hin oder her. LG.
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Kommentar von Bernhard Rossi
"Das beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tage eine Freude machen könne."
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)
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Kommentar von Herbert Priess
Nette Idee aber nix für mich. Die Ghetto-Faust lehne ich ab, ich bin kein Gangmitglied, die Corona-Faust, weil ich kein Coronagläubiger war und bin. Die Geste an sich mag funktionieren aber sowie man näher verbal in Kontakt tritt ist der Zauber des Augenblicks meißt vorbei. Wobei ich nie etwas von mir völlig Fremden annehmen und schon gar nicht verzehren würde. Und nein, Freundlichkeit wird selten belohnt so wie früher mal mit einem "Danke schön" oder freundlichem Lächeln. Beispiel letzte Woche, ich mußte in den DHL Laden, ich sah eine Frau wollte raus also öffnete ich die Tür trat bei Seite und ließ sie passieren. Sie würdigte mich keines Blickes und wenn das noch nicht genug gewesen wäre wollte ich dann raus, eine Frau rein, wieder öffnete ich die Tür, trat bei Seite und ließ sie passieren. Die ignorierte mich völlig. Leise murmelte ich, ein Danke wäre nett gewesen aber heute wohl nicht mehr üblich. Spontane Freundlichkeit wird heute selten belohnt außer derjenige erwartet sich etwas davon, Dienstleistung, aber wenn hinter der Freundlichkeit keine Herzlichkeit steht, und das spührt man, wirkt sie aufgesetzt und unglaubwürdig und läßt mich widerum an der Ehrlichkeit desjenigen zweifeln. Ich fasse zusammen, Freundlichkeit, Herzlichkeit und Ehrlichkeit findet man immer seltener. Trotzdem, ich werde weiter freundlich sein, einfach weil es in mir ein gutes Gefühl erzeugt und ich zu Alt bin um mich nochmal zu ändern.
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Kommentar von Carl Peter
Es bringt einen immerhin auf den Gedanken: “Wenn es so einfach wäre.”
So einfach wie die meisten Körperbewegungen zwischenmenschlicher Kommunikation, wenn sie ohne Unterstützung von Apparaten, oder sonstiger Gängelei, haherkommen.
Aber schon denke ich viel zu viel darüber nach, weil mich die die letzten Jahre zu viele Mitmenschen mit ihren Corona-Gesten an unheilvolle Bilder erinnerten - kreuzbewehrte Armbinden fehlten zwar, aber sie schienen wieder “Allzeit Bereit”, als bedenkenlose Pfadfinder des Grauens.
Ansonsten halte ich es mit dem Dadaisten Walter Serner: “Es kommt für jeden mal das Basta, drum achte drauf, dass man dich grüßt.
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Kommentar von Marion
Weit vor Corona konnte man sehen, dass die Menschen den Kontakt zueinander verloren haben. In unseren Großraumbüros gehen die Kollegen grußlos an ihren Arbeitsplatz. Türen aufhalten für die Nachfolgenden war vorgestern.
Dabei mache ich täglich die Erfahrung, dass die Leute sehr erfreut reagieren, wenn man nett zu Ihnen ist, eine Tür aufhält, freundlich grüßt oder für einen Fußgänger anhält, damit dieser die Straße überqueren kann.
Probieren Sie es ruhig einmal
aus es wirkt.
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Kommentar von Johannes Schumann
@Peter Struwwel
Ich spiele ja Basketball und in der Szene war diese Ghetto-Faust bei allen genutzt. Mit Corona fing ich aber an, Gleichgesinnten aus der Szene normal die Hand zu geben.
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Kommentar von Alfonso Nöhren
In allen Medien, ob in den alternativen oder in Propagandamedien, überall gibt es nur Nachrichten über negative Ereignisse. Man könnte meinen, das Leben bestehe nur noch aus Weltuntergang.
Es wäre daher sehr schön, wenn wir in diesem Blog einmal pro Woche so eine nette, positive Storys, ähnlich wie diese, lesen könnten.
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Kommentar von peter struwwel
Was für ein Brimborium, welch ein Schnickschnack. Es ist und bleibt die Corona-Faust.
Darüber kann auch das sauberste BLENDaxlächeln nicht hinwegtäuschen. Dieser Stups,
so freundlich-harmlos-hygienisch er auch daherkommen mag, der hat seine Unschuld
- für mich endgültig - verloren. Schon zu Hochzeiten der unsäglichen, nicht durch das
Virus selbst notwendig gewordenen, Miesigkeiten habe ich mich diesem, mir nur albern
erscheinenden neumodernen Ritual verweigert, gleichzeitig konnte ich es mir aber nicht
verkneifen, demonstrativ die (igittigitt) offene Hand als Geste und Alternative zu zeigen.
Meine Beweggründe habe ich meist automatisch mitgeliefert.
Übrigens. Mir "muß" natürlich niemand die Hand geben, ein freundliches Lächeln tut es
ebenso gut - vielleicht sogar besser.
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Kommentar von Wolfgang Aust
Vor allem beweist es eines: Wie einfach doch der graue Spuk der politisch korrekten, woken und verbiesterten Gutmenschen zu brechen wäre.
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Kommentar von Alfonso Krautner
Wunderbar!
Die Welt ist doch nicht nur Klimakatastrophe und Ukrainekrieg und Habeck.