Aber sitzen sie wirklich in einem Boot? Sahra Wagenknecht nannte die Grünen zuletzt die gefährlichste Partei im Bundestag. Heute erscheint es durchaus vorstellbar, dass das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auch mit den Grünen koaliert, wenn es nur darum geht, nach der Macht zu greifen. Das Bündnis wird zu einer Art Ersatz-FDP, zu einem Zünglein an der Waage.
Bisher hat sich Sahra Wagenknecht noch nicht nachhaltig verbrannt. Noch trägt ihre Person die Begeisterung potentieller Wähler, die sich einen Wechsel wünschen. Diese Begeisterung hat allerdings etwas damit zu tun, dass Wagenknecht bestimmte zur Ampelpolitik kontroverse Positionen eingenommen hat wie beispielsweise eine kritische zur illegalen Massenzuwanderung.
Mittlerweile ist davon nur noch wenig zu hören. Wagenknechts Mitstreiterin Amira Mohamed Ali hatte sogar jüngst in einem Youtube-Interview erklärt, dass es mit dem BSW und ihr keine Abschiebungen geben werde. Das Bündnis sammelte seine Getreuen fast ausschließlich aus den Reihen der Linken ein. Hinzu kamen noch handverlesene Akquise-Gespräche von Wagenknecht selbst, die offenbar mal ihr Telefonbuch nach Prominenten durchgegangen ist.
Warum äußerte sich Frau Wagenknecht bisher nicht zum Angriff gegen Herrn Maaßen?
Auf ihrem Hauptmitteilungskanal via X ist nichts dazu zu lesen. Stattdessen teilt Sahra Wagenknecht ihre eigene Bundestagsrede von gestern und schreibt über „hohe Energiepreise“. Oder hat sie sich an anderer Stelle mit Hans-Georg Maaßen solidarisch erklärt?
Die Frankfurter Rundschau titelte heute: „Neue Parteien in Deutschland: Was Wagenknecht, Maaßen und Erdogan gemeinsam haben“.
Was angesichts des dröhnenden Schweigens von Sahra Wagenknecht auffällt, ist der Eindruck, sie glaube, alles perle an ihr ab. Sie sei die geschicktere Strippenzieherin. Das allerdings sagt auch etwas über die innere Aufstellung aus. Man darf sich nicht täuschen lassen: Sahra Wagenknecht ist nicht Gegnerin, sondern allenfalls das Enfant Terrible des Mainstreams, sie ist eine gute Bekannte des polit-medialen Komplexes.
Ihre Nicht-Haltung gegenüber den Angriffen eines politischen Verfassungsschutzes gegen ihren Mitbewerber Hans-Georg Maaßen ist ein klares Statement. Eines allerdings, dass die persönliche Vita von Frau Wagenknecht ausblendet. Denn als Teil der vom Verfassungsschutz beobachteten kommunistischen Plattform der Linken wurde Sahra Wagenknecht lange beobachtet.
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Der Spiegel meldete Anfang 2012:
„Von Sahra Wagenknecht bis Gesine Lötzsch: Mehr als ein Drittel der Linken-Abgeordneten wird nach SPIEGEL-Informationen vom Verfassungsschutz beobachtet, damit gibt es noch mehr Betroffene als bekannt. Die Bespitzelung kostet pro Jahr rund 400.000 Euro, Gregor Gysi nennt das Vorgehen ,ballaballa'.“
Von Wagenknecht in Richtung Maaßen kam bisher nicht einmal so ein solidarisches „Ballaballa“.
Aber noch etwas ist in dem Zusammenhang wichtig zu wissen: Der Verfassungsschutz darf grundsätzlich keine Einzelpersonen beobachten, sondern diese nur im Zusammenhang mit einer beobachtungswürdigen Partei, Gruppe oder Organisation observieren. So einer Organisation gehört Dr. Maaßen aber gar nicht an.
Nun hat der Gesetzgeber diese Beobachtung von Einzelpersonen zuletzt vor wenigen Jahren unter hohen Auflagen doch im Zusammenhang mit terroristischen Aktivitäten gebilligt. Aber auch das trifft logischerweise nicht auf Dr. Maaßen zu. Bleibt allenfalls noch die „Delegitimierung des Staates“. Ein Offenbarungseid der Bundesregierung, der Bundesinnenministerin und der Haldenwang-Behörde in dieser Reihenfolge.
Die bisher fehlende Solidaritätsadresse von Sahra Wagenknecht an den angegriffenen Hans-Georg Maaßen wird allerdings mutmaßlich bei potenziellen Wagenknecht-Wähler in ihre Wahlentscheidung einfließen. Aber noch etwas ist interessant: Auch von der AfD kommt zu den Angriffen gegen Dr. Maaßen kein Wort, kein Kommentar, keine Solidaritätsadresse. Das ist in hohem Maße irritierend.
Aber eine hochrangige Wortmeldung gibt es dann doch auf Nachfrage von Alexander-Wallasch.de: Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Braun, der sich gerade in Washington aufhält und aus der Ferne auf die Arbeit des Verfassungsschutzes gegen Hans-Georg Maaßen schaut, berichtet aus den USA, amerikanische Politiker und konservative engagierte Christen seien vollkommen irritiert darüber, dass in Deutschland, einem Land, das sie bisher für freiheitlich gehalten haben, dass dort die Opposition vom Inlandsgeheimdienst überwacht wird: „Die Überraschung darüber ist deshalb so groß, weil diese Überwachungen bisher auch von den US-amerikanischen Mainstream-Medien weitgehend verschwiegen werden.“
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Es wäre schön, wenn Politiker und Prominente öfter schweigen würden - dröhnend, oder nur so. Die Causa Maassen / Verfassungsschutz hat nichts mit ihr, ihrer Partei oder ihren prospektiven Wählern, und deren Interessen, zu tun. Wenn Politker nicht zu allem und jedem ihren Senf dazugeben würden, dann hätten zwar sogenannte Journalisten weniger Futter um es weiter zu verteilen und zu kommentieren, aber das nutzlose, mediale Grundrauschen wäre vielleicht leiser. In der Causa Maassen ist nur interessant, was er selbst in der Sache tut, und/oder Kommentare von Staatsrechtlern. Dabei könnte und sollte der Verfassungsschutz viel grundsätzlicher behandelt werden. Die Behörde schafft sich selbst Arbeit / Planstellen / Budgetmittel indem man " beobachtet und einschätzt, auch wenn ein begründeter Anfangsverdacht von den politischen Beamten selbst erfunden wird, und auch nach längerem Beobachten und Ermitteln dünn bleibt. Vielleicht sollte man die Behörde gesetzlich in engere Schranken weisen.
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Kommentar von Heinz Schattanek
Ich weiß nicht, ob sich Herr Maaßen so eine "Solidaritätsadresse" wünscht oder sie doch eher als Danaer-Geschenk betrachten würde. Aber von der Wagenknecht, ob nun als kommunistische Plattformerin oder als narzisstische Religionsstiftern, so ein Ansinnen zu erwarten, ist dann doch etwas naiv. Zumal ihre Ansichten zu XKeyscore oder Snowden mit denen von Hr. Maaßen sehr weit auseinander driften.
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Kommentar von .TS.
Dieser Fall ist der Prüfstein für die frischgebackenen Wagenknechter: Sind sie für die Freiheit der Bürger? Oder doch nur für mehr sozialistische Umverteilung nach selbem System?
Politiker die hingegen jetzt schon wiederholt für ihren Einsatz Anerkennung verdient haben:
Anderson, Baum, Braun, Breyer, Bystron, Luthe, Paul, Sichert.
Wem fällt dabei etwas auf?
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Kommentar von Karl Georg Lempenheimer
Nach dem Herumgereite: Ist es etwa Wagenknechts Pflicht, sich mit Maaßen zu „solidarisieren“ oder etwas zur Sache zu sagen? Zur Meinungsfreiheit gehört auch, dass man sich nicht zu allem äußern muss.
Geschehene Diffamierung auf einer Seite, lässt sich nicht mit solchen Diskreditierungsversuchen auf einer anderen heilen.
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Kommentar von Eugen Karl
Zwischen Frau Wagenknecht und Herrn Maaßen bestehen keinderlei Gemeinsamkeiten. Was soll sie also sagen? Maaßen ist nicht einmal ein politischer Konkurrent für sie, sondern ein politischer Gegner, der inhaltlich das Gegenteil von dem will, was sie sich wünscht. Da freut sie sich natürlich und schweigt stille.
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Kommentar von Farg Alucard
Jeder dieser Protagonisten hat seine Aufgabe zu erfüllen bzw. Rolle zu spielen - ob gewollt oder ungewollt. Ab und zu ist halt ein Akt beendet und die Bühne wird neu hergerichtet und das Thaterstück wird mit neuen/anderen Darstellern fortgesetzt...
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Kommentar von Palmström
Also ich sehe die Partei Wagenknecht wie die Partei „Die Linke“ nur ohne gendern und Klima-Psychose.
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Kommentar von Barbara Blume
„Delegitimierung des Staates“....
Ich meine gelesen zu haben, dass das Volk der Staat bzw. der Staat das Volk sein soll ...
Die "Volkszertreter" in Berlin meinen doch wohl eher "Delegitimierung der Regierung" - ja, das geht natürlich überhaupt nicht. (Ironie off!)
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Kommentar von Perry Moppins
Die Politik der BRD ist tot, es lebe die nächste BRD-Partei, die das Problem natürlich auch nicht lösen kann, solange sie eben eine BRD Franchise ist. Da hilft auch kein Mecker.
Willkommen im Hippodrom der toten Pferde.
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Kommentar von Karl Kallenbach
Es hat den Anschein, dass alle Parteien Angst um den Verlust von Wählerstimmen haben - jede Partei ätzt gegen jede, auch AfD und Maaßen gegen Wagenknecht. AfD und Wagenknecht schweigen zum Angriff auf Maaßen. Dabei sollten sich ALLE DREI gegen jedwede Angriffe auf die Opposition, auch jeder gegen Angriffe auf den anderen, zur Wehr setzen. Ihnen sollte bewusst sein, dass jegliche Opposition in diesem Land, insbesondere in (Vor-)Wahlzeiten, zudem bei sinkender Zustimmung für die "Altparteien", mit äußerster Härte bekämpft wird.