Interview mit einem Gesundheitsexperten in der Werteunion

Dr. Gunter Frank ist Mitbegründer der Werteunion

von Alexander Wallasch (Kommentare: 10)

„Jetzt ist der richtige Moment, politisch zu werden.“© Quelle: msgodesia.de, Screenshot

Dr. Frank war während der Corona-Jahre für viele Menschen ein Anker in einer schweren Zeit. Jetzt wird der Arzt aus Heidelberg politisch. Er hat sich der Werteunion angeschlossen und war Teilnehmer des Gründungsaktes auf einem Ausflugsdampfer bei Bonn auf dem Rhein. Im Interview:

Sie waren einer der vierzig Auserwählten, die mit Hans-Georg Maaßen zusammen auf dem Rhein bei Bonn die Werteunion zur Partei gemacht haben. Wie kommt man als jahrzehntelang wertgeschätzter Heidelberger Hausarzt an so einem kühlen Samstagvormittag auf diesen rechten Ausflugsdampfer?

Ganz grundsätzlich: links und rechts sind für mich Begriffe, die sind veraltet. Es geht vielmehr darum, dass die Freiheit inzwischen in gefährlicher Weise politisch bedroht wird, und man sich diese wieder zurückerkämpfen muss. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Die Corona-Krise hat in meiner öffentlichen Wahrnehmung schon einiges geändert. Ich war vorher ein beachteter Sachbuchautor, der auf viele Dinge hingewiesen hat. Immer auch ein Stück weit konträr zu Lehrmeinungen, die oft fremdinteressenlastig und nicht unbedingt wissenschaftlich begründet werden. Ich bringe Erfahrung darin mit, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Aber das hat bisher noch nie dazu geführt, dass ich etwa aus Talkshows ausgeladen worden wäre oder dergleichen.

Das hat sich in der Coronakrise geändert. Aber auch die Bekanntheit, weil mich mittlerweile sehr viele Menschen über die neuen Medien kennen und meine Positionen teilen, die schätzen, dass ich klar benannt habe, was ich für gefährlich halte, was da passiert ist im Rahmen eines unsagbar katastrophalen Pandemiemanagements.

So haben mich auch Menschen aus der Werteunion wahrgenommen. Und im Herbst letzten Jahres wurde in Erfurt ein Werteunion-Corona-Symposium organisiert vom stellvertretenden Vorsitzenden Professor Hans Pistner. Ich war eingeladen und fand es hervorragend, wie dort sachlich, mit tollen Experten, ohne zu übertreiben, ohne neue Hysterien zu schüren, über das Thema gesprochen wurde, so wie man es machen muss. Meine Teilnahme hat ganz offensichtlich dann auch dazu motiviert, dass ich beim Grundsatzprogramm der Werteunion mitschreiben durfte.

Aber zunächst einmal sind Sie ja in die Werteunion eingetreten ...

Ich hatte mir das damals schon ernsthaft überlegt. Und als dann die Nachricht von Herrn Maaßen kam, dass sich die Werteunion als eigene Partei neu gründet, habe ich innerlich innerhalb einer Mikrosekunde gemerkt: Jetzt ist der richtige Moment, politisch zu werden. Für eine gute Medizin kann man heutzutage nur noch politisch eintreten. Denn in den Fachgesellschaften ist es so ideologisch geworden, dass diese Fachgesellschaften keine Kraft haben, sich gegen diesen langsam immer totalitärer werdenden Mainstream auch in der Medizin zu wehren. Man muss das politisch probieren. Und das Gründungsvorhaben „Werteunion“ war hier meine Initialzündung. Was mich dann gefreut hat, war, dass man mich aufgrund meiner Mitarbeit am Parteiprogramm eingeladen hat, bei der Gründungsversammlung dabei zu sein.

Das heißt, sie waren dann einer dieser 40 Mann auf des toten Mannes Kiste, wie man früher sang ...

Nein, (lacht) für mich ist es eine Zukunftskiste. Denn es hat ja dazu geführt, dass ich durch diese intensive Arbeit am Programm ...

Macht man das digital oder in einer düsteren Kneipe im Hinterzimmer?

Nein, das ist ja heute alles mittels Zoom- Konferenzen zu machen. Ich habe auch ein großes Netzwerk von Leuten, auf die ich zugreifen kann, die ich fragen kann: Ist das realistisch, was wir da geschrieben haben oder nicht? Das Programm ist final noch stark gekürzt worden, was ja auch sein muss. Ein Grundsatzprogramm kann nicht 100 Seiten lang sein. Aber wir haben einen guten Grundstock, um später ein detaillierteres Programm vorzulegen. Und ich bin ziemlich stolz darauf, dass im Grundsatzprogramm der Werteunion steht, dass das Pandemie-Management hochgradig irrational war und zu einem gesundheitlichen wie finanziellen Desaster geführt hat und deshalb eine ehrliche wie sachkundige Aufarbeitung unumgänglich ist.

Außerdem steht im Grundsatzprogramm, dass die Werteunion sektorale und erst recht allgemeine Impfpflichten ablehnt, genauso wie die Übertragung souveräner nationaler Gesundheitskompetenzen im Sinne des vorliegenden WHO-Pandemievertrages. Das sind unmissverständliche und überaus wichtige Ansagen. Das ist richtig toll. Und besonders toll: Ich musste das gar nicht durchkämpfen, sondern es war Konsens, dass das passieren muss.

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Wie war dabei die Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden und späteren Parteichef Hans-Georg Maaßen?

Es bestand eine sehr konstruktive, kluge Atmosphäre. Ich habe ihn jetzt näher kennengelernt. Für mich verkörpert er das, was eine freiheitliche Demokratie ausmacht, einen unabhängigen Rechtsstaat, in dem sich Bürger frei entfalten können, solange sie sich an die Gesetze halten. Gleichzeitig kann eine Partei aber durchaus Werte vorgeben. Sie soll aber nicht hergehen und sagen, wie man zu leben hat. Jedem muss das Recht zugestanden werden, so zu leben, wie er will. Niemand sollte von einer Gedankenpolizei und all diesen Dinge, die jetzt Ministerin Faeser installieren will, bedrängt werden. Es kann ja nicht sein, dass hier Leute durch massive Strafen oder Ausgrenzung gezwungen werden, eine bestimmte Geisteshaltung einzunehmen.

Hans-Georg Maaßen scheint mir der richtige Garant dafür zu sein, dass das nicht passiert, dass wir wieder zurückfinden zu einem freiheitlichen Land und darauf freue ich mich. Unser Land braucht jetzt endlich Kompetenz, die sachlich, korrekt und glaubwürdig auftritt. Wir brauchen keine Blender und Schönredner, die wieder Wähler mit unhaltbaren Versprechen bestechen. Sondern wir brauchen endlich Klarheit und Wirklichkeit.

Wie muss man sich das am Samstag auf diesem Rheinschiff vorstellen? Was hat die Gastronomie da angeboten? Wie ist man da miteinander umgegangen?

Das ist doch alles im Hintergrund. Es ist wichtig, dass es geschehen ist, dass es jetzt gemacht wurde, dass dieser formelle Teil geschafft ist. Das war auch organisatorisch eine tolle Leistung. Und die Speisen, die es da gab, das trat so in den Hintergrund ...

Aber es gab sicher mehr als nur heißen Brei. Gab's da eher Suppe oder Lachshäppchen mit Kavier und Trüffelpastete? Ich würde das schon gern wissen ...

(Lacht) Ich habe Würstchen gesehen, ich habe eine Suppe gesehen. Es war wirklich völlig pragmatisch. Was im Vordergrund war, ist das Bewusstsein, einer historischen Sache beizuwohnen, beiwohnen zu dürfen ...

Sie wollen sagen, Sie hatten Gänsehaut?

Ja, absolut. Es zeigt ja, wie wichtig diese neue Kraft ist, wenn quasi schon von vornherein so undemokratisch und unsachlich versucht wird, zu entmenschlichen, indem man ihr Attribute anheftet, die halt heute so üblich sind. Es ist allen bewusst gewesen, auf was man sich auch einlässt. Auf der einen Seite ist es empörend, dass man keine demokratische Partei gründen kann, ohne dass Leute meinen, hier ein Rechtsframing betreiben zu müssen. Andererseits wurde es auch mit Humor genommen.

Wir glauben daran, dass die Werteunion groß wird, weil es inzwischen immer mehr Leute in Deutschland gibt, die anfangen, dieses üble Spiel zu durchschauen. Und die jetzt endlich mal was Vernünftiges wollen. Die zurück zu freiheitlichen Positionen wollen und die vor allen Dingen halt auch diese katastrophalen und auch teuren Irrwege endlich verlassen wollen, die im Bereich der Klima-, der Energiepolitik eingeschlagen wurden. Allein das Pandemiemanagement war völlig irrational, unfassbar teuer und schädigend.

Man trifft sich auf einem Rheinschiff bei Bonn. Das erscheint etwas merkwürdig, wenn die Werteunion als erstes in Brandenburg, Sachsen und Thüringen zu den Landtagswahlen Erfolge erzielen will. Haben sie die Teams schon kennengelernt, die es in den Ländern jetzt richten sollen?

Ich bin ja quasi ein Frischling. Aber ich bin überzeugt, dass da absolut gute Leute antreten werden, da vertraue ich Hans-Georg Maaßen. Und Bonn ist glaube ich schon richtig gewählt, denn es geht jetzt nicht um kurzfristige Effekthascherei. Es geht darum, ein langfristiges Statement zu setzen, ein klares. Die Erkenntnis, dass die Bonner Republik besser war als das, was wir gerade an Politik aus Berlin leben, wird doch immer klarer. In der Bonner Republik war mehr Meinungsfreiheit, war mehr Vernunft in der Politik und keine Wohlstandsvernichtung. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir das Rad einfach zurückdrehen wollen, sondern wir wollen diese freiheitliche Herangehensweise in das 21. Jahrhundert übertragen.

Meinen Sie, dass man das einem Halberstädter, einem Magdeburger, dem Dresdner und Leipziger ebenso vermitteln kann wie dem Münchner, dem Frankfurter und dem Braunschweiger?

Hundertprozentig. Ich habe ja mit vielen Menschen gesprochen, die in DDR aufgewachsen sind und die damals dachten, dass man eine Wiedervereinigung bekommt mit jenem Westen, für den die Bonner Republik stand. Aber inzwischen sehen viele eine Entwicklung, die sie teilweise an Dinge erinnert, die sie vor der Wende in der DDR erlebt haben. Und deswegen, glaube ich, ist das auch total gut vermittelbar, dass der Gründungsort eben ein Statement ist für freiheitliche Vernunft.

Vielleicht haben doch nicht so viele die Herkunft von Angela Merkel vergessen. Vielleicht haben doch nicht so viele die Herkunft von Katrin Göring-Eckardt und solchen Leuten vergessen. Das sind natürlich auch DDR-Gewächse ...

Das hatte ja Bärbel Bohley kurz nach der Wende vorausgesagt: Passt auf, was sich da jetzt breitmachen wird in Deutschland. Das sind Leute, die kennen die Stasi-Methoden sehr gut, und die werden sie neu und noch raffinierter anwenden. Und wenn ich mir gerade die aktuelle Entwicklung anschaue, muss ich sagen, das waren weise Worte, die Frau Bohley gesagt hat. Und das erkennen Menschen, die im Sozialismus aufgewachsen sind, ganz besonders schnell, da sind viele sehr sensibel.

Fühlen Sie sich denn jetzt beobachtet vom Verfassungsschutz, der ja bereits an seinem ehemaligen Chef, an Dr. Maaßen kleben soll?

Ich bin da unerschrocken. Vielleicht liegt es an meiner zu behüteten Kindheit, ich weiß es nicht. Natürlich, sobald es an echte Machtoptionen geht, ist man mehr unter Beobachtung als einfach so ein Arzt, der auf dem Marktplatz steht, den Unsinn anprangert und an sich keine ernste Gefahr darstellt für die wirkliche Macht. Unter Umständen muss man nun mit heftigerem Gegenwind rechnen, das ist jedem klar. Doch genau deshalb, weil inzwischen in beängstigender Weise undemokratische und widerrechtliche Geschütze gegen Regierungskritiker aufgefahren werden, war es überaus wichtig, diese neue Partei zu gründen.

Ich habe heute gerade am Frühstückstisch mit meiner Frau darüber gesprochen, dass es nicht mein Lebensziel gewesen ist, politisch zu werden, wirklich nicht. Aber die Freiheit ist in echter Gefahr. Deswegen mache ich jetzt diesen Schritt. Für mich ganz persönlich entscheidend war, dass es in der Werteunion Konsens ist, dass wir eine Corona-Aufarbeitung brauchen, weil wir sonst die Unabhängigkeiten der Medizin und damit die Arzneimittelsicherheit komplett verlieren. Das ist mein Thema, wobei die Ursachen des gesamten Irrsinns von Corona, Klima bis Gender letztlich die gleichen sind. Die Verdrängung von Vernunft durch Ideologie. Um mitzuhelfen, das zu ändern, dafür engagiere ich mich in der Werteunion. Das macht mich schon stolz, und jetzt komme ich wieder an den Anfang zurück. Ich sehe das ganze äußerst hoffnungsvoll und freue mich darauf.

Danke für das Gespräch!

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