Haben die Europäer Selenskyj zu diesem Eklat ermuntert?

Die USA sind nicht Europa: Selenskyj musste heute eine schmerzhafte Lektion lernen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 4)

Diese Inszenierung trägt eine europäische Handschrift.© Quelle: X, Screenshot

Dieses Streitgespräch vor versammelter Presse wird in den kommenden Stunden und Tagen unendlich oft in seine Einzelteile zerlegt werden. Und am Ende wird man doch vor einem Rätsel stehen: Wie konnte es zu diesem weitreichenden Wortgefecht kommen?

Wer ist hier eigentlich an einer Fortsetzung des Krieges interessiert? Haben die Europäer Selenskyj ein weiteres Mal ins offene Messer laufen lassen?

Schon einmal, nämlich 2022 soll das Ende der Eskalation möglich gewesen sein. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als der ehemalige englische Premierminister Boris Johnson der Ukraine davon abgeraten haben soll, sich auf Zugeständnisse und Kompromisse gegenüber Putin einzulassen. Aber noch gibt es darüber verschiedene Lesarten. Über die tatsächliche Bedeutung der Intervention von Johnson wird weiter gestritten.

Fakt bleibt jedenfalls, dass der Auftritt des ukrainischen Präsidenten und seiner Entourage gegenüber den Geberstaaten bisweilen alles andere als respektvoll abgelaufen ist. Wer sich an die monatelangen Unverschämtheiten und Übergriffigkeiten von Andrij Melnyk, dem Botschafter der Ukraine in Deutschland, erinnert, der ahnt schnell, was hier passiert sein kann.

Was haben die Europäer, was haben der französische Präsident Macron und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen für Zusagen an Selenskyj gemacht, dass der in den USA und vor Trump einen solchen Eklat provoziert oder billigend in Kauf nimmt?

Aus einem üblicherweise kurzen Smalltalk und Handshake vor der versammelten Presse wird unvermittelt ein Streitgespräch zwischen dem Präsidenten der USA und seinem Vizepräsidenten auf der einen und dem Präsidenten der Ukraine und seiner Entourage auf der anderen Seite.

Ein Ausschnitt des Gesprächs

Hans-Georg Maaßen schreibt via X:

"Trump und Vance sind großartig. Ich hätte Selenskij einfach rausgeschmissen. Man sollte niemals mit Trump in ein Gespräch gehen, wenn man nicht zu 100 Prozent nüchtern ist."

Die Häufigkeit der Unterbrechungen der Worte des Gastgebers durch einen fahrig und ungeduldig auftretenden ukrainischen Präsidenten ist eine echte Premiere im Weißen Haus, einem für jeden Amerikaner beinahe heiligem Ort.

Die Vermutung liegt tatsächlich nahe, dass man Selenskyj von europäischer Seite gesagt hat, er müsse sich nicht dankbar oder auf andere Weise diplomatisch gegenüber Donald Trump verhalten. Hier werden sich Psychologen noch die Zähne ausbeißen und doch zu keinem Freispruch für den Ukrainer kommen.

Natürlich darf man Präsident Selenskyj eine Anspannung zubilligen, sein Land befindet sich im Krieg. Aber Wolodymyr Selenskyj ist das diplomatische Parkett in den letzten drei Jahren rauf und runter gereist, er weiß mehr als jeder andere, was ihn erwartet.

Und dass Trump ihm nicht den Hof macht, wie er es aus Berlin, Paris und London gewöhnt ist, gehört zum Einmaleins eines Briefings vor so einem heiklen Besuch.

Der Verdacht liegt nahe, dass Selenskyj hier eine Show geliefert hat, deren Inszenierung auch eine europäische Handschrift trägt. Die Friedensbemühungen mit der neu aufgemachten Achse Trump-Putin sollen offenbar um jeden Preis torpediert werden.

Anmerkung: Interessant dürfte auch werden, wie sich die Trump gegenüber freundlich aufgestellten Neuen Medien und Protagonisten aufstellen, die sonst im gleichen Atemzug für Selenskyj und den Krieg die Werbetrommel rühren.

Ob der "Welt"-Herausgeber Ulf Poschardt jetzt seinen Ukraineorden zurückgibt? Der Spagat muss richtig weh tun – also wenn man Eier hat.

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