Wie alt sind Sie eigentlich? Ich habe mich neulich um ein Jahr vertan, als mich jemand nach meinem Alter fragte. Ich dachte wirklich, ich sei noch ein Jahr jünger und habe dann – doch leicht verunsichert, weil es mir nicht so schnell über die Lippen kam – nachgerechnet in Zehnerschritten, mit Hilfe der Finger geht es ja längst nicht mehr.
So ein geschmeidig-träger Sonntagnachmittag suggeriert – womöglich fälschlicherweise, das will ich gar nicht ausschließen – dass man auch mal aus dem Nähkästchen plaudern darf: Ich tue mich gerade schwer mit dem Älterwerden. Eigentlich habe ich gar kein Verhältnis zu meinen Jahresringen.
Diese Worthülse, dass man so alt sei, wie man sich fühlt, greift bei mir nicht, denn sie ist ja so gemeint, dass man mit fünfzig gern innerlich dreißig oder mit sechzig innerlich vierzig sein darf.
Tatsächlich ist es anstrengend, einen Fünfundfünfzig-Jährigen dabei zu beobachten, wie er mit seinen eigenen Kindern konkurrieren will in Sachen Fitness, moderner Sprache, Lebensart oder gleich mit allem zusammen.
Bei dem Gedanken musste ich lachen. Denn wenn ich meine Kinder so einzeln durchgehe, dann ähnelt deren Lebensstil eher dem meiner Eltern, als dem meinen, als ich noch jung war. Würden sie allerdings meinem Leben nacheifern, jedenfalls was die ersten fünfunddreißig Jahre angeht, für mich wäre das ein Anlass zur Sorge.
Tatsächlich war die Geburt meiner Kinder auch ein Erziehungslager für mich. Und es war langwierig, intensiv und entbehrungsreich. Auch wenn es nach einer Brigitte-Kolumne klingt – die ich übrigens sehr gerne mal übernommen hätte – aber meine Frau hat diese Rolle einfach angenommen, anstatt so mit ihr zu ringen, wie ich es tat.
Nun ist es bei mir nicht anders als in den meisten Haushalten in Deutschland. Meine Kinder sind wie alle Generationen zuvor von jenem System geprägt worden, in dem sie aufgewachsen sind. Was für meine Generation die Ära Kohl war, war für meine Kinder maßgeblich die Ära Merkel.
Das muss man sich erst einmal klar machen. Und dann erschrickt man. Der Unterschied kann ja kaum deutlicher auf der Hand liegen: Es gab gegen Angela Merkel keine nennenswerte junge außerparlamentarische Opposition.
In meiner Jugend war das anders. An Helmut Kohl konnte man sich abarbeiten. Klar gab es die Junge Union und ihre schmallippigen Vertreter. Aber sie gingen komplett unter, und galten – vielfach nicht zu Unrecht – als spießig, kleinbürgerlich oder einfältig.
Aber es gab noch einen wesentlichen Unterschied: Die jungen Leute der alten Bundesrepublik wussten um die Stärke des Systems. Die Bonner Republik hat die 68er und die RAF niedergerungen, Helmut Kohl erschien als personifizierter Sieger dieses Kampfes der Systeme, ein Bollwerk, gegen das man immer wieder anrennen konnte, ohne dabei etwa auf die Idee zu kommen, Schaden anrichten zu können oder gar zu obsiegen.
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Ich glaube, es war in einem Buch des Verhaltensforschers Konrad Lorenz, der davon erzählte, dass sich sein Chow-Chow immer mit dem des Nachbarn an dessen Gartenzaun entlang wie wild anbellte, als wollten sie sich gegenseitig zerfleischen, bis eines Tages der Zaun für eine Renovierung abmontiert war und die beiden einfach auf Abstand so weiter kläfften, knurrten und drohten, als wäre der Zaun immer noch da.
Es gehörte zu den allgemein akzeptierten Paradoxien dieser Zeit: Junge Oppositionelle und Punks bekämpften das System aus Prinzip, aber sie lebten gleichzeitig recht gut in ihm.
In den sechzehn Regierungsjahren von Angela Merkel ist dieses Common-Scene-System zerstört worden. Die Niedrigtemperatur-Technokratin Angela Merkel wollte – insbesondere in den letzten beiden Regierungsperioden – geliebt werden. Diesen merkelschen Chow-Chow-Endphase-Wesenszug hatten und haben bis heute nur wenige Merkel-Analysten auf dem Plan.
Nun hätte man diesen altersbedingten Schrei nach Liebe auch als Schrulligkeit durchwinken können, wenn er nicht in einer verhängnisvollen Kombination mit der Abwesenheit einer Beziehung zum Land selbst dahergekommen wäre.
Es ist durchaus kein widergekäutes Ressentiment, hier jenes Bild zu bemühen, als Merkel ihrem damaligen Generalsekretär Gröhe am Wahlabend 2013 die Deutschlandfahne aus der Hand nimmt, als wäre es etwas Schmutziges, herübergeweht aus einer Zeit vor der Herrschaft der Bundeskanzlerin.
Aber zurück zur Jugend von heute. Sie ist mehrheitlich systemkompatibel. Proteste sind ihr zuwider. Konformität ist oberstes Ziel, sie gilt gar als Tugend.
Wer an der Stelle widersprechend auf die Klimabewegung, die „Letzte Generation“ oder andere Gruppierungen verweist, der übersieht, dass es sich dabei im Wesentlichen um staatlich geförderte Organisationen handelt. Und das nicht nur inhaltlich, sondern wie beispielweise bei der so genannten „Seenotrettung“ oder anderen jungen Nichtregierungsorganisationen zunehmend auch staatlich subventioniert.
Luisa Neubauer und Co gehen ja nicht in Opposition zu den Plänen der Bundesregierung, sie fordern sie im Gegenteil dazu auf, die bestehenden Pläne der Regierungspolitik noch radikaler zu gestalten und voranzutreiben.
Nicht ohne Grund sah und sieht man auf Demonstrationen gegen den Kurs der Regierung zuletzt vornehmlich gestandene Semester. Das führte möglicherweise auch dazu, dass Polizeigewalt so offensichtlich wurde. Denn diese älteren Herrschaften, die dort verprügelt wurden, luden nicht gerade dazu ein.
Da gab es kaum Anreize, als Polizei einmal draufzuhalten, wie man es von den Demonstrationen der 1980er Jahre kannte, als die jungen Wilden die Schottersteine der Bahngleise als Wurfgeschosse nutzten oder das Straßenpflaster aufrissen. Allenfalls Bilder aus Frankreich demonstrieren heute, wie es sein könnte, wenn es eine junge deutsche Klientel gäbe, die sich außerparlamentarisch aktivieren würde. Stattdessen bekommen die Vorfeldorganisationen der Ampel Flügel.
Aber jetzt bin ich vom eigentlichen Thema abgekommen, dem Älterwerden. Niemand ist so alt, wie er sich fühlt. Das ist Unsinn. Es gibt fitte Menschen und weniger fitte.
Beim Kardiologen hatte ich auf dem Fahrrad mal einen besonders guten Wert. Aber das lag an der jungen Arzthelferin, der gegenüber ich mich nicht auch noch sportlich blamieren wollte, wo sie schon meinen altersgemäßen Oberkörper gesehen hatte.
Aber ich muss hier eine deutliche Warnung aussprechen. Versuchen Sie so etwas bitte niemals nachzumachen.
Denn die Überraschung selbst nach der überzeugendsten Verausgabung kommt zeitverzögert in Form eines Schweißausbruchs, begleitet von zittrigen Knien. Versuchen Sie so mal die Schuhe wieder anzuziehen, ohne zu schnaufen, während einen halben Meter neben Ihnen noch gelangweilt routiniert die Werte eingetragen werden.
Ja, dass Alter kann entwürdigend sein. Tragen Sie es mit Fassung und üben Sie sich bitte in Geduld. Ich vermute, es wird noch unterhaltsamer.
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Kommentar von .TS.
Mittlerweile sieht man immer öfter jugendliches Publikum auf Veranstaltungen nicht mehr so junger Semester - eben weil die Jüngeren gemerkt haben wo die besseren Parties oftmals wirklich sind.
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Kommentar von Perre Pollak
Geehrter Herr Wallasch!
Es macht einfach Spaß Sie zu lesen.
Wirklich keine Chance auf etwas reichweitenstärkeres?
Wäre Ihnen zu gönnen!
Gruß aus Kassel
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Kommentar von Dude
@Die halbe Miete.Et al.übrigens...(...da haben Sie mich doch glatt zum"Erröten"gebracht ;-) und deshalb,der zweite Teil dieser"Grenzwertbetrachtung")
Die Kunst als Freiheit der Mündigkeit besteht darin,den eigenen Geist maßvoll walten zu lassen,walten lassen zu können,anstelle des Zeitgeistes.
[Mit Mündigkeit wird seit der Philosophie der Aufklärung ein inneres und äußeres Vermögen zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung verbunden.Mündigkeit ist ein Zustand der Unabhängigkeit.Sie besagt, dass man für sich selbst sprechen und sorgen kann.Mündigkeit wird oft mit dem Begriff der Emanzipation in Zusammenhang gebracht.
Kant:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. ‚Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!‘ ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“]
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Kommentar von Karl Eduard
Wie sollte die heutige Jugend auch eine eigene Meinung entwickeln? Im Prinzip haben sie die Schule nie verlassen und werden auch im Erwachsenenleben als unmündige Kinder behandelt. Der Staat schreibt vor was man zu denken, wählen, zu essen oder mit was man zu heizen hat. Von diesem Meinungskorridor darf nicht abgewichen werden und falls doch wird mit dem Ausschluß aus der Gesellschaft gedroht. In Medien, Werbung oder der Politik herrscht mittlerweile das "duzen" der Bürger vor - besser kann man seine Missachtung des Souveräns nicht ausdrücken. Auch für das Mobbing Opfer - ganz wie in der Schule - wird gesorgt. Vom AFD Wähler, über Klima- oder Corona Leugner oder Putinversteher kann jedermann der nicht zum System gehört nach Herzenslust beleidigt oder gar zusammengeschlagen werden. Natürlich unter wohlwollender Aufsicht des Staates. Dieser Staat hat sich mittlerweile soweit von der Bonner Republik entfernt wie die Sonne von der Erde.
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Kommentar von Mickis Maus
@ Pascal / "Für mich war der Moment des Absprungs gekommen, als ich entdeckte, wie unsere Bewegung von allen möglichen agents provocateurs unterwandert war, was viele von uns aber nicht bemerkten oder bewusst nicht sehen wollten." Danek für diesen Rückblick, auf längst vergangene zeiten! Zum Glück gibt's sowas ja heutzutage nicht mehr, sonst hätten die Neuen Medien bestimmt ausführlich darüber berichtet. Es liegt wahrscheinlich am Geld, die Kassen sind einfach leer!
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Kommentar von Die halbe Miete
"Die Kunst als Freiheit des Alterns besteht darin,den eigenen Geist maßvoll walten zu lassen,walten lassen zu können,anstelle des Zeitgeistes." @Dude Herzlichen Dank , für diese Perle! Es ist erstaunlich und erhebend , welche Oasen der Vernunft und des freiheitlichen Denkvermögens sich in den Kommtarspalten der Neuen Medie gelegentlich auftun. ;-)
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Kommentar von Dude
...nur eine Randnotiz(kann weg)
...Auch die Arbeitskräfte sind ein Problem. Nicht nur ihr Mangel – Ökonomen sprechen von einer „Erosion des Fleißes“...(aus der Headline von WELT)
...die Arbeitskräfte sind ein Problem?...ach?...nö,ach nö...Steuern..."das Leben der reichen Anderen"(?)...das herabgewürdigte"vorschriftsmäßige"Menschenbild ...Pisa?
Die Leute werden einfach schlauer !
...Die Ökonomie lehrt das Minimalprinzip:Minimaler Aufwand,bestimmter Erfolg.
...und diese"Anderen"?
Feiern im Maximalprinzip...versuchen den höchsten Nutzen bzw.Gewinn aus bereits gegebenen Mitteln zu ziehen.
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Kommentar von The New Germany
Deutschland ist jetzt das Land, in dem du dir dein Geschlecht frei aussuchen kannst, nicht aber, mit welcher Heizung Du heizt. Das Land, im dem Du sozial als "Putinversteher" geächtet wirst, wenn Du sagst, dass Du gegen Krieg bist, oder zugibst, dass du Tolstoi und Dostojewski liest, oder Musik von Mussorgski hörst.-
Auch ich wäre zuweilen gerne im Tessin.
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Kommentar von Pascal
Als mein Sohn vor knapp 3 Jahren geboren wurde, war ich (eigentlich schon vorher) vollumfänglich in dieser Rolle als Vater angekommen und stellte in der Folge fest, dass ich definitionsgemäss jetzt genau so uncool bin wie ich selbst mit 16-17 Mitte der 90er meine Eltern erlebt hatte, als ich mich jeweils abends auf den Weg zu meinen Kumpels machte und oft mit Unverständnis auf den Umstand reagierte, dass es sich meine Erzeuger (ital.''genitori', also politisch korrekt) lieber bei einem Glas Rotwein auf der Couch gemütlich machten anstatt ihre längst ausgetragenen Schlachten weiterzuführen.
Unsere Schlacht musste allerdings erst noch ausgefochten werden. Die Feindbilder waren klar.
Als Kinder, die in der ersten neoliberalen Blütezeit der 80er eingeschult worden war, kämpften wir gegen Ausbeutung des (ein schönes Wort mit gut erkennbarer Herkunft) Trikont, gegen die Ausweitung des Polizeistaates, für Flüchtlingsrechte und gegen die gewaltsame Ausweisung derselbst.
Wie schön naiv man doch als hormongesteuerter Teenager ist, wie einfach sich die Welt in schwarz und weiss einteilen lässt.
Dabei haben viele von uns schon damals übersehen, dass wir selbst bereits auf dem Weg in den Konformismus waren. Die meisten waren wie ich engagierte Schüler und Gymnasiasten, die genau wussten, was sie wollten, die völlig unbemerkt die neoliberale Philosophie perfekt verinnerlicht hatten und selbst dazu mutierten, zu ihren eifrigsten Verfechtern zu werden.
Der Hauptmassstab unserer Existenz in jenen Tagen war die Benotung unserer Zensuren, die wir eifrig untereinander verglichen und uns gegenseitig um den kurzen Erfolg in einer Prüfung benieden, während wir mit unserer eigenen Leistung nie zufrieden waren, selbst wenn diese keinerlei Anlass zu Kritik gegeben hätte.
In der Freizeit gab es das erwähnte Alternativprogramm, wobei das eben auch nicht mehr als eine Rebellion gegen die Elterngeneration und gegen einige politische Exponenten, die sich als besonders harte Hunde medial gegen unsere Auffassungen und Anliegen in Szene setzten, war.
Es waren gefühlt DIE Tage unseres Lebens, alles war möglich, alle Türen offen und gleichzeitig kämpften wir für die 'richtige' Sache. Das waren Ende der 90er z.B. die Kernwaffentests, die der neugewählte französische Präsident Chirac bereits kurz nach Amtsantritt verfügt hatte. Das Mururoa-Atoll wurde dann trotz unseres Protestes zur nuklearen Müllkippe.
Es kam 9/11 undder Damm der politischen und vorallem der agitatorischen Zurückhaltung brach endgültig. Wir boten uns im Nachgang zu den ansonsten friedlichen Antikriegs- und Anti-George-W-Demos Strassenschlachten mit den Gesetzeshütern, die schon immer unser liebstes Feindbild waren.
Für mich war der Moment des Absprungs gekommen, als ich entdeckte, wie unsere Bewegung von allen möglichen agents provocateurs unterwandert war, was viele von uns aber nicht bemerkten oder bewusst nicht sehen wollten.
Die Schlachten waren geschlagen, das System hat gewonnen, aber zumindest konnte ich sagen, ich habe versucht, den Unterschied zu machen, selbst wenn dies erfolglos geblieben ist.
Was folgte, waren für unsere Generation bleierne Jahre der vollständigen Desillusionierung und für mich persönlich der Rückzug in eine innere Emigration im letzten Winkel eines Tessiner Kaffs inmitten von Bergen.
Mit diesen Erkenntnissen in der Tasche würde ich den heute 20-25 Jährigen nicht einmal einen harten Vorwurf machen. Sie wuchsen unverschuldet in einer Zeit der völligen Beliebigkeit heran. Seit Jahren erzählen alle Vertreter aus Politik und Medien dasselbe, Dissonanzen in diesem Einheits-Chor muss man unter grösster Anstrengung herausfiltern, und selbst wenn man sie zu hören vermagt, merkt man bei genauerer Analyse, dass auch diese Meinung bereits tausende Male durchgekaut wurde.
Was hat man sich einst empört über die Einheitspartei SED in der Zone drüben, mit ihrem 99,99% Stimmanteil. Heute verliert niemand mehr ein Wort über die ganz grosse 'Koalition', die fast alle Parteien in den Parlamenten mit einschliesst.
Man erinnere sich nur an all das mediale Schwerte Kreuzen, welches sich Merkel mit den verschiedenen SPD-Kanzlerkanidaten geliefert hat. Die maximal mögliche Langweile und Monotonie.
Wie sehr haben sich wohl viele von uns die richtigen Schlachten all der Alphatiere wie Strauss, Kohl, Schmidt und Brand wieder herbei gewünscht, einfach damit man zumindest Unterschiede und Kontroversen erkennen kann.
Und als wäre die Eintönigkeit der Merkel-Jahre noch nicht genug, müssen wir nun eine medial-politische Gleichschaltung erdulden, die Fakten in orwellianischem Stil beliebig zu verdreht, um sie für das jeweils gewollte Narrativ passend zu machen.
Gegen was sollten die heutigen Youngster noch kämpfen? Kampf erfordert Kontroverse, sogar Feindbilder, an denen man sich aufreiben und abreagieren kann. Klar erkennbare Unterschiede in den verschiedenen Auffassungen, wie unsere Welt und unsere Gesellschaft aussehen, wie sie gestaltet werden sollten, wären hilfreich um herauszufinden, wofür und wogegen man ist.
Was heute bleibt, ist die Auswahl aus einer kleinen Sortierkasten an Themen, die da wären: Gender, Klima, bis vor kurzem Corona und an seiner Stelle seit neuestem die Ukraine.
12 von 15 Minuten der Tagesschau sind mit diesen Themen belegt.
Überall ist farbenfrohe Diversität en vogue, aber bei den zentralen Themen, die das Leben in unserer Gesellschaft bestimmen, warten grau gekleidete Damen und Herren mit dem immer gleichen Sermon auf.
Es gibt nichts mehr zu rebellieren, keine Ideale mehr zu erkämpfen.
Ich persönlich werde den Eindruck nicht los, dass viele junge Menschen in einer kollektiven Angststörung festhängen.
Der Kampf für eine lebenswerte Umwelt oder von mir aus auch für eine wirklich vernünftige, nicht ideologie-getriebene Klimapolitik wird nicht von jugendlichem Idealismus und Esprit getragen, sondern von existentiellen und überwiegend irrationalen Ängsten einerseits und einem hart ideologischen, zum Teil schon fast religiös-missionarisch anmutenden Dogmatismus andererseits.
Dazu die Literaturempfehlung 'Ein Kind unserer Zeit' von Ödon von Horvath
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Kommentar von Undertaker
Am Ende einer Reha kam es zum absoluten Höhepunkt, der ultimative Abschlußtest auf dem Fahrradergometer mit Mehrkanal-EKG-Ableitung, einem älteren Arzt und einer jungen, attraktiven und scheinbar harmlosen Assistentin. Die Leistung wurde immer höher gestellt, plötzlich, wie aus heiterem Himmel fing die Assistentin, gar nicht mehr so nett, an zu schreien: “Los, volle Pulle, sie müssen sich richtig anstrengen!“. Ich war kurz vor dem Aufgeben, da intonierte sie:“ Jetzt kommt die zweite Stufe von 5, los ,los!“ Mit wurde ganz schummrig und wollte mich nicht blamieren, gab das Letzte bisschen und sie eskalierte: „ Jetzt mal richtig anstrengen, das war noch gar nichts !“ Jetzt hatte ihre Stimme den Klang einer Domina im SM-Studio und genauso laut. Ich glaubte alles gegeben zu haben, fiel fast vom Ergometer und sie kommentierte lakonisch: „Na ja, geht so.“ Ich hatte massive Kreislaufprobleme, interessierte aber niemanden so wirklich, wahrscheinlich waren hier sonst ausschließlich Simulanten zu Gast. Ich schleppte mich in den Bereich zu den anderen Patienten, so schlecht ging es mir noch nie. Ein Mitinsasse, dem ich mein Leid klagte bemerkte nur: „Keine Angst, das machen sie mit uns allen am Schluß, damit sie gute Ergebnisse melden können, immerhin soll die Reha sich ja gelohnt haben...!“
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Kommentar von Anke
Das ist so traurig, wie unserer gesellschaftlichen Jugend das Gehirn gewaschen wurde. Es ist traurig für unsere Kinder, die wir zu denkenden und kritischen Menschen erzogen haben und die jetzt in der Minderheit sind. Die Meinung der migrantischen Jugend noch gar nicht mitgedacht. Wir machen unsere jetzt fit für die Auswanderung. Was ist das für eine, sorry, bescheuerte Politik? Wovon glauben unsere Politiker in Zukunft leben zu wollen? Ich denke sie werden arm werden , nichts besitzen und nicht glücklich sein. Die tüchtigen Deutschen werden sich dann global online austauschen. Auch eine Lösung.
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Kommentar von peter struwwel
Da mußte ich aber ganz spontan mehr als nur schmunzeln: Zwei Hunde, die sich auf
Distanz zerfleischen [😄]. Ob sich die Jugend heute (so wesentlich) von der von Früher
unterscheidet - das zu beurteilen, traue ich mir nicht zu. Ich glaube eigentlich nur zu
wissen, daß es immer nur relativ wenige Schreihälse sind, die den "Ton" angeben und
davon überzeugt sind, die neue Zeit eingeleutet zu haben. Radaubrüder auf ihre ganz
spezifische Art. Den Rest juckte das m.E. nicht. Die waren früher diesem Phänomen
gegenüber schon ziemlich gleichgültig und sie sind das heute mehrheitlich ebenso.
Halt kompatibel und weichgespült. Daraus folgt für mich, daß die Provokateure und
Lauthälse überbewertet werden. Aber ich weiß es natürlich nicht besser. Deshalb halte
ich es für sinnvoll, diesen Artikel einfach so stehen und für sich sprechen zu lassen.
Und weiter. Was verbindet das Gefühl mit dem Alter, und vice versa, was haben die
beiden eigentlich gemein? Dazu würde ich gerne doch noch - keinen Rat, um Gottes
Willen - einen Gedanken beizusteuern: Lieber Herr Wallasch, man ist immer so alt,
wie es in dem uns lebenslang begleitenden Papier ausgewiesen ist - da gibt es nichts
zu verhandeln. Alles andere hat nix mit Gefühl zu tun, es ist der untaugliche Versuch,
sich schöner zu reden. Und ad zwei, gespendeter Trost, sozusagen: solange Sie davon
überzeugt sind, noch nicht mit einer Großmutter verheiratet zu sein, besteht wirklich
kein Grund, in Panik zu geraten.
Übrigens, was verbindet unsere Untote mit R.W. Fassbinder? Es ist der Film mit dem
Titel: "Ich will doch nur, daß ihr mich liebt".
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Kommentar von Dude
Wenn Sie das Altern würdigend erachten,ist das schon die halbe Miete.Die Kunst als"Freiheit"des Alterns besteht darin,den eigenen Geist maßvoll walten zu lassen,walten lassen zu können,anstelle des Zeitgeistes.
"...Aber zurück zur Jugend von heute. Sie ist mehrheitlich systemkompatibel. Proteste sind ihr zuwider. Konformität ist oberstes Ziel, sie gilt gar als Tugend..."
Peter Löcke thematisiert das aktuell im"Club der klaren Worte"unter dem Titel...
"Die beste Weltuntergänge"
[..Auszüge]
"...Andrea Paluch ist Literaturwissenschaftlerin, Übersetzerin und Kinderbuchautorin. Ihr letztes von Annabelle von Sperber illustriertes Werk heißt „Die besten Weltuntergänge“..."
"...In den Augen von Andrea Paluch sind Weltuntergangsszenarien pädagogisch wertvoll. In der Vorstellung der Autorin leiden Kinder – anders als Erwachsene – nicht unter Verlustängsten. Eine Welt ohne Menschen sei gar das Lieblingsbild von Kindern. So die Kinderbuchautorin..."
"...Zurück zu Andrea Paluch. Muss man die Autorin kennen?..."
"...Der Mann von Andrea Paluch heißt Robert Habeck..."
https://clubderklarenworte.de/die-besten-weltuntergaenge/
Aus wissenschaftlicher"Sicht"als'Nus','Empeiria','Episteme','Gnosis'...(Abgrenzungen des Wahrheitsanspruches der wiss.Erkenntnistheorie)...ist das der reinste Humbug,bösartig,ja nachgeradezu"kriminell".
"...und warum sehen plötzlich alle so alt aus?"...das korreliert stark mit Montag
nandu
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Kommentar von Zukunfts-Waschprogramm Eco/WEF special
“There will be, in the next generation or so, a pharmacological method of making people love their servitude, and producing dictatorship without tears, so to speak, producing a kind of painless concentration camp for entire societies, so that people will in fact have their liberties taken away from them, but will rather enjoy it, because they will be distracted from any desire to rebel by propaganda or brainwashing, or brainwashing enhanced by pharmacological methods. And this seems to be the final revolution”
Aldous Huxley Tavistock Group/Californian Medical School, 1961
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Kommentar von Bernhard Rossi
Systemkompatibel wie die Jugend von gestern und vorgestern auch!
Einziger Unterschied: Als die jungen Bürger in der Grundschule noch lesen, schreiben, sprechen, verstehen und Kopfrechnen gelernt haben, konnten sie sich selbst eine Meinung bilden!
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Kommentar von Gegen die Wand
Stimmt alles, aber dafür haben die jungen Leute von heute einen unglaublichen Sinn für Musikalität und legen Wert auf ein gepflegtes Äußeres ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=ch_g1kugDX0