Drei Tage nach Kriegsbeginn hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Gründung der Internationalen Legion der Ukraine angekündigt.
Erinnerungen an den spanischen Bürgerkrieg wurden wach oder sollten gar geweckt werden, als internationale Brigaden 1936 gegen den Franco-Faschismus auf die Beine gestellt wurden, Ex-DDR-Schüler werden das eine oder andere über das „Thälmann-Bataillon/Primera Compañía Alemana“ gelernt haben.
Die politische Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linkspartei zielte sofort in eine Richtung und warnte im August dieses Jahres davor, dass rechtsextreme Deutsche gegen Russland in den Krieg ziehen. Hier wurden auch Zahlen zur internationalen Legion insgesamt genannt:
„Anfang März 2022 verkündete der Leiter der Hauptnachrichtendirektion des Verteidigungsministeriums Generalmajor Kirilo Budanow, dass mehr als 20.000 Menschen aus 52 Ländern ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht hätten, sich der Legion anzuschließen. Zum Sprecher der Legion wurde der 33-jährige Korporal Damien Magrou, ein norwegischer Wirtschaftsanwalt in Kiew, ernannt.“
Russland geht demgegenüber von etwas weniger als 7.000 Freiwilligen aus 63 Ländern auf Seiten der Ukraine aus. Auch der russische Präsident äußerte sich Mitte März zu ausländischen Freiwilligen. Wer den Bewohnern des Donbass helfen wolle, so Putin, der werde in die russischen Streitkräfte aufgenommen. Konkrete Zahlen sind hier keine bekannt.
Die Bildzeitung hatte bereits im Juni 2014 von einem angeblichen Ex-DDR-Elite-Soldaten berichtet. Vom früheren NVA-Fallschirmjäger Alexander K., der angeblich Deutsche für ein Kampfbataillon in der Ukraine rekrutieren wollte. Allerdings auf Seiten russischstämmiger Kämpfer in der Ost-Ukraine gegen das Militär der Ukraine.
Bild schrieb damals:
„Nach dem Zusammenbruch der DDR arbeitete K. als Personenschützer und Ausbilder – u. a. bei der 'Sicherheitsakademie Berlin'. Sein Profil auf der Akademie-Website wurde kürzlich gelöscht.“
Der nun schon acht Jahre alte Bericht nahm auch Bezug zum Thälmann-Bataillon:
„Vorbild für die Kampftruppe: Das nach dem deutschen Kommunisten Ernst Thälmann (1886-1944) benannte „Thälmann-Bataillon“, in dem deutsche Kommunisten als Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) gegen die Truppen des späteren Diktators Franco (1892-1975) kämpften.“
Ende August 2022 veröffentlichte der Spiegel Aussagen von Beteiligten, die über katastrophale Zustände in der ukrainischen internationalen Legion berichten. Da heißt es unter anderem:
„Selbstmordmissionen, Plünderungen, Bedrohungen. Ausländische Kämpfer berichten von Machtmissbrauch innerhalb der Internationalen Legion. Sie wollten für die Ukraine kämpfen, stattdessen sollten sie einem Bericht zufolge Geschäfte plündern oder wurden in den sicheren Tod geschickt. Internationale Kämpfer in der Ukraine fühlen sich von Kiew im Stich gelassen.“
Der Bericht des Spiegels ist insgesamt wenig erfreulich.
Aber was bedeutet das im Einzelnen und vor allem für den Einzelnen? Viele Beispiele finden sich in den sozialen Netzwerken, auf Telegram oder Instagram. Hier berichtet auch ein deutscher EX-Bundeswehrsoldat davon, dass er schon Afghanistan-Erfahrungen gesammelt hätte.
Der junge Mann mit Vollbart nennt sich selbst „K.“ (Name verkürzt). Er schreibt in einem Post auf Instagram samt Foto an der Waffe:
„The MG3 was my weapon of choice in Afghanistan. So I Was happy to find it here in Ukraine. Here’s me giving the basics to my Team in the Legion.”
Demnach hat K. dort auch Ausbildungsaufgaben übernommen. Unter anderem erzählt K., dass er russische Mainstream-Medien gesehen hätte, die über ihn berichteten.
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K. postet auch Filmmaterial, unter anderem einen Film mutmaßlich aus dem Einsatz, den er mit dem deutschen Marschlied „Erika“ vertont hat, und der Information im Untertitel, dieses Mal befänden sich Deutsche auf der „richtigen Seite“.
K. stellt Fotos ins Netz, die ihn mit einer Bunkerfaust zeigen. K. strahlt auf den meisten Bildern. Die Bundesregierung hatte schon im März erklärt, dass man diese Kämpfer juristisch nicht verfolgen werde. Focus.de schrieb hierzu:
„Die Bundesregierung wird deutsche Staatsbürger, die in die Ukraine reisen und dort kämpfen wollen, wohl nicht von diesem Vorhaben abhalten können. Eine juristische Verfolgung sei völkerrechtlich und strafrechtlich nicht vorgesehen.“
K. wurde jetzt in der Ukraine im Gefecht schwer verletzt. Er sendet Filmaufnahmen aus einem Krankenhaus, sein Körper hat etliche Verwundungen, am schlimmsten wohl eine tiefe klaffende Schädelverletzung, ein Auge ist ebenfalls schwer betroffen. K. ist wach und bei Bewusstsein.
Schlimmste Aufnahmen sind das, welche die Grauen des Krieges verdeutlichen. Und wer sich in den sozialen Medien auf die Suche macht, der erfährt dort schnell, es sind noch nicht einmal dies schlimmsten Aufnahmen, die man von Verwundeten zu sehen bekommt.
Man weiß nichts Genaues darüber, was K. bewegt. Beruft er sich auf so jemanden wie Anton Hofreiter von den Grünen, der für immer mehr Waffenlieferungen steht? Hat K. Freunde in der Ukraine, denen er helfen will?
Liegt es etwa daran, dass K. ein ausgebildeter Bundeswehr-Soldat mit Afghanistan-Erfahrung ist und eben genau das macht, was er beruflich gelernt hat, von wem auch immer dazu ermuntert? Will er einfach Männern helfen, die von Russen angegriffen wurden und um das Leben ihrer Frauen und Kinder fürchten?
Zu seinen schweren Verletzungen schreibt der junge Deutsche:
„As those who saw XXX (Red.: Name unkenntlich gemacht) post will know, that I got hit by a grenade from a Drone last week. Thanks to his first aid, I managed to get out in one Piece”.
Es ist schrecklich, man sieht einen jungen Mann, der wirklich übel zugerichtet ist. Und man weiß, dass er schlimme Schmerzen hatte, denn besagter Helfer hat an anderer Stelle mit Einsatzkamera die Rettungsaktion ebenfalls gefilmt und ins Netz gestellt.
Weiter heißt es bei K. zu seinen Verwundungen:
„I was hit by shrapnel in every part of my body. There are a lot of superficial wounds, but a lot of damage was done to my intestines. It wasn’t a nice affair healing from that. As now there’s a piece in my eye awaiting surgery next week.”
K. hat zuletzt Bilder gezeigt, die ihn wieder in Bewegung zeigen. Er kann herumlaufen, es scheint ihm besser zu gehen. In einem Video sieht man ihn im Bundeswehr-T-Shirt mit der deutschen Flagge am Arm. Er sitzt am Bett eines nicht im Bild befindlichen weiteren Verwundeten, der mutmaßlich aus Schweden kommt. Er lächelt den Liegenden freundlich an, liest ihm etwas vor, ein nett wirkender junger Mann, der gerade so mit dem Leben davon gekommen ist.
Der Erstversorger von K. wird später schreiben, dass K. ihm und seinen Jungs zuvor das Leben gerettet hatte, als ihr Fahrzeug auf eine Mine auffuhr. K. selbst hat sich noch nicht dazu geäußert, was er nach seiner Genesung machen wird. Wohin er gehen wird. Ob er den Weg nach Deutschland zurück antritt, zu seinen Eltern, zu den BW-Kameraden und Freunden zurück oder ob er wieder an die Frontlinie zurückkehrt.
Wird es weitere junge Deutsche geben, die diesem Beispiel folgen, die in den Krieg ziehen wollen? In den sozialen Netzwerken hat K. sehr viele Folllower, die regelmäßig schauen, was er und andere zu berichten haben. An einer Stelle kurz nach der schweren Verletzung durch die von einer Drohne abgeworfenen Granate sagt K. fast verwundert, wie schmerzhaft die Verletzung sei und dass dies kein Videospiel sei. Wird es andere abhalten, ihm nachzufolgen?
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Kommentar von Hildegard Hardt
Manche Deutschen scheint eine unverständliche Todessehnsucht ergriffen zu haben, anders kann man sich ein solches Handeln nicht erklären.
Mit Verantwortung hat das jedenfalls nichts zu tun. Verantwortung hätte bedeutet, sich mit Putin an einen Tisch zu setzen und zu verhandeln, wie es z. B. Noam Chomsky, General a.D. Gerd Schultze-Rhonhof und viele andere zu Recht gefordert haben.
Aber stattdessen verlängert man den Krieg mit weiteren Waffenlieferungen und folgt dem Ruf Selenskyjs, der die "völlige Zerstörung des russischen Agressors" fordert. Daß Selenskyj damit einen Flächenbrand riskiert, scheint ihm völlig egal zu sein; und vor allem, daß er damit auch das eigene Land vernichtet.
Kriegsfanatiker haben schon immer den Frieden verhindert. Zu dieser Gattung gehört der ukrainische Präsident, der glaubt, einen US-Stellvertreterkrieg gegen das zweitgrößte Land der Erde führen zu können.
Sollte er tatsächlich mit Hilfe des "Wertewestens" sein Ziel erreichen, was ich nicht glaube, werden ihn die USA fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und den nützlichen Idioten nur belächeln.