Ein Lebenszeichen von Kolumnist Toddn Kandziora

„Die Fronten haben sich inzwischen extrem verhärtet“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

Toddn: "Versuch mal einem Wokisten zu erklären, dass er faschistischen Methoden aufgesessen ist."© Quelle: Toddn Kandziora

Toddn Kandziora schrieb sich während der Corona-Zeit die Seele aus dem Leib, seine Kolumnen gehörten zu den meistgelesenen Texten. Was ist aus Toddn geworden? Wer zu ihm will, muss hinaus auf‘s Land fahren.

Du hast viele Lesern von Alexander-Wallasch.de mit Deiner wöchentlichen Kolumne über die Corona-Jahre hinweg begleitet. Wie war das Feedback der Leser damals?

Das hat mir oft aus kleineren Depressionen geholfen. Der Ungeimpfte als Feind der woken Gesellschaft galt ab 2020 als das neue Rechts.

Aber das Impfen fing ja erst 2021 an. Du meinst eher die Coronamaßnahmen-Kritik?

Ja. Ich habe das aber schon 2020 empfunden, als ich mit meiner Einschätzung der „gefährlichsten Pandemie ever“ in Braunschweig im kulturellen Bereich schon die ersten bösen Blicke bekommen habe.

Du kommst ja eher aus dem linken Milieu. Was hat sich da geändert bei Dir?

Ich bin immer noch das alte Links. Das Problem ist nur, dass die meisten meiner alten, linken Bekannten sich zum neuen Links bekannt haben. Das neue Links ist für mich das alte Rechts.

Die aktuellen Demonstrationen sind im Sinne der Ampel. Das neue Links ist also regierungskonform?

Das haben die wirklich gut hingekriegt. Die Regierung kann ihre eigenen Unzulänglichkeiten vertuschen. Niemand kriegt noch etwas mit vom Bauernprotest. Viele erkennen nicht einmal, dass Deutschland sich auf direktem Kriegskurs gegen Russland befindet. Und dass wir dadurch gewaltige Energieversorgungsprobleme bekommen, die inzwischen ausarten. Amerika will uns das Terminal-Gas streichen – Habeck müsste eigentlich dumm aus der Wäsche schauen. Aber ist ja egal: Wir haben einen neuen Feind, gegen den es aufzustehen gilt. Der Feind ist nicht nur rechtsextrem. Die derzeitige Regierung ruft dazu auf, die politische Mitte zu bekämpfen.

Wirst Du manchmal noch positiv auf Deine Kolumnenarbeit angesprochen?

Ich lebe auf dem Dorf. Einem sehr kleinen. Hier ist die Zeit vor 2015 stehen geblieben. Und das empfinde ich durchaus beruhigend. Hier bekomme ich kaum mit, wie sich das heutige Leben in einer Stadt anfühlt, und das möchte ich auch gar nicht mehr. Ich bin seit Jahren in keiner größeren Stadt gewesen, wenn ich nicht unbedingt musste. Ich habe doch kaum noch Kontakt zu den Menschen, die dort leben.

Ich bekomme überhaupt kein Feedback mehr, da ich kaum noch schreibe. Zumindest nicht für die Öffentlichkeit. Es wird ja immer schlimmer in diesem Irrenhaus Deutschland. Man weiß gar nicht, was am Tag noch Weiteres an Idiotie dazukommt und was man zu glauben hat. Und wenn man es nicht glaubt, wenn man sich dem nicht fügt, ist man eh draußen. Das wird jeden Tag verwirrender. Und ich glaube auch nicht, dass es einen Ausweg in Richtung Normalität geben wird.

Wie Markus Krall schon sagte: Das Beste ist, diese Regierung zieht noch zwei Jahre durch, bis sie es vollkommen vergeigt hat, bis es nicht mehr von der Hand zu weisen ist, dass sie es war, die verantwortlich ist. Und dann müssen wir versuchen, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.

Wo sind eigentlich diese ominösen Nazis, gegen die demonstriert wird?

Ich glaube, die sind auf der Demonstrantenseite vielfältiger zu finden. Dieter Bohlen hat das einmal schön ausgedrückt: Versuch einem Idioten mal klar zu machen, dass er ein Idiot ist. Und auf die aktuelle Situation bezogen: Versuch mal, einem Wokisten zu erklären, dass er faschistischen Methoden aufgesessen ist. Das er im Grunde gegen Demokratie und Grundgesetz demonstriert. Dass er dafür ist, die politische Opposition nicht nur mundtot machen zu wollen. Sondern die laufen inzwischen hinter Bannern her, auf dem dazu aufgefordert wird, AfDler zu töten!

Du zeigst doch gerade an, dass Du jede Menge Themen hast. Warum schreibst Du nicht einfach weiter?

Ich lese mit Interesse Kommentare bei Dir und anderen alternativen Medienformaten. Da ist mir etwas aufgefallen: Ich denke, viele Kommentatoren werden – Achtung, Verschwörungstheorie! – dafür bezahlt. Die verdienen eine Menge Geld dafür, dass sie im Sinne von NGO, Regierungen und Interessengruppen „ihre Meinung“ verkünden.

Wo ist denn die Stelle, wo man sich für diesen Job bewerben kann?

Ich habe es mal bei der Bertelsmann Mediengruppe versucht, das ist auch schon wieder viele Jahre her. Die suchten damals, nennen wir es Interessenschreiber. Alleine beim CIA sollen ja zehntausende derartige Schreiberlinge angestellt sein. Sicher auch so eine Verschwörungstheorie. Aber die werden bald alle arbeitslos sein. Das macht eine KI viel besser. Wie auch immer, die Bertelsmänner hatten mich damals abgelehnt. Ich glaube, die haben mich gegoogelt und sich dann gesagt, ach nö, den nehmen wir besser mal nicht.

Wird es irgendwann Deine Kolumne aus den Corona-Jahren in Buchform geben?

Wenn sich da jemand meldet und sagt, er möchte gerne das Buch herausbringen oder die Kolumne in Buchform, dann schreie ich natürlich „Hurra!“ und springe im Dreivierteltakt. Ich selber habe dazu im Moment weder die finanziellen Mittel noch Möglichkeiten.

Das heißt, wenn jemand Interesse hätte, dann wäre das hier eine ganz gute Gelegenheit, mal dazu aufzufordern …

Ja, dann soll er sich gern melden.

Warst du auf irgendwelchen Demos, auf der Bauerndemo oder solchen gegen Rechts?

Nein.

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Warum nicht?

Ich fühle mich hier auf meinem kleinen Dorf zwischen Elm und Asse recht wohl. Ich mag zudem nicht mehr in Städte fahren. Das tut mir auch nicht gut, in eine Stadt zu fahren. Ich bin da wohl zu sehr in der Vergangenheit verwurzelt, in einem alten Postkartendeutschland, das es nicht mehr gibt. Wenn ich jetzt in eine Stadt fahre – ich war neulich bei meinem Zahnarzt – und ich mir das heutige Stadtbild betrachte ... na ja, Themenwechsel bitte.

Welcher Zug ist da an welcher Stelle abgefahren? Wir waren doch in jungen Jahren aktive Gestalter unserer Umwelt und der Gesellschaft. Was haben wir verbockt damals? Wo haben wir denn aufgehört, gestalterisch zu wirken, dass uns nicht mehr gefällt, was wir geschaffen haben, oder haben wir das gar nicht geschaffen?

Viele von den heutigen SPD-Leuten und vor allem von den Grünen und einem Teil der Linken haben offensichtlich in den Jahren seit der Wiedervereinigung nicht mitbekommen, dass, wenn die Farben Rot und Grün vermischt werden, eine recht hässliche dabei rauskommt. Und diese schmieren sie jetzt anderen aufs Brot.

Ich weiß noch genau, was 1999 im Kosovo mit grüner Beteiligung los war, als Joschka Fischer sich überlegt hatte, dass es wieder Zeit wäre mit deutscher Beteiligung Zivilisten mit Bomben einzudecken. Bis zu dem Zeitpunkt war ich – und ich gebe es heute mit Bedauern zu – noch nah bei den Grünen. Aber wer von da an nicht sah, wohin der militante Zug der Grünen abfährt, der musste schon angestrengt wegschauen. Wer heute die Grünen wählt, der sollte wissen, was er tut, wen er da wählt und wen er unterstützt.

Bei den nächsten Wahlen kann sich doch alles ändern …

(lacht) Dann wird es wahrscheinlich eine CDU-SPD-Minderheitsregierung mit Unterstützung der Grünen geben. Und dann wird sich alles zum Guten wenden. Aber so etwas von.

Sind die neuen Bundesländer und das Wahlverhalten dort eine Chance für Deutschland?

Was ist denn eine Chance für Deutschland? Da sehe ich schwarz. Dass Problem ist doch, dass sich die politischen wie auch gesellschaftlichen Fronten inzwischen extrem verhärtet haben.

Nehmen wir mal an, die AfD würde es mit der WerteUnion tatsächlich schaffen – falls beide nicht vor den kommenden Wahlen am 1. September in Mitteldeutschland verboten werden – eine Mehrheit zu organisieren. Dann wüsste ich gar nicht, ob ich das gut fände. Möglicherweise würden sich dann nicht wenige aus diesen neuen politischen Machtstrukturen revanchieren wollen für das Ungemach seit den Coronamaßnahmen, für die Beleidigungen bis Berufsverbote, für alles, was ihnen in den letzten Jahren so angetan wurde und widerfahren ist. Für alles, dass sie durch die Entscheidungen und Maßnahmen der jetzigen Regierung erleiden mussten.

Aber dann wärst Du doch wieder auf der richtigen Seite, nämlich dagegen …

So welche wie ich, die stehen doch immer zwischen den Stühlen. Egal woher der Wind weht. Er wird uns immer eiskalt ins Gesicht blasen. Weil es uns um die Menschen geht. Nicht um einen „guten“ oder „bösen“ Teil, den es auf Ansage und wieder einmal zu hassen gilt. Ich glaube, das kann nicht gut sein für Deutschland, wenn dann eine große Revanche von Rechts kommt. Die jetzige von Links zerstört schon viel zu viel von dem, was manch einem lieb und teuer ist.

Die Aufgabe der Medien bleibt es, kritisch gegenüber den Herrschenden zu sein …

Dann wäre ich wohl so etwas wie ein Journalist. Denn ich kritisiere die jetzigen Herrschenden, und ich würde wahrscheinlich genauso die kommenden Herrschenden kritisieren. Fragt sich nur, unter welcher Rigide ich endlich einmal so viel verdiene, damit ich mir keine Sorgen um die Miete, Nebenkosten und das tägliche Brot machen muss.

Mitten in die Bauernproteste hinein ist etwas explodiert. Nach der „Correctic-Affäre“ sind Massen auf der Straße gegen Rechts. Was ist da passiert?

Das ist ein eigenes Thema wert. Correctiv hat ja in ihrem Sinne alles richtig gemacht. Die sind zwar schon wieder zurückgerudert, weil rausgekommen ist, dass da vieles gar nicht gesagt wurde, dass gewisse „böse“ Wörter und Absichten nicht vorkamen. Aber die Begriffe wurden absichtsvoll in die Öffentlichkeit gebracht. Und viele, die heute gegen Rechts demonstrieren, die glauben das alles wirklich. Sie glauben die Falschwahrheiten in der Tagesschau und in den treuen Tagesmedien.

Ein linksradikaler Demoteilnehmer ist jetzt mit einem Gewaltaufruf gegen Rechts viral gegangen, er meinte, man müsse alle Rechten zusammenschlagen, in die Fresse hauen, in den Boden stampfen und zuschütten …

Wir haben anscheinend wieder eine Zeit erreicht, wo es gute und böse Gewalt gibt. Und die Gewalt von links gegenüber Gewalt von rechts ist gute Gewalt. Die ist dann legitim, und darf dann angewendet werden.

Danke für das Gespräch!

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