Eine Rückkehr zur Normalität kann nur das Ergebnis einer intensiven Aufarbeitung sein

Deutschland nach dem woke-grünen Spuk

von Alexander Wallasch (Kommentare: 16)

Was wir nicht brauchen, das ist eine Renaissance der Dummheit, der Ungleichheit und der selbstgerechten besserwissenden Moralapostel.© Quelle: Pixabay/ Ben_Kerckx

Ich glaube an eine Schwarmintelligenz und an so etwas wie einen kollektiven Freiheitsdrang, der sich letztlich immer zuverlässig gegen Formen von Unterdrückung, Drangsalierung und staatlicher Übergriffigkeit wendet.

Für eine kritische Masse braucht es eine Mehrheit in den Köpfen. Auf der Straße ist schon eine hohe Anzahl an Menschen für eine eindrucksvolle und friedliche Bewusstmachung eines Wunsches nach Veränderung ausreichend.

Ich bin auch fest davon überzeugt, dass dieser woke-grüne Irrsinn trotz oder gerade wegen seiner Omnipräsenz endlich ist. Ich sorge mich vor etwas anderem: Die Gegenbewegung wird nicht einfach in eine Normalität zurückwippen. Dafür sind die Verschiebungen zu massiv und die Verletzungen zu tief, das hat schon das Corona-Regime deutlich gezeigt: Eine Rückkehr zur Normalität kann nur das Ergebnis einer intensiven Aufarbeitung sein.

Aber wie soll dieser woke-grüne Wahn nach seinem Ende am effektivsten aufgearbeitet werden? Mir scheint, dass es hier besonders viele Involvierte gibt. Die woke-grüne Ideologie ist viel stärker in den Alltag eingesickert, als es Faschismus und Sozialismus jemals vermochten. Sie ist von der Kita bis ins Altenheim in alle gesellschaftlichen Bereiche eingehämmert worden.

Wenn das in wenigen Jahren alles vorbei sein wird wie ein schlechter Traum, dann wacht trotzdem niemand im Paradies auf Erden auf. Den wirtschaftlichen Schaden zu beheben, wird ein Generationenprojekt, und die Gesellschaft ist auch nicht von heute auf morgen auf Normaltemperatur.

Demokratie und Meinungsfreiheit müssen von vielen wieder ganz neu gelernt werden. Insbesondere neu zu lernen, wieder eine anderen Meinung zu ertragen, ohne sie zu diffamieren, wird für viele woke-grüne Überzeugungstäter schwer werden. Die abendländische Streitkultur, die sich über die griechischen Philosophen in zwei Jahrtausenden in die DNA Europas eingetragen hatte, muss wieder unter dem woke-grünen Mehltau freigelegt, wiederentdeckt und von den Resten der "Herrschaft des Unrechts" befreit werden.

Und dabei kann es dann zu neuen Verletzungen kommen. Zeiten des Umbruchs sind immer sehr empfindliche Zeiten, was das Recht des Individuums angeht. Bei aller Lauterkeit der Absicht werden mutmaßlich nicht wenige im Triumph der Überwindung der woke-grünen Idiotie über das gemeinsame Ziel hinausschießen.

Wenn rechts heute das neue oppositionelle links ist, wenn von einer konservativen Gegenbewegung die Rede ist – dann kann es von besonderer Bedeutung sein, die neuen Ideale nicht in der Beschränkung, in den Tabus, in der Konformität oder gar in einer Rückbesinnung auf die moralinsauren Fesseln der Kirchen zu suchen. Eine Renaissance der Spießigkeit und die muffige Atmosphäre der Nachkriegszeit und des Wirtschaftswunders sind im 21. Jahrhundert nicht besonders attraktiv.

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Aber genau das ist ein Problem vieler Konservativer. Sie sind noch zu oft miefig und steif, sie können ihre Herkunft nicht abschütteln. Eine Fundamentalopposition gegen diesen woke-grünen Wahn muss nicht zwanghaft das Gestern verherrlichen, sie sollte vor allem für die Freiheit sein. Das ist ihr Alleinstellungsmerkmal. Ein Garant des Ideals maximaler individueller Freiheiten eingebettet in einem Auffangbecken westlicher Werte und Traditionen.

Eine libertäre Bewegung ist in ihrem Kern unpolitisch, sie bildet regionale Zellen der Vernunft, sie fördert Zweckgemeinschaften und ihr reichen als Staats- oder Herrschaftsgebilde zwei primäre Aufgaben: Die individuelle Entfaltung des Einzelnen zu schützen und die Gemeinschaft in den Grenzen der Nation nach außen zu vertreten und zu beschützen und Schaden von ihr fernzuhalten.

Das Ende der woke-grünen Ideologie muss nun wirklich nicht der Neuanfang einer überwunden geglaubten alten Miefigkeit sein. Das Ende der woke-grüne Bewegung muss bitte nicht der Beginn einer neuen Prüderie oder die zwanghafte Abkehr von allen Errungenschaften der grünen Bewegung sein. Denn auch die gab es!

Gleichberechtigung, Arbeitnehmerrechte, unternehmerische Verantwortung, Feminismus, die Ächtung tierquälerischer Fleischerzeugnisse und Milchprodukte, die Förderung einer chemiearmen Landwirtschaft, ein Augenmerk auf Regionalität – alles das ist tendenziell gut, weil es den Menschen, seinen Freiheitsdrang und seine Gesundheit in den Mittelpunkt stellt. Weil es gut für unsere Kinder ist und weil es immer dem Wunsch folgt, dass unsere Kinder in Freiheit, Selbstbestimmtheit und Wohlstand aufwachsen.

Was es nicht braucht, das ist eine Renaissance der Dummheit, der Ungleichheit und der selbstgerechten besserwissenden Moralapostel.

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