Ein überraschendes Adventsgespräch vor dem Haus. Eine Nachbarin wenige Jahre älter, gesundheitlich etwas angegriffen, bleibt auf ein paar Worte stehen. Es beginnt so harmlos und nett, wie sowas eben beginnt: „Gabs denn schon mal Schnee am ersten Advent? Kalt genug ist es ja bald.“
Ich schaue ebenfalls meinen Zugang hinauf und sage es halb zu mir selbst, halb entschuldigend zu ihr hin: „Ich muss dringend mal fegen, man kann ja ausrutschen auf dem ganzen alten Laub.“
Während wir unter dieser schon länger so unterbeleuchteten Straßenlaterne stehen, hört man von drinnen Kindergeschrei, meine Frau ist mit dem Enkel beschäftigt, die Tochter ist zum Adventsessen gefahren.
„Ach, wie schön“, lächelt die Nachbarin und wir wissen beide, was sie meint, ohne dass es einer von uns weiter kommentieren müsste.
Neulich schrieb ich einem ehemaligen Chef in dem Zusammenhang, dass jetzt die „Zeit der Ernte“ sei. Diesen zweifellos viel zu pathetischen Satz hatte er in meiner Mail rot eingefärbt und mir „Schöner Gedanke“ dazugeschrieben.
Meine Nachbarin spricht die Energiekosten an, auch bei ihr sind die jetzt mehr als verdoppelt. Aber sie will alles klaglos bezahlen. Fürchtet aber, dass den Energieunternehmen die Verteuerung leichter fällt, als diese dann wieder zurückzunehmen: „Selbst, wenn die wieder billiger Gas einkaufen, werden sie es nicht im selben Maße an ihre Kunden weitergeben“, ist sie sich sicher.
Da muss ich nicht lange drüber nachdenken und gebe ihr Recht. Ich frage sie, ob sie denn die Corona-Infektion gut überstanden habe, sie lag ein paar Tage flach, kam aber zurecht, es war schon ihre zweite Infektion, sie hatte ein paar Medikamente im Haus und auch anderweitig Vorräte angelegt.
Ich erinnere ich mich: „Du warst doch geboostert, oder?“ Das Thema behagt ihr nicht, das merke ich sofort. Aber wir haben denselben Hausarzt um die Ecke, ein guter aufmerksamer Arzt, der zwar viel Betrieb, aber immer ein persönliches Wort parat hat. Also warum nicht fragen?
„Hat er Dir schon einen Termin für Deine Vierte gegeben?“, will ich wissen. Und dann bin ich doch positiv überrascht. Meine Nachbarin will keine weitere Corona-Impfung. Sie sei zwar nicht sauer auf unseren Hausarzt, der ihr den Booster gespritzt hat, aber sie bereue es sehr. Aus heutiger Sicht mache sie sich nämlich mehr Sorgen vor den Folgen der Impfung, erfahre ich, als dass sie noch Sorgen hätte, sich zu infizieren.
„Aber Alexander, das war am Anfang doch ganz anders. Ich habe wegen meiner chronischen Erkrankung schon früh einen Termin für die ersten beiden Impfungen im Impfzentrum bekommen. Der Booster bei Dr. Müller (Red.: Name geändert) war dann keine Überlegung mehr wert. Ich habe gar keine Nebenwirkungen gehabt.“
Ich erzähle Ihr, was man heute weiß und was uns vorher weißgemacht wurde. Ich berichte von Krankenkassen, die schon hunderttausende Impfnebenwirkungen registriert haben, von einer unheimlichen Übersterblichkeit und einem Rückgang der Geburtenraten.
„Ach, ich kenn mich damit doch nicht aus“, antwortet die Nachbarin. Und weil wir schon mal zusammenstehen, frage ich trotzdem nach: „Du weißt ja, ich bin neugierig von Berufs wegen“, lächle ich sie an: „Aber warum nimmst du nicht den zweiten Booster von Dr. Müller?“
„Ich habe einfach die Nase voll davon, ich bin kein Arzt, aber ich spüre, wenn etwas nicht stimmt, dass sagt mir mein Bauch.“ Sie erzählt, dass ihre Angst weg sei. Nein, weg wohl nicht, aber überlagert von wieder ganz neuen Ängsten. Sie hat Angst vor einem Krieg, Die Nachbarin kann schon keine Nachrichten mehr schauen.
Manchmal sitzt sie vor dem Fernseher, sagt sie, und kann sich nicht mehr aus dieser Starre lösen. Sie sitze einfach nur so da, starre vor sich hin und sie hätte dieses mulmige Gefühl im Bauch, vor dem sie wiederum fürchtet, dass es immer nur noch drückender wird.
„Kennst du das auch?“, fragt sie fast flehentlich. Ich antworte beruhigend: „Natürlich kenne ich das, das ist die neue Zeit.“
Aber ich sage auch, dass ich im Vorteil sein, weil ich dieses Gefühl gar nicht erst aufkommen lassen darf, ich wäre ja verpflichtet, es sofort zu ergründen und aufzuschreiben, wir lächeln beide.
Ihre Unterstützung zählt
Wer kennt das auch? Manchmal ist es so, dass man einem eigentlich Fremden, den man nur nachbarschaftlich duzt, viel mehr anvertrauen kann, als engen Bekannten, Freunden oder Verwandten. Diese Mischung aus einer über die Jahre gewonnenen Vertrautheit und der Distanz des Nicht-befreundet-seins, ist hier ein idealer Nährboden, weil das Gesagte mutmaßlich weniger Konsequenzen hat.
„Ich saß heute über dem Adventskranz, den ich noch ein wenig zurechtzupfen wollte, und musste mich richtig überwinden, die erste Kerze anzumachen“, sagt sie. Aber was antwortet man darauf? Ich nicke, auch wenn es mir selbst nicht so gegangen ist.
Bei uns kam sogar Hektik auf, denn ich musste heute früh noch in den Wald, eine Baumscheibe von den letzten Fällungen suchen, wir hatten im Globus-Baumarkt so eine Art Adventskranzbaumscheiben gesehen, Frau wollte eine kaufen, aber ich hatte eine Idee: „Wozu 27, 50 Euro ausgeben? Ich bau Dir das selbst.“
Wer eine Frau hat, der kennt die Antwort: „Ach, das wird doch eh wieder nichts.“
Trotzdem kaufte ich die Kerzenhalter mit langem Dorn, ein Viererset Stumpenkerzen und hatte so mehr als 15 Euro gespart. Es wurde dann aber doch noch kompliziert, weil der Bohrfutterschlüssel für die Bohrmaschine fehlte, dann brach der Vierer bei der zweiten Bohrung ab, jetzt haben zwei Kerzen etwa Spiel, aber man merkt es auch nur, wenn jemand am Tisch ruckelt.
Ich wünsche meiner Nachbarin noch einen schönen Ausklang des ersten Advents und als ich wieder im Haus bin, sagt mein kleiner Enkel zum ersten Mal „Opa“ zu mir. Aber Frau lacht mich natürlich schallend aus, „Du spinnst doch“, was ich da bloß wieder gehört hätte.
Aber ich lasse mir das nicht ausreden. Ich weiß ganz genau, was ich gehört habe. Gut, vielleicht war es nach hinten raus etwas dünn. Aber das „O“ war klar zu hören, ein „p“ schloss sich an, nur das „a“ war etwas dünn im Abgang. Aber vor allem hat er mich dabei direkt angeschaut!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag, bitte bleiben Sie mir gewogen und gleich gewinnt Spanien, mal sehen, was mein Enkel dazu sagt, mein jüngster Sohn hat schon gemeint, er schaue mit uns kein Fußball mehr, er möchte nicht mit jemanden schauen, der nicht für die deutsche Mannschaft ist, also schaut er oben allein in seinem Zimmer oder geht doch noch zu Freunden.
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Kommentar von hans
Erster Adventssonntag
Psalm 25
(24) Unter Gottes gnädiger Führung
[Von David.] Zu dir erhebe ich meine Seele, Herr, mein Gott! 2 Auf dich vertraue ich, möge ich nicht enttäuscht werden. Nicht sollen meine Feinde über mich frohlocken! 3 Keiner, der auf dich die Hoffnung setzt, wird je enttäuscht. Enttäuschung trifft nur solche, die ohne Grund die Treue brechen.
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Kommentar von Peter Löcke
Lieber Herr Wallasch,
für die Zukunft wünsche ich Ihnen viele Momente, in welchen Sie nicht den Impuls verspüren, dass Sie ihr Gefühl umgehend ergründen und aufschreiben wollen. Ist leider nicht immer gesund. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Danke für eine schöne Adventsgeschichte. Etwas spanisch kam sie mir nur zum Schluss vor.
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Kommentar von Georg
Was für eine schöne Geschichte zum Abend des ersten Advents!
Ich mache seit über 2,5 Jahren die Erfahrung, dass mit Nachbarn, mit eigenen Kunden oder Kunden in Geschäften offener und ehrlicher über den C-Wahnsinn gesprochen werden kann, als dies mit dem einen oder anderen Familienmitglied möglich ist. Dabei beobachte ich immer wieder, wie groß das Bedürfnis nach vorurteilsfreier und direkter Kommunikation ist. Was die sog. Impfung betrifft, gibt es so viele Zeitgenossen, die ihre 2 bis 4 Spritzen mittlerweile bereuen,sei es aufgrund schwerer Nebenwirkungen oder wiederholter Covid-Infektionen nach den Spritzen.
In Gesprächen stellt sich immer wieder heraus, dass die Entscheidungen "pro Spritze" oft von Wünschen und Manipulationen Dritter (z. B. Familienmitglieder, Arbeitskollegen, Hausärzte usw.) rühren. Die eigene Intuition sagte eigentlich, dass die Spritzen nicht nötig seien, schließlich wurde vor C nur in seltenen Fällen die Grippeschutzimpfung genommen.
Es ist der Herdendruck, der sowohl von Chefs, Eltern, oder auch Kindern in Gang gesetzt werden konnte, flankiert natürlich durch die Dauerpropaganda in den Staatsmedien.
Ich kenne nur wenige Menschen, die von "der Impfung" überzeugt sind, während medial noch immer eine breite gesellschaftliche Zustimmung inszeniert und suggeriert wird.
Glücklicherweise besteht mein privates und geschäftliches Umfeld zu 60 % aus kritischen und lernfähigen Geistern, von denen kaum jemand auch nur eine Spritze an sich heran gelassen hat. Dennoch habe ich es bis vor einem Jahr nicht an die große Glocke gehängt, mit der gesamten C-Politik und insbesondere der sog. Impfung über Kreuz zu liegen.
Ein Jahr später ist das kein Problem und wird nur noch seltendst negativ konnotiert. Das macht Mut und auch Hoffnung, dass sich jetzt in der dunkelsten Jahreszeit wieder deutlich mehr Menschen den Montagsspaziergängen und Demos anschließen, wie es für mich überraschend Ende vergangenen Jahres der Fall war.