In normalen Zeiten ein Fall für den Presserat

Der Spiegel blamiert sich mit erfundener Bystron-Affäre und schlägt blind um sich

von Alexander Wallasch (Kommentare: 14)

Ein regierungsnahes Magazin auf Abwegen© Quelle: Spiegel online, Screenshot

Der Spiegel in Bedrängnis: Die Enthüllungsgeschichte gegen Petr Bystron (AfD) löst sich gerade in ihre Bestandteile auf. Drei Redakteure versuchen nun irgendwie, Material zusammenzutragen, das geeignet sein könnte, den Abgeordneten zu beschmutzen.

Journalismus im Hamsterrad, muss das denn sein? Tatsächlich zwingt eine weitere Schlechtleistung des „Spiegels“ dazu, diesen journalistischen Offenbarungseid öffentlich zu machen.

Es geht immer noch um den Bundestagsabgeordneten Petr Bystron (AfD) und die unterstellte Bestechung. Der Spiegel macht es wie Correctiv in der Potsdam-Affäre: Nachdem immer klarer wurde, dass es keine Fakten gibt, welche diese polit-mediale Schmutzkampagne auch nur ansatzweise rechtfertigen, versucht der Spiegel es mit einer Flucht nach vorn und der Schlagzeile: „Das fragwürdige Netzwerk von AfD-Politiker Petr Bystron“.

Gleich drei Spiegel-Redakteure zeichnen hier verantwortlich für einen Artikel, der in den kommenden Jahren zu jenen Medienerzeugnissen gehören wird, für die sich die Branche zu Recht schämen muss. Ein Artikel, der Studenten vorgeführt werden kann, wie man es besser nicht machen sollte.

Es kann niemanden mehr verwundern, wenn der Spiegel als Nächstes verkünde, er habe die Tagebücher von Petr Bystron gefunden. Man sei allerdings noch über das Monogramm „FB“ nachdenklich und habe sich letztendlich für „Führer Bystron“ entschieden, weil das ja naheliegend sei.

Aber Spaß beiseite und direkt zum besagten Artikel: Ein journalistischer Festtag im Konjunktiv. Ein pro-russisches Netzwerk „soll“ Gelder für Europa-Politiker transportiert haben. Darunter sei laut Spiegel „wohl“ auch der AfD-Politiker Petr Bystron.

Hat die Redaktion etwas in der Hand, das die Rechtsabteilung noch nicht freigegeben hat? Darauf deutet genauso wenig hin wie auf die behaupteten Bestechungsvorwürfe gegen den Abgeordneten Bystron.

Zuletzt hatte die „Zeit“-Redakteurin Mariam Lau ihren ähnlich raunenden Artikel gegen Bystron damit verteidigt, dass doch die Staatsanwaltschaft ermittle. Alexander-Wallasch.de bat daraufhin den renommierten Rechtsexperten Prof. Martin Schwab, Frau Lau einmal verbindlich zu erklären, was für einen Unsinn sie erzählt.

Aber zurück zum Spiegel-Artikel, an dem sich drei Autoren beteiligt haben. Als erster „Beleg“ für die Bestechlichkeit von Bystron soll da ein Interview des tschechischen Ablegers von CNN herhalten, in welchem Bystron drei Mal gefragt worden sei, ob er denn Geld von einem kremlnahen Netzwerk angenommen habe. Die Moderatorin habe drei Mal nachgefragt, schreibt der Spiegel, und „keine direkte Antwort“ bekommen.

Was immer der Spiegel da gehört haben will, er hat jedenfalls rein gar nichts davon gehört, dass Bystron Geld angenommen hat. Die Redakteure konstruieren sich eine Anklage in sprachtherapeutischer Küchenpsychologie, weil sie keine Fakten ermitteln konnten – weil es keine gibt?

Was kommt als Nächstes? Bystron habe während der Befragung komisch geschaut, das wäre doch ein Indiz, dass er was im Schilde führt? So funktioniert Spiegel-Journalismus 22 Jahre nach dem Ableben seines Gründers Rudolf Augstein. Nur noch ein paar Schritte weiter und man kann sich die Ehrennadel „Wyschinski-Journalismus“ an die Brust heften, frei nach Stalins erfolgreichstem Vollstrecker.

Der Spiegel macht sich in seinem Artikel selbst Mut: „Dabei waren die Vorwürfe gewaltig, über die der SPIEGEL vor zwei Wochen berichtete.“ Tatsächlich hat der Spiegel hier ausnahmsweise einhundertprozentig Recht: Die Vorwürfe waren „gewaltig“. Problem nur: Es waren eben nur unbewiesene Anwürfe.

Oder kann sich der Spiegel hier mit einer „Verdachtsberichterstattung“ herausreden? Juristen sagen auch dazu klar nein:

„Vor einer öffentlichen Äußerung eines Verdachts steht eine sorgfältige Recherche. Es braucht einen Mindestbestand an Beweistatsachen.“

Und weiter heißt es da auch in Richtung Mariam Lau und ihres Hinweises auf staatsanwaltliche Ermittlungen:

„Die bloße Einleitung eines Ermittlungsverfahrens genügt für die Annahme einer Beweistatsache nicht.“

Weiter im Spiegeltext: Bystron sei „häufig Thema bei ,Voice of Europe'“ gewesen. Hier ist man bereits davon abgerückt, dass Bystron häufig interviewt wurde, wurde er nämlich nicht. Aber was hat dieser Sender nun mit dem Vorwurf zu tun, Bystron habe Geld genommen?

Der Sender soll das Geld aus Russland bekommen und verteilt haben. „Soll“, denn auch dafür legt der Spiegel keine Belege vor: Der Sender hat also „häufig“ etwas über Bystron berichtet? Deshalb muss Bystron Geld genommen haben, von dem der Spiegel nicht einmal weiß, ob es überhaupt existiert?

Das kann man alles gar nicht glauben. Nochmal: Hier sind drei Spiegel-Redakteure am Werk. Aber wozu braucht es drei Redakteure, um dieses Nichts zusammenzukleben? Man muss den Eindruck gewinnen, dass hier vom Spiegel nur deshalb gleich drei Autoren genannt werden, um zu suggerieren, dass man sich richtig doll Mühe gegeben habe. Aber für was? Für diese regierungsnahe Diffamierung eines oppositionellen Politikers?

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Das Foto zum Artikel zeigt Petr Bystron mit einem Megafon. Die Schlagzeile verweist auf Bystron. Und dann schreibt der Spiegel: „Nun gibt es neue Informationen“. Was erwartet man da ? Natürlich „neue Informationen“ zu Petr Bystron. Aber was dann folgt, hat mit Bystron nichts zu tun!

Es sollen irgendwie, genau weiß es der Spiegel nicht, zwischen 500.000 Euro und einer Million Euro von Russland über Polen nach Tschechien transportiert worden sein, um eine „fünfte Kolonne innerhalb der Europäischen Union zu schaffen.“

Dann ein wirklich verheerender Satz des Spiegels in diesem Kontext:

„Bystron gibt sich inzwischen unschuldig.“

Dieses „inzwischen“ hat keinerlei Rückbezug. Es steht da einfach herum wie ein Wintermantel in der Sauna, um zu unterstellen, dass es demnächst richtig kalt wird, das Bystron zu irgendeinem früheren Zeitpunkt irgendein Geständnis abgelegt, dass er nun widerrufen habe. Hat er aber nicht.

Noch ein vermeintliches Indiz nennt der Spiegel: Bystron sei gut vernetzt zum ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Klaus. Der sei aber ein extremer Rechter. Also ein Rechtsextremer. Und Bystron schwärme von Václav Klaus, schreibt der Spiegel. Und dieser Václav Klaus sei nicht nur rechtsextrem, sondern auch Teil der „kremlnahen extremen Rechten“. Ein Dreifach-Wumms?

Die drei vom Spiegel haben in der Google-Suchmaschine entdeckt, dass besagter Václav Klaus „im September 2016 bei einer Dampferfahrt eines AfD-Unterstützervereins in Berlin“ dabei gewesen war. Was das mit irgendwelchen Geldern zu tun hat, von dem der Spiegel nicht einmal zu berichten weiß, ob es diese Gelder gegeben hat? Nichts! Aber es reicht dem Spiegel, um zu sagen: Václav Klaus war in Berlin bei der AfD, Václav Klaus ist kremlnah, Bystron ist in der AfD, also hat Bystron womöglich auch Geld aus dem Kreml bekommen ...

Und noch etwas haben die drei vom Spiegel investigativ gegoogelt: „Bystron tritt häufig in Tschechien auf“. Und dahin sei ja dieses ominöse Geld geflossen, von dem der Spiegel – wir wissen es längst – bekanntermaßen nicht einmal weiß, ob es existiert. Aber weil Bystron öfter in Tschechien ist, Bystron ist tschechisch-stämmig ... auweia.

Und dann hat der Spiegel tatsächlich noch einen Beleg gefunden für echten Geldverkehr. Petr Bystron sei auf einer Veranstaltung in Prag gewesen, um über Europapolitik zu diskutieren. Als der tschechische Veranstalter mit ein paar wichtigen weiteren Gästen zum Mittagessen gehen wollte, fehlte ihm dummerweise das Geld dafür. Bystron lieh ihm spontan die 180 Euro. Der Spiegel sprach daraufhin mit dem klammen Veranstalter und die drei vom Spiegel schreiben jetzt darüber: „Warum ein eingeladener Redner dem Veranstalter Geld leiht, konnte der Mann nicht erklären.“

Geht es noch lächerlicher? Wie soll der Mann auch wissen, warum Bystron hier hilfreich war? Was wäre die Antwort? Weil Petr mich mag? Weil Petr spendabel ist? Weil Petr merkte, dass ich in einer peinlichen Situation war? Weil Petr es sich leisten kann? Weil Petr ein gutmütiger Trottel ist?

Auch die drei vom Spiegel wissen: Mit irgendwelchen Geldern aus dem Kreml, von dem der Spiegel nicht einmal weiß, dass sie geflossen sind, hat auch das Nullkommanichts zu tun. Es sei denn, der Spiegel will sagen, Bystron sei so spendabel gewesen, weil er in Prag hunderttausende von Euro bekommen und für den Veranstalter einmal in die große GUM-Plastiktüte gefasst hat. Will der Spiegel das sagen?

Und dann ist diese abenteuerliche Spiegel-Geschichte schon zu Ende!

Wenn der Deutsche Presserat noch irgendeine Bedeutung für den Erhalt einer irgendwie gearteten journalistischen Moral und Ethik hat, dann muss er hier einschreiten. Der Spiegel sollte für diese und weitere unterirdische regierungsnahe Diffamierungsgeschichten mindestens gerügt werden.

Denn wer wie der Spiegel auf diese Weise die Ehre des Berufstandes beschmutzt und die per Verfassung gesicherten Grundrechte missbraucht, dessen Vorgehen muss öffentlich gemacht und hinreichend verurteilt werden.

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