Kubitschek über Ungarn: „Dort regiert man längst, dort setzt man um"

Der EU-Spitzenkandidat der AfD auf Europa-Tournee mit Götz Kubitschek

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

„In Wien waren Krah und ich zu Gast in den Räumen der Österreichischen Landsmannschaft“© Quelle: Youtube/ Kanal Schnellroda Screenshot

Der Spitzenkandidat der AfD für Europa, Maximilian Krah, stellt in Österreich und Ungarn die deutsche Neue Rechte vor. Eine Heimlichtuerei von Correctiv war unnötig, denn Götz Kubitschek veröffentlichte sein Reisetagebuch.

Maximilian Krah ist Spitzenkandidat der AfD für Europa. Und er erklärt öffentlich, ohne „Schnellroda“, ohne Götz Kubitschek, dessen Gattin, den Verlag Antaios und das anhängende Institut für Staatspolitik wäre er nicht in dieser Position: „Ich wäre nicht Spitzenkandidat ohne Ihrer beider Hilfe.“ Kubitschek ist auch Krahs Verleger. Über sein Buch „Politik von rechts – Ein Manifest“ schrieb Alexander-Wallasch.de Ende November:

„Wer wirklich etwas erfahren möchte über die innere Verfasstheit der AfD, wer wissen will, wie groß die Distanz zu den Etablierten ist, dem sei das Buch ,Politik von rechts' von Maximilian Krah empfohlen.“

Der Antaois-Verlag hatte Krahs Buch gleichzeitig mit dem neuen Buch Martin Sellners, des Gründers der Identitären Bewegung, so beworben:

„Es ist für mich als Verleger eine Freude, dass sich unsere beiden Autoren ganz nach jeweiliger Eignung am Vortrieb unserer aller politischen Sache beteiligen konnten und können.“

Wie groß die Nähe zwischen Maximilian Krah und Götz Kubitschek ist, zeigte sich vor wenigen Tagen, als beide eine gemeinsame Reise nach Österreich und Ungarn unternahmen. Nicht privat, nicht etwa, um aus Krahs Buch vorzutragen, sondern in politischer Mission: Der Spitzenkandidat der AfD stellt sich dem europäischen Ausland in Begleitung von Kubitschek vor.

Der mehrfach als „neurechter Vordenker“ bezeichnete Kubitschek sitzt dabei nicht etwa anerkennend nickend im Publikum, er nimmt etwa in Budapest wie selbstverständlich neben Krah auf dem Podium Platz. Dafür muss man nicht investigativ oder mit heimlichen Kameras tätig werden, Götz Kubitschek nutzt seine Webseite „Sezession“, um ausführlich darüber zu berichten, als lese er aus seinem Tagebuch vor:

„Ich trug dort zehn Thesen zur ,Lage der nationalen Opposition in Deutschland' vor, Krah sprach über das Europakonzept der AfD und gab danach fünf oder sechs Interviews, wobei neben regierungsnäheren auch oppositionelle Medienvertreter zum Zuge kamen.“

Anerkennen muss man Kubitscheks erzählerische Detailtiefe, etwa wenn er berichtet, wie er „das Mark aus aufgeschnittenen Knochen“ löffelt, Meerrettichkäse darüber streut und in seinem unverwechselbarem Heeresbericht-Ost-Christian-Kracht-Revival-Schnellroda-Sound ergänzt:

„Auch das mag ich so sehr an diesen Ländern, ostwärts: das Ausgebreitete.“

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Kubitscheks Text heißt „Hinter den Linien. Tagebuch – Freitag, 2. Februar“. Im Folgenden ein Auszug daraus, der verdeutlicht, welche Rolle Kubitschek für sich selbst ausgewählt und welche ihm der EU-Spitzenkandidat der AfD zugedacht hat. Krah bietet satt an, Kubitschek greift üppig zu. In seinem Autor Maximilian Krah mag Kubitschek einen echten Kameraden gefunden haben:

Montag, 29. JanuarGemeinsam mit Maximilian Krah war ich zu Vorträgen und Gesprächen in Wien und in Budapest. Reise und Programm hatten wir bereits im Dezember festgelegt. Aber ihre Aufladung erhielten die Besuche erst in den vergangenen vierzehn Tagen.

Denn in Österreich und in Ungarn, vor allem dort, interessiert man sich nun dafür, wie es möglich sei, aus einer privaten Gesprächsrunde von CDU- und AfD-Leuten ein “Geheimtreffen” zu konstruieren und es semantisch und emotional mit der Wannseekonferenz von 1942 zu verknüpfen.

In Wien waren Krah und ich zu Gast in den Räumen der Österreichischen Landsmannschaft, ÖLM. Aufgabe dieses 1880 gegründeten Vereins ist die Betreuung und Unterstützung deutschsprachiger Minderheiten im Ausland in allen Belangen. Ich hatte im Saal der ÖLM schon im vergangenen November vorgetragen, damals (es kommt einem vor wie “damals”!) zu Ray Bradburys Roman Fahrenheit 451.

Das Format war diesmal ein anderes, wir trugen nicht einfach vor, sondern antworteten stets beide auf Fragen zur Lage und zu den Hintergründen der Kampagne. Das war lebendig, man ergänzte sich und kam in Fahrt, vor allem, weil man einander nicht ausstechen wollte, sondern gemeinsam an der Lagefeststellung arbeitete.
In Budapest war es anders. Wir waren zu Gast im Institut Imre Kertész, einer aufwendig renovierten und hervorragend ausgestatteten Jugendstilvilla. Ich trug dort zehn Thesen zur “Lage der nationalen Opposition in Deutschland” vor, Krah sprach über das Europakonzept der AfD und gab danach fünf oder sechs Interviews, wobei neben regierungsnäheren auch oppositionelle Medienvertreter zum Zuge kamen (...).

Ich war im Apartement “Arthur Koestler” untergebracht, und das Gespräch mit dem Leiter des Instituts drehte sich gleich um die “Tetralogie der Schicksallosigkeit” von Kertész (von der ich nur den Band Roman eines Schicksallosen gelesen habe) und über Koestlers Sonnenfinsternis. Die Diskussion entwickelte sich in Richtung verschiedener Liberalismusbegriffe und Demokratietheorien, und ich fragte mich, als ich in der freien Stunde einiges notierte, welcher andere AfD-Politiker in der Lage gewesen wäre, auf Deutsch und Englisch über solche Themen so zu sprechen, daß es sich ins Bild vom Menschen ausweitete.

Mit Gastgeberin Mária Schmidt sprachen wir in kleinen Runden über andere Dinge. Erfreulich ist jedes Mal wieder die Offenheit und Direktheit der Leute: Dort regiert man längst, dort setzt man um, alles klug und auf Jahre hinaus entworfen. Ich habe wieder viel gelernt und konnte ungeschützt nachfragen und nachbohren. (Währenddessen löffelte ich das Mark aus aufgeschnittenen Knochen und streute Meerrettichkäse darüber – auch das mag ich so sehr an diesen Ländern, ostwärts: das Ausgebreitete.)

Das alles vor den Vorträgen. Wir hielten sie nach den Hintergrundgesprächen am späten Nachmittag. Ich werde dieser Tage meine Thesen zusammenfassen und auf Punkte konzentrieren, die meiner Meinung nach über den Tag hinausweisen und wiederum Teile dessen beinhalten, was am Vortag in Wien, in der Woche zuvor in Dortmund und im Castell Aurora in Steyregg bei Linz schon zur Sprache gekommen war.

Und ich werde diese Thesen an weiteren Orten vortragen, vor allem im Westen.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare