Mehr als die Hälfte der Deutschen sind Mieter. Eine ganze Reihe von ihnen leben in Wohnungen von Wohnungsbauunternehmen, -gesellschaften oder -genossenschaften. Aber auch die Zahl der Einzelvermietungen wächst stetig: „Im Jahr 2019 etwa vermieteten fast 5,2 Millionen Haushalte in Deutschland eine oder mehrere Immobilien. Im Jahr 2000 waren es erst 3,7 Millionen Haushalte“, weiß beispielsweise das Institut der Deutschen Wirtschaft.
Immer mehr dieser Mieter müssen damit rechnen, dass ihnen Anlagen in der Wohnung oder im Miethaus installiert werden, die nicht wenige von ihnen verstören, weil sie Anlass zu einer Beunruhigung geben.
Die Rede ist hier von funkferngesteuerten Energieverbrauch-Messeinheiten inklusive Daten sendenden Rauchmeldern, die in jedem Raum installiert und mit einem weiteren zentralen installierten Empfänger im Keller oder Flur kommunizieren, der wiederum diese Daten sammelt, welche dann digital theoretisch von jedem vernetzten Ort der Welt abgefragt werden können.
Hier soll es aber gar nicht um die technischen Details gehen, viele Hausbesitzer wissen längst präzise, mit was wir es hier konkret zu tun haben. Vielmehr geht es um die Frage, was so etwas 2023 nach Jahren einer beispiellosen Einschränkung der Persönlichkeits- und Grundrechte und einer Übergriffigkeit im Datenschutz mit den Betroffenen macht und welcher Nutzen hier tatsächlich vorliegen soll, diesen empfindlichen Eingriff ins Private zu gestatten.
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Ihre Unterstützung zählt
Nochmal zu den Geräten: Diese Sender unter den Decken haben Zehnjahresbatterien. Für den Laien erkennbar sind eine Reihe von Kontroll-LEDs, die sporadisch blinken. Ein Kranz von Sensoren soll laut Hersteller die Abstanderkennung bis fünfzig Zentimeter Entfernung vom Gerät garantieren. Die Fühler arbeiten also mindestens einen halben Meter in den Raum hinein und senden Daten an eine Station im Keller, die wiederum dem Netz Daten aus den Privathaushalten überliefert.
Die früher handelsüblichen Feuermelder kennt fast jeder. Und viele Mieter hatten schon einmal Probleme, so ein Alarm schlagendes Gerät zum Verstummen zu bringen. In ihrer Not haben einige diese Feuermelder schon mit dem Besen von der Decke gefegt und im kommenden Jahr vom Prüfer einen neuen bekommen, zwanzig Euro schwarz in die Hand und schon erledigt.
Jetzt sollen die neuen Funkgeräte den jährlichen Besuch eines Prüfers entbehrlich machen. Aber entbehrlich für wen? Und wer spart hier tatsächlich? Die Mieter müssen von nun an in jeder ihrer privaten Räumlichkeiten ein Gerät hinnehmen, dass sie nicht einfach von der Decke nehmen können, weil damit eine Meldung verbunden ist, wenn das Gerät nicht mehr in seiner speziellen Halterung verankert ist.
Gemessen am Aufwand, sind die Erfolge dieser Rauchmelder zu vernachlässigen. Eine 2020 erstmals veröffentlichte Studie „Wirksamkeit der Rauchwarnmelderpflicht“ nennt durchschnittlich 68 Personen, die angeblich bei Bränden pro Jahr vor dem Tod gerettet wurden. Und um das in eine vernünftige Relation zu setzen: Im Jahr 2021 starben laut Statistischem Bundesamt 13.595 Personen in Deutschland durch einen häuslichen Unfall. Das ist die zweihundertfache Anzahl.
Gemessen am Aufwand für den Brandschutz könnte man hier tatsächlich eine 24/7-Kameraüberwachung in deutschen Küchen fordern. Denn von diesen 13.595 Verstorbenen erwischte es eine nicht unerhebliche Anzahl in der Küche.
Hier wird die Unverletzbarkeit der Wohnung durch die Hintertür kontaminiert. Und das ist auch kein Kavaliersdelikt, sondern hier geht es um Artikel 13 des Grundgesetzes. Verstörend wirkt hier, dass die Klage eines Mieters, der solche vom Vermieter installierten Funkanlagen nicht dulden wollte, von den Gerichten abgewiesen bzw. gar nicht erst zugelassen wurde.
Aber wie sieht das jetzt konkret aus? Ein aktueller Fall, der alexander-wallasch.de vorliegt, ergibt folgendes Bild: Die Mieter bekamen von ihrem genossenschaftlich organisierten Vermieter ein Schreiben mit wenigen Zeilen ins Haus, welches einen Besuch wegen der Feuermelder ankündigte. Dick unterstrichen lautete da einer von drei Sätzen: „Die Nutzer müssen zu diesem Termin nicht anwesend sein.“
Ohne Vorgespräch, ohne klärende Fragen zu beantworten, ohne eine Erläuterung wurde den Mietern ein IoT-Gateway installiert, das aus einer Anzahl Sendern an der Decke jedes Raumes und einem Empfänger im Keller besteht, der die Daten sammelt und einem digitalen Zugriff rund um die Uhr zur Verfügung stellt.
Auf gleichem Wege können auch Energieverbrauchsdaten abgefragt und gesammelt werden über entsprechende Zusatzinstallationen. Die Rauchmelder ähnlichen Sender mit ihren Zehnjahresbatterien sind an Halterungen angedockt, die eine unbemerkte Entfernung der Geräte praktisch unmöglich machen. Der tägliche Fehlalarm bei offener Küchentür und Kochvorgängen ist geblieben, nur dass diese Daten jetzt penibel eingefangen werden.
Theoretisch ist hier alles möglich, Techniknerds werden begeistert sein, alles nur eine Frage der Modifizierung dieser Gerätschaften. Ein Temperaturfühler misst nicht nur die Gefahr eines höchst seltenen Brandes, er könnte so auch die aktuellen Raumtemperaturen melden.
Die Verknüpfung mit dem Energieversorgungssystem reguliert die Innenraumtemperatur, wenn es sich ein Mieter zu warm gemacht hat. Oder die Energieverbrauchsüberwachung stellt fest, dass aktuell runtergefahren werden muss, weil bei Windstille die Habeck-Windräder da draußen nicht genügend Energie produzieren. Das ist keine Dystopie, sondern eine nüchterne Bewertung der aktuellen Überwachungs- und Regulierungsmöglichkeiten.
Die taz und die Frankfurter Allgemeine Zeitung haben schon vor eingebauten Kameraüberwachungssystemen gewarnt. Noch geht es hier zwar um die illegale Installation, aber der Staat streckt schon seine Fühler aus und sondiert diskret die Möglichkeiten.
Nein, man muss gar kein eingefleischter Skeptiker sein, um von den Argumenten zur Einführung dieser Funkmelder nicht überzeugt zu sein. Häufigstes Argument: Ein Betreten der Wohnung zu Inspektionszwecken könne so vermieden werden. Aber was für eine Form der Bequemlichkeit soll das sein, wenn zwar der Prüfer nicht mehr einmal im Jahr kommt, aber im Gegenzug eine per Grundgesetz aus gutem Grund gezogene Brandmauer hier mit Sprengsätzen bestückt wird, die nur noch drauf warten, dass die Richtigen an der Regierung sind, die Lunte anzustecken?
Nein, Kameras werden offiziell noch keine installiert, jedenfalls dann, wenn nicht jene Installationen vorgenommen wurden, vor denen die taz warnt.
Keine messbare zusätzliche Hitzequelle im Schlafzimmer? Die Dame des Hauses ist wohl unpässlich oder der Herr überarbeitet. Doch eine gemessene Hitzeentwicklung im Schlafraum? Am nächsten Morgen spielt Google Werbung für Hygiene-Artikel und Stimulanzien auf die Smartphones des Hauses. Vielleicht auch Alkohol-Werbung als Mutmacher.
Wohnraum wird knapp? Der Staat macht eine Abfrage, wie viele Räume in welchen Wohneinheiten unbeheizt, also potenziell unbewohnt sind, und schon ist eine saftige Steuer fällig für unbewohnten Wohnraum. Mal schauen, wer sich das wie leisten kann, die nächsten Zuwanderer werden in Marsch gesetzt, diesen verschwendeten Wohnraum mit Leben zu füllen. Selten waren solche Dystopien so nah dran an den realen Möglichkeiten.
Jetzt gibt es sicher Leser, die sich viel ausführlicher mit diesen neuen Systemen und den gesetzlichen Vorgaben beschäftigt haben. Vielleicht Eigenheimbesitzer, die schon in den kommenden Jahren diese Installationen der Energieverbrauchsmeldung und Funkfeuermelder Folge leisten müssen.
Die Erfahrungen der kommenden Jahre werden genauer zeigen, inwieweit die düsteren Bilder wahr werden oder doch noch von einer Begeisterung für die neuen Funkmelder in jedem Raum übertroffen werden. Aber welche Begeisterung für was sollte das sein?
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung
Kommentare
melden
Kommentar von gadamer
Eine Illegale Wohnraumüberwachung >akustisch-visuell< samt perfiedem akustik Terror, Mikrowellen Strahlenfolter >> jaja, sowas giebt`s tatsächlich << findet bei mir > Corona-Querdenker & Demo-teilnehmer < seit fast 3 Jahren -*klandestin & unbeweisbar* - statt ... und ich kann nichts dagegen tun, ausser *warten das es wirkt *
melden
Kommentar von NIEWIEDER
Danke für diesen Beitrag, tatsächlich konnte nicht oder wollte nicht der Installateur nur widerwillig überhaupt Auskunft zu den Daten geben und dann auch nur mehr oder weniger BlaBla. Haben die Dinger anschließend abgenommen, so wie immer - noch hat sich keiner gemeldet
melden
Kommentar von Teide
Ein Rauchmelder misst nicht die Temperatur. Rauchmelder funktionieren optisch. Rauchpartikel in der Luft dimmen einen Lichtstrahl. Wenn zu viel Partikel, dann Alarm. Darum auch die Fehlalarme in Küche und Bad.
Wenn der Rauchmelder senden soll wird die Batterie keine 10 Jahre halten. Mit Kamera sowieso nicht. Die Dinger müssten also ans Netzt angeschlossen werden. Oder zwei mal im Jahr die Batterie wechseln.
Abgesehen davon, das der Zwang zur Installation Kindergartenniveau erreicht. Ein Rauchmelder in der Wohnung ist vernünftig. Soll aber jeder selber entscheiden. Wohlgemerkt, EIN Rauchmelder. Im Flur vor dem Schlafzimmer. Wer wach ist braucht keinen Rauchmelder. Der merkt wenn es brennt
melden
Kommentar von Marcel Prust
Vielleicht könnte man die Rauchmelder-Daten ja künftig auch für die Ermittlung individueller Krankenkassenbeiträge verwenden? Sollte die integrierte Kamera unerlaubten Fleichverzehr feststellen oder andere ungesunde Lebenspraktiken, wären hier -im Sinne des Gemeinswohls - Solidar-Aufschläge denkbar, für mehr Gerechtigkeit, und klimaneutrale Diversität. Ich appelliere an die Fachkollegen, endlich eine entsprechende Reform des Ordnungsrechts ins Auge zu fassen.
melden
Kommentar von G. Radiesschen
... passt doch alles wunderbar in den Gesamtkontext, z.B. auch zum "Smart-Meter-Rollout" bzw. der digitalen Stromerfassung inkl. Fernsteuerung des Stromverbrauchs, die Habeck jetzt fordert. In England sind die schon sehr verbreitet im Einsatz, wie ich hörte. Widerstand oder Protest dagegen? Nö, kaum, ist doch so bequem, "grün" und "Du" kannst "Dir" "Deinen" Verbrauch jederzeit auf dem Smartphone anzeigen lassen und managen! Ja ja ... Erinnert ich noch jemand, an die Wahlplakate mit der Aufschrift "Digitalisierung statt Kreidezeit"? Ihr wollt es, Ihr kriegt es! Good night & Satiremodus off ;-) ---- https://www.dena.de/newsroom/meldungen/2022/habeck-kuendigt-neustart-fuer-smart-meter-rollout-an/
melden
Kommentar von WF Beck
Habecks, und der Grünen Musterstaat ist China. Totalüberwachung der Bürger dort schon Realität. Wer sich nicht fügt, verschwindet einfach. Smartstromzaehler werden in Klimawenderetterbuntland, bereits eingebaut. Folge: Ein falsches Wort am falschen Ort, der Strom ist fort. So geht Demokratie heute.
melden
Kommentar von Hansi Glossahr
Hier wurden gleich mit beginn der Pflicht die Hightech Feuermelder eingebaut.
Zum Auslesen muss ein Mitarbeiter in die Nähe der Wohnung kommen. Und nun wirds interessant. Die Funkreichweite ist extrem. Während bei Bluetooth etwa nach 10 m fast schluss ist, werden die Dinger dann erst warm. Kurzgesagt, die funken locker 50 und mehr Meter.
Was die Temperatur angeht. Die neusten Kalometa haben selbstverständlich einen Raumtemperaturfühler, der per Wlan(Station im Treppenhaus, je nachdem auf jeder Etage) ablesbar ist, bzw regelmässig die Daten funkt.
Ja, Wohnungsunfälle sind schon viele da. Wundere mich auch, dass es in der Küche noch keine Helmpflicht gibt.
Aber am liebsten kann man ja im Strassenverkehr abzocken. Wegen der Sicherheit. Was die aber mit den 3 Mal so vielen Selbstmorden(knapp 3t Tote auf Strasse, ca 9t Selbstmorde) machen habe ich noch nicht heraus gefunden.
Und ja, die Umvolkung wird auch damit geregelt/bestimmt/geplant.
Am am besten ist, dass den Hauptgrund für das ganze keiner angeht. Ich sage dazu nur, selbst Handwerker die solche Überwachungsanlagen einbauen benehmen sich teilweise schon wie staatlich Angestellte mit Befehlston.
In jedem Krankenhaus geben inzischen Afghanische oder andere Securitys Befehle an die Patienten. In einem Krankenhaus regelt ein muslimischer Security die Patientenreihenfolge in der Notaufnahme. Selbst erlebt!
Und warum?????? Weil sie es können :-))
melden
Kommentar von peter struwwel
Meine These war das immer schon - wenn es die Technik erst einmal dafür gibt,
gehört auch die größte "Schweinerei" bald zu unserer Lebenswirklichkeit. Einen
"plausiblen" Weg, diese (Plural) in unsere Lebenswirklichkeit zu implementieren
(sagt man das so?) bereitet den Jungs wohl die allerwenigsten Probleme. Wer sich
jetzt traut, an dieser Stelle den Datenschutz ins Spiel zu bringen, muß schon über
ein erhebliches Maß an Humor verfügen - und, er darf sich sicher sein, die Lacher
auf seiner Seite zu haben. Er, der Schutz des Bürgers vor Mißbräuchlichkeiten, ist
doch schon lange allenfalls nur noch so etwas wie eine Sumpfblüte. Auch wenn ich
jetzt ganz unbescheiden feststellen darf, daß ich mit meinen Ansichten gar nicht so
weit danebenliege - will sich ein Triumphgefühl darüber bei mir eigenartigerweise
nicht einstellen.
melden
Kommentar von peter struwwel
Was soll das eigentlich, werter Herr Wallasch? Muß denn immer gleich
alles auf den Tisch? Sie sollten sich schon etwas mehr zurücknehmen,
sonst vergeht einem ja noch jeder Lektürespaß.
melden
Kommentar von Trudi
Oh, oh, wenn das so kommen soll, ne das ist unausgegorene Quatsch.
Mein Schlafzimmer ist demnach unbewohnt, da ungeheizt.
Die Wärme in meiner Wohnküche entsteht täglich durch die Essenszubereitung, das dauert schon mal bei z.B. einem Schmorbraten.
Ah, wait, Fleisch soll man ja auch nicht mehr essen.
Den Rauchmelder in besagter Küche haben wir abmontiert, das Ding kommt mit der Küche einfach nicht klar, geht immer wieder los. Kommt vom Kochen, sagt der Fachmann, Schmutz- Fettpartikel. Und das bei einer Höhe von fast 4 Metern. Dachwohnung.
Ich hab auch Teelichter an, die Dinger heizen wirklich! Ein bisschen halt.
Rauchmelder im Bad? Na denn, jedes mal geht das Ding an, Wasserdampf.
Kann ja was werden.....