Im Anhang eine Einschätzung von Heiko Teggatz, Sicherheitsexperte und Chef der Bundespolizeigewerkschaft

Das ist Henri – Der Held von Annecy

von Alexander Wallasch (Kommentare: 13)

Instagram: "Henri, 24 ans, amoureux des cathédrales. A pied pendant 9 mois à travers la France"© Quelle: Instagram/ "amoureux des cathédrales" Screenshot

Henri wurde zum Helden, als er auf einem Spielplatz einen Messerattentäter zeitweilig abhalten konnte, weitere Kleinkinder zu erstechen. Henri tat das auch auf die Gefahr hin, selbst verletzt zu werden. Er riskierte für Unbekannte sein eigenes Leben.

Henri ist 24 Jahre alt. Er reist aktuell für neun Monate zu Fuß durch Frankreich. Er liebt alte Kathedralen. Was Henri auf seiner Tour erlebt, teilt er auf Instagram und etwas ausführlicher mit noch mehr Foto- und Filmmaterial versehen auf einer Art Reise-Webseite.

Schaut man sich die Fotos an, auf denen Henri sich selbst im Selfie-Modus fotografiert oder gefilmt hat, entdeckt man auch eine humorvolle Seite des ernsthaften jungen Mannes.

Gestern um 9:45 Uhr am Vormittag ändert sich das Leben von Henri und weiteren Menschen schlagartig. Der Kirchenliebhaber wurde unvermittelt zum Helden, als er auf einem Spielplatz in der Nähe der gepflegten Uferpromenade zum Lac d’Annecy einen 32-jährigen syrischen Messerattentäter über einen längeren Zeitraum verfolgte und immer wieder bedrängte, als dieser versuchte, erneut vor allem Kleinkinder mit einem langen Messer zu töten oder schwer zu verletzen.

Eine nicht unmittelbar im Umfeld des Attentäters stehende Person filmte die Szene, sodass die ganze Welt über die sozialen Medien die Heldentat von Henri anschauen konnte.

Man sieht dort, wie sich der junge Mann mit seinem Rucksack vor dem Messer schützt. Furchtlos, aber mit einer gewissen Vorsicht agierend, könnte hier eine passende Beschreibung sein. Zwar wurden dennoch Kinder vom Amokläufer schwer verletzt, aber es ist unschwer zu erkennen, dass hier mutmaßlich weitere schwerwiegende Taten verhindert werden konnten.

Henri äußerte sich mittlerweile auf seinem Instagram-Account selbst zu den schrecklichen Ereignissen:

“Merci pour tous vos messages de soutien! Je pense particulièrement aux victimes et leurs parents. J'espère qu'ils s'en sortiront. L'aventure ne s'arrete pas! On se retrouve bientot.”

Übersetzt in etwa:

“Vielen Dank für all Ihre unterstützenden Nachrichten! Ich denke besonders an die Opfer und ihre Eltern. Ich hoffe, dass sie da rauskommen. Das Abenteuer hört nicht auf! Bis bald.”

Henri wird seine Reise zu den Kathedralen Frankreichs also fortsetzen. Mittlerweile hat er weit über 50.000 Follower und man kann davon ausgehen, dass es noch deutlich mehr werden. Laut einer katholischen Zeitung soll Henri einen Abschluss in Philosophie haben und einen Master in Management. Er wird mittlerweile auch von vielen prominenten Stimmen in Frankreich und darüber hinaus gewürdigt.

Wer etwas über die Kathedralen-Tour von Henri erfahren möchte, der findet eine Karte mit seinen bisherigen Reisestationen auf seinem Webaccount bei Polarstep.Dort hat Henri weiteres Film- und Fotomaterial eingestellt.

Wie gefährlich oder ratsam es war, so vorzugehen, erklärt Heiko Teggatz, Sicherheitsexperte und der Chef der Bundespolizeigewerkschaft in einem Statement für alexander-wallasch.de :

Was Henri in Annecy gemacht hat, ist das empfehlenswert aus Polizeisicht?

Grundsätzlich sage ich immer: Vorsicht vor Heldentaten, gerade beim Messerangriffen. In diesem Fall war genügend Raum für den Ablenker da, sich auch schnell aus der Gefahrenzone heraus zu bewegen. Wenn so etwas in engen, beengten Räumen passiert, wie beispielsweise in einem Zugabteil, dann kann ich nur dringend davor warnen, da zum Helden zu werden. Insofern, was diese Situation in Annecy angeht, großen Respekt und großes Lob an die Zivilcourage desjenigen, der das da gemacht hat. Aber als Sicherheitsexperte würde ich immer davor warnen, sich als Laie in solche Gefahrensituationen zu begeben, sondern immer dazu raten, über den Notruf die Polizei- und Rettungskräfte zu alarmieren.

War die Sache mit dem Rucksack taktisch eine gute Idee?

Polizeitaktisch würde ich auch so vorgehen. Deshalb allergrößten Respekt vor dem Geistesblitz desjenigen. Es war im Prinzip in dem Fall wahrscheinlich tatsächlich die beste Idee, um Schlimmeres zu verhindern. Aber nochmal: Bitte nur unter der Voraussetzung, dass man tatsächlich auch genügend Platz und Raum hat, dann auch gegebenenfalls den Rückzug anzutreten, wenn der Messerangriff dann gegen den eigentlichen Retter geht.

Würden sie denn befürworten, dass Henri entsprechend ausgezeichnet wird für seine Heldentat?

Die Sicherheitsbehörden sollten sich in aller Öffentlichkeit bei demjenigen zumindest bedanken. Das ist natürlich jeder Organisation selbst überlassen, in welcher Form? Aber ganz unerwähnt würde ich es nicht lassen als Chef einer Sicherheitsbehörde.

Danke für die Einordnung!

Mittlerweile hat Henri ein erstes Interview gegeben. Er sagte unter anderem:

„Ich habe den Weg dieses Mannes gekreuzt und ich habe wirklich instinktiv gehandelt. Ich habe nicht nachgedacht, denn für mich war es undenkbar, untätig zu bleiben. Ich habe so gehandelt, wie ein Franzose handeln sollte, d. h. ich habe meinen Instinkten vertraut und alles getan, um die Schwächsten zu schützen.“

Henri hat in seiner Instagram-Story das von einem französischen Offizier während des Zweiten Weltkriegs verfasste Gebet des Luftlandesoldaten gepostet:


Mon Dieu, mon Dieu, donne moi, la tourmente
Donne-moi, la souffrance
Donne-moi, I'ardeur au combat
Mon Dieu, mon Dieu
Donne-moi, la tourmente
Donne-moi, la souffrance
|: Et puis la gloire au combat. :|
Ce dont les autres ne veulent pas
Ce que l'on te refuse
Donne-moi tout cela, oui tout cela
Je ne veux ni repos, ni même la santé
Tout ça, mon Dieu, t'est assez demandé
|: Mais donne-moi :|
Mais donne-moi la Foi
|: Donne-moi force et courage
Mais donne-moi la Foi, :|
Pour que je sois sûr de moi.

 

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