Betrachtet man dieser Tage die Berichterstattung über das vermeintliche Geheimtreffen, so zeigt sich völlig abseits einer unerträglichen Instrumentalisierung dieses eigentlich wenig bedeutsamen Ereignisses zu politischen, medialen und die Öffentlichkeit aufstachelnden, polarisierenden und aufwiegelnden Zwecken ein in der jüngeren Geschichte bisher kaum dagewesenes mediales Überschreiten geltender Regelungen und Grenzen. Als Journalist bin ich einigermaßen schockiert darüber - wenngleich nicht mehr unbedingt überrascht, wie dreist, schamlos und ungeniert publizistische Grundsätze über den Haufen geworfen werden.
Es beginnt mit der mittlerweile nicht mehr nur für die öffentlich-rechtlichen, sondern auch die privaten Sender geltenden Missachtung des Prinzips der grundsätzlich wahrhaftigen Darstellung nach Ziffer 2 Pressekodex. Hierzu gehört es einerseits, dass gelieferte Informationen insbesondere dann nochmals auf ihre Plausibilität, Konsistenz und Ursprung eigenständig überprüft werden müssen, wenn sie von einem einzelnen Recherchezentrum stammen. Die Quellenkritik ist gerade dann angezeigt, wenn man mit Darstellungen von Organisationen versorgt wird, die in der Vergangenheit immer wieder durch Abhängigkeit zu Parteien und von Fördergeldern einzelner Behörden, Organisationen und Institutionen aufgefallen sind - und darüber hinaus wiederholt in juristische Streitigkeiten wegen der Qualität, Echtheit und Authentizität ihrer Arbeit vor Gericht standen.
Correctiv also ungefragt, unkritisch und distanzlos zu einer Gruppe seriöser und glaubhafter Investigativjournalisten zu erklären, deren dargebotenes Material bei ein wenig gesundem Menschenverstand und für Medienschaffende eigentlich notwendiger Skepsis bereits hätte aufhorchen lassen müssen, ist nicht nur fahrlässig und naiv, sondern scheint der mittlerweile etablierten Methode „Solidarität gegen das Böse" zu entsprechen. Und spätestens, als sich Teilnehmer der Veranstaltung eindeutig von den vorgebrachten Inhalten der dokumentierten Gespräche distanziert und ihnen widersprochen haben, stand Aussage gegen Aussage. Das Prinzip der Unschuldsvermutung gilt auch dann. Man hätte also eindrücklich deren Gegendarstellung nachliefern und diese ebenso ausführlich, gleichwertig und transparent abbilden müssen. Denn nur dann kann Fairness hergestellt werden, die zu einem elementaren Wert von Demokratie und anspruchsvollem Journalismus gehört.
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Es liegt aber möglicherweise auch ein Verstoß gegen Ziffer 1 Pressekodex vor. Denn in einer bisher für mich kaum gekannten rhetorischen Eskalation, einer Zuspitzung, einer Übertreibung, einer Nazifizierung von Sprache wurde plötzlich aus einer anfangs noch als „Remigration" bezeichneten Idee der Rückführung von Personen, denen in Deutschland Asyl rechtskräftig verweigert wurde oder die keinen Anspruch mehr auf Aufenthalt haben, eine im Indikativ formulierte und in mehreren Medien wiederholte Aussage, man habe sich auf eine „Deportation von Millionen Bürgern" verständigt. Dass hier mit einer weit über die im Zuge einer seriösen Berichterstattung zulässigen Kommentierung, Subjektivierung, Bewertung und Interpretation ein Sachgehalt unterstellt wurde, der mit der Ursprungsformulierung nichts mehr zu tun hat, widerspricht jedem Anspruch an Sorgfalt.
In einer nahezu verleumderischen und den Ruf der an diesem Treffen Beteiligten bewusst massiv diskreditierenden Weise eine emotional, moralisch und politisch aufgeladene Konklusion als tatsächlich stattgefundene Absprache darzustellen, verstößt nicht nur gegen die Würde und Integrität der dort Anwesenden. Viel eher wird mit der Betitelung einer „Wannsee-Konferenz" zudem explizit eine Parallele zur Geschichte gezogen, welche suggeriert, man habe sich in der Manier der damaligen Massenmörder auf eine erneute Rassifizierung in diesem Land vorbereitet. Solch eine Ableitung, Verzerrung und offenkundige Falschdarstellung ist unsäglich, denn die Zeugen haben allesamt zurückgewiesen, dass die Rückführung von eingebürgerten Personen mit deutschem Pass und Migrationshintergrund, die hinausgeht über eine in der Verfassung als legitim und gar notwendig dargestellte Praxis der Abschiebung von Menschen, die ihren Anspruch auf Schutz in der Bundesrepublik verwirkt haben, debattiert wurde.
Und der dritte Verstoß liegt sicherlich mit Blick auf Ziffer 4 Pressekodex vor. Demnach sind die Medien dazu verpflichtet, nur jene Informationen zu verwenden, die auf legalem Wege erworben wurden - und explizit nicht durch das Eindringen in die Privatsphäre. Doch hiervon muss zwangsläufig ausgegangen werden, da sich offenbar keiner der Beteiligten dazu bekannt hat, etwas aus den vertraulichen Beratungen an die Öffentlichkeit weitergetragen zu haben. Völlig abgesehen davon, dass es sich um eine Zusammenkunft von Funktionären aus der zweiten und dritten Reihe der AfD, der WerteUnion, der Identitären und der Wirtschaft gehandelt hat, die überhaupt nicht befugt oder in der Position sind, irgendeinen maßgeblichen Einfluss auf die derzeitige Politik nehmen zu können, wurde bislang die Brisanz dieser vermeintlichen Schlagzeile weder begründet noch belegt. Wenn wir in einen Modus übergehen, dass in Hinterzimmern geführte Diskussionen keinen Schutz mehr vor dem Zugriff von selbsternannten Aufklärungsjournalisten genießen, nimmt die Macht der Presse ein für die Grund- und Persönlichkeitsrechte des Einzelnen höchst gefährliches Ausmaß an, das in keiner Weise verhältnismäßig ist oder mit der Bedeutung des Gesprochenen gerechtfertigt werden kann.
Zusammenfassend liegt also ein massives Verletzen berufsethischer Vereinbarungen vor, die dazu geeignet sind, das Ansehen der Medien weiter in ernsthaften Misskredit zu ziehen. Nicht das eigentliche Treffen ist eine Story wert, sondern der Skandal um die völlige Zügellosigkeit eines gutmenschlichen Journalismus.
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Kommentar von Christian Lindner
Medien waren noch nie frei und neutral.
Jedes Verlagshaus wurde aus einer bestimmten Motivation heraus und je nach Marktanalyse für eine Personengruppe gegründet.
Frei nach dem Motto "Ein Jeder kann die Realität nur aus seiner eigenen Welt heraus erklären."
Und natürlich haben Medien eine große Macht und wenn diese mediale Macht eine hohe Schnittmenge mit der herrschenden politischen Macht aufweist, auf Machtlosigkeit trifft, dann passiert genau das, was im obigen Text beschrieben wird.
Nicht ohne Grund sagte Malcom X seinerzeit „Die Medien sind die mächtigste Institution der Welt. Sie haben die Macht, die Unschuldigen zu verurteilen und die Schuldigen freizusprechen, und genau das ist Macht. Weil sie den Verstand der Massen kontrollieren.“
Wird diese Macht zu offensichtlich, dann bildet sich über die Zeit ein Gegengewicht.
Die eigentliche Frage, welche sich aus dem obigen Text ergibt ist, ...
Warum agieren die Medien auf diese übertriebene, meiner Wahrnehmung nach regelrecht gehetzter Art und Weise ?
Liebe Grüße
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Kommentar von Perry Moppins
"Ethische Grundsätze", sehr lustig.
Die Wasserträger und Systemlinge des weltweiten totalitären WEF-Globalistensumpfes der Oligarchen haben nur einen Grundsatz, weiterhin fett am Futternapf unserer Steuern zu parasitieren, und dafür versuchen sie gerade einen peinlich durchsichtig inzenierten Befreiungsschlag den sie als "öffentliche Meinung" verkaufen wollen und natürlich müssen sie ihren Faschismus mit "Moral" begründen. Sittlichkeit oder Moral ist ja immer der Hebel, die Massen entgegen ihrer eigenen Lebensrealität an die Kandare zu nehmen, kann man alles nachlesen. Ob braune, oder grüne, oder rote, oder WEF Faschisten, immer dieselben Methoden derselben Machtcliquen und ihrer Diederich Heßlinge. Widerliches Gesocks, meine Meinung. Würg!
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Kommentar von .TS.
Auch investigativ ist der großräumig flurbereinigte Presselandschaft ein schlechtes Zeugnis auszustellen, ignoriert oder verschweigt sie doch absichtlich gewichtige Aspekte dieser Inszenierung:
* wie weit sind staatliche Stellen (Verfassungsschutz) beteiligt und informiert gewesen?
* was hat eine vorgebliche Umweltschutzorganisation an einem solch sachfremden Ort zu suchen?
* was war der konkrete Inhalt des beanstandeten Vortrags?
* warum erfährt man über die übrigen Tagespunkte des Treffens nichts?
* ebensowenig über die übrigen Teilnehmer, soll da jemand geschützt werden?
* wie weit wurden Rechte Dritter verletzt, z.B. unbeteiligter anderer Gäste und dem Hotelbetreiber?
* wieso wurde dieses Treffen herausgepickt obwohl der Gastredner nicht das erste Mal in derartiger Funktion im Lande war?
* warum wurde so lang mit der Veröffentlichung gezögert? Mußte das Kompromat erst "bereinigt" werden? Oder war das gezielt zur Sabotage der Landwirtschaftsproteste gedacht und daher "auf Abruf" vorgehalten?
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Kommentar von willi wob
Als gelernter Insasse des Mielkeschen besten demokratischen Deutschlands aller Zeiten sind die Gleichnisse der gezielten vorsätzlichen Geisteskollektivierung durch Bedrohung allen Andersdenkens mit dem Vorwurf der Ketzerei am heiligen festen linksgrünem Wokismus, man sei Nazi sobald man sich nicht FahnenappellARTIG in die Gesinnungs- und Haltungsreihen mit klarer Kante eingliedert (welch wiederliche Replik alter Honeckeriadischen Kommunismussprechs) unübersehbar und in wesentlichen Teilen bereits über alles hinausgeschossen, was man sich noch 1989 für damalige Verhältnisse für das Leben in der DDR vorstellte. Wann genau eigentlich vollzog sich der nicht mehr nur Linksruck zu nennden Ruck ins Linksextremistische Deutschland weg von - keine Zusammenarbeit mit der alten Staasi SED-PDS-dieLINKE hin zu die SED-PDS-dieLinke ist noch viel zu weit Rechtsextrem für den modernen sozialistischen Einheitsparteitagsstaat mit antifaschistischem parlamentarischem Schutzwall gegen die demokratisch abgebildete Opposition, der aber auch alles wegdenunziert als Nazi, was nur ein verbranntes Wort oder verbotenes Buch oder eine entartete Kunst zitiert, veröffentlicht oder Kontaktschuldnert? Eine derzeitige Ampelgeschürte Hysterie der Gleichschrittdeutschen mit Einheitsmeinung der Mächtigen, die ihre demokratische Legitimation inzwischen ausschließlich noch aus Nötigung, Bedrohung, Ausgrenzung, Inkriminierung und steuergeldfinanzierung aller staasiARTIGEN 530 NGOS mit Regierungswillenhintergrund ziehen, stand immer kurz vorm totalen Untergang. Man muß wohl wirklich die Segnungen der heiligen Giftspritze gegen Corona empfangen haben um eine derartige plötzliche und unerwartete Geistesembolie zu erleiden, man befinde sich im Widerstand gegen Faschismus indem man die Mittel des Faschismus mit frentischem Jubel und Freude gegen Andersdenkende zur Wirkung entfaltet. Chapeau Ihr linken Deutschen die Ihr angeblich mehr seid, wie schon im echten Faschismus so viele mehr waren, weil alles Andersdenkende vertrieben, zersetzt, vernichtet und entmenschlicht wurde. Die Welt die Ihr derzeit in Deutschkand entfaltet war des geistes Kind dem Millionen einst aus dem osten entfliehen wollten. Kollektiv, Gleichschritt, Zensur, Denunziation, Angst, Gewalt, Zwang, Pflicht, Verbot - Respekt das sich "wirsindmehr" das alles wieder wünschen im festen Glauben, das Gegenteil von all dem würden sie erkämpfen. Was muß bloß in dem Dreckszeug von Pfizer gewesen sein...
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Kommentar von F. Lo
Richtig, was Sie schreiben, meiner persönlichen Meinung nach. Die ziemlich reißerische Correctiv-Berichterstattung selbst entspricht höchstwahrscheinlich nicht vollends dem Pressekodex. Fraglich ist dennoch, ob der Presserat Correctiv überhaupt rügen würde, angesichts des wirklich überragenden politischen Erfolgs der Aktion.
Ziffer 2 – Sorgfalt: „Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.“
Weiter Ziffer 5 – Berufsgeheimnis: „Nachrichtendienstliche Tätigkeiten von Journalisten und Verlegern sind mit den Pflichten aus dem Berufsgeheimnis und dem Ansehen der Presse nicht vereinbar.“
Letztlich dürfte mit entscheidend sein, ob Correctiv behaupten kann, aus „gewichtigen staatspolitischen Gründen“ heraus gehandelt zu haben. „Vertraulichkeit muss nicht gewahrt, wenn bei sorgfältiger Güter- und Interessenabwägung gewichtige staatspolitische Gründe überwiegen, insbesondere wenn die verfassungsmäßige Ordnung berührt oder gefährdet ist. Über als geheim bezeichnete Vorgänge und Vorhaben darf berichtet werden, wenn nach sorgfältiger Abwägung festgestellt wird, dass das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit höher rangiert als die für die Geheimhaltung angeführten Gründe.“ Dabei stellt sich dann immer noch die Frage, wer Correctiv evtl. motiviert oder ggf. erlaubt hat/ggf. dabei geholfen hat, für die „verfassungsmäßige Ordnung“ quasi-nachrichtendienstlich (Kameras, usw.) zu agieren.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Schaufensterpolitik oder schon Staatstheater? Ihre Kritik an der Berichterstattung hätte eine Sondersendung in den Sendern der Öffentlich-Rechtlichen Anstalten verdient!
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Kommentar von Ostdeutsche
Alles richtig, was Sie schreiben. Aber selbst Friedrich Merz scheint bei der entflammten Hysterie mitzumachen, wenn der Besitzer der Villa aus der CDU geworfen werden soll.
Der Mann müßte also in Zukunft erstens bei all seinen Gästen eine Gesinnungsprüfung vornehmen - wie soll das gehen? - und zweitens dürfte er sich keinesfalls aus Interesse in den Saal der Tagung, gleich welcher, begeben.