Offiziell soll es 2022 ein normaler Wechsel gewesen sein. Im Krieg wäre es allerdings verständlich gewesen, diesen Wechsel zu verschieben. Aber Melnyks Beleidigungen in Richtung deutsche politische Klasse hatten da schon jedes Maß überschritten. Kritik kam hier auch von Kiews Bürgermeister Klitschko.
Der Ex-Botschafter erklärte später zu seinem Ausfällen: „Ich hatte Carte Blanche und volle Rückendeckung von Selenskyj.“
Kurz nach seinem Abgang zunächst zurück nach Kiew erklärte Melnyk unter anderem:
„Ich hätte mir einfach nicht vorstellen können, wie Putin mit Scholz, Biden und anderen an einem Tisch sitzt, man gemeinsam redet und vielleicht sogar Scherze macht. Das verfehlt das Ziel. Putin soll merken, dass Russland ein Paria-Staat geworden ist und ihm keiner mehr die Hand reicht.“
Auch zu Putin selbst hatte Melnyk eine klare Meinung:
„Es würde reichen, ihn abzusetzen, etwa mit dem Verweis auf gesundheitliche Gründe, oder in den Ruhestand zu schicken. Dann werden wir schauen, ob sein Nachfolger ein echtes Interesse an Verhandlungen hat.“
Das soll jetzt alles anders sein, wie Melnyk in einem Interview mit dem Nachrichtensender n-tv erklärte. Zunächst schwärmt er von Berlin, er hätte sich in die Stadt verliebt, weil man hier so viel bewegen könne, vor allem bei den Medien. Anschließend gesteht Melnyk ein, dass er tatsächlich wegen seiner Pöbeleien abkommandiert wurde, was er bisher immer bestritten hat: „Wahrscheinlich, ja.“
In Brasilien sei er jetzt aber auch „sehr direkt“ und übe „starken Druck“ aus, prahlt der Botschafter, der aus Rio kommend auf Berlin-Besuch ist.
Zunächst folgt hier das übliche Gekreische des Kriegstreibers. Melnyk beginnt mit einem „mitgehangen, mitgefangen“: Deutschland habe sich auf die Seite der Ukraine gestellt und damit eine historische Wahl getroffen, sagt er. „Jetzt sollte es keine Zurückhaltung mehr geben.“ Melnyk möchte Deutschland immer noch so weit wie möglich in diesen Krieg hineinziehen.
Seine neue perfide Idee: So, wie Kanzlerin Merkel vor der Knesset einst eine Staatsräson gegenüber Israel bekräftigt hatte, soll Deutschland solch eine Staatsräson jetzt auch gegenüber der Ukraine formulieren.
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Deutschland solle sich jetzt dafür einsetzen, dass die Ukraine jedes Jahr „ein Prozent der Wirtschaftsleistung der EU, das wären etwa 160 Milliarden Euro pro Jahr“ erhält.
Aber Melnyks hässliches Säbelrasseln hat eine erstaunliche weitere zusätzliche Komponente bekommen, wenn er sagt:
„Ich hoffe immer noch, dass unsere Verbündeten zu der Erkenntnis kommen, dass die Ukraine viel stärker unterstützt werden muss. Und zwar nicht nur militärisch, auch diplomatisch. In beiden Dimensionen gibt es aus meiner Sicht noch immer einen großen Handlungsbedarf.“
Melnyk fordert in Berlin Verhandlungen mit Putin, aber Olaf Scholz soll sich dabei eng mit Selinskij abstimmen. Mit anderen Worten: Der deutsche Bundeskanzler – mitgehangen, mitgefangen – soll den Gruß-August für Selinskij in Moskau geben, „mit der Ukraine eng abgestimmt“.
Aber weil auch Melnyk weiß, was er hier fordert und wie sehr das seinen früheren Aussagen widerspricht, formuliert er es kurios:
„Ja, ein Gespräch kann Wunder bewirken. Vielleicht ist es nur mein Wunschdenken. Aber ich würde mir wünschen, dass man jetzt auch die diplomatischen Knüppel rausholt.“
Das passt alles nicht zusammen, der Ukraine muss das Wasser trotz massiver Waffenlieferungen bis zum Hals stehen. Die von Selinskij per Gesetz verbotenen Verhandlungen mit Putin soll Scholz jetzt als Sprechpuppe der Ukraine umgehen?
n-tv fragt: „Sollte der Bundeskanzler sich mit Putin treffen?“
Melnyjk antwortet: „Warum sollte Herr Scholz sich nicht mit Putin treffen? Man muss ihn vielleicht nicht gerade nach Deutschland für ein Bier einladen oder selbst nach Moskau fliegen. Aber auch im Kalten Krieg gab es Treffen, auf Island beispielsweise, wo man dann hinter geschlossenen Türen Tacheles gesprochen hat. Es geht darum, triftige Argumente zu finden, die Putin versteht - auch solche, die vielleicht verrückt klingen. Ich glaube, dass Putin nach wie vor ein rational denkender Mensch ist. Vielleicht gibt es Punkte, die Putin parallel zum noch stärkeren militärischen Druck zu der Erkenntnis kommen lassen, dass es besser wäre, den Krieg sofort zu beenden. Als Sieg für die russische Gesellschaft kann er sowieso sogar die schlimmste Niederlage verkaufen.“
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Kommentar von Niemand
Die ukrainische NS-Partei OUN war gespalten in die OUN-B, die von Stepan Bandera geführt wurde, und die OUN-M, geführt von Andrij Melnyck.
Der historische Andrij Melnick war z.B. verantwortlich für die Organisation des Massakers von Babyn Yar, bei dem am 2.10.1941 ca. 33.000 Juden gezwungen wurden, sich nackt auszuziehen, bevor sie dann erschossen wurden.
Drahtzieher war Reinhart Heydrich in Prag, der auf der Wannseekonferenz am 20.01.42 damit erreichen wollte, dass die Massenvernichtung der Juden parallel zum Krieg stattfinden sollte (vorherrschende Meinung in Berlin war damals, dass man erst den Krieg gewinnen und erst danach die Judenvernichtung starten sollte, um kriegswichtige Ressourcen zu bündeln).
Indem Heydrich mit dem Massaker von Babyn Yar in der Ukraine den Beweis erbrachte, dass man gleichzeitig Krieg führen und die Juden vernichten kann, konnte er sich auf der Wannseekonferenz durchsetzen.
Dass die Ukraine einen Botschafter nach Deutschland geschickt hat, der von seinen Eltern zu Ehren des Schlächters von Babyn Yar "Andrij" genannt wurde (etwa so, als hätten die Eltern von ZDF-Intendant Norbert Himmler ihren Sprössling zu Ehren des Reichsführers SS "Heinrich" genannt), war schon eine Provokation.
Im Internet finden sich Fotos, die zeigen, wie der Botschafter Melnyck am Ehrenmal von Stepan Bandera einen Kranz niederlegt. Sein Name entspricht definitiv seiner Gesinnung.
Es ist schon verblüffend, wie "unsere" Medien, die hinter jedem bisschen Regierungskritik Rechtsradikalismus vermuten, im Fall der tatsächlich offen nationalsozialistischen Westukraine kollektiv schweigen.
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Kommentar von Palmström
BK Scholz soll mit Präsident Putin verhandeln. Das ist mir ja der rechte Komikerverein.
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Kommentar von Heinz Schattanek
Melnyk ist so beliebig wie ein CO2-Molekül. Was er sagt ist völlig irrelevant. Er faselt von Staatsräson als ob das irgendeine Handlung auslösen würde. Er fabuliert von Gesprächen mit Putin und glaubt, dass dieser vergessen hat, dass Selenskiy Gespräche mit ihm gesetzlich verboten hat. Darüber hinaus scheint er tatsächlich in dem Glauben verfangen zu sein, dass Putin mit Scholz über die Ukraine sprechen würde. Er würde mit Scholz über den Status Deutschlands nach der Kapitulation vom 8. Mai 1949 sprechen, aber ganz gewiss nicht auf Augenhöhe über die Ukraine, wohl wissend dass die Meinung von Scholz dazu völlig belanglos ist und nach Merkel sicher auch nicht mehr ernst genommen wird.
Melnyk kann sich ja mit Scholz in der Sauna treffen und diesem erzählen, wie die Sowjets (Russen UND Ukrainer) einen Teil Deutschlands eins ausgeplündert haben. Und wie sie es wieder versuchen, jetzt mit dem ganzen Deutschland.
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Kommentar von Edlosi
Cooler Kommentar von Thomas Jäpelt. Trifft voll ins Schwarze. Klasse!
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Kommentar von Thomas Jäpelt
Ja, so ist es halt, wenn man aus der medialen Öffentlichkeit so langsam verschwindet. So wie zum Beispiel die Bauern Proteste in ganz Europa und auch ganz stetig die Ukraine, nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa, bis auf Uschi! Hallo Ukraine, habt ihr es noch nicht gehört? Wir kämpfen jetzt gegen rechts und das mit Macht, und passt auf, dass ihr euren Bandera jetzt mal ganz weit weg packt. wir haben jetzt genug zu tun mit AfD, und jetzt kommt auch noch Maßen und für uns unsere schöne Demokratie im besten Deutschland Aller Zeiten zerstören, und da ist ja noch Sarah, die ist auch nicht ganz koscher aber steht schon auf dem Schirm. Also Leute, wir haben genug zu tun, hier die beste Demokratie zu verteidigen, und einfach jetzt keine Zeit mehr, für euch. Denn Frank Walter ist schon ganz nervös, weil ihm keiner mehr zuhört beim spalten der Gesellschaft. Also sie sehen, Herr Melnik , wir haben eigene Probleme und das nicht zu knapp. Wir müssen doch schließlich die Demonstration gegen rechts organisieren, und da ist Deutschland ausgelastet. Aber im Herzen sind wir natürlich voll Ukrainer auch wenn bei uns die Rentner Flaschen sammeln müssen, ist das unsere Agenda! Slava Ukraina, und das wird Ihnen helfen, mit Taurus ist jetzt ganz schlecht, weil wir haben ja selber nichts mehr, was wir eventuell gegen die Bauern Proteste einsetzen könnten. Ein bisschen Verständnis erwarten wir natürlich da. Und ja entschuldigen Sie bitte die Bundesregierung momentan, vielleicht trifft es ja die Metapher vom Hühner Haufen. Alle sind irgendwie kopflos, aber obwohl links momentan mit rechts vollständig ausgelastet. Und dann soll ja noch das Kanzleramt gebaut werden. D.h. bis auf ein paar Kochtöpfe und Stahlhelme ist es jetzt gerade ganz schlecht, die Leoparden sind ja schon geröstet. Also, sie können sich sein, das unser Kanzler sicherlich kommt, um mit Putin zu reden, das ist auch nicht weiter schlimm, denn er kann sich sowieso an nichts erinnern, und sagen tut er auch nicht viel, quasi steht er nur da. Ergo kann es schlimmer nicht werden .
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Kommentar von Ostdeutsche
Was will der Melnyk denn noch? Wir haben uns doch jetzt schon auf Gedeih und Verderb an die Ukraine gekettet. Ist ja auch verständlich, denn sie liegt bekanntermaßen geographisch noch näher an uns als Österreich, wahrscheinlich ist sie ein Bundesland. Fehlt nur noch der Länderfinanzausgleich.
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Kommentar von Johannes Schumann
Sowohl Deutschland als auch die Ukraine haben ihren besten Mann nach Brasilien geschickt. Die ihren Melnyk, wir unseren Barnabas Schill.
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Kommentar von Red Marut Jr.
"schwärmt er von Berlin, er hätte sich in die Stadt verliebt, weil man hier so viel bewegen könne, vor allem bei den Medien."
Hahaha..., danke für meinen ersten Lacher an diesem Tag. Mal schauen, was er noch mit sich bringt. Wird doch jeder Tag in diesem übernommenen Irrenhaus Deutschland verrückter als der zuvor.
Nebenbei. Nicht allein der Bundeskanzler hat "mitgemacht". Ein großer Teil der in Deutschland lebenden Bevölkerung ebenfalls. Dieser war, ist weiterhin bereit, alles zu geben. Gegen Putin. Gegen Russland. Für den Krieg und des weiter Tötens. Die letzten Wahlprognosen bestätigen dies.
Aus meinem Blickwinkel betrachtet. Nicht nur Scholz ist den grausamen Weg des Krieges gegangen. Daher ist es nur gerecht, wenn nicht nur für ihn, sondern auch die Wähler der jetzigen Regierung es dereinst gilt, mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.