Das faktische Ende der politischen Talkshows

Alice Weidel bei einer hassverzerrten Miosga: Perfekter Wahlkampf für die AfD

von Alexander Wallasch (Kommentare: 2)

Dauer-Framing ohne sichtbare Treffer© Quelle: ARD/ CarenMiosga, Screenshot

Was die deutschen Zuschauer der Miosga-Talkshow in der ARD zur besten Sendezeit erlebt haben, war nicht weniger als die endgültige Hinrichtung dieses Formates.

Es wird danach kaum noch einen Zuschauer geben – so er noch über einen Funken Restempathie verfügt, der noch reinen Gewissens behaupten kann, dass hier kein Wahlkampf gegen die AfD betrieben wurde.

Um es vorwegzunehmen: Alice Weidel hatte heute Abend den besten Auftritt ihres Bundestagswahlkampfs. Und sie hatte ihn aus zweierlei Gründen: Zum einen, weil sie dieser schmutzigsten Inszenierung den Zahn gezogen hat und widerstand. Und zum anderen, weil jeder Zuschauer live miterleben konnte, dass sie diesem Tribunal auch noch argumentativ etwas entgegensetzen konnte.

Ich lege mich an der Stelle fest: Das war bisher die erfolgreichste Wahlkampfveranstaltung für die Kanzlerkandidatin der AfD. Ab heute Abend muss sich Friedrich Merz ernsthaft Gedanken machen um Platz 1. Nicht mehr der gescheiterte Antrag im Bundestag sollte ihm die größten Sorgen machen, sondern dieser vollkommen misslungene Versuch der regierungsnahen Medien, Alice Weidel zur besten Sendezeit nachhaltig beschädigen zu wollen.

Der Reihe nach in der Kurzusammenfassung: Die Miosga-Sendung beginnt mit einem Einzelgespräch zwischen Caren Miosga und Dr. Alice Weidel. Wer dabei noch die zuschauerseits von Fremdscham begleiteten Anhimmel-Bilder von „Miosga trifft Habeck“ im Kopf hat, muss jetzt umdenken:

Misoga beginnt gleich hassverzerrt gegen Dr. Weidel. Und sie bricht Rekorde am laufenden Band: sieben Unterbrechungen in den ersten zwei oder drei Minuten, das ist unbestritten neuer Rekord in einer öffentlich-rechtlichen Talkshow gegen die AfD.

Schnell wird den Zuschauern auch klar, worum es hier in Wahrheit geht: Dr. Weidel soll mit einem Bombardement an Nazi-Framing-Versuchen waidwund geschossen werden, damit man sie anschließend in der großen Runde besser vernichten und ausnehmen kann. So jedenfalls offenbar die Regieanweisung von höchster Stelle. Aber Alice Weidel will der mit verzerrtem Gesicht agierenden Moderatorin den Gefallen einfach nicht tun.

Natürlich sieht man Alice Weidel an, wie sehr es die Akademikerin nervt, auf diese plumpe Weise einmal von Auschwitz und zurück in die ostdeutschen Niederungen getrieben zu werden. Aber sie lässt sich nicht treiben und erinnert eins ums andere Mal daran, doch jetzt endlich tagesaktuelle Themen zu besprechen und die Sendung so zu einem Gewinn für die Zuschauer zu machen, die hören möchten, was die AfD gewillt ist, besser zu machen oder auch nicht. So jedenfalls – könnte man blauäugig annehmen – der originäre Auftrag des Zwangsgebührenfernsehens.

Nach einer halben Stunde Dauer-Framing ohne sichtbare Treffer und mutmaßlich Millionen schon jetzt von Misoga schwer angewiderten TV-Zuschauern – das kann ja an niemanden spurlos vorbeigehen – fragt Miosga: „Was sind ihre persönlichen Lehren aus Auschwitz?“ Allein in der Intention eine Frechheit! Dann geht es in die „größere“ Runde mit Welt-Moderator Robin Alexander und Hildegard Müller, Ex-Merkel Mitarbeiterin, sie ist heute Präsidentin des regierungsnah agierenden Verbandes der Automobilindustrie.

Nochmal: Diese Sendung ist insgesamt sorgsamst als Tribunal gegen Alice Weidel inszeniert und geplant worden. Aber diese Sendung versagt daran kläglich und auf ganzer Linie bis hin zu Einspielern, die das Gegenteil dessen erzählen, was man ansonsten von den Bürgern auf der Straße über die Politik der Ampel so alles erfährt. Werden unabhängige Faktenchecker morgen wieder Mitarbeiter des Senders oder der Politik unter den Befragten identifizieren? Es ist zu befürchten.

Robin Alexander wird im Laufe der kommenden halben Stunde die offenbar ebenfalls im Vorfeld abgesprochenen drei oder vier Einwände gegen die AfD vorbringen, die allerdings allesamt von Alice Weidel sofort abgewiesen oder als falsch identifiziert werden. Und sie begründet trotz weiterer Unterbrechungen durch eine mittlerweile vollkommen entfesselte Caren Miosga diese Zurückweisungen auch noch!

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal


Die Moderatorin kann sich, wo sie nicht mehr unterbrechen kann, Minute um Minute weniger ihre unverschämten Zwischengeräusche auf Grundschulniveau verkneifen. Und wo auch die vielen mit hochgezogener und dick überschminkter Augenbraue hingerotzten „Hmm“ unterzugehen drohen, streut sie auch noch irgendwelche billigen Zoten ein, die Alice Weidel beschädigen sollen!

Und als auch das nicht im Ansatz ausreicht, die angestrebte Vernichtung der AfD-Chefin zu erreichen, kommt das bestellte Publikum noch mit lautstarken Buhrufen zur Hilfe! So entsteht tatsächlich eine bedrohliche Stimmung, als spränge jeden Moment jemand auf, um final auch noch mit dem Kantholz gegen Frau Weidel vorzugehen.

Caren Miosga agiert gemeinsam mit dem Publikum gegen Alice Weidel! Einmal wird es dann sogar dem opportunistischen Welt-Redakteur zu bunt, der leise darum bittet, doch damit aufzuhören. Aber seine Teilnahme an diesem Tribunal setzt er weiter fort und beerdigt damit endgültig seine journalistische Karriere. Dieser gekauft wirkende Auftritt wird mutmaßlich für ewig als Makel an ihm hängen bleiben.

Bleibt noch die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie. Sie war eine Fehlinvestition des politischen Senders, es gelingt ihr nicht, auch nur einen Stich gegen die fachlich besser aufgestellte Alice Weidel zu machen. Sie ist einfach nicht aggressiv genug, reagiert nicht einmal da adäquat, wo Miosga die Erwiderung von Dr. Weidel durch – na klar – erneutes zotiges Zwischengeraunze zu diskreditieren versucht.

Diese Sendung war die finale Bestätigung einer fundamentalen Kritik am öffentlich-rechtlichen Fernsehen und speziell an solchen politisch bestellten Talkshow-Formaten. Die Niederlage dieser Inszenierung hätte nicht deutlicher ausfallen können.

Für die AfD und Dr. Alice Weidel war es der bisherige Höhepunkt des Wahlkampfs. Wenn die Kanzlerkandidatin nur in annährend ähnlich guter Form in den Duellen mit Scholz, Merz und Habeck agiert, dann wird es richtig spannend.

Dann muss Merz seinen Gürtel enger schnallen, sein Holzgewehr ganz doll festhalten und der Bundespräsident muss dringend noch einmal nachschauen, wie diese Sache mit Rumänien und der Annullierung der Wahl funktioniert hat.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare