Ein Sieg der Freiheit in der Ukraine darf nicht mit dem Verlust derselben in Deutschland bezahlt werden

Zwischen den Fronten

von Parviz Amoghli (Kommentare: 17)

Und die werden nicht zögern, das Werk Angela Merkels fortzusetzen und bestenfalls zu vollenden: Das Antlitz Deutschlands, kulturell wie zivilisatorisch, grundlegend und unumkehrbar zu verändern. Nur dann mit einem gewonnenen Krieg im Rücken.© Quelle: Pixabay/6248913, KBOutdoors, AlexAntropov86 Bildmontage Alexander Wallasch

Aus der Ukraine erreichen uns dieser Tage gute Nachrichten. Die Front im Nordosten ist nach einem gelungenen Täuschungsmanöver des ukrainischen Generalstabs und einem Versagen der russischen Aufklärung ins Rutschen geraten.

Inzwischen befinden sich abertausende von Quadratkilometern besetztes Gebiet sowie zahlreiche Dörfer und Städte wieder in ukrainischer Hand. Angesichts dieses genauso unerwarteten wie unwiderstehlichen Sturmlaufes mehren sich in den westlichen Unterstützerstaaten die Stimmen, die von einem strategischen Durchbruch und einem Wendepunkt im Krieg sprechen.

Ob es sich tatsächlich so verhält, lässt sich zu diesem Zeitpunkt seriöserweise nicht sagen, erst recht nicht aus einer Entfernung von vielen hundert Kilometern.

Dennoch wollen wir einmal annehmen, es wäre so, und den Ukrainern gelänge es in den kommenden Wochen, die russischen Invasoren aus dem Land hinauszuwerfen, bis hinter die Grenzlinie vom 31.12.2013. Zudem wollen wir annehmen, an die Stelle von Putin und seiner „gelenkten Demokratie“ würde zeitgleich ein dem Westen genehmer Präsident treten, der umstandslos einen Sieg-Frieden zwischen der Ukraine und Russland unterzeichnet. Gas und Öl würden genauso wie dreistellige Milliardensummen als Reparationen von Ost nach West fließen, und der russische Bär wäre auf Generationen hin als militärischer und machtpolitischer Unruheherd ausgeschaltet.

Also wäre alles gut? Mitnichten. Denn der verständliche Wunsch und die ebenso einleuchtende Hoffnung, am Ende des heroischen Ringens der Ukrainer möge deren Freiheit stehen, ist die eine Sache. Eine ganz andere wären die innenpolitischen Folgen in der EU und vor allem in der Berliner Republik, sollte Kiew tatsächlich den Krieg gewinnen. Und da sind die Aussichten weniger rosig.

Es ist absehbar, dass, sollte es den Ukrainern tatsächlich gelingen, ihre Freiheit zu erkämpfen, diese in Deutschland endgültig verloren gehen würde. Warum? Weil sich die bunt-deutsche Regenbogen-Elite die gesellschaftspolitische Chance, die sich aus einem Erfolg der Ukrainer ergäbe, nicht ungenutzt verstreichen lassen würde. Schließlich treten in einem Krieg nicht allein zwei oder mehr Armeen gegeneinander an, sondern darüber hinaus die konkurrierenden Wirtschafts-, Politik- und Gesellschaftssysteme der Kriegsparteien.

Sollte die Ukraine also den Krieg gewinnen, so wäre dies in den Augen des hellen, besseren Deutschlands zweifellos der Beweis für die Überlegenheit eines Gesellschaftsentwurfs im Zeichen des Regenbogens. Hat die Geschichte nicht ein eindeutiges Urteil gefällt? Das Böse ist dem Guten unterlegen, der Weg nach Utopia ist frei.

Oder, um die Bedrohung für Frieden und Freiheit in Deutschland handfester zu machen: Man stelle sich vor, Ursula von der Leyen, Annalena Baerbock, Robert Habeck, Christine Lambrecht, Olaf Scholz, Claudia Roth, Anton Hofreiter und natürlich der unvermeidliche Karl Lauterbach, dazu noch die Redaktionen sämtlicher ÖRR-Ableger samt all den anderen regierungstreuen Medien- und Kulturschaffenden quer durch die bunte Republik – sie alle würden sich in ihrer schon heute kaum zu ertragenden Arroganz durch den Gang der Geschichte bestätigt und bestärkt sehen.

Gewiss, seit Nietzsche wissen wir, dass der Sieg den Keim der Niederlage in sich trägt. Doch bis dahin kann es ein bisschen dauern, in der Zwischenzeit haben die bunten Gesellschaftsklempner das Sagen. Und die werden nicht zögern, das Werk Angela Merkels fortzusetzen und bestenfalls zu vollenden: Das Antlitz Deutschlands, kulturell wie zivilisatorisch, grundlegend und unumkehrbar zu verändern. Nur dann mit einem gewonnenen Krieg im Rücken.

Vergessen wir nicht, mit wem wir es zu tun haben: Mit überzeugten Ideologen, die spätestens seit dem September 2015 den Zeitpunkt gekommen sehen, ihr Utopia Wirklichkeit werden zu lassen. Wer sich dem entgegenstellt, der braucht mit Schonung nicht zu rechnen. Unvergessen diesbezüglich das Theaterstück „FEAR“ an der Schaubühne in Berlin in der Winterspielzeit 2015/16.

Darin werden vier prominente Abtreibungsgegnerinnen wegen ihres Engagements symbolisch hingerichtet. Die Botschaft derer, die sich im Sinne des Wortschöpfers durchaus treffend selbst als „Kulturschaffende“ bezeichnen, ist eindeutig. Der bunte Merkel-Staat zeigte Andersdenkenden schon mal die Instrumente. Die Corona-Pandemie hat dann gezeigt, dass die Regierenden samt den angeschlossenen Funkhäusern nicht davor zurückschrecken, entsprechende Instrumente anzuwenden.

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Von der Unterwerfung der Grundrechte unter ein auf Wohlverhalten basierendes Zuteilungsregime über die Hass-Kampagne gegen Ungeimpfte bis zu den Gewaltorgien verschiedener Polizeihundertschaften im Rahmen von Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstrationen, die sogar die UN auf den Plan rief. Angesichts dessen stellt sich natürlich die Frage, zu was die Regenbogenfraktion fähig ist, wenn deren totalitäres Treiben durch einen vermeintlichen Sieg über Russland geadelt würde?

Widerspruch wird dann so gut wie unmöglich sein. Die Meinungskorridore dürften sich weiter verengen und der Umgang mit Kritikern noch robuster werden. Die inzwischen üblich gewordenen Repressionsmaßnahmen der Bunten Republik gegen Andersdenkende, von einschüchternden Hausdurchsuchungen über staatsanwaltliche Verfolgung aufgrund offensichtlich unsinniger Anzeigen bis hin zur Inhaftierung von Regierungskritikern, dürften ein Vorgeschmack darauf sein, was diejenigen, die die Meinungsfreiheit in ihrem ursprünglichen Sinn in Anspruch nehmen, nach einem Erfolg der Ukraine in Deutschland erwartet.

Einen Hinweis darauf geben die derzeit kursierenden Schlagzeilen und Bemerkungen aus der Regenbogenfraktion, wonach man sich die Namen derer, die sich defätistisch oder sogar als russlandfreundlich gezeigt haben, merken solle. Es fällt schwer, darin nicht die Ankündigung zu sehen, nach dem gewonnenen Krieg mit den Nörglern und Bremsern ein für alle Mal aufzuräumen.

Ruft man sich nun die kalte Unbarmherzigkeit in Erinnerung, mit der die Bunte Republik die Opferangehörigen des Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz in Berlin behandelt hat, oder die menschenverachtende Ankündigung während der Corona-Pandemie, Ungeimpften eine schlechtere medizinische Versorgung angedeihen zu lassen, muss es jedem freiheitsliebenden Menschen in Deutschland Angst und bange werden.

So sieht sich derjenige, der Putins Despotismus für eine mindestens genauso große Bedrohung für Frieden, Freiheit und demokratischen Rechtsstaat in Deutschland hält wie den Bewegungsstaat Bunte Republik, vor eine missliche Lage gestellt. Er oder sie befindet sich zwischen den Fronten.

Gewiss, der Patriotismus gebietet es, sich in einer solch ernsthaften Lage wie derzeit hinter der Regierung und dem Staat zu versammeln, ganz gleich wie groß die Differenzen zwischen dem Einzelnen und den Mächtigen sind. Doch was, wenn die bunten Eliten selbst in Kriegszeiten ihre Ideologie über die Bedürfnisse des Landes sowie der Menschen stellen und sehenden Auges auf eine ökonomische und gesellschaftliche Katastrophe zusteuern?

Was, wenn abzusehen ist, dass ein Sieg über Russland zweifellos als Urteilsspruch der Geschichte zugunsten der Großen Transformation der Gesellschaft hin zur Einen, Bunten Welt gewertet werden wird, und die Bunte Republik deshalb die Zerstörung und den Umbau der Gesellschaft im Zeichen des Regenbogens noch weiter forciert? Aber ist das ein Grund, getreu dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" den Schlächtern von Butscha die Hand zu reichen? Sicher nicht.

Es gilt also, einen anderen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Manch einer mag einen solchen in den derzeit jeden Montag überall in der Republik stattfindenden Demonstrationen gegen die explodierenden Energiekosten zu sehen. Und in der Tat: Wie schon in der Corona-Zeit entwickelt sich hier eine wichtige und mächtige Artikulationsplattform für die Widerborstigen.

Insbesondere für all jene, die sich in diesem Krieg zwischen den Fronten befinden, die nicht bereit sind, einen Sieg der Freiheit in der Ukraine mit dem Verlust derselben in Deutschland zu bezahlen.

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